Riccardo Patrese (* 17. April 1954 in Padua) ist ein ehemaliger italienischer Formel 1-Fahrer. Er gewann sechs Große Preise, acht Pole-Positions und erzielte 281 WM-Punkte. Bis heute ist Patrese mit 256 Grand Prix-Teilnahmen der Fahrer mit den meisten Starts in der Formel 1.
Patrese begann bereits im Kindesalter mit Kartrennen, wurde in dieser Disziplin 1973 Team-Europameister und 1974 Weltmeister. Neben dem begonnenen Studium der Politikwissenschaften führte er parallel seine Rennkarriere weiter.
Er stieg in die Formel 3 auf und wurde 1976 Europameister und italienischer Meister in dieser Klasse. 1977 fuhr er in der Formel 2, feierte aber bereits am 22. Mai des selben Jahres sein Debüt in der Formel 1 beim Großen Preis von Monaco im Shadow-Team von Don Nichols, wobei er den beachtenswerten neunten Platz belegte. Wegen seiner Einsätze in der Formel 2 war er nicht in der Lage, alle Rennen zu bestreiten, beim Großen Preis von Japan in Fuji konnte er aber seinen ersten WM-Punkt erzielen.
Sein zweites Jahr in der Formel 1 sollte turbulent werden. Ehemalige Mitarbeiter des Shadow-Teams gründeten Arrows und verpflichteten das junge Talent Patrese als Fahrer. Das neue Auto erwies sich als Volltreffer und Patrese führte im zweiten Rennen für das neue Team im Großen Preis von Südafrika, überlegen, bis ihn ein Motorschaden 15 Runden vor Schluss um den Sieg brachte. Ein starker zweiter Platz in Schweden folgte, doch danach begann sich die Saison für Riccardo zum Negativen zu wenden. Zahlreiche Stimmen beschwerten sich über seinen äußerst aggressiven und bisweilen rücksichtslosen Fahrstil. Im Sommer folgte ein von Shadow-Boss Don Nichols angestrengter Prozess, der Arrows beschuldigte, sein Auto nachgebaut zu haben. Arrows verlor und musste ein neues Auto bauen, das bei weitem nicht so konkurrenzfähig war.
Schließlich kam es beim Großen Preis von Italien in Monza zu jener Massenkollision, die dem Schweden Ronnie Peterson das Leben kostete. Patrese wurde unter Federführung von Niki Lauda und James Hunt dafür verantwortlich gemacht und für das nächste Rennen in Watkins Glen gesperrt, völlig zu Unrecht, wie sich beim Prozess Jahre später herausstellte, da der Unfall von James Hunt selbst verursacht worden war. Für Patreses Karriere war diese Angelegenheit ein schwerer Rückschlag und es sollte lange dauern, bis sein Ruf wieder hergestellt war. Zwei schwache Jahre beiArrows folgten, erst 1981 gelang ihm wieder der Anschluss an die Spitze, unter anderem mit seiner ersten Pole-Position.
1982 heuerte Patrese bei Bernie Ecclestones Brabham-Team an. Im Laufe des Jahres wurden erstmals die leistungsstarken BMW-Turbomotoren eingesetzt, deren Zuverlässigkeit jedoch anfangs noch sehr zu wünschen übrig ließ. Immerhin gewann Riccardo seinen ersten Grand Prix, den turbulenten Grand Prix von Monaco. 1983 wurde sein Teamkollege Nelson Piquet Weltmeister, Patrese hingegen wurde oft durch Defekte um Spitzenplätze gebracht und konnte wieder nur ein Rennen gewinnen. Er wechselte mit Ende des Jahres zu Alfa Romeo, doch in den folgenden zwei Jahren konnte er kaum brauchbare Resultate erzielen, und was mit großen Erwartungen begonnen hatte, endete mit dem Rückzug Alfas aus der Formel 1.
Patrese befand sich nun in einer Krise und seine weitere Karriere schien gefährdet. 1986 und 1987 kehrte er zu Brabham zurück, ohne große Erfolge erreichen zu können, bis er Ende 1987 zu Williams geholt wurde. Damit begann seine Renaissance und der fabelhafte Testpilot hatte maßgeblichen Anteil am Wiederaufstieg von Williams mit den Renault-Motoren. War das Übergangsjahr 1988 noch eher durchwachsen, so belegte er 1989 mit zahlreichen Podestplätzen den dritten WM-Rang und feierte mit Thierry Boutsen in Kanada einen Doppelsieg.
1990 konnte auch er selbst wieder einen Grand Prix gewinnen und 1991 sollte sein bestes Jahr werden. Nicht sein Teamkollege Nigel Mansell, sondern er war in der ersten Saisonhälfte der dominierende Mann, mit zwei Siegen und vier Pole-Positions. Letztlich konnte sich jedoch Mansell durchsetzen und 1992 den WM-Titel an Land ziehen, Patrese wurde Vize-Weltmeister. Da für 1993 Alain Prost und Nigel Mansell von Williams unter Vertrag genommen wurden, unterschrieb Patrese bei Benetton. Als Mansell sich dann plötzlich entschied, in die US-CART-Serie zu gehen, war die Tür bei Williams für Patrese schon zugefallen und so wurde er Michael Schumachers Teamkollege. Da er bei Benetton klar im Schatten des Deutschen stand wurde sein Vertrag mit Jahresende aufgelöst und so verließ er nach unglaublichen 256 Großen Preisen die Formel 1.
Nach einigen Einsätzen bei Tourenwagen-und Sportwagenrennen, wo er schon früher für Lancia erfolgreich an den Start gegangen war, ist seine Karriere mittlerweile ausgeklungen.
Personendaten | |
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NAME | Patrese, Riccardo |
KURZBESCHREIBUNG | ehemaliger italienischer Formel-1-Fahrer |
GEBURTSDATUM | 17. April 1954 |
GEBURTSORT | Padua |