Kritischer Rationalismus

von Karl Popper begründete philosophische Denkrichtung
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Der Kritische Rationalismus ist eine von Karl R. Popper begründete erkenntnistheoretische Position, die als Ausgangspunkt das fehlbare menschliche Wissen postuliert (Fallibilismus). Popper schuf mit dem Kritischen Rationalismus einen grundsätzlich neuen philosophischen Grundansatz.

Der kritische Rationalismus wurde von Paul Feyerabend zu einem Pluralismus der Theorien weiterentwickelt.


Einleitung

Im Sinne eines Paradigmenwechsels, also einer völlig neuen Grundlage der Art und Weise des Erkennens und Gewinnens von Wissen, könnte dieser philosophische Analyseprozess dazu führen, das wir die Methoden der Wissenschaft ein wenig verbessern...oder zumindest wissen, was wir prinzipiell damit erreichen können und wo unsere Grenzen liegen.

Theorienbildung, Erkenntnistheorie

  • wie bilden wir Theorien (welche Methode wird verwendet)
  • wie versuchen wir aus der Theorie und dem Experiment, Wissen und Erkenntnisse zu erhalten

Beschreibung des erkenntnistheoretischen Modells

Das Ergebnis wäre zunächst eine Beschreibung der Art und Weise des heutigen Erkenntnistheoretischen Modells.

Erkenntnistheoretisches Modell auf den Prüfstand:

  • Kann unsere jetzige Vorgehensweise der Erkenntnistheorie prinzipiell funktionieren?
  • Falls sie funktioniert: machen es die Wissenschaftler richtig? Gibt es Verbesserungsmöglichkeiten unseres erkenntnistheoretischen Instrumentariums?

Hintergrund

Dabei stellt er fundamentale Fragen zur Wissenschaftstheorie und hinterfragt die Art und Weise der Theorien- und Methodenbildung in den Wissenschaften. Ziel ist dabei, den erkenntnistheoretischen Wert von Theorien, Methoden und Fortschritt in der Wissenschaft analysierbar und zugänglich zu machen. Daraus sollte schliesslich zu lernen sein, wie man es, falls nötig und möglich, besser machen kann. Es geht also um nicht mehr und nicht weniger als um die Frage, was wir momentan unter Wissenschaft verstehen und ob der Ansatz, bei allen Variationen, schon grundsätzlich hinterfragt oder zumindest verfeinert werden muss.

Kommt bei dieser "Soll-Ist" Analyse ein neuer, vielleicht "besserer" erkenntnistheoretischer Ansatz heraus, so könnten und sollten wir ihn auch verwenden.

Wie lautet die Grundaussage des Kritischen Rationalismus?

Das menschliche Wissen ist fehlbar und deshalb sind Bestätigungen einer Theorie nicht der richtige Weg, um Erkenntnisse zu gewinnen

Popper verlässt sich also nicht auf die bisherige Art der Theorienbildung:

Man hat eine Theorie, wie sich die Realität in bezug auf eine bestimmte Fragestellung verhalten könnte. Danach macht man Experimente und Analysen, um diese Theorie zu bestätigen. Dies sieht er als grundsätzlichen Fehler an. Die Begründung dafür lautet, das von Anfang an der Beobachtende schon etwas anstrebt, und zwar die Bestätigung seiner eigenen Theorie. Zugleich ist aber laut Popper das menschliche Wissen unvollkommen. Also kannn man sich nie auf Bestätigungen verlassen.

Welche Konsequenz zieht Popper aus der Fehlbarkeit des menschlichen Wissens?

Es gibt keine "statischen Wahrheiten". Sondern nur die heute am besten haltbare "vermutete Wahrheit".

Mit Hilfe der Widerlegung soll jede aufgestellte Theorie aktiv angegriffen werden, und dies intensiv und immer wieder. Ist die Theorie im Moment nicht angreifbar, so heisst das allerdings nicht, das sie wahr ist. Es bedeutet, das sie momentan eher der Wahrheit entspricht als eine vorherige und bereits widerlegte Theorie. In diesem Erkenntnistheoretischen Prozess tastet man sich also förmlich an die Wahrheit heran, wird sie aber wohl nie ganz erreichen. In diesem Sinne ist das Streben nach Wahrheit und Erkenntnis ein dynamischer Prozess.

Welche Relevanz haben die Fragen des Kritischen Rationalismus für den Fortschritt der Wissenschaft?

In Scherenschleifer und Poeten beschreibt Hans Magnus Enzensberger den Zusammenhang von Handwerkern und Lyrikern: Beide müssen bestimmte Methoden anwenden (Ihr Handwerk) um ihr Ziel (eine wieder funktionierende Schere, ein gelungenes Gedicht) herzustellen.

Eine ähnliche Frage stellt Sir Karl Popper in Bezug auf die Wissenschaft, doch er geht noch einen Schritt weiter:

Er fragt nach dem Status Quo: Wie wird es heute gemacht? Wie wird Erkenntnis gewonnen?

Relevanz für die Gesellschaft und deren Entwicklung

Bezogen auf die Entwicklung der Gesellschaft und Politik antwortet der Kritische Rationalismus: Notwendige und drängenden Frage sollen systematisch gelöst werden, es ist nicht sinnvoll, nach einer irgendwie als "ideal" anzusehenden Gesellschaftsform oder einerm Idealzustand zu suchen. Man soll danach also die akuten Probleme analysieren und angehen. Dabei sollen die Probleme durch durch stufenweise Reformen Schritt für Schritt gelöst werden.

Relevanz bezogen auf Politische Institutionen und deren Kontrolle

In der Politik und bezogen auf die Kontrolle politischer Prozesse schlägt der Kritische Rationalismus vor, die Art und Weise der Organisation der politischen Institutionen so zu gestalten, dass eine "eingebaute" (systemimmanente) Kontrolle Missbrauch verhindern kann. In dieser Hinsicht ergänzt der Kritische Rationalismus auch den Liberalismus.