Chomutov (deutsch: Komotau ) ist eine Kreisstadt (Okres Chomutov) mit ca. 53.000 Einwohnern im Ústecký kraj in Tschechien.
Basisdaten
- Městský úřad Chomutov
- Zborovská 4602
- 43028 Chomutov
- Kreis (kraj)
- Ústecký kraj
- Fläche
- 2.934 ha
- Einwohner
- 51.651 (2004)
- Bevölkerungsdichte
- 1.760 Einw./km²
- Höhe
- 330 – 450 M.ü. NN (Hauptplatz 340)
- Postleitzahlen
- 430 01
- Vorwahl
- Geografische Lage
- 50°28' n.Br.
13°24' ö.L. - Die Stadt Chomutov befindet sich im westlichen Teil des Bezirkes Ústí nad Labem, an der Kreuzung bedeutender Eisenbahnlinien und Straßenverbindungen. Sie liegt am Nordrand der Erzgebirgepfanne am südlichen Fuß des Erzgebirges.
- KFZ-Kennzeichen
U
(alt: CV)
- Stadtteile
- -
- Webseite
- Offizielle Homepage
Städtepartnerschaften
- -
- -
Geschichte
Bis 13. Jahrhundert
Bereits um 800 befand sich auf dem Gebiet eine kleine Kirche. Am 29. März 1252 wird die Stadt (damals Comotau genannt) von Friedrich von Chomutav dem Deutschen Ritterorden geschenkt. Am 1. Februar 1261 verleiht Přemysl Ottokar II. dem Orden die Gerichtsbarkeit. Damals wird noch die Bezeichnung „Villa Forensis" benutzt. Daraus schließt man, dass Chomutov zu dem Zeitpunkt noch ein Dorf war. Durch eine Schenkung der Familie Kothobor von Retschitz erhält der Orden 1281 Krimove. Zu diesem Zeitpunkt wird auch schon am Ordensschloss gebaut. Bis Ende des Jahrhunderts erhalten die Ritter durch Schenkungen und Kauf Gut zu Beßwitz und Otwicz.
1335 wird der Komotauer Markt durch ein Privileg des König Johann von Luxemburg von Zöllen und Abgaben befreit. Außerdem erhält die Stadt das Recht Bier zu brauen und Wochen- und Jahrmärkte abzuhalten. Am 28. Oktober 1396 verleiht der Deutsche Orden die Stadtrechte an Komotau an Albrecht von Duben und Nikolaus von Komotau. Die Stadt erhält ein Rathaus sowie Recht zum Salzhandel, eine Stadtwaage sowie Siegel und Stadtwappen.
Am 30. Oktober 1407 bestätigt König Wenzel IV. den Komotauern das Recht der Bannmeile und beendet damit den Streit zwischen Adel und Bürgertum wegen des Gewerberechts zugunsten der Städte. Am 21. September 1411 mußte der Landkomthur des Ordens, Ulrich von Ausk die Herrschaft Komotau an den königlichen Günstling Stephan von Kobersheim, der auch Harnischmeister genannt wurde, abtreten. 1415 geht Komotau endültig bis 1420 an die böhmische Krone, danach wird sie von Kaiser Sigismund von Luxemburg an den Markgrafen von Meißen verpfändet. Die Hussiten nehmen am 16. März 1421 die Stadt ein. Bei den Kämpfen sterben etwa 2500 Menschen. 1424 wird die Stadt an Nikolaus von Lobkowicz verpfändet und später verschenkt. Nach dessen Tod wird sie Besitz des Jakob von Wrschowitz. 1456 wird Johann Czalta von Steinberg auf Anweisung des Königs Ladislaus Postumus der Neue Herr von Komotau. Vier Jahre später stirbt er und sein Schwiegersohn Benedikt von Weitmühl wird neuer Besitzer. Außerdem erhält die Stadt von Jiří z Poděbrad weitere Privilegien. Benedikt von Weitmühl stirbt 1560 und Ladislaus von Weitmühl und seine Vettern werden die neuen Herren der Stadt.
Die Komotauer erhalten 1517 von ihren Erbherren einen Freiheitsbrief, in dem den Juden das Wohnen, Betreiben eines Handwerks oder des Handels in der Stadt, den Vorstädten und der ganzen Herrschaft verboten wurde. Dieses Privileg gegen die Juden blieb bis 1848 in Kraft. Am 2. August 1525 brannte ein großer Teil der Stadt einschließlich des Schlosses ab. Daneben verbrannten 70 große Bücher aus der Bibliothek des Bohuslav von Lobkowicz, darunter Originalschriften des griechischen Weisen Plato. 1547 wird die Stadt während des Schmalkaldischen Krieges von den Armeen des Sachsen überfallen und gebrandschatzt. Acht Jahre später bricht die Pest aus und fordert 2300 Tote, dreizehn Jahre später kehrt sie zurück und weitere 2500 Personen sterben. Das Alaunbergwerk 1556 wird entdeckt, und ab 1558 beginnt man mit dem Abbau. 1585 wird die Zunft der Faßbinder errichtet. 1571 wird die Stadt an die Herrn von Lobkowitz und Hassenstein verkauft. In folgenden Jahren kaufen die Herren Dörfer zurück und neue hinzu, wie Rothenhaus, Stadt Katharinaberg sowie Grüntal, Brandau, Kleinhan, Rudelsdorf und Burg Hasištejn. Im Jahr 1589 vertreiben Jesuiten die Lutheraner und bauen in Folgejahren ein Kollegium als Pflegestätte katholischer Bildung. Am 2. Juli 1591 kommt es in der Stadt zu Tumulten zwischen Protestanten und Katholiken. Das Kolleg wird erstürmt und geplündert. Die Haupträdelsführer werden in Rothenhaus zum Tod verurteilt und am 20. August hingerichtet. Der Stadt werden von Popel v. Lobkowitz alle Privilegien genommen aber bereits zwei Jahre später, nachdem Georg Popel von Lobkowitz beim Kaiser Rudolf II. (HRR) in Ungnade gefallen ist und sein Vermögen konfisziert wurde, wieder verliehen.
Komotau erkauft sich die Freiheit und wird 1606 eine Freie Königliche Stadt. Ab dem Jahr 1607 hat die Stadt einen eigenen Magistraten. Während des Dreißgjährigen Krieges sind Plünderungen, Kontributionen, Einquartierungen, Überfälle und Vergewaltigungen an der Tagesordnung. 1620 werden die Jesuiten aus Komotau wieder vertrieben. Das Kollegium und Seminar wird an die Stadt verkauft. Nach der Schlacht am Weißen Berg wird am 10. November 1620 die Stadt von den kaiserlichen Truppen eingenommen und gezwungen, dem Kaiser den Huldigungseid zu leisten und den Jesuiten das Kolleg und das Seminar zurückzugeben. 1621 verlassen immer mehr Protestanten die Stadt Richtung Sachsen und Meißen. 2500 Menschen sterben 1625 durch die Pest, die fünfzehn Jahre später wiederkehrt und weitere 1000 Opfer fordert. Sechs Jahre später am 12. November 1631 wird die Stadt von Kaspar von Klitzing (1677 - 1719), Hauptmann des Johanniterordens, eingenommen und gebrandschatzt. 3. März 1662 erfolgt die Grundsteinlegung der Ignatiuskirche der Jesuiten.
Die von Kardinal Salerno den Jesuiten 1725 geschenkten Gebeine des heiligen Viktor werden unter großen Feierlichkeiten in einem Mausoleum in der Ignatiuskirche beigesetzt. Die Stadt kauft in folgenden Jahren weitere Güter auf, so Hruschowan. Am 14. Oktober 1773 ziehen während des Siebenjährigen Krieges Soldaten in das Kloster ein. 1780 übernehmen die Dominikaner das Komotauer Gymnasium.
Während der Napoleonischen Kriege bringen bayerische und französische Kriegsgefangene 1805 das Faulfieber in die Stadt, das über 700 Todesopfer fordert. Vom 21. bis 24. August 1813, während der Napoleonischen Kriege fand in Komotau das Drei-Kaiser-Treffen statt, an dem der Zar Alexander I. von Russland, der preußische König Friedrich Wilhelm III. und der österreichische Kaiser Franz I. teilnahm. Ab Mitte des Jahrhunderts erfolgen Gründungen im Handel und Gewerbe, aber vor allem Industrie, so zum Beispiel der Komotauer Sparkasse, der ältesten Firma des graphischen Gewerbes, der Buchdruckerei Gebrüder Butter. Die Eisenbahnstrecke Komotau-Dux-Ossegg wird eröffnet, später auch nach Eger sowie die Strecken der Buschtierader Eisenbahn nach Prag,Weipert, Reitzenhain und Brunnersdorf. Die „Maschinentechnische Fachschule" wird eingeweiht. Und gegen Ende des Jahrhunderts beginnt man mit dem Bau der Komotauer Talsperre.
1900 erfolgt die Einweihung der neuen im gotischen Stil erbauten Evangelischen Kirche am Eingang zum Stadtpark. Im Laufe der Jahrzehnte wird die Industrie weiter ausgebaut und Kommunikationsanlagen angelegt, so begann man zum Beispiel 1901 mit dem Bau der neuen Wasserleitungsanlage. Hinzu kamen ein Bezirkskrankenhaus, ein Siechenhaus, ein Gymnasium, eine Turnhalle. Am 28. Oktober 1918 wird Chomutov in die neu gegründete Tschechoslowakische Republik integriert. Zwanzig Jahre später, am 1. Oktober 1938 erfolgt der Anschluss des Sudetenlandes an das Deutsche Reich und die Besetzung durch deutsche Truppen.
Gegenwart der Stadt
Traditionelle Industrie ist der Kohlebergbau, Holzverarbeitung, Keramikindustrie, aber auch Textil- und Schwerindustrie (In den Mannesmannschen Röhrenwerken wurden 1890 die ersten nahtlosen Rohre der Welt hergestellt). Die berühmten Handwerksarbeiten verschwanden jedoch nach der Aussiedlung der deutschen Bürger nach dem Zweiten Weltkrieg. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde vor allem Schwerindustrie angesiedelt. Derzeit wird diese jedoch von der Leichtindustrie verdrängt. Neben vielen Sehenswürdigkeiten bietet Chomutov den Erzgebierger Zoopark und das Kamencové jezero (Badesee). Aber auch als Ausgangspunkt für die Erkundung des Erzgebirges bietet sich die Stadt an.
Politik
Bürgermeister
Kulturdenkmäler
- Alaunsee liegt nördlich der Stadt am steilen Abhang des Erzgebirges und ist auf der ganzen Welt einmalig. Der See ist ca. 16 ha groß und bis zu 4 Meter tief. Das Besondere aber ist sein Gehalt von ca. 1% des Alaun-Heilsalzes.
- St. Katharinakirche ist das wertvollste historische Denkmal in Chomutov und eine der ältesten frühgotischen Bauten in Europa. Die Kirche wurde im Jahre 1281 als Ordenskirche fertiggestellt und war Bestandteil der Burg.
- Himmelturm
- Bezirksmuseum - Gebäude des Jesuitengymnasiums
- St. Ignatiuskirche Früher Barockbau des Basilikentyps mit zweitürmiger Nordfassade wurde vom Italiener Carlo Lurago in den Jahren 1663-1668 gebaut.
- Objekt Speichar war vor dem Bau der St. Ignatiuskirche eine ursprüngliche Jesuitenkirche (1611).
- Dreifaltigkeitssäule 1697 vom Bildhauer Ambroz Laurentis gebaut.
- Stadtturm (1525)
- Talsperre Komotau
Wirtschaft
Industrie
Industrien der Metallverarbeitung, Braunkohlebergwerke, Uhren- und Zichoriefabrik, Glockengießerei. Früher waren bis zu 52 Großbetriebe in der Stadt ansässig.
Verkehr
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- 1899, 3. Juli, Ernst Fischer, † 31. Juli 1972 in Deutschfeistritz, österreichischer Schriftsteller und Politiker (KPÖ), Bildungsminister
- 1925, 19. Dezember, Dr. Ernst Eichler, † 20. Mai 2005, Vizepräsident des Deutschen Eishockey-Bundes.