Staphylokokken

Trauben bildende kugelförmige Bakterien, Gattung der Familie Staphylococcaceae
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 26. März 2004 um 19:47 Uhr durch 128.176.129.97 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Staphylokokken sind unbewegliche, nicht sporenbildende Bakterien aus der Gruppe der Kokken (ehemals zur Fam. "Micrococcaceae" gerechnet, aktuell wurde in der neuen Auflage des BERGEY´S MANUAL of Systematic Bacteriology, 2. Edition vorgeschlagen, sie in eine neue Familie der "Staphylococcacea" einzuordnen), die fakultativ anaerob (Ausnahme: Staphylococcus aureus subsp. anerobius, eine schafadaptierte obligat anaerobe Subspezies) wachsen. Die Spezies der Staphylokokken mit der höchsten pathogenen Potenz sowie einer der bedeutendsten pathogenen Erreger des Menschen überhaupt ist:

  • Staphylococcus aureus (ganz korrekt: Staphylococcus aureus subsp. aureus)

S. aureus verursacht pyogene (eitrige) Infektionen, die lokal-oberflächlich (z.B. Furunkel, Karbunkel) auftreten können, aber auch schwere tiefe, systemische Prozesse (Osteomyelitis, Pneumonie, Endokarditis, Abszesse, Empyeme, Sepsis) mit hoher Mortalität bedingen können. Die koagulasepositive Spezies Staphylococcus aureus zählt zu den wichtigsten Erregern im Krankenhaus erworbener (nosokomialer) Infektionen. Der Erreger ist äußerst widerstandsfähig gegen Einflüsse wie Austrockung oder Antibiotika-Behandlungen. Krankenhausepidemiologisch von besonderer Bedeutung sind sog. MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus), die auch oft als "ORSA" (Oxacillin-resistenter Staphylococcus aureus) bezeichnet werden. MRSA besitzen das Resistenzgen mecA, das für ein modifiziertes Penicillin-Bindeprotein (PBP2a, syn. PBB2´) kodiert. Dieses ist dafür verantwortlich, daß derartige MRSA gegen alle beta-Laktamantibiotika (Penicilline, Cephalosporine und Carbapeneme) resistent sind. Charakteristisch für MRSA war es bis vor kurzem, daß sie auch gegen weitere Antibiotikaklassen (z.B. Tetracycline, Aminoglykoside, Makrolide) Resistenzen erworben haben und damit multiresistent erscheinen. Seit wenigen Jahren beobachtet man eine neue Gruppe von MRSA, die diese Multiresistenz nicht aufweisen und als sog. community-acquired MRSA (auch community onset MRSA)bezeichnet werden. MRSA sind weltweit verbreitet und finden sich insbesondere in der vorderen Nasenhöhle, da dieses generell die ökologische Nische für S. aureus beim Menschen darstellt. Selbst in unbelebten Umgebungen oder ungünstigen Bedingungen kann der Erreger monatelang überleben.

Insbesondere im Zusammenhang mit sog. Polymer-assoziierten Infektionen, d.h. einer Besiedlung von Kunststoffoberflächen (z.B. Katheter, künstliche Herzklappen, künstliche Gelenke), besitzen die koagulasenegativen Staphylokokken medizinische Bedeutung. Hiervon können beim Menschen insbesondere folgende Spezies in Erscheinung treten:

  • Staphylococcus epidermidis
  • Staphylococcus haemolyticus.

Eine weitere koagulasenegative Spezies, die allerdings mit einem spezifischen Krankheitsbild assoziiert ist, stellt

  • Staphylococcus saprophyticus subsp. saprophyticus

dar. Dieser Erreger kann für das Dysurie-Syndrom bei jüngeren Frauen sowie auch für unspezifische Urethritiden (Harnröhrenentzündungen) bei Männern verantwortlich sein.

Literatur:

Empfehlung zur Prävention und Kontrolle von Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus-Stämmen (MRSA) in Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen. Mitteilung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention am RKI, Bundesgesundheitsblatt 1999, 42 (12) S.954-958