Freie Demokratische Partei

politische Partei in Deutschland
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Vorsitzender Logo
Datei:Guido Westerwelle.jpg Datei:Fdplogo.jpg
Basisdaten
Gründungsdatum: 11. Dezember 1948
Gründungsort: Heppenheim
Vorsitzender: Guido Westerwelle
stellvertretende
Vorsitzende:
Rainer Brüderle,
Andreas Pinkwart
Cornelia Pieper
Generalsekretär: Dirk Niebel
Schatzmeister: Hermann Otto Solms
Weitere
Präsidiums-
mitglieder:
Wolfgang Gerhardt,
Sabine Leutheusser-
Schnarrenberger
,
Birgit Homburger,
Philipp Rösler
Ehrenvorsitzende: Walter Scheel,
Hans-Dietrich Genscher,
Otto Graf Lambsdorff
Mitglieder: ca. 67.000
(Stand: Juni 2005)
Frauenanteil: ca. 23 %
Parteigliederung: 16 Landesverbände,
485 Kreisverbände,
ca. 3.150 Ortsverbände
Anschrift: Thomas-Dehler-Haus
Reinhardtstraße 14
10117 Berlin
Website: www.fdp.de
E-Mail-Adresse: fdp-point@fdp.de

Die Freie Demokratische Partei (FDP bzw. 19682001 F.D.P.) ist eine liberale Partei in Deutschland.

Inhaltliches Profil

Parteiprogramm

Die gegenwärtigen Leitlinien der FDP sind in den Wiesbadener Grundsätzen verankert.

Wirtschafts- und Sozialpolitik

Die FDP verfolgt von den im Bundestag vertretenen Parteien am stärksten die Idee des Wirtschaftsliberalismus, von politischen Gegnern oft auch als Neoliberalismus bezeichnet. Darüber hinaus fordert die FDP die Einführung eines Bürgergeldes, in dem alle steuerfinanzierten sozialen Hilfen des Staates zusammengefasst werden sollen sowie ein einfaches Steuerrecht. Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer wird abgelehnt. Das Modell der Einkommensteuer sieht einen Stufentarif (Steuersätze von 15 %, 25 %, 35 %) vor. Zur Globalisierung sieht sie keine Alternative.

Gesellschaftspolitik

Der gemeinsame Nenner ist eine kritische Einstellung zum Staat, und konservativen sowie egalitären Gesellschaftsentwürfen. Nach dem Motto „So viel Staat wie nötig, so wenig Staat wie möglich!“ versucht sie, die Eingriffe des Staates in das Leben des einzelnen so weit wie möglich zu beschränken. Verbindendes Element in der FDP ist so der Gedanke der „Schaffung und Wahrung der Freiheit des Einzelnen“. So trug sie nahezu alle gesellschaftlichen Liberalisierungen, die in der Bundesrepublik realisiert wurden, mit. Die Kirche ist staatsfern zu organisieren; die Partei steht allen Religionsgemeinschaften offen gegenüber. Alle Religionsgemeinschaften sind, soweit sie die Grund- und Bürgerrechte achten und nicht die demokratische Ordnung ablehnen, vom Staat zu achten und genießen seinen Schutz.

Innenpolitik

Die FDP lehnt zahlreiche in den letzten Jahren erlassene Gesetze ab, die als Einschränkung von Grundrechten angesehen werden, wie z. B. der sog. „Große Lauschangriff“. Ein „Überwachungsstaat“ wird von ihr abgelehnt, ebenso eine allzu restriktive Judikative. Die FDP lehnt eine Vorratsspeicherung von Verbindungsdaten bei Telefon und Internet ab.

Bildungspolitik

Die FDP fordert die Einführung von Ganztagsschulen und das Abitur nach 12 Schuljahren. Außerdem stehen die Liberalen zum gegliederten Schulsystem und lehnen eine „Einheitsschule“ ab, da sie ihrer Meinung nach zu wenig leistungsorientiert und individuelle Förderung nicht ausreichend gewährleistet sei. Die FDP tritt für nachlaufende Studiengebühren zur Finanzierung der Hochschulen ein. Außerdem fordert sie, forschungsfeindliche Gesetze und Verordnungen zu ändern oder abzuschaffen, um damit den Forschungsstandort Deutschland zu sichern. Die Rechtschreibreform lehnt die FDP überwiegend ab. Das Wahlprogramm der FDP zur Bundestagswahl 2005 wurde deshalb in der herkömmlichen Rechtschreibung geschrieben.

Europapolitik

Die FDP bezeichnet sich selbst als die Europapartei. In jedem ihrer 16 Landesverbände wurden Europabeauftragte bestimmt. Die FDP fordert eine Volksabstimmung über die EU-Verfassung. Bezüglich des EU-Beitritts der Türkei hat die FDP sich nicht festgelegt; sie verweist einzig und allein auf die Entwicklung der Menschenrechtslage in der Türkei.

Siehe auch: Bundestagswahl 2005 daniel da hat jeder rechte...

Parteiflügel

Mitglieder und Anhänger der FDP werden von der Öffentlichkeit gerne in Linksliberale und Wirtschaftsliberale aufgeteilt. Die Linksliberalen treten vor allem für Bürgerrechte ein, während die Wirtschaftsliberalen sich besonders für die Belange der vorrangig mittelständischen Wirtschaft stark machen. In der Realität gibt es jedoch in der FDP – anders als in den meisten anderen Parteien – keine feste „Blockbildung“, in der einzelne Personen klar dem einen oder anderen Lager zuzuordnen wären.

Nationalliberale, die bis Ende der 1960er Jahre großen Einfluss auf die Partei hatten und in der Tradition der nationalen Einigung standen, sind heute praktisch nicht mehr in der FDP vertreten. Aber auch Linksliberale haben seit dem Koalitionswechsel von 1982 in der Partei an Bedeutung verloren, da diese als Reaktion darauf teilweise zur SPD wechselten oder mit den Liberalen Demokraten (LD) eine linksliberale Partei gründeten, die bis heute relativ erfolglos blieb.

Heute werden zum linksliberalen Flügel der FDP neben Sabine Leutheusser-Schnarrenberger etwa Gerhart Rudolf Baum oder Burkhard Hirsch gezählt (siehe auch Freiburger Kreis).

Geschichte

Wurzeln des Liberalismus

Die liberale Bewegung setzte sich im Anfang des 19. Jahrhunderts im Zuge der Aufklärung für mehr Rechte der unteren Schichten und die nationale Einigung ein. Liberale Gruppen, die zum großen Teil aus Studenten und anderen Intellektuellen bestanden, protestierten für „Einheit und Freiheit“. Darauf folgten Gegenmaßnahmen der reaktionären Kräfte Deutschlands, besonders durch Kanzler Metternich, den die liberale Märzrevolution im Jahr 1848 zum Rücktritt zwang. Ab 1849 jedoch war die Revolution zum größten Teil erschöpft und die Monarchie setzte sich wieder durch, wenn auch das liberale Gedankengut fest verwurzelt blieb und zum Beispiel dem Preußischen König bei der Durchführung seiner Politik bis zu Bismarcks Einspringen Probleme bereitete. Die Deutsche Fortschrittspartei, die sich 1861 gründete, war die erste Partei im heutigen Sinne, mit Parteiprogramm und klaren politischen Zielen. Ihre Nachfolger in der Zeit des Deutschen Kaiserreiches waren die Nationalliberale Partei und die Deutsche Volkspartei sowie später die Fortschrittliche Volkspartei. Ihnen folgten die Deutsche Demokratische Partei/Deutsche Staatspartei und Deutsche Volkspartei in der Weimarer Republik, deren Mitglieder maßgeblich an den Gründungen der liberalen Parteien der Nachkriegszeit beteiligt waren.

Liberale Parteien nach 1945

Im Juli 1945 forcierte die Sowjetunion die Gründung der LDP in der Ostzone. Im September 1945 gründete sich die Hamburger Partei Freier Demokraten (PFD) als erste liberale Partei in den Westzonen. Bei den ersten Bürgerschaftswahlen in Hamburg erreichte die nunmehr FDP genannte Partei am 13. Oktober 1946 18,2 %. Ebenfalls im September 1945 wurde im Südwesten die DVP gegründet, die bei den Landtagswahlen in Württemberg-Baden im November 1946 ähnlich stark abschnitt. Neugründungen liberaler Parteien erfolgten in allen Bundesländern. In Hessen erhielt die FDP durch eine Listenverbindung mit den Heimatvertriebenen, die noch nicht eigenständig kandidieren durften, 1950 mit 31,8 % das beste Landtagswahlergebnis ihrer Geschichte. In den sowjetisch besetzten Gebieten erlangte 1946 die LDP bei den einzigen freien Landtagswahlen zwischen 7,8 % in Groß-Berlin (Ost) und 29,9 % in der Provinz Sachsen (Sachsen-Anhalt). Die LDP (Ost) ging jedoch 1949 als „BlockparteiLDP in die Nationale Front auf.

Parteigründung

Am 17. März 1947 wurde in Rothenburg ob der Tauber die Demokratische Partei Deutschlands (DPD) als erste und einzige gesamtdeutsche Partei gegründet. Vorsitzende waren Theodor Heuss und Wilhelm Külz. Aufgrund des Kalten Krieges wurde die Partei allerdings nach Külz' Tod bereits 1948 wieder aufgelöst.

Die Freie Demokratische Partei wurde am 11. Dezember 1948 in Heppenheim an der Bergstraße als ein Zusammenschluss aller liberalen Parteien der westlichen Besatzungszonen gegründet. Der Name Liberaldemokratische Partei (LDP) konnte sich dabei nicht durchsetzen. Ihr erster Vorsitzender war Theodor Heuss. Der Ort der Parteigründung wurde mit Bedacht gewählt, denn am 10. Oktober 1847 hatten sich in Heppenheim die gemäßigten Liberalen getroffen.

Bei der Schaffung des Grundgesetzes 1948/49 und dessen Ausgestaltung hatte die FDP stets mehr Anteil als ihre Wahlergebnisse vermuten lassen. So war sie die Hüterin der persönlichen Freiheitsrechte, des parlamentarischen Systems und der sozialen Marktwirtschaft (während alle anderen am Grundgesetz wirkenden Parteien eine eher staatsgelenkte Wirtschaft bevorzugten). In vielen anderen Fragen hatte die FDP alternative oder vermittelnde Lösungen zwischen SPD und CDU vorangebracht und konnte somit oftmals aktiver als andere Parteien Programmpunkte in die Realität umsetzen. Auch war die FDP die Partei, die mit insgesamt 41 Jahren am längsten an der Bundesregierung beteiligt sein sollte.

Bis in die fünfziger Jahre hinein standen einige Landesverbände der FDP rechts von der CDU/CSU, die ihrerseits anfänglich noch Konzepten eines christlichen Sozialismus nachhing. Mit national orientierten Grundwerten wurde um Stimmen auch von Trägern von Staats- und Gesellschaftsfunktionen des dritten Reichs geworben, um auch diese in den neuen Staat zu integrieren.

1949–1969: Der Aufbau Deutschlands

Bei den ersten Wahlen zum Bundestag am 14. August 1949 errang die FDP einen Stimmenanteil von 11,9 % (bei 12 Direktmandaten, vor allem in Baden-Württemberg und Hessen) und erhielt somit 52 von 402 Sitzen. Im Juli des selben Jahres wurde der FDP-Vorsitzende Theodor Heuss vom CDU-Vorsitzenden Konrad Adenauer als erster Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland vorgeschlagen und gewählt. 1954 erhielt er bei seiner Wiederwahl mit 871 von 1.018 Stimmen (85,6 %) der Bundesversammlung das bis heute beste Wahlergebnis eines Bundespräsidenten. Die FDP stimmte (zusammen mit der DP) im Bundestag gegen das von CDU und SPD Ende 1950 eingebrachte Entnazifizierungsverfahren. Auf ihrem Bundesparteitag 1951 in München verlangte sie die Freilassung aller „so genannten Kriegsverbrecher“ und begrüßte die Gründung des „Verbands Deutscher Soldaten“ aus ehemaligen Wehrmachts- und SS-Angehörigen, um die Integration der nationalistischen Kräfte in die Demokratie voranzubringen. Die nach Werner Naumann benannte Naumann-Affäre (1953) kennzeichnet den Versuch alter Nationalsozialisten, die Partei zu unterwandern. Daraufhin wurden parteiintern Nazi-Seilschaften aufgedeckt und der Naumann-Kreis wurde aus der Partei ausgeschlossen. Nachdem die Bundes-FDP stets fern rechter Ideologie stand, mussten nun auch die letzten Landesverbände Abstand davon nehmen, und die national gesinnten Mitglieder verließen die Partei. Nach der Bundestagswahl 1953 erhielt die FDP 9,5 % der Zweitstimmen, 10,8 % der Erststimmen (bei 14 Direktmandaten, vor allem in Hamburg, Niedersachsen, Hessen, Württemberg und Oberfranken) und 48 von 487 Mandaten.

In der zweiten Legislaturperiode des Bundestages gewannen Kräfte der süddeutschen Liberaldemokratie in der Partei an Einfluss. Mit Thomas Dehler übernahm ein Vertreter eines eher linksliberalen Kurses den Partei- und Fraktionsvorsitz. Der ehemalige Justizminister Dehler, der nach 1933 unter der Verfolgung durch die Nationalsozialisten zu leiden hatte, wurde bekannt durch seine rhetorische Schärfe. Generell waren die verschiedenen Landesverbände sehr eigenständig und setzten so von Land zu Land unterschiedliche Akzentuierungen im Ringen um die besten Konzepte innerhalb liberaler Politik.

Als einzige der kleineren Nachkriegsparteien überlebte die FDP trotz vieler Probleme. 1957 erreichte sie noch 7,7 % der Stimmen und ihr bis 1990 in Halle an der Saale letztes Direktmandat, womit sie im Bundestag 41 von 497 Sitzen innehatte. Im Folgenden setzte sich die FDP beispielsweise für eine atomwaffenfreie Zone in Mitteleuropa ein. Nach der Bundestagswahl 1961 (bei der sie mit 12,8 % ihr bisher bestes bundesweites Ergebnis erzielte) beteiligt sich die FDP nach schwierigen Verhandlungen wiederum an einer Koalition mit der CDU, obwohl man sich vor der Wahl darauf festgelegt hatte, auf keinen Fall weiterhin zusammen mit Adenauer in einer Regierung zu sitzen. Obwohl es gelang, Adenauers Kanzlerschaft nach zwei Jahren zugunsten des Wunschkanzlers Erhard zu beenden und Adenauer auch nicht Bundespräsident wurde, hatte sich die FDP als „Umfallerpartei“ bereits in der Presse einen Namen gemacht. Nach der Bundestagswahl 1965 erlangte die FDP 9,5 %. Die Koalition mit der CDU zerbrach 1966 an Fragen der Steuererhöhungen und es folgte eine Große Koalition zwischen CDU und SPD.

In der Opposition bahnte sich auch ein Kurswechsel an: Die bisherige Außenpolitik und auch die Stellung zu den Ostgebieten wurden diskutiert. Zum neuen Vorsitzenden wählten die Delegierten 1968 Walter Scheel, einen europäisch ausgerichteten Liberalen, der zwar aus dem nationalliberalen Lager kam, aber mit Willi Weyer und Hans-Dietrich Genscher die neue Mitte der Partei anführte. Diese Mitte bemühte sich darum, die FDP koalitionsfähig mit beiden Großparteien zu machen. Dabei näherten sich die Liberalen durch ihre Neuorientierung in der Ost- und Deutschlandpolitik besonders der SPD an.

1969–1982: Gesellschaftliche Veränderungen und Krisen

Am 21. Oktober 1969 beginnt nach der Bundestagswahl die Periode einer Sozialliberalen Koalition mit der SPD und dem Bundeskanzler Willy Brandt. Walter Scheel war es, der die außenpolitische Wende einleitete. Trotz einer sehr knappen Mehrheit leiteten er und Willy Brandt die umstrittene Neue Ostpolitik ein. Die außenpolitische sowie die gesellschaftspolitische Wende wurden 1971 durch die Freiburger Thesen, die als Rowohlt-Taschenbuch mehrere 100.000 mal verkauft wurden, auf eine theoretische Grundlage gestellt. Walter Scheel war zunächst Außenminister und Vizekanzler, 1974 wurde er dann zweiter liberaler Bundespräsident der Bundesrepublik und machte damit den innerparteilichen Weg für den bisherigen Innenminister Hans-Dietrich Genscher frei.

Von 1969 bis 1974 stützte die FDP Bundeskanzler Willy Brandt, danach regierte sie an der Seite Helmut Schmidts. Bereits am Ende der 70er Jahre schienen die Übereinstimmungen zwischen FDP und SPD nicht mehr für eine Koalition ausreichend zu sein, aber die CDU/CSU-Kanzlerkandidatur von Franz-Josef Strauß 1980 ließ die beiden Parteien noch einmal zusammen in die Bundestagswahl gehen. Die FDP sah jedoch immer mehr die Differenzen zur SPD, vor allem in der Wirtschaftspolitik. In der Haltung zur Frage des NATO-Doppelbeschlusses hatte Kanzler Schmidt seine eigene SPD nicht hinter sich. Auch wurden Widersprüche innerhalb der FDP immer größer.

1982–1998: Wirtschaftliche Neuorientierung und Wiedervereinigung

Am 1. Oktober 1982 wählte die FDP zusammen mit der CDU/CSU-Bundestagsfraktion den CDU-Parteivorsitzenden Helmut Kohl zum neuen Bundeskanzler (siehe auch Wende (BRD)). Der Koalitionswechsel hatte heftige interne Auseinandersetzungen zur Folge, so verlor die FDP daraufhin über 20 % ihrer 86.500 Mitglieder, was sich auch bei der Bundestagswahl 1983 (Rückfall von 10,6 % auf 7,0 %) niederschlug. Die Mitglieder liefen zumeist zur SPD, den Grünen und neu gegründeten Splitterparteien, wie der linksliberalen Partei Liberalen Demokraten (LD) über. Unter den austretenden Mitgliedern befand sich auch der damalige FDP-Generalsekretär und heutige EU-Kommissar Günter Verheugen. Beim Parteitag im November 1980 trat der schleswig-holsteinische Landesvorsitzende Uwe Ronneburger gegen Hans-Dietrich Genscher als Parteivorsitzender an. Ronneburger erhielt 186 der abgegebenen Stimmen – rund 45 % – und unterlag damit nur knapp.

Die Jungdemokraten, die traditionelle Jugendorganisation der Liberalen, lösten sich von der FDP und wurden ein parteiunabhängiger linker Jugendverband. Die neue Jugendorganisation Junge Liberale hatte anfangs eine eher wirtschaftsliberale Ausrichtung. In der Zeit der Wiedervereinigung verfolgte die FDP das Ziel eines Sonderwirtschaftsgebiets in der Ex-DDR, konnte sich jedoch gegen die CDU/CSU nicht durchsetzen, da diese eventuelle Stimmenverluste in den fünf neuen Bundesländern bei der Bundestagswahl 1990 verhindern wollte.

Während der politischen Umbrüche 1989/1990 entstanden in der DDR neue liberale Parteien, wie die F.D.P. der DDR oder die Deutsche Forumpartei. Sie bildeten mit der LDPD, die zuvor als Blockpartei an der Seite der SED gewirkt hatte und mit Manfred Gerlach auch den letzten Staatsratsvorsitzenden der DDR stellte, den Bund Freier Demokraten (BFD). Schon vor der Wiedervereinigung Deutschlands vereinigte sich auf einem Vereinigungsparteitag im August 1990 in Hannover die westdeutsche F.D.P. mit den Parteien des BFD und der ehemaligen Blockpartei NDPD zur ersten gesamtdeutschen Partei. Beide Blockparteien bescherten der FDP einen großen, wenn auch nur kurz anhaltenen, Mitgliederzuwachs. In der ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl wurde die CDU/CSU/FDP-Koalition bestätigt, die FDP bekam 11,0 % der gültigen Stimmen (79 Sitze) und errang (in Halle (Saale)) ihr erstes Direktmandat seit 1957.

1998 bis heute

Seit 1998 ist die FDP – nach 29 Jahren ununterbrochen in der Bundesregierung – in der Opposition. Oft wurde der FDP vorgeworfen, eine reine Mehrheitsbeschafferin für andere Parteien zu sein (dieser Vorwurf hätte unter den bisherigen Konstellationen auch für jede andere kleine Bundespartei gegolten). Im Bundestagswahlkampf 2002 trat die FDP daher mit dem „Projekt 18“ an und wollte damit ein eigenständiges Profil auf gleicher Augenhöhe zu den beiden großen Volksparteien schaffen sowie durch einen unkonventionellen Wahlkampf auch jüngere Wähler ansprechen.

Die Umfragewerte von 10–13 % vor der Wahl konnten jedoch nicht in Stimmen umgesetzt werden, da unter anderem die Möllemann-Affäre viele Wähler abschreckte. Trotzdem war das Ergebnis besser als bei den Bundestagswahlen 1994 und 1998: Das Erststimmenergebnis war eines der besten der letzten Bundestagswahlen mit 5,8 % und damit zum Beispiel höher als das der Grünen, und auch die Zweitstimmen konnten um ein Fünftel auf 7,4 % gesteigert werden.

Bei der Wahl zum Europäischen Parlament im Jahr 2004 errang die FDP mit 6,1 % ihr bestes Europawahlergebnis überhaupt und zog mit der Spitzenkandidatin Silvana Koch-Mehrin nach 10 Jahren Abstinenz wieder in das Brüsseler Parlament ein. Die FDP-Abgeordneten im Europaparlament gehören der ALDE-Fraktion an, die dort die drittstärkste Fraktion stellen.

Die FPD wurde bei den vorgezogenen Bundestagswahlen am 18.9.2005 mit 9,8% - ihrem "besten Wahlergebnis seit langem" - die fünftstärkste Kraft im Deutschen Bundestag.

Sie ist an Landesregierungen in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg beteiligt. Des Weiteren sitzen aufgrund der letzten Wahlen FDP-Abgeordnete in den Landtagen von Berlin, Schleswig-Holstein, Bremen, Hessen und Sachsen, Saarland.

Auf kommunaler Ebene galt die FDP besonders in den 1970er, 1980er und 1990er Jahren als schwach, so dass sie spöttisch als „Dame ohne Unterleib“ bezeichnet wurde. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts scheint sich jedoch eine Renaissance der Liberalen als Kommunalpartei anzubahnen. So stellt sie auch diverse hauptamtliche Bürgermeister in größeren Städten (unter anderem: Cuxhaven, Dresden, Jena, Pforzheim, Plauen, Wetzlar) und ist in viele Kommunalparlamente zurückgekehrt.

Resümee

Die FDP trug bisher am längsten Regierungsverantwortung in der Bundesrepublik Deutschland, nämlich insgesamt 42 Jahre. Die FDP stellte sechs Vizekanzler in insgesamt 14 verschiedenen Kabinetten. Sie stellte mit Walter Scheel, Hans-Dietrich Genscher und Klaus Kinkel drei bundesrepublikanische Außenminister.

Die Außenpolitik der FDP steht ganz in der Tradition der Außenpolitiken Walther Rathenaus und Gustav Stresemanns. Klassische FDP-Ministerressorts waren auch Justiz und Wirtschaft. Die FDP stellte mit Theodor Heuss (1949–1959) und Walter Scheel (1974–1979) zwei Bundespräsidenten.

Struktur

Vorlage:Vorfeldorganisationen der FDP

Parteifinanzen

Die FDP erhielt 2002 Einnahmen von 31,5 Mio. Euro, davon 44 % durch Spenden, 26 % durch staatliche Mittel, 20 % durch Mitgliedsbeiträge und 10 % durch sonstige Einnahmen. Zum Vergleich: Bündnis 90/Die Grünen erhielten 26,3 Mio. Euro und die CSU 46,1 Mio. Euro.

Wählerschaft

Wahlstatistisch wird die FDP vor allem von schwach konfessionell Gebundenen (gleich große Anteile von Konfessionslosen, Katholiken und Evangelischen), höher Gebildeten gewählt, die einer Beschäftigung nachgehen, häufig selbstständig sind. Unter Landwirten, Rentnern und Gewerkschaftsmitgliedern hat die FDP die niedrigsten Werte. Es dominiert, nur leicht, der männliche Anteil in kleinen und mittelgroßen Städten. Auf dem Lande sowie in Großstädten schneidet die FDP leicht schlechter ab. Wahlentscheidende Themen sind für FDP-Wähler Steuer- und Wirtschaftspolitik (56 %), Arbeitsmarktpolitik (31 %) und soziale Gerechtigkeit (27 %).

Die FDP-Hochburgen sind die Gebiete entlang des Hoch-, Ober-, Mittel- und Niederrheins ohne das Ruhrgebiet, sowie die Neckar- und Jagstregion, die Nahe- und Moselregion, das Münsterland, Mittelhessen, das Oldenburger Land, die Gebiete um München, Frankfurt am Main, Hamburg und Halle (Saale) und der Südwesten Berlins.

Wählerstromanalysen ergeben lediglich nennenswerte Wählerströme zwischen der FDP und CDU/CSU und SPD, in relativen Werten auch zwischen Grünen und FDP. Weniger zwischen FDP und PDS (in Ostdeutschland) und so gut wie gar nicht zwischen FDP und Parteien am rechten Rand. Sozialwissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass den FDP-Anhängern politisch-programmatisch in Wirtschaftsfragen die CDU/CSU-Anhänger am nächsten stehen, in gesellschaftspolitischen Fragen jedoch die SPD- und GRÜNEN-Anhänger. Auch hier ergaben sich die größten Differenzen zwischen FDP-Anhängern auf der einen Seite und PDS- und REP-Anhängern auf den anderen Seiten.

Auf der Links-Rechts-Skala von 1–10 ordnen sich die FDP-Anhänger bei dem Wert 5 ein (in Westdeutschland leicht über 5, in Ostdeutschland leicht unter 5).

Vorlage:Stiftungen der FDP

Gliederung

Die Freie Demokratische Partei gliedert sich in 16 Landesverbände; sie hat rund 67.000 Mitglieder (Stand Juni 2005). Allein auf Nordrhein-Westfalen entfallen hiervon etwa 17.000 Mitglieder. Den höchsten Stand an Mitgliedern wies die Partei 1981 mit 86.500 Mitgliedern sowie, einigungsbedingt, 1991 mit etwa 155.000 Mitgliedern auf.

Die FDP ist Mitglied der Europäischen Liberal-Demokratischen und Reform-Partei und der Liberalen Internationalen. Im EU-Parlament gehört sie der Fraktion der Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa an. Diese Fraktion stellt mit 88 Sitzen 12,0 % der EU-Parlamentarier.

Im Saarland führt der FDP-Landesverband den Zusatz Demokratische Partei Saar (FDP/DPS). In Baden-Württemberg hat der Landesverband der FDP den Zusatz Demokratische Volkspartei (FDP/DVP) aus einer 140-jährigen Tradition heraus.

Landesverbände

Landesverband Vorsitzende/r Mitglieder Kreisverbände
Baden-Württemberg Birgit Homburger 7.100 37
Bayern Sabine Leutheusser-Schnarrenberger 4.500 61
Berlin Markus Löning 2.700 12
Brandenburg Heinz Lanfermann 1.600 11
Bremen Peter Bollhagen 400 5
Hamburg Leif Schrader 1.300 23
Hessen Jörg-Uwe Hahn 6.300 26
Mecklenburg-Vorpommern Hans Kreher 1.200 17
Niedersachsen Walter Hirche 6.500 41
Nordrhein-Westfalen Andreas Pinkwart 17.000 50
Rheinland-Pfalz Rainer Brüderle 5.100 25
Saarland Christoph Hartmann 1.300 3
Sachsen Holger Zastrow 2.500 22
Sachsen-Anhalt Cornelia Pieper 2.300 20
Schleswig-Holstein Jürgen Koppelin 2.500 15
Thüringen Uwe Barth 2.200 18

In Berlin gibt es keine Kreisverbände. Stattdessen wird die regionale Parteiarbeit von den Bezirksverbänden übernommen.

Persönlichkeiten

Bundesminister der FDP

 
Otto Graf Lambsdorff
Datei:Kinkel.jpg
Klaus Kinkel
 
Wolfgang Gerhardt

Bekannte Mitglieder

Literatur

  • Lothar Albertin: Politischer Liberalismus in der Bundesrepublik. Sammlung Vandenhoeck, Göttingen 1980, ISBN 3-525-01324-8
  • Daniel Elfendahl: Richtungskämpfe im parteipolitischen Liberalismus: Die FDP zwischen 1948 und 1972. Ruhr-Universität, Bochum 2003
  • Karl-Hermann Flach: Noch eine Chance für die Liberalen. Eine Streitschrift. Frankfurt am Main 1971, ISBN 3-596-22040-8
  • Hans-Dietrich Genscher: Nur ein Ortswechsel? Eine Zwischenbilanz der Berliner Republik. Hohenheim Verlag, 2002, ISBN 3-8985-0074-8
  • Jörg Michael Gutscher: Die Entwicklung der FDP von ihren Anfängen bis 1961. Hain Verlag, Meisenheim am Glan 1967
  • Dieter Hein: Zwischen liberaler Milieupartei und nationaler Sammlungsbewegung. Gründung, Entwicklung und Struktur der Freien Demokratischen Partei 1945–1949. Droste Verlag, Düsseldorf 1985, ISBN 3-7700-5127-0
  • Karl Holl, Günter Trautmann, Hans Vorländer: Sozialer Liberalismus. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1986, ISBN 3-525-01333-7
  • Reinhart Hübsch, Jürgen Frölich: Deutsch-deutscher Liberalismus im Kalten Krieg. Zur Deutschlandpolitik der Liberalen 1945–1970. Potsdam 1997
  • Heino Kaack: Zur Geschichte und Programmatik der Freien Demokratischen Partei. Verlag Anton Hain, Meisenheim am Glan 1976, ISBN 3-445-01380-2
  • Kurt J. Körper: FDP. Bilanz der Jahre 1960 – 1966. Braucht Deutschland eine liberale Partei? Köln 1968.
  • Otto Graf Lambsdorff (Hrsg): Freiheit und soziale Verantwortung. Grundsätze liberaler Sozialpolitik. FAZ Verlag, Frankfurt 2001, ISBN 3-8984-3041-3
  • Dieter Langewiesche: Liberalismus in Deutschland. Suhrkamp, 1988, ISBN 3-518-11286-4
  • Marco Michel: Die Bundestagswahlkämpfe der FDP 1949–2002. Vs Verlag für Sozialwissenschaften, 2004, ISBN 3-531-14180-5
  • Andreas Morgenstern: Die FDP in der parlamentarischen Opposition 1966–69. Wandel zu einer „Reformpartei“. Tectum-Verlag, 2004, ISBN 3-8288-8670-1
  • Ralph Raico: Die Partei der Freiheit. Studien zur Geschichte des deutschen Liberalismus. Lucius & Lucius, Stuttgart 1999, ISBN 3-8282-0042-7.
  • John Rawls: Politischer Liberalismus. Suhrkamp, 2003, ISBN 3-518-29242-0
  • John Rawls: Die Idee des politischen Liberalismus. Suhrkamp, 1994, ISBN 3-518-28723-0
  • Theo Rütten: Der deutsche Liberalismus 1945 bis 1955. Deutschland- und Gesellschaftspolitik der ost- und westdeutschen Liberalen in der Entstehungsphase der beiden deutschen Staaten. Nomos Verlag, Baden-Baden 1984
  • Walter Scheel, Otto Graf Lambsdorff: Freiheit in Verantwortung, Deutscher Liberalismus seit 1945. Bleicher 1988, ISBN 3-8835-0047-X
  • Mathias Siekmeier: Restauration oder Reform. Die FDP in den sechziger Jahren. Janus Verlag, Köln 1998, ISBN 3-922977-51-0
  • Guido Westerwelle: Neuland. Die Zukunft des deutschen Liberalismus. ECON, München 1999, ISBN 3-612-26658-6
  • Rüdiger Zülch: Von der FDP zur F.D.P. – Die dritte Kraft im deutschen Parteiensystem. Bonn 1973

Siehe auch

Vorlage:Navigationsleiste Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages (FDP)

Vorlage:Kandidat (Lesenswert)