Thomas J. Watson, Sr. (* 17. Februar 1874 in Campbell, (New York), † 19. Juni 1956 in New York City) wird als Gründer der IBM (International Business Machines) angesehen. Er war einer der reichsten Männer seiner Zeit und wurde bei seinem Tod als der Welt bester Verkäufer bezeichnet.

Frühe Jahre
Seine Berufsausbildung bestand aus einem einzigen Kurs an der Elmira School of Commerce, einer Handelsschule. Seine erste Stelle trat er mit 18 Jahren an, als Buchhalter in Clarence Risley's Market in Painted Post (New York). Später verkaufte er Nähmaschinen und Musikinstrumente, bevor er Verkäufer bei der National Cash Register Company (NCR) in Buffalo wurde. Er arbeitete sich dort bis zum Vertriebsleiter hoch. Entschlossen, die entmutigten Mitarbeiter des Außendienstes zu motivieren, erdachte er das Motto "THINK" (Denke!), welches später zu einem weithin bekannten Symbol der IBM wurde.
In seiner Zeit bei NCR wurde er wegen illegaler wettbewerbswidriger Verkaufspraktiken verurteilt. So soll er seine Leute veranlasst haben, defekte Registrierkassen (entweder gebrauchte NCR-Kassen oder solche von der Konkurrenz) zu verkaufen. Diese Kassen versagten bald ihren Dienst - und schon tauchte ein NCR-Vertreter auf, um eine nagelneue Kasse zu verkaufen. Er wurde ebenso wie John H. Patterson, der Eigentümer von NCR, zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Die Verurteilung war in der Öffentlichkeit unpopulär, weil Patterson und Watson den Opfern der Flut von Dayton (Ohio) im Jahr 1913 geholfen hatten. Versuche, eine Begnadigung durch Präsident Woodrow Wilson zu erreichen, blieben ohne Erfolg. 1915 hob ein Berufungsgericht das Urteil mit der Begründung auf, dass wichtige Beweismittel der Verteidigung nicht zugelassen worden waren.
Am 17. April 1913 heiratete Watson Jeanette M. Kittredge. Das Paar hatte zwei Söhne und zwei Töchter. Beide Söhne folgten ihm in das Unternehmen und brachten es bei IBM zu führenden Positionen. Der jüngere Sohn, Arthur K. Watson, wurde Präsident der IBM World Trade Corporation.
Chef der IBM
Am 1. Mai 1914 wurde Watson zuerst Generalbevollmächtigter der Computing-Tabulating-Recording Company, welche erst seit drei Jahren bestand. Bei seinem Gehalt handelte er eine Provision von fünf Prozent des Gewinns nach Steuern und Dividenden aus, was ihn später zum best bezahlten Manager in den USA machte. Als er die Aufgabe übernahm, hatte die Firma weniger als 400 Mitarbeiter. Inzwischen Präsident der CTR, benannte Watson 1924 die Gesellschaft in International Business Machines Corporation um. Watson machte IBM durch systematisches Ausschalten der Konkurrenz sowie durch patentierte Weiterentwicklungen und Verbesserungen der Hollerith-Maschinen zum Quasimonopolisten bei den Lochkartensortiermaschinen. Dies veranlaßte bereits 1932 die US-Regierung ein erstes Anti-Trust-Verfahren einzuleiten, um zu versuchen, das Monopol der IBM bei Herstellung und Verkauf von Lochkarten zu beseitigen. 1952 folgte ein weiteres Verfahren. Zu jener Zeit besaß IBM 90 Prozent aller Tabelliermaschinen in den USA, die nur vermietet aber nicht verkauft wurden.
Watson sah es als wichtigen Teil seiner Aufgabe an, die Außendienstler zu motivieren. Als Teil davon ließ er seine Verkäufer regelmäßig zu gemeinsamen Gesangsveranstaltungen zusammenkommen (siehe unten: Link zum IBM Liederbuch).
Sein ganzes Leben lang hatte Watson großes Interesse an internationalen Beziehungen. Er übernahm für IBM den Slogan "Weltfrieden durch Welthandel", arbeitete intensiv mit der Welthandelskammer zusammen und wurde 1937 zu ihrem Präsidenten gewählt. Viele Jahre lang war er als Treuhänder für die Columbia University und das Lafayette College tätig. Er erhielt 27 Ehrendoktorwürden von amerikanischen Universitäten und vier weitere aus anderen Ländern.
Seine internationalen und politischen Aktivitäten hatten vor allem das Ziel maximalen Profits für sich und IBM. Er unterstütze Franklin D. Roosevelt 1932 mit großzügigen Spenden im Wahlkampf und pflegte einen intensiven Kontakt mit ihm. Er äußerte aber auch seine höchste Wertschätzung und Sympathie für Adolf Hitler. 1937 erhielt Watson die 'Adler mit Stern'-Medaille vom deutschen Kanzler für seine Weigerung sich dem Boykott gegen Deutschland anzuschließen und seine Bereitschaft den Welthandelsgipfel in Deutschland zu veranstalten. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges gab Watson im Juni 1940 die Medaille zurück. Durch die deutsche Tochtergesellschaft Dehomag machte IBM während des Dritten Reiches profitträchtige Geschäfte mit dem späteren amerikanischen Kriegsgegner. Was Watson, der immer sehr gut über seinen Konzern informiert war und viele Kleinigkeiten persönlich regelte, in dieser Zeit über die Verwendung der vermieteten Lochkartensortiermaschinen, insbesondere beim Organisieren des Holocausts, wußte, ist bis heute nicht eindeutig gekärt.
Im September 1949 wurde Watson zum Vorsitzenden der IBM ernannt. Einen Monat vor seinem Tod übergab er die Leitung der Firma an seinen Sohn, Thomas J. Watson, Jr.
Zum Zeitpunkt seines Todes lebte Watson in Manhattan. Er wurde auf dem Sleepy Hollow Friedhof in New York begraben.
Das berühmte falsche Zitat
Watson wird oft das Zitat zugeschrieben "Ich glaube, dass es auf der Welt einen Bedarf von vielleicht fünf Computern geben wird." Er soll diesen Satz 1943 gesagt haben, aber es gibt keinen Beweis dafür. Der Autor Kevin Maney hat versucht, den Ursprung dieses Zitats zu ergründen, konnte aber weder in den Reden Watsons noch in anderen Dokumenten einen Hinweis darauf finden.
Literatur
- Edwin Black: IBM und der Holocaust. Die Verstrickung des Weltkonzerns in die Verbrechen der Nazis, Propyläen 2001, ISBN 3-549-07130-2