Christian Lindner

deutscher Politiker (FDP), MdB, Bundesminister a.D.
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Christian Wolfgang Lindner (* 7. Januar 1979 in Wuppertal) ist ein deutscher Politiker (FDP) aus Wermelskirchen und seit dem 24. April 2010 (kommissarisch bereits seit Dezember 2009) Generalsekretär der FDP.[1]

Christian Lindner, 2007

Leben

Ausbildung

Christian Lindner stammt aus Wermelskirchen (Kleinstadt nahe Wuppertal). Sein Vater Wolfgang ist Oberstudienrat für Mathematik und Informatik am Städtischen Gymnasium in Wermelskirchen. Nach der Trennung der Eltern wuchs Lindner bei der Mutter auf.[2]

Nach dem Abitur 1998 studierte Lindner bis zum Jahr 2006 Politikwissenschaft als Hauptfach, die Studienfächer Öffentliches Recht und Philosophie als Nebenfach an der Universität Bonn. Er erlangte den akademischen Grad Magister Artium. Von 1997 bis 2004 war Lindner in der Werbebranche mit einer Werbeagentur selbstständig und insbesondere für Telekommunikationskonzerne tätig. Diese Tätigkeit ließ er im Zuge seiner Wahl zum nordrhein-westfälischen FDP-Generalsekretär auslaufen.

Während seiner Studienzeit gründete er in der Hochphase der „New Economy“ im Mai 2000 zusammen mit drei anderen Mitunternehmern mit 30.000 Euro Stammkapital und KfW-Förderkrediten in Höhe von 1,2 Millionen Euro das Internet-Unternehmen „Moomax“, das er nach einem Jahr wieder verließ. Ende des Jahres 2001 meldete das Unternehmen Insolvenz an.[3]

Parteilaufbahn

 
Christian Lindner im Februar 2011 bei einer Veranstaltung zur Landtagswahl in Baden-Württemberg 2011
 
Christian Lindner im Mai 2009 bei einer FDP-Wahlkampfrede zur Europawahl 2009

1995, mit 16 Jahren, trat Lindner der FDP bei. Von 1996 bis 1998 war er Landesvorsitzender der „Liberalen Schüler NRW“ und Vorstandsmitglied der „Jungen Liberalen NRW“. Seit 1998 ist er Mitglied des NRW-Landesvorstandes der FDP. Seit 2002 ist Lindner Vorsitzender des FDP-Kreisverbandes Rheinisch-Bergischer Kreis, seit 2004 auch stellvertretender Vorsitzender des FDP-Bezirksverbandes Köln. Von November 2004 bis Februar 2010 war Lindner Generalsekretär des FDP-Landesverbands NRW. Dem Bundesvorstand gehört er seit 2007 an.

Bei der Bildung der schwarz-gelben Regierungskoalition nach der Bundestagswahl 2009 wirkte Lindner auf der Seite der FDP als Unterhändler in der Arbeitsgruppe „Familie, Integration, Kultur und Neue Medien“ mit.

Im Dezember 2009 wurde Christian Lindner vom Bundesvorstand der FDP auf Vorschlag des Parteivorsitzenden Guido Westerwelle einstimmig zum Generalsekretär gewählt. Der Bundesparteitag bestätigte ihn am 24. April 2010 mit 95,6 Prozent der Stimmen im Amt. Beim Bundesparteitag 2011 wurde Lindner am 13. Mai 2011 mit 86,95 Prozent der Stimmen wiedergewählt.

Abgeordnetentätigkeit

Lindner wurde 2000 mit 21 Jahren als jüngster Abgeordneter in der Geschichte des Landtags von Nordrhein-Westfalen ins Landesparlament gewählt, dem er vom 2. Juni 2000 bis zum 18. November 2009 angehörte. Dort war er Sprecher für Generationen, Familie und Integration, seit 2005 bis zu seinem Ausscheiden nach der Wahl in den Bundestag überdies stellvertretender Vorsitzender der FDP-Fraktion und Sprecher für die Bereiche Innovation, Wissenschaft und Technologie.

Seit der Bundestagswahl vom 27. September 2009 ist Lindner Mitglied des Deutschen Bundestages. Sein Wahlkreis ist der Rheinisch-Bergische Kreis, wo er 2009 8,6 Prozent der Erststimmen erzielte. Er war auf der Landesliste mit Platz 9 abgesichert. Lindner ist Mitglied im Wirtschaftsausschuss.

Sonstige Mitgliedschaften

Christian Lindner ist u.a. Mitglied der Friedrich-A.-von-Hayek-Gesellschaft und engagiert sich im Rotary-Club Remscheid-Lennep

Bei seiner Tätigkeit als familienpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion kam es zum Kontakt mit dem Kinderhospiz „Regenbogenland“ in Düsseldorf, für das er sich seit 2007 engagiert. Er ist Mitglied des Fördervereins und seit September 2009 offizieller „Botschafter“ der Einrichtung.[4]

Privates

Lindner ist seit August 2011 mit der ZEIT-Journalistin Dagmar Rosenfeld verheiratet. 2009 erwarb er eine Rennfahrerlizenz.[2]

Politische Positionen

Programmatik und Selbstverständnis der FDP

Als Generalsekretär seines FDP-Landesverbandes Nordrhein-Westfalen betonte Lindner auch in der Regierungsrolle stets die Eigenständigkeit der FDP: „Koalitionen sind keine Fusionen.“[5] „Jamaika“-Bündnisse hat er als neue Koalitionsoption der FDP prinzipiell begrüßt, in neuerer Zeit unterstreicht er angesichts der programmatischen Entwicklung der Grünen allerdings verstärkt die Unterschiede zwischen beiden Parteien.[6]

Als Mitglied des Bundesvorstands der FDP hat er seit 2007 ein neues Grundsatzprogramm für die Liberalen gefordert. Die „Wiesbadener Grundsätze“ unterlägen einer „argumentativen Materialermüdung“,[7] weshalb ihre Weiterentwicklung notwendig sei. Auf Beschluss des FDP-Bundesvorstands übernahm Christian Lindner im Juni 2010 die Führung einer Kommission zur Erarbeitung eines neuen Grundsatzprogramms.[8]

Er beschreibt seine Programmatik als „mitfühlenden Liberalismus“ und bezeichnete den Staat u.a. als „teuren Schwächling“, der auf seine Kernaufgaben zurückgeführt werden solle.[9] In einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine[10] sagte Lindner, er halte eine gesellschaftliche Grundordnung auf jüdisch-christlichen Fundamenten für nicht mehr zeitgemäß und bewarb eine „republikanische Identität“.[11] Die FDP sei aber, so Lindner in einem Interview, „nicht mehr antiklerikal und antireligiös wie in früheren Zeiten“. Ein moderner Liberalismus sei „postsäkular“, ohne religiösen Geboten den Anspruch auf Wahrheit abzusprechen.[12]

Bildungspolitik

Lindner hat sich als Hochschulpolitiker stets für Studiengebühren ausgesprochen und unterstützte inhaltlich das von der schwarz-gelben Regierung 2006 umgesetzte Hochschulfreiheitsgesetz in Nordrhein-Westfalen. Für die Schulen spricht er sich für eine Deutschpflicht auf dem Pausenhof aus.[13] In der Koalition mit der CDU unter Jürgen Rüttgers gehörte die FDP mit ihm als Generalsekretär zu den Initiatoren des Kinderbildungsgesetzes (2008) in Nordrhein-Westfalen und schlug einen Rechtsanspruch in NRW ab 2010/2011 auf einen Kindergartenplatz ab dem zweiten Lebensjahr vor.[14]

Kernkraft

Zwei Wochen nach einem schweren Erdbeben in Japan, das einen Tsunami und die Nuklearkatastrophe von Fukushima nach sich zog, forderte Lindner, die im Rahmen eines dreimonatigen Moratoriums abgeschalteten sieben deutschen Kernkraftwerke nach dem Ende desselben nicht wieder in Betrieb zu nehmen.[15] In der Diskussion um einen Atomausstieg sprach er sich gegen einen raschen Ausstieg aus, der seiner Ansicht nach unmöglich sei.[16]

Sozialsystem

Lindner verlangt, eine Schuldenbremse für das Sozialsystem einzuführen. Neue Gesetze und Sozialleistungen sollen nur dann beschlossen werden, wenn die Folgelasten für die künftigen Generationen tragbar sind.[17]

Auszeichnungen

  • 2008 „PolitikAward“ der Fachzeitschrift „Politik & Kommunikation“ als „Nachwuchspolitiker des Jahres“.
  • 2011 „Redner- und Dialogpreis“ des Instituts für Zukunftspolitik re:publik (Nachfolger von Berlinpolis) als „Bester Redner“.[18]

Veröffentlichungen

Lindner hat zwei Fachbücher (s.u.) herausgegeben, von denen eines von der getAbstract AG 2001 als „Finanzbuch des Jahres“ prämiert wurde.

Commons: Christian Lindner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Dirk Graalmann: Christian Lindner: Bambi, Herrscher des Waldes; Süddeutsche Zeitung, Ausgabe vom 15. Dezember 2009.
  2. a b Bild am Sonntag-Interview mit Christian Lindner, von Michael Backhaus und Martin S. Lambeck: „Ist Westerwelle in einem Jahr noch Ihr Chef? -Der FDP-Generalsekretär über die tiefe Krise seiner Partei, die Zukunft von Guido Westerwelle und seine Leidenschaft für Autorennen“, 10. Oktober 2010 (Digitalisat)
  3. Jürgen Zurheide: Pleite mit der Firma – Glück in der Partei; in: Der Tagesspiegel, 27. November 2004.
  4. Uwe Reimann: Düsseldorf: Politiker hilft Kinderhospiz; Rheinische Post, Ausgabe vom 3. Oktober 2009.
  5. Johannes Nitschmann: Koalitionskrach um Schulpolitik. FDP-Vorstand strebt neue Schulstrukturen an; wdr.de, 20. November 2007.
  6. Christian Lindner: Es gibt nur eine liberale Partei in Deutschland; in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Ausgabe vom 19. April 2009.
  7. Rainer Hank: Liberale Ordnungspolitik – Das Elend der FDP; in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Ausgabe vom 1. Dezember 2008
  8. Bundesvorstand der Freien Demokratischen Partei: Beschluss des Bundesvorstandes der FDP: Erarbeitung eines neuen Grundsatzprogramms für die FDP (pdf, 66,7 kB)
  9. dpa: "Der bessere Guido"?, 3. April 2011
  10. Christian Lindner: Eine republikanische Offensive; Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18. Oktober 2010.
  11. „Dann können Maria und Josef einpacken“, Südkurier, 11. Dezember 2010
  12. Christian Lindner im Zeit-Interview vom 17. Februar 2011
  13. Süddeutsche Zeitung: Man spricht deutsch auf dem Pausenhof, 13. Oktober 2010
  14. Johannes Nitschmann: „Liberaler ist sozialer“. Landesparteitag der FDP in Hamm; WDR, 20. April 2007
  15. zeit.de 29. März 2011:FDP will abgeschaltete AKW für immer stilllegen
  16. Süddeutsche Zeitung: Die Halbwertszeit der politischen Demut, April 2011
  17. http://www.sueddeutsche.de/politik/politik-kompakt-cdu-arbeitnehmer-wirbt-fuer-mindestlohn-1.1136876-3 FDP will Sozialausgaben begrenzen]
  18. Hamburger Abendblatt: FDP-Generalsekretär Lindner erhält "Rednerpreis 2010", 15. April 2011