Markomannenkriege

kriegerische Auseinandersetzungen zwischen dem Römischen Reich und germanischen Gruppierungen
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Markomannenkriege

Unter dem Begriff Markomannenkriege werden die Kriege des Römischen Reiches gegen germanische und sarmatische Stämme an der mittleren Donau zusammengefasst. Nach Beendigung der Partherkriege im Jahre 166 kommt es zu umfangreichen Militäraktionen, wobei der erste Markomannenkrieg bis zum Jahre 174 dauert; nach einer kurzen Ruhephase flammen die Kämpfe wieder auf und der zweite Markomannenkrieg dauert bis zum Tod des Kaisers Marc Aurel im Jahre 180.

Bei den Kriegsgegnern der Römer handelt es sich um Markomannen, Quaden, Sarmaten, Vandalen, Langobarden und weitere Stämme im Vorfeld und Hinterland des römischen Limes an der mittleren Donau. Als Ursachen der Markomannenkriege gelten Bevölkerungsverschiebungen im Inneren Germaniens, die zu einem Druck auf die Grenzen des Römischen Reiches und zu Unruhen innerhalb der römischen Klientelstaaten führen. Die Kriege sind der Auftakt zu weitreichenden Unruhen an der Nordgrenze, die im 3. Jhdt. einen Höhepunkt erreichen und zu einer Krise des Römischen Reiches führen.

Die Chronologie der kriegerischen Ereignisse ist aufgrund der schlechten Quellenlage in vielen Einzelheiten noch unklar, so dass die zeitliche Abfolge und die Datierung vielfach strittig ist. Die folgende Aufstellung kann daher letztlich nur eine Hypothese sein.

Chronologie

165

- Ende 165 / Anfang 166: Die Legaten Julius Verus und M. Claudius Fronto führen nach ihrer Rückkehr aus den Partherkriegen Truppenaushebungen in Italien aus; zwei neue Legionen werden aufgestellt.

166

- M. Iulius Bassus wird Statthalter von Pannonia Superior. Verhandlungen mit Germanen.

- Tib. Claudius Pompeianus wird Statthalter von Pannonia Inferior.

- Rückkehr der Truppen aus den Partherkriegen. Ausbreitung der Pest.

- 12. Oktober: Triumphzug in Rom zum Ende des Partherkrieges.

167

- Ende des Jahres 166 / Anfang 167: Einfall einer Schar von 6000 Langobarden und Obiern in Pannonia Superior.

- Niederlage der Eindringlinge gegen Hilfstruppenkontingente, bestehend aus Kavallerie unter dem Befehl des M. Macrinius Avitus Catonius Vindex und einer Abteilung Infanterie unter dem Befehl des Candidus.

- Kämpfe in Dakien gegen Vandalen und Sarmaten. Angriff auf die Goldbergwerke in Westdakien.

- Statthalter von Moesia Superior fällt im Kampf.

- Vor Mai: Marc Aurel und Lucius Verus erhalten den Titel „Imperator zum fünften Mal“.

- M. Iulius Bassus, Statthalter von Pannonia Superior, verhandelt unter der Vermittlung von Ballomarius, dem König der Markomannen, mit Vertretern von 11 Stämmen über Frieden.

168

- 6. Januar: Ansprache Mark Aurels an die Prätorianer in Rom zum bevorstehenden Feldzug.

- Markomannen und Viktualen bedrohen die Grenzen. Weitere germanische Stämme drohen mit Einfall ins Reich, Rückzug nach Verhandlungen.

- Schlacht gegen Quaden endet mit dem Tod ihres Königs. Sein Nachfolger wird von den Römern bestätigt.

- Frühjahr:Marc Aurel und Lucius Verus beziehen ihr Hauptquartier in Aquileia (Oberitalien).

- Einrichtung der praetentura Italiae et Alpium unter der Leitung des Q. Antistius Adventus.

- M. Claudius Fronto wird legatus Augusti Moesiae Superioris et Dacicae Apulensis simul.

- Wüten der Pest unter den Truppen im Norden.

169

- Januar: Die beiden Kaiser entschließen sich zum Aufbruch von Aquileia und zur Rückkehr nach Rom. Tod des Lucius Verus auf der Reise in Altinum.

- Kämpfe an der pannonischen Front gegen Germanen und Sarmaten.

- Sex. Calpurnius Agricola, Statthalter von Moesia Inferior, fällt im Kampf.

- VereinigungderMilitärkommandos der drei Dakien und der Moesia Superior unter M. Claudius Fronto.

- Kämpfe in Dakien und Moesia Superior.

- Tib. Claudius Pompeianus heiratet Lucilla, Tochter Mark Aurels. Wird engster Berater des Kaisers.

- Herbst: Marc Aurel bricht von Rom zur Front auf.

170

- März / April: Nach einer Offensive über die Donau erleidet das römische Heer eine Niederlage mit 20.000 Gefallenen.

- Einfall der Markomannen und Quaden in Oberitalien.Belagerung von Aquileia, Zerstörung von Opitergium.

- M. Claudius Fronto fällt in Dacia Apulensis im Kampf gegen Germanen und Jazygen.

- Vorstoß der Kostoboken über Moesia Inferior, Thrakien und Makedonien bis Eleusis in Achaea. Vehilius Gratus Julianus erhält Kommando über die Truppenkontingent (vexillatio per Achaiam et Macedoniam) zu ihrer Abwehr.

- Befestigung von Städten in den betroffenen Provinzen im Zuge von Abwehrmaßnahmen.

- Valerius Maximianus erhält Kommando über Donauflotte. Auftrag: Nachschubsicherung der pannonischen Truppen.

- Catonius Viridex wird Statthalter von Moesia Superior und Moesia Inferior.

- M. Iulius Bassus, Statthalter von Pannonia Superior, fällt im Kampf.

- Claudius Pompeianus und Helvius Pertinax leiten Kämpfe gegen Eindringlinge in Oberitalien und dem Alpenraum.

- Niederlage der Germanen bei Aquileia.

- Niederlage der Kostoboken gegenVehilius Gratus Julianus.

171

- Marc Aurel in Carnuntum.

- Der PrätorianerpräfektM. Macrinus Vindex fällt im Kampf.

- Vernichtung der letzten germanischen Eindringlinge beim Übergang über die Donau.

- Marc Aurel erhält den Titel „Imperator zum sechsten Mal“, „Sieg über Germanen“.

- Ende des Jahres: Diplomatische Verhandlungen in Carnuntum, Quaden verpflichten sich zur Neutralität.

- Cornelius Clemens, Statthalter in Dakien, verhandelt mit den vandalischen Stämmen der Astinger und Lakringer. Als Bundesgenossen der Römer bedrängen sie die Kostoboken.

- Die Kotiner, ein Volk mit starkem keltischem Einschlag, erklären sich bereit, unter der Führung des Tarutienus Paternus, deskaiserlichen Sekretärs für den lateinischen Schriftverkehr,gegen die Markomannen zu ziehen, werden jedoch abtrünnig.

172

- adlocutio, Beginn des Feldzuges gegen die Markomannen, Übergang des römischen Heeres über die Donau.

- „Blitzwunder“ des Marc Aurel.

- Ende der Feldzugssaison: Annahme des Titels „Germanicus“ durch Marc Aurel.

173

- Feldzug gegen vertragsbrüchige Quaden.

- Schlacht mit dem „Regenwunder im Quadenland“.

- Marc Aurel „Imperator zum siebten Mal“.

- Feldzug gegen Naristen, einen mit den Quaden verbündeten Stamm. Valerius Maximianus erschlägt ihren Anführer Valao.

- Ende dieses oder des folgenden Jahres: Schlacht gegen Jazygen, Kampf auf zugefrorener Donau.

174

- Erneuter Vertragsbruch derQuaden. Sie leisten den Jazygen Beistand und behindern die Übergabe von Gefangenen und Überläufern.

- Romfreundlicher König Furtius wird von den Quaden vertrieben und durch Ariogaesus ersetzt; Marc Aurel verweigert seine Anerkennung und setzt ein Kopfgeld gegen ihn aus. Eine Erneuerung des Friedensvertrages wird trotz des Angebotes der Auslieferung von 50.000 Gefangenen abgelehnt. Ariogaesus gerät in Gefangenschaft und wird nach Alexandria verbannt.

- Ablehnung eines Friedensgesuches der Jazygen.

- Markomannen bitten um Lockerung der Friedensbedingungen.

175

- Feldzug gegen die Sarmaten.

- 19. Mai: Commodus verlässt Rom in Richtung Sirmium.

- Juli / August: Marc Aurel „Sarmaticus Maximus“.

- Die Sarmaten liefern 100.000 römische Gefangene aus und stellen ein Kontingent von 5.500 Reitern, das nach Britannien abkommandiert wird.

- August: Aufbruch Marc Aurels in die östlichen Provinzen zur Niederschlagung des Cassius- Aufstandes. Teilnahme eines Kontingents aus Markomannen, Quaden und Naristen unter der Führung des Prokurators Valerius Maximianus.

- 23. Dezember: Gemeinsamer Triumphzug von Mark Aurel und Commodus in Rom („de Germanis“, „de Sarmatis“).

- Ende des 1. Markomannenkrieges.

177

- Erneute Kämpfe im Norden.

- Marc Aurel „Imperator zum neunten Mal“.

178

- 3. August: Aufbruch von Marc Aurel und Commodus aus Rom („expeditio Germanica secunda“).

179

- Der PrätorianerpräfektTarutienus Paternus erhält Oberbefehl im Feld.

- Einen Tag lang dauernde Schlacht gegen Quaden.

- Marc Aurel „Imperator zum zehnten Mal“.

- Jazygen erwirken Erleichterungen der Vertragsvereinbarungen. - Anlage halbfester Militärlager mit jeweils 20.000 Mann im Gebiet der Markomannen und Quaden.

- Winter 179/180: Valerius Maximianus überwintert mit Truppenkontingenten (vexillationes der II adiutrix) bei Leugaricio.

180

- Anfang März: Erkrankung Mark Aurels.

- 17. März: Tod Mark Aurels (in Vindobona?).

- Commodus schließt Waffenstillstand mit den Germanen. Rückkehr nach Rom.


Literatur

Birley, A. R., Marcus Aurelius. Kaiser und Philosoph (München 1968).

Kerr, W. G., A Chronological Study of the Marcomannic Wars of Marcus Aurelius (Princeton 1995).

Langmann, G., Die Markomannenkriege 166/167 bis 180. Militärhistor. Schriftenreihe 43 (Wien 1981).

Schindler-Horstkotte, G., Der „Markomannenkrieg" Mark Aurels und die kaiserliche Reichsprägung. Diss. (Köln 1982, 1985).