Apfelwein ist ein Fruchtwein, welcher aus einer Mischung verschiedenster Apfelsorten gekeltert wird. Üblicherweise hat er 5-6% Alkoholgehalt und einen herben sauren Geschmack. Hergestellt und konsumiert wird er überwiegend in Hessen, insbesondere im Frankfurter Raum und im Odenwald sowie im gesamten moselfränkischen Raum. Hochburgen sind hier Merzig (Saarland) und der Trierer Raum.
Name
Apfelwein wird häufig Äbbelwoi, Ebbelwoi oder Viez genannt. Auf das von Großkeltereien geschaffene Modewort Äppler reagieren viele Apfelweinliebhaber allergisch, weshalb man es - insbesondere in einer alt eingesessenen Apfelweinkneipe - tunlichst vermeiden sollte. In einer Diskothek hingegen, ist die Bezeichnung Äppler durchaus gebräuchlich. An der Mosel, in der Eifel und im Hunsrück trägt er den Namen "Viez" welcher aus römischer Zeit stammt und andeutet, das dieser Apfelwein als Ersatz zum echten Wein getrunken wurde. In Baden-Würtemberg ist die übliche Bezeichnung Most
Herstellung
Apfelwein ist ein reines Naturprodukt und daher auch immer naturtrüb. Im Herbst, nach der Apfelernte, werden die Äpfel kalt ausgepresst und man erhält den so genannten Süßen, der in Süddeutschland und Österreich oft Most oder Süßmost genannt wird. Nach einigen Tagen wird daraus dann ein Rauscher, also ein gärender Most, der auf der Zunge bitzelt. Im weiteren Verlauf entstehen dann der helle Neue und der Alte.
Neben einigen Großkeltereien, wird das Stöffchen noch von vielen kleinen Keltereien nach altem Hausrezept gekeltert, die oft auch ein Apfelweinlokal betreiben. Es gibt aber auch zahlreiche Gastronomiebetriebe und Privatpersonen, die ihren Apfelwein selbst keltern.
Eine Variante des Apfelweins wird mit dem Saft der Früchte des Speierlingbaumes versetzt, die, wie der Name bereits andeutet, so sauer sind, dass man Speien (Spucken...) muss. Diese "Säuerung" klärt den Wein und macht ihn länger haltbar.
Darreichung
Apfelwein wird, da er trüb ist, üblicherweise im Gerippten (Glas mit Rautenschnitt, dessen Schnitte das Licht reflektieren) serviert. Die Standardgröße dieses Glases beträgt 0,25 Liter (die große Variante fasst 0,5 Liter). Der Ausschank von Apfelwein in anderen Glasarten (z.B. Longdrinkgläsern) ist absolut unüblich. Ein mit Apfelwein gefülltes Geripptes wird auch als Schoppen bezeichnet.
In Gesellschaft oder bei größerem Durst bestellt man Apfelwein auch im Bembel. Das dickbäuchige Gefäß aus Steingut hat üblicherweise eine graue Grundfarbe mit blauem Muster. Die verschiedenen Größen werden in der Regel nach ihrem Inhalt in Gläsern benannt (z.B. 4er oder 8er Bembel).
In Eifel, Hunsrück, Moseltal und Trier ist der Viezkrug zu Hause, der aus weißem Pozellan besteht und 0,5 l fasst. Man nennt in hier "Porz".
Als altes Hausmittel gegen Erkältung oder auch als wärmendes Getränk in der kalten Jahreszeit, ist der heiße Apfelwein beliebt, wobei der Apfelwein erhitzt (nicht gekocht !) und mit Zimtstange, evtl. Gewürznelken und Zitronenscheibe serviert wird. Bei dieser Variante ist die Beigabe von Zucker ausnahmsweise nicht tabu.
Apfelwein als Mischgetränk
Böse Zungen aus fremden Regionen behaupten, Apfelwein sei das, was erst nach dem 8. Glas zu schmecken anfängt. Vermutlich deshalb haben sich verschiedene Abarten entwickelt:
- Die üblichste ist der Sauergespritzte oder auch einfach nur "G'sprizte": verschnitten mit Mineralwasser, also eine Apfelweinschorle. Wer mehr als die übliche Menge Wasser in seinem Apfelwein wünscht, bestellt einen Tiefgespritzten bzw. einen Batschnassen.
- Ebenfalls verbreitet ist der Süßgespritzte: verschnitten mit (Zitronen-)Limonade oder auch mit frischem Apfelmost.
- In alten Zeiten wurde in den feinen Frankfurter Herrschaftshäusern Apfelwein mit Sekt gemischt. Vereinzelte Keltereien versuchen diese Tradition wiederzubeleben.
- Deutlich seltener wird Apfelwein mit Cola gemischt (auch als Korea bezeichnet).
- Auch beliebt ist das Mischen von Apfelwein und Apfelsaft (Halbe-Halbe)
Das Mischen (insbesondere mit Cola) gilt bei vielen Apfelweinliebhabern übrigens als Kulturverbrechen.
Apfelwein in anderen Ländern
Varianten des Apfelweins sind auch in Frankreich (Cidre), Großbritannien (Cider) und Spanien (Sidra) bekannt. Ein ähnliches alkoholisches Getränk, das aus Äpfeln und Birnen hergestellt wird, trägt in Österreich den Namen Most.
In der Schweiz wird unterschieden zwischen Apfelwein (klar, spritzig) und saurem Most (klar oder trüb), d.h. gegärtem Apfelsaft. Sauerer Most wird vor allem in der Ostschweiz produziert, wo er der Einfachheit halber "Saft" genannt wird. Der Kanton Thurgau, der schweizweit am meisten Äpfel produziert, wird deshalb oft scherzhaft als "Mostindien" bezeichnet.