Ge 4/4 III

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Ge 4/4III ist eine Sammelbezeichnung für vierachsige, schmalspurige Elektrolokomotiven in der Schweiz. Die römische Ziffer III steht für die chronologisch dritte Bauart einer Ge 4/4, hier gezählt nach der Zählweise der Rhätischen Bahn (RhB) (siehe auch Ge 4/4I, Ge 4/4II). Lokomotiven mit der Bezeichnung Ge 4/4III sind bei der RhB und der Matterhorn-Gotthard-Bahn (MGB) im Einsatz.

Ge 4/4 III der Rhätischen Bahn

 
RhB Ge 4/4III 651

Um den Mehrverkehr nach der Eröffnung des Vereinatunnels bewältigen zu können, entwickelte die Rhätische Bahn 1989 gemeinsam mit SLM und ABB eine neue Lokomotivgeneration, deren Antrieb auf der Drehstromtechnik mit GTO-Thyristoren basiert. Die ursprüngliche Planung einer sechsachsigen Lokomotive, die auf der nahezu geradlinigen Tunnelstrecke Vorteile gehabt hätte, wurde zugunsten einer auch auf Strecken mit engen Radien universell einsetzbaren Lokomotive mit vier Achsen verworfen.

Das Ergebnis war die 100 km/h schnelle Serie Ge 4/4III, die für eine Wechselspannung von 11 kV bei einer Frequenz von 16,7 Hz ausgelegt wurde. Die Loks haben ein Gewicht von 62 Tonnen und eine Leistung von 2400 kW bei 80 km/h. Ihre Länge beträgt 16.000 mm, ihre Höhe 3.860 mm und die Breite 2.800 mm. Die Leittechnik entspricht nahezu vollständig der SBB-Serie Re 460.

Am 7. Dezember 1993 wurde die erste Maschine, Ge 4/4III 641, offiziell in Dienst gestellt. Zwischen 1994 und 1999 folgten 11 weitere Loks in drei Lieferserien mit den Nummern 642 bis 652. Die erste Bestellung (1989) umfasste sechs, die zweite von 1991 drei und die dritte von 1996, die den Zusatzbedarf durch die Eröffnung des Vereinatunnels abdecken sollte, nochmals drei Maschinen. Auf der Albulabahn findet man sie vor fast allen Zuggarnituren, und die Autozüge durch den Vereinatunnel werden nur durch sie befördert. Die meisten Loks sind mit farbenfrohen Werbeanstrichen versehen.

Die Taufnahmen der 12 Lokomotiven entsprechen Namen von kleineren Ortschaften in Graubünden, auf dessen Kantonsgebiet die Rhätische Bahn ihr Streckennetz betreibt. Die Namen stehen je nach Lackierung an verschiedenen Stellen auf rechter und linker Seite des Fahrzeuges, die Betriebsnummern 641-652 auf den beiden Stirnseiten, sowie seitlich unten. Neben dem Namen befindet sich auf jedem Zug zusätzlich das Wappen des jeweiligen Ortes.

Folgende Fahrzeuge sind bei der Rhätischen Bahn in Betrieb:


Betriebsnummer Taufnahme Inbetriebnahme Status aktuelle Werbeaufschrift
641 Maienfeld 1993 in Fahrbetrieb Coop
642 Breil/Brigels 1993 in Fahrbetrieb 100 Jahre Albula
643 Vals 1993 in Fahrbetrieb EMS Chemie
644 Savognin 1993 in Fahrbetrieb Radio e Televisiun Rumantscha
445 Tujetsch 1993 in Fahrbetrieb Radio e Televisiun Rumantscha
646 Santa Maria 1993 in Fahrbetrieb Eigenwerbung RhBudget
647 Grüsch 1994 in Fahrbetrieb Graubündener Kantonalbank
648 Susch 1994 in Fahrbetrieb Swisscom
649 Lavin 1994 in Fahrbetrieb Holcim
650 Seewis im Prättigau 1999 in Fahrbetrieb Eigenwerbung kleine Rote
651 Fiederis 1999 in Fahrbetrieb Eigenwerbung Glacier Express
652 Vaz/Obervaz 1999 in Fahrbetrieb Riri

Ge 4/4 der Bière-Apples-Morges-Bahn

Parallel zur zweiten Serie der Rhätischen Bahn beschaffte auch die Bière-Apples-Morges-Bahn (BAM) zwei vergleichbare Lokomotiven Ge 4/4 21-22, die jedoch für eine Wechselspannung von 15 kV ausgelegt wurden und zusätzliche Puffer für die Beförderung von Regelspurwagen auf Rollschemeln besitzen. Diese Loks werden ausschliesslich für den Transport schwerer Militärzüge zum Waffenplatz Bière der Schweizer Armee verwendet.

Ge 4/4 der Montreux-Oberland Bernois-Bahn

 
Ge 4/4 der MOB

Mechanisch und optisch ähnlich, jedoch elektrisch völlig unterschiedlich sind die vier 1995 abgelieferten Ge 4/4 8001-8004 der Montreux-Oberland Bernois-Bahn (MOB). Die Loks arbeiten mit einer Gleichspannung von nur 850 V, liefern eine Leistung von 2000 kW und besitzen eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h. Auch diese Loks sind mit Werbebotschaften versehen.

Ge 4/4 III der Matterhorn-Gotthard-Bahn

Für die Beförderung der Autozüge durch den Furka-Basistunnel beschaffte die Furka-Oberalp-Bahn (FO) (heute Matterhorn-Gotthard-Bahn(MGB)) 1979 zwei vierachsige Schmalspurlokomotiven. Die Lokomotiven stellten eine Weiterentwicklung der RhB Ge 4/4II dar und erhielten die Bezeichnung Ge 4/4III, obwohl die FO keine weiteren Ge 4/4 besass. Die Lokomotiven besitzen eine Leistung von 1700 kW, eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h und werden unter einer Fahrdrahtspannung von 11 kV, 16,7 Hz eingesetzt. Zwischen der Ablieferung und der Intriebnahme des Furka-Basistunnels wurden sie an die RhB vermietet, die sie mit Schnellzügen auf der Albulalinie einsetzte. Seit 1982 kommen die Loks ausschliesslich vor den Autozügen zwischen Oberwald VS und Realp UR zum Einsatz.