Die Hans Soldan Stiftung ist eine Stiftung zur Förderung der Aus- und Fortbildung von Rechtsanwälten und Notaren.
Hans Soldan
Hans Soldan kam 1870 im hessischen Friedberg als Sohn einer Familie von Pfarrern und Lehrern zur Welt. Nach dem Abitur in Worms studierte er zunächst Philosophie und wechselte später an die juristische Fakultät. 1896 ließ er sich, nach dem Abschluss von Rechtsstudium und Vorbereitungsdienst, als Rechtsanwalt beim Amtsgericht in Worms nieder und arbeitete dann als Anwalt am Mainzer Landgericht und später am Oberlandesgericht Darmstadt.
Seine anwaltliche Tätigkeit nahm Hans Soldan 1897 mit der Zulassung am Amtsgericht Mainz auf.
1908 übernahm Soldan die von RA Justizrat Kolsen 1904 in Berlin gegründete Deutsche Rechtsanwalts-Zeitung (DRAZ). Seine Aufsätze in der DRAZ förderten seine Bekanntheit, viele Anwälte schätzten seine Arbeit. Unter seiner Leitung wurde die DRAZ zu einem kritischen Forum standespolitischer Auseinandersetzungen, was jedoch seiner Meinung nach nicht reichte, um Standespolitik zu machen.
Wirtschaftlicher Verband Deutscher Rechtsanwälte
1908 gründete Soldan den „Wirtschaftlichen Verband Deutscher Rechtsanwälte“. Dieser Verband war der Grundstein für die noch heute tätigen "Hans Soldan Stiftung" und "Hans Soldan GmbH".
Ziel des „Wirtschaftlichen Verbandes Deutscher Rechtsanwälte“ war es, unter Umgehung des Zwischenhandels den gemeinsamen Einkauf aller Kanzleibedürfnisse der Mitglieder zu organisieren und die Mitglieder möglichst preisgünstig mit Bürobedarf zu versorgen. Darüber hinaus sollten auch Mittel gewonnen werden, um eine gemeinsame Standeseinrichtung zu schaffen. Das Jahr 1908 gilt daher auch als das eigentliche Gründungsjahr der Hans Soldan Stiftung, da sich die Errichtung einer Stiftung mangels des notwendigen Kapitals, das Voraussetzung für eine staatliche Genehmigung war, noch nicht verwirklichen ließ.
In den folgenden Jahren erhöhte sich das Warenangebot des Verbandes. 1909 konnte der Verband beispielsweise eine Robe, die im Warenhaus noch 60 Reichsmark kostete, für 32 Mark liefern. 1910 brachte Soldan ein Formularbuch mit Anmerkungen heraus, das gleichzeitig mit der Novelle der Zivilprozessordnung erschien. Ein Jahr später forderte er ein „Statistisches Amt“, das sich mit der Situation der Rechtsanwälte befasst. Umgesetzt wurde die Forderung 96 Jahre später in Form des „Statistischen Jahrbuchs der Anwaltschaft“ durch das "Soldan Institut für Anwaltmanagement".
Soldan leitete den „Wirtschaftlichen Verband Deutscher Rechtsanwälte“ persönlich und übernahm die finanziellen Risiken. In Düsseldorf, Essen, München, Nürnberg, Dresden, Leipzig, Berlin und anderen Städten enstanden die ersten Ortsverbände. Niederlassungen mit dezentralen Lagern sorgten für kurze Lieferzeiten. Der Gewinn gab den Plänen Soldans die materielle Grundlage.
Die Hans Soldan Stiftung
1929 gründete Soldan die "Hans Soldan Stiftung" und übertrug dieser Stiftung das Vermögen des Wirtschaftlichen Verbandes in Höhe von 100.000 Reichsmark. Mit der Umwandlung des „Wirtschaftlichen Verbandes“ in eine „selbstständige juristische Person" wollte er das Fortbestehen der Einrichtung über seinen Tod hinaus sicherstellen.
1930 erschien der erste Kanzlei-Katalog der Hans Soldan Stiftung und ersetzte nach und nach die Preislisten. 1931 erwarb Soldan seine eigene Druckerei und eröffnete die erste „Erholungsstätte Deutscher Rechtsanwälte". Im ersten Kriegsjahr wurde das Kurhotel „Juliushall" in Bad Harzburg, das er zu diesem Zweck gepachtet hatte, von den Nationalsozialisten zu Wehrmachtszwecken beschlagnahmt. Das Geschäft lief jedoch trotz der Beschlagnahmung gut. 1938 kaufte die Stiftung Geschäfts- und Fabrikgebäude in Berlin und verlegte ihren Sitz von Leipzig in die Reichshauptstadt. Die Stiftung beschäftigte mittlerweile rund 100 Mitarbeiter.
Am 12. August 1940 verstarb Hans Soldan nach langer Krankheit im Alter von 70 Jahren. Der hohe Auftragsbestand zu dieser Zeit wurde erst nach Kriegsende Mitte der 1960er Jahre wieder erreicht. Die Nachfolge von Hans Soldan trat dessen Schwiegersohn Dr. Fritz Trops an.
Die Hans Soldan Stiftung nach Kriegsende
Nach Kriegsende hatte die Stiftung fast ihr gesamtes Vermögen bis auf 10.000 Mark verloren. Das Geschäftsgebäude im Ostteil Berlins war völlig zerstört. Das Hotel Juliushall war von den Engländern beschlagnahmt, so dass die Stiftung erst einmal ein Geschäftsgebäude in Bad Harzburg anmieten musste, das für die Geschäftsleitung, Einkauf, Lager, Buchhaltung und Versand behelfsmäßig eingerichtet wurde. Da man sich aber schon lange mit dem Gedanken trug, aus der Randlage Bad Harzburgs herauszukommen, verlegt die Stiftung im Sommer 1951 die Hauptgeschäftsniederlassung nach Essen. Mit der Verlegung nach Essen entfiel auch die in der Vergangenheit oft beklagte räumliche Trennung zwischen der administrativen Abteilung und der Druckerei. In den folgenden Jahren profitierte die Soldan Stiftung in den folgenden Jahren vom westdeutschen „Wirtschaftswunder“.
Mit einem dichten Netz von Außendienstmitarbeitern erreichte Soldan schon damals nahezu sämtliche Anwaltskanzleien und Notariate in der Bundesrepublik. Die guten Geschäftsergebnisse ermöglichten schon bald Investitionen in die Modernisierung der Maschinen. Zudem erwarb die Stiftung in Essen-Bergeborbeck ein Grundstück und baute dort ein neues Betriebsgebäude, das 1965 bezogen wurde. Bis heute befindet sich hier der Firmensitz des Unternehmens.
1967 war das Wiederaufbauprogramm in allen wesentlichen Teilen abgeschlossen. In den folgenden Jahren beschleunigte sich das Wachstum der Stiftung in bislang nicht da gewesenem Umfang. Die Zeit bis 1983 war gekennzeichnet durch eine Ausweitung des Leistungsangebots auf allen Ebenen vom Bleistift bis zum Chefzimmer, vom Formular bis zum Briefbogen, von der Robe bis zum Fachbuch und von wissenschaftlichen Gutachten bis zum Jahresabschluss der Buchhaltung.
1969 war die Geburtsstunde eines eigenen Rechenzentrums, das in den folgenden Jahren längst nicht mehr allein die Buchführung für Rechtsanwälte und Notare übernahm, sondern Routinearbeiten wie Zwangsvollstreckung oder Prozessregisterführung mit automatischer Vergabe der Ablagenummern. Im selben Jahr nahm Soldan die Organisationsberatung für Kanzleien auf, die bis heute ein Tätigkeitsfeld geblieben ist. Entsprechend dem Stiftungszweck, zur wissenschaftlichen Fundierung anwaltlicher Tätigkeit beizutragen, stieg Soldan 1976 in den Fachbuchhandel ein. 1977 setzt die Soldan Stiftung die von ihrem Gründer begründete Tradition fort und entwickelte Formulare für die bundeseinheitlichen Mahnbescheide. 1983 beschäftigte die Hans Soldan Stiftung rund 300 Mitarbeiter, davon alleine 12 im Außendienst und unterhielt Niederlassungen in Berlin, Frankfurt, Hamburg und München.
Ausgliederung des gewerblichen Geschäftsbereichs
Unter Dr. Dr. h.c. Dieter Ahlers, der seit 1979 Vorstand der Hans Soldan Stiftung war, hat sich die Stiftung Ende der 80er Jahre stark verändert: Die Ausweitung der Geschäftsaktivitäten verband sich mit technischer Umwälzung, einer intensiveren Kundenberatung und der unternehmerischen Neuausrichtung der Stiftung. Das schnelle Wachstum und die grundlegenden Veränderungen des Geschäftsbetriebs nahm Dieter Ahlers, der die Stiftung zu einem professionellen Dienstleistungsunternehmen weiterentwickelt und dadurch die Basis für die Ausgliederung des Geschäftsbetriebs in eine GmbH gelegt hatte, zum Anlass, ihre Rechtsform zu überdenken. Bislang war sie eine Stiftung, die ein erwerbswirtschaftliches Unternehmen betrieb. Der Aufsichtsrat beschloss nach anfänglich kontroversen Diskussionen - letztlich aber einvernehmlich - die gesellschaftsrechtliche Trennung zwischen Stiftung und Geschäftsbetrieb. Auch hier war Dr. Dieter Ahlers die treibende Kraft. Auf seinen Vorschlag hin wurde die Hans Soldan Stiftung in eine gemeinnützige Stiftung umgewandelt und der Geschäftsbetrieb als Gesellschaft mit beschränkter Haftung aus der Stiftung ausgegliedert. Die gesellschaftsrechtliche Trennung schuf die Voraussetzungen dafür, dass beide Organisationen zukünftig noch besser ihrem gemeinsamen Ziel, den Erfolg der Kanzleien zu fördern, dienen konnten.
Die gemeinnützige Hans Soldan Stiftung
Die fortan gemeinnützige Hans Soldan Stiftung fördert gemäß ihrer Satzung die „ Aus- und Fortbildung von Rechtsanwälten und Notaren sowie von Rechtsreferendaren und Studenten, die den Beruf des Rechtsanwalts anstreben, und schließlich von Angestellten und Auszubildenden der Rechtsanwälte und Notare". Bundesweit baute sie seit 1989 zehn Institute für Anwaltsrecht an deutschen Universitäten auf. Sei 1994 unterstützt sie das Forum junger Anwaltschaft im DAV, in dessen Mittelpunkt der erfolgreiche Berufseinstieg junger Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte steht. Insgesamt gab die Stiftung für Förderzwecke zwischen 1989 und 2008 etwa 14 Millionen Euro aus und gehört damit zu den bedeutendsten Fördereinrichtungen der deutschen Anwaltschaft.
Die Soldan-Tagungen
Die seit 1999 jährlich stattfindenden Soldan-Tagungen, die sich mit Fragen eines anwaltsorientierten Jurastudiums befassen, haben zur Reform der Juristenausbildung 2003 beigetragen. Ende der 90er Jahre war die Juristenausbildung in Deutschland reformbedürftig und wies zu wenig Praxisbezug auf. Deshalb beschäftigten sich erstmals am 30. April 1999 Wissenschaftler und Praktiker auf der 1. Soldan Tagung in Hannover mit Fragen der inhaltlichen Ausgestaltung des rechtswissenschaftlichen Studiums. Der Gedankenaustausch ließ dabei den Wunsch entstehen, ein möglichst umfassendes Bild der gegenwärtigen Ausbildungssituation an allen Fakultäten zu gewinnen. Es wurde deshalb dem Institut für Anwalts- und Notarrecht der Universität Bielefeld der Auftrag erteilt, eine Bestandsaufnahme der derzeitigen Anwaltsorientierung im Studium durchzuführen. Mit Mitteln der Hans Soldan Stiftung wurde ab August 1999 eine Erhebung durchgeführt, an der sich 21 Fakultäten aus ganz Deutschland beteiligten.
Mit einem Appell an den Gesetzgeber, die gestalterischen Freiräume in den Prüfungsordnungen zu nutzen, endete dann am 16. Juni 2000 die 2. Soldan Tagung in Heidelberg. Dr. Dr. h.c. Dieter Ahlers, Vorstand der Hans Soldan Stiftung, stellte dabei allerdings fest, dass die Prüfungsämter nicht wüssten, wie die Anwaltorientierung konkret aussehen sollte. Ein von der Hans Soldan Stiftung gegründeter Ausschuss sollte daher eine Definition erarbeiten, was unter anwaltsorientierter Ausbildung zu verstehen sei. Die Ergebnisse sollten dann den Justizministern und den Präsidenten den Landesjustizprüfungsämtern vorgelegt werden.
Der Verlauf der 3. Soldan Tagung am 11. Mai 2001 in Berlin zeigte, dass die stärkere Praxisorientierung des rechtswissenschaftlichen Studiums nur ein Aspekt der Reform der juristischen Ausbildung ist. Heftig diskutiert wurde auch die Forderungen, Teile der Staatsprüfung von der Justizverwaltung auf die Universität zu übertragen und die bislang am Ende des Studiums stehende Staatsprüfung durch die Möglichkeit aufzulockern, einzelne Fächer bereits im Laufe des Studiums abzuschließen. Über die Notwendigkeit, die Studieninhalte stärker an der beratenden und gestaltenden Tätigkeit des praktizierenden Juristen auszurichten, bestand einmal mehr Einigkeit.
Die 4. Soldan-Tagung am 3. Mai 2002 in Köln war nach der Verabschiedung des Reformgesetzes durch den Deutschen Bundestag die erste Veranstaltung zu diesem Thema. Ihr kam daher eine besondere Bedeutung zu. „Mit der Regelung, Pflichtfächer und Schwerpunktbereiche mit Wahlmöglichkeiten künftig zum Gegenstand des Studiums zu machen und die Prüfungen in den Schwerpunktbereichen durch die Universität abhalten zu lassen, können wir aus Sicht der Hans Soldan Stiftung leben. Dagegen trägt die Reform in der jetzt verabschiedeten Form im Rahmen des Vorbereitungsdienstes den besonderen Erfordernissen der späteren Tätigkeiten der Rechtsanwälte keine Rechnung“, so Dr. h.c. Ludwig Koch, Vorstand der Hans Soldan Stiftung.
Mit der Verabschiedung der „Bielefelder Empfehlungen zur inhaltlichen Neuausrichtung des rechtswissenschaftlichen Studiums“ endete die 5. Soldan Tagung am 25. April 2003 in Bielefeld. Darauf verständigten sich die über 120 Teilnehmer, darunter Vertreter von 18 juristischen Fakultäten. Die beschlossenen Empfehlungen sollten als Diskussionsgrundlage für die inhaltliche Neuausrichtung des Studiums gesehen werden. Sie erfolgen in enger Anlehnung an die bereits 1999 im Anschluss an die 1. Soldan-Tagung aufgestellten 10 Thesen zur Orientierung des rechtswissenschaftlichen Studiums auch am Anwaltsberuf, berücksichtigen allerdings die zwischenzeitlich erfolgte Gesetzesreform.
Zu einem ersten Erfahrungsaustausch zur anwaltsorientierten Juristenausbildung trafen sich dann rund 100 Vertreter aus Anwaltschaft, Wissenschaft und Justiz ein Jahr später auf der 6. Soldan-Tagung am 23. April 2004 in Leipzig. In der von Rechtsanwalt Dr. Ludwig Koch und Prof. Becker-Eberhard moderierten Diskussion wurde deutlich, dass die Anwaltsorientierung sowohl in der universitären als auch in der Referendarausbildung erfolgen müsse. Angeregt wurde auch eine Reduzierung des Prüfungskatalogs. Im Ergebnis wurde deutlich, dass die Umsetzung der „äußeren“ Reform der Juristenausbildung in den einzelnen Ländern schon weit gediehen sei, sich nun aber eine „innere“ Reform anschließen müsse.
Die vom Gesetzgeber unbeantwortete Frage, wer die Schlüsselqualifikationen lehren soll, beschäftigte die Teilnehmer der 7. Soldan Tagung am 10. Juni 2005 in Köln. Generell zeigte die 7. Soldan Tagung, dass die juristischen Fakultäten sich aufgrund der Juristenausbildungsreform in einem Umbruch befinden und die Umsetzung der Reform von Fakultät zu Fakultät hinsichtlich Art und Umfang sehr unterschiedlich vorangetrieben wird. Eine Vorreiterrolle übernehmen vor allem Fakultäten wie beispielsweise in Köln, Heidelberg, Bielefeld oder Rostock, die sich schon seit Jahren der anwaltsorientierten Ausbildung verschrieben haben. Im Strafrecht hat sich die Anwaltsorientierung einer Untersuchung von Prof. Dr. Stephan Barton, Leiter des Instituts für Anwalt- und Notarrecht an der Universität Bielefeld, zufolge noch nicht durchgesetzt.
Mit gleich zwei Generalthemen beschäftigte sich die 8. Soldan-Tagung am 29. Juni 2006 in Hannover: „Bachelor/Master oder Staatsexamen – Die Auswirkungen des Bologna-Prozesses auf das juristische Studium und die anwaltsorientierte Juristenausbildung“ und „Die Anwaltsklausur im Spiegel der Prüfungspraxis“. Einig waren sich die Teilnehmer der 8. Soldan-Tagung darin, dass eine fundierte wissenschaftliche Juristenausbildung die Grundvoraussetzung für eine Anwaltsorientierung im Jurastudium ist. Um die jungen Juristen auf den Anwaltsberuf vorzubereiten, greift die vorliegende Reform aber zu kurz, so lautete die einmütige Ansicht.
Nach Auffassung des Vorstandes der Hans Soldan Stiftung, Rechtsanwalt Dr. h. c. Ludwig Koch, ist die Anwaltsorientierung in der Juristenausbildung der rechtswissenschaftlichen Fakultäten auch in Zukunft unverzichtbar. Dabei sei der Einsatz von Praktikern in der Lehre nicht nur beizubehalten, sondern noch auszubauen, forderte Dr. Koch auf der 9. Soldan Tagung in Berlin am 15. Juni 2007. Diskussionsstoff lieferte vor allem die Frage, an welcher Stelle des Studiums die Unterstützung durch den Rechtsanwalt erfolgen soll. Die anwesenden Universitätsprofessoren zeigten sich gegenüber einer übermäßigen Einbindung von Praktikern vor allem im Bereich der Kernfächer skeptisch. Und auch über die Frage, was aus der Reform des Jura-Studiums im Rahmen des Bologna-Prozesses wird, der eine Umstellung aller Studiengänge auf das Bachelor- und Master-System vorsieht, war auch am Ende der 9. Soldan Tagung noch völlig offen. Und so schloss die 9. Soldan Tagung auch mit dem Appell, dass Wissenschaft, Praxis und die zuständigen Ministerien in dieser Frage eine Einigung erzielen mögen.
Die Hans Soldan GmbH
Während die Stiftung sich auf die Förderung der Aus- und Fortbildung der Anwälte und ihrer Mitarbeiter konzentrierte, entwickelte die Hans Soldan GmbH das Handels- und Dienstleistungsgeschäft weiter. Der im Juli 1988 geschlossene Gesellschaftsvertrag nennt als Zweck des Unternehmens den „Handel mit Artikeln und deren Entwicklung für den Büro-, Organisations- und Berufsbedarf von Rechtsanwälten, Notaren und Angehörigen anderer freier Berufe sowie die Vornahme damit im Zusammenhang stehender Dienstleistungen und ähnlicher Geschäfte, der Betrieb eines grafischen Unternehmens sowie der Handel mit Verlagserzeugnissen. Mit der Gründung der Hans Soldan GmbH wurde im Juli 1988 die traditionsreiche Robenschneiderei in die eigenständige Tochtergesellschaft Die Robe Berufsbekleidung GmbH umgewandelt. Die Mitarbeiterinnen stellen bis heute vor allem Maß- und Konfektionsroben für Anwälte und Richter her, aber auch Kleidung für Pfarrer und Ministranten.
In den 1990er Jahren wurden wichtige Geschäftsbereiche wie die Druckerei in eigene Gesellschaften ausgegliedert, um dort die jeweiligen Kompetenzen zu bündeln. Neue Angebote entstanden, wie die Unternehmensberatung AdvoConsult, die seit 1996 Kanzleien bei der Entwicklung von Strategien, dem Qualitätsmanagement oder der Finanzplanung unterstützt.
Um dem schnell wachsenden Unternehmen eine moderne Infrastruktur zu geben, baute Soldan den Firmensitz in Essen 1993 weiter aus. Zwei Jahre später führte Soldan als eines der ersten mittelständischen Unternehmen SAP ein. 1999 lagerte das Unternehmen die Logistik in ein leistungsfähiges Lager in Braunschweig aus - das alte in Essen platzte aus allen Nähten. 2001 wurde im Hans-Soldan-Haus in Berlin ein Service-Center eingerichtet. 2006 führte Soldan neue Systeme, unter anderem für das Kundenbindungsmanagement und die automatische Erfassung schriftlicher Bestellungen, ein.
Marktplatz-Recht
Bereits 1996, als das World Wide Web noch in den Kinderschuhen steckte, ging das Portal Marktplatz-Recht.de online. Damit stellte Soldan schon sehr früh allen Anwälten und Notaren kostenlos eine Informationsplattform rund ums Recht im Internet zur Verfügung und setzte die Tradition der Wissenschaftlichen Hilfsstelle fort. Marktplatz-Recht.de entwickelte sich schnell zu einem der wichtigsten juristischen Portale. Der Nutzer findet dort Wissenswertes rund um den Kanzleialltag. Dazu gehören heute neben Fachinformationen und Arbeitshilfen auch aktuelle Nachrichten, ein juristischer Stellenmarkt sowie ein Veranstaltungskalender. Eine Vielzahl von redaktionell betreuten „RechtsLinks" führt den Besucher auf andere wichtige Rechtsseiten. Zudem gibt es nützliche Tabellen, Formulare und Online-Rechner. Seit dem Relaunch 2006 sind auch die führenden juristischen Online-Datenbanken über Marktplatz-Recht.de erreichbar. Damit ist eine schnelle und bequeme Recherche möglich. Das Single-sign-on-Verfahren, das mit einem Log-in Zugriff auf zahlreiche kostenpflichtige Rechtsinformationen der führenden Fachverlage verschafft, ermöglicht eine effiziente Recherche.
Soldan Fachmedien/Juristische Fachliteratur
Zwei Jahre nach Marktplatz-Recht.de startete Soldan 1998 mit der Online-Buchhandlung SoldanBuch.de. Damit gehörte Soldan in diesem Bereich zu den Pionieren des Internethandels. Soldan setzte von Anfang an konsequent auf Qualität und Aktualität. Neben qualifizierten Angaben zur juristischen Fachliteratur erhält der Nutzer hier Informationen zu Neuerscheinungen aus erster Hand. Dabei sieht es Soldan als wichtigste Aufgabe an, seine Kunden bei der Auswahl der richtigen Literatur objektiv und kompetent zu unterstützen. Heute findet der Besucher heute mehr als 30.000 Titel juristischer Fachliteratur, die er höchstens 48 Stunden nach seiner Bestellung erhält.
Neben dem klassischen Fachbuch bietet Soldan heute und in Zukunft verstärkt Datenbanken an. Der Grund ist die zunehmende Akzeptanz dieser Informationsform bei Rechtsanwälten, die insbesondere auf einen Generationswechsel zurückgeht. Soldan unterstützt diese Veränderung durch Beratung und Seminare, die Rechtsanwälte und ihre Mitarbeiter vor Ort über die Nutzungsmöglichkeiten dieses modernen Mediums informieren. Damit setzt auch der Online-Buchhandel die Beratungstradition von Soldan fort und wagt sich zugleich auf Neuland, da die Verlage, die Datenbanken im Abonnement verkaufen, den Käufern wenig Hilfestellung bieten. Durch Soldan lernt der Kunde die Vorteile von Datenbankportalen wie beck-online oder das vom Deutschen Anwaltverlag und juris 2006 gegründete Deutsche Anwaltportal kennen und nutzen. Bei einer Rechtsfrage erhält der Abfragende hier spezifische Infos zu Gesetzen, Kommentaren sowie Urteilen und erspart sich zeitraubende Recherchen in Bibliotheken.
Der Versandhandel
Die Präsenz im Internet und die Eröffnung des Online-Buchhandels 1998 verstärkten das Wachstum der Hans Soldan GmbH in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre. Die Ausweitung des Angebots und die Steigerung der Handelsaktivitäten ließen das 1994 errichtete Lager in Essen schon bald aus allen Nähten platzen. Das Handelsgeschäft erforderte größere Kapazitäten und eine ausgefeiltere Logistik, das Internet erhöhte zudem die Ansprüche an Vernetzung und Schnelligkeit. Seit 1999 wickelt Soldan deshalb die gesamte Lagerhaltung, Kommissionierung und Versendung der Produkte in einem modernen Logistikzentrum in Braunschweig ab. Heute ist Soldan in der Lage, alle Lagerartikel zuverlässig innerhalb von 24 Stunden zu liefern. Im Angebot sind mehr als 7.000 speziell für den Berufsbedarf von Rechtsanwälten und Notaren ausgewählte Artikel. Täglich werden bis zu 2.500 Pakete bundesweit versandt.
Im Oktober 1999 trat Dipl.-Kaufmann René Dreske als Sprecher der GmbH-Geschäftsführung in die Gesellschaft ein. Karl Hans Fries blieb bis zu seiner Pensionierung Ende 2001 Mitglied der Geschäftsführung. Neben Effizienzsteigerung und Qualitätssicherung konzentrierte René Dreske sich auf die Verbesserung des Marktauftritts. Zu den zahlreichen zusätzlichen Service-Angeboten gehört auch die Kundeninformation JURNAL und die Auslobung des Soldan Kanzlei-Gründerpreises, mit dem jungen Anwältinnen und Anwälte ausgezeichnet werden, die mit einer überzeugenden Management- und Marktstrategie erfolgreich eine Kanzlei gegründet haben.
Ein zusätzliches Service-Angebot des Jahres 2001 war die Eröffnung von SoldanShop.de. Seither können die Soldan-Kunden alle Artikel für den Büro- und Kanzleibedarf sowie für die Büroeinrichtung und -technik online bestellen. Der Ausbau des Internethandels führte nicht zum Abbau von Mitarbeitern im Außendienst. Für Soldan stand weiterhin die intensive und persönliche Betreuung der Kunden vor Ort im Mittelpunkt seiner Vertriebsaktivitäten - ein Markenzeichen des Unternehmens seit den 1990er Jahren. 2003 wurde die Zahl der Außendienstmitarbeiter erhöht und ihre Arbeit reorganisiert. Sie berieten die Soldan-Kunden von jetzt an nicht nur zu ihren Einkaufswünschen, sondern informierten sie auch über die anderen Angebote Soldans. Jedem Außendienstmitarbeiter wurde zudem ein Mitarbeiter des Innendienstes zugeordnet, der die Kundenbetreuung unterstützt. Neben Außendienst, Internet und Telefonverkauf waren die Kataloge und Mailings weiterhin ein zentrales Instrument des Vertriebs.
Die Hans Soldan Druck GmbH
Zur Neuorganisation der Hans Soldan GmbH 1993 gehörte auch die Umwandlung des Geschäftsbereichs Druck in eine 100-prozentige Tochtergesellschaft, die „Hans Soldan Druck GmbH". Das Ziel der Ausgliederung: Der Druckbetrieb sollte transparenter werden und neben der Belieferung des Handelsunternehmens eigene Vertriebsaktivitäten entwickeln. Die Druckerei war auf diese Aufgabe technisch gesehen gut vorbereitet. Seit Gründung der Hans Soldan GmbH war kontinuierlich in den Ausbau und die Modernisierung des Druckbetriebes investiert worden. Den Anfang machte 1990 der Kauf einer Speedmaster der Heidelberger Druckmaschinen AG mit einem zentralen Leitstand als Ersatz für eine neun Jahre alte Planeta. Kosten: fast eine Million DM. Im April 1992 ging eine weitere Heidelberger Druckmaschine, diesmal aus der Baureihe GTO in Betrieb und steigerte die Druckkapazitäten und die Druckqualität.
Zur Tradition Soldans gehört seit dem Erwerb einer eigenen Drucker im Jahre 1931 die Weiterentwicklung von Druckerzeugnissen wie beispielsweise Formulare, die stets auf den aktuellen Stand der Gesetzgebung und Rechtsprechung gebracht werden. Gedruckt werden diese Soldan-Klassiker in der hauseigenen Druckerei. Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn als eigenständiges Tochterunternehmen erhält die Hans Soldan Druck GmbH Aufträge des Mutterhauses nur dann, wenn sie sich gegenüber Konkurrenzangeboten behaupten kann. Dabei geht es allerdings nicht nur um den Preis, sondern auch um die Qualität des Drucks. Und genau das ist die Stärke der Soldan-Druckerei, die dank moderner Maschinen und langjähriger Erfahrung ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet. Das gilt nicht nur für Standardprodukte wie Briefblätter, Visitenkarten, Formulare mit Namen oder Kanzleibroschüren. Aufgrund eines innovativen Druckverfahrens können seit 2002 Papiere mit individuellen Wasserzeichen produziert werden. Unter Einsatz von Digitaldrucktechnik ist die Druckerei in der Lage, Kleinstauflagen zu erstellen. Zum Service gehören zahlreiche Veredelungstechniken, vom Prägen, Stanzen und Perforieren bis hin zur Folienkaschierung.
Engagement im Verlagsgeschäft
Verstärkt hat Soldan in den letzten Jahren sein Engagement im Verlagsgeschäft. Der gemeinsam mit dem Deutschen Anwaltverein betriebene Deutsche Anwaltverlag mit Sitz in Bonn ist heute eine feste Größe auf dem Markt für juristische Fachinformationen, besonders im Bereich der praxisorientierten Werke wie Formular- und Mandatsbüchern. Schon Hans Soldan hatte sich mit dem 1909 gegründeten Unternehmen „Zentralbuchhandlung und Verlag Deutscher Rechtsanwälte" einige Jahre als Verleger engagiert. 1956 übernahm die Hans Soldan Stiftung dann gemeinsam mit dem Deutschen Anwaltverein den von ihrem Aufsichtsratsmitglied Wilhelm Ellinghaus 1948 gegründeten „Juristischen Verlag W. Ellinghaus & Co. GmbH". Der Verlag, der 1983 in „Deutscher Anwaltverlag" umbenannt wurde, verfolgte allerdings nur wenige Buch- und Zeitschriftenprojekte. Dies änderte sich erst Anfang der 1990er Jahre, als die Hans Soldan GmbH und der Deutsche Anwaltverein beschlossen, das Verlagsgeschäft zu intensivieren. Aus dem ehemaligen Ein-Mann-Betrieb hat sich der Deutsche Anwaltverlag mit Sitz in Bonn inzwischen zu einem der renommierten juristischen Fachverlage in Deutschland entwickelt. Seit 2005 hält die Hans Soldan GmbH 90 Prozent der Anteile am Deutschen Anwaltverlag. Das Unternehmen bietet heute mehr als 300 lieferbare Buchtitel, 11 Zeitschriften und zahlreiche digitale Medien. Der Verlag legt vor allem Wert auf den praktischen Nutzen seiner Produkte für die tägliche Anwaltsarbeit.
Das Soldan Institut für Anwaltmanagement
Ganz im Sinne des Gründers Hans Soldan ist auch die Tätigkeit des 2002 gegründeten Soldan Instituts für Anwaltmanagement e. V. darauf ausgerichtet, um die unternehmerische Tätigkeit der Kanzleien zu unterstützen. Das gemeinnützige und unabhängige Forschungsinstitut wird von dem Soziologen Professor Dr. Christoph Hommerich geleitet, der durch die Vorstände Dr. Matthias Kilian vom Institut für Arbeits- und Wirtschaftsrecht der Universität zu Köln sowie Rene Dreske, Geschäftsführer der Hans Soldan GmbH, unterstützt wird. Das Institut erforscht den fundamentalen Wandel des Anwaltsberufs in den letzten Jahren und stellt Rechtsanwälten und Notaren das neueste Management-Wissen zur Verfügung. Dabei geht es vor allem um die klare strategische Ausrichtung einer Kanzlei, die Verbesserung der organisatorischen Abläufe, eine moderne Personalführung und ein professionelles Marketing. Das Soldan Institut steht damit in der Tradition von Hans Soldan, der schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts erkannt hatte, dass in einer immer stärker ökonomisch orientierten Welt auch die Anwälte und Notare unternehmerisch denken und handeln müssen. Soldan war damals seiner Zeit weit voraus. Die deutsche Anwaltschaft stellt sich erst seit einigen Jahren auf die wirtschaftlichen Anforderungen ein, die das Führen einer modernen Kanzlei erfordert. Das nötige Know-how dafür liefert ihnen das Soldan Institut, das heute die führende Einrichtung auf dem Gebiet der Anwaltforschung ist. Das wird zum Beispiel dadurch unterstrichen, dass auch in Debatten des Deutschen Bundestages unter Berufung auf Studien des Soldan Instituts argumentiert wird.
Zu den Publikationen des Instituts gehört das regelmäßig erscheinende „Gründungsbarometer", das auf der Grundlage empirischer Erhebungen die berufliche Situation junger Anwälte beschreibt. Das Ziel ist hier die Förderung junger Anwälte durch Hintergrundinformationen. Zuletzt veröffentlichte das Forschungsinstitut Studien wie die über „Vergütungsvereinbarungen deutscher Rechtsanwälte", die aufgrund einer empirischen Erhebung Auskunft über die Findung, Üblichkeit und Angemessenheit an weltlicher Vergütung gibt. In der 2007 erschienenen Untersuchung „Mandanten und ihre Anwälte" präsentiert Soldan die Ergebnisse einer Befragung von 1.000 Deutschen über ihre Wahrnehmung von Anwälten, ihre Wünsche als Mandanten und ihre Erfahrungen mit anwaltlichen Dienstleistungen. Damit liegt erstmals eine breite Darstellung des Anwaltimages vor. Eine neue Reihe eröffnet das „Statistische Jahrbuch der Anwaltschaft 2007/2008", das die wichtigsten aktuellen Daten über die Anwaltschaft systematisch sammelt und nutzerfreundlich durch Tabellen, Grafiken und einführende Artikel aufbereitet. Soldan greift damit eine Idee des Gründers auf, der bereits im Satzungsentwurf des Wirtschaftlichen Verbandes von 1908 den Aufbau eines Statistischen Amtes für Anwälte als zentrale Selbsthilfeeinrichtung der deutschen Anwaltschaft geplant hatte. Wie vor 100 Jahren erzeugt auch heute die schnell wachsende Zahl der Anwälte und die Veränderung des Rechtsdienstleistungsmarktes den Bedarf, sich wissenschaftlich fundiert über den Wandel des anwaltlichen Berufsbildes zu informieren. Mit dem Soldan Institut für Anwaltmanagement ist dies nun möglich.
Stiftungszweck
Als Stiftungszweck ist im § 2 der Satzung ausgeführt:
- Zweck der Stiftung ist es, die Aus- und Fortbildung von Rechtsanwälten und Notaren sowie von Referendaren und Studenten, die den Beruf des Rechtsanwalts anstreben, sowie von Angestellten und Auszubildenden der Rechtsanwälte und Notare zu fördern.
- der Stiftungszweck wird insbesondere verwirklicht durch Gewährung von Zuschüssen an gemeinnützige Institutionen der Anwaltschaft und sonstige gemeinnützige Institutionen, die die Aus- und Fortbildung des geförderten Personenkreises durchführen zur Verwirklichung derer steuerbegünstigten Zwecke
Schwerpunkt für die Verteilung der Fördermittel, seit der Umgründung etwa 13 Mio. € (Stand 2007), ist das „anwaltsbezogene Studium“ an den Universitäten und andere Institutionen, die sich insbesondere um Fort- und Weiterbildung junger Anwälte bemühen.
Quellen
- Hans Soldan Stiftung: Einundzwanzig Jahre Wirtschaftlicher Verband Deutscher Rechtsanwälte, Leipzig 1. Juli 1929 Selbstverlag der Hans Soldan Stiftung
- Die Hans Soldan Stiftung - Rückblick und Ausblick zum 100. Geburtstag des Stifters, Fritz Trops, Eigenverlag.
- 75 Jahre Hans Soldan Stiftung von Dieter Fohr ISBN 3873890089, Eigenverlag
- Im Dienste der Anwälte,v.Ute Pothmann/Anke Waldmann, Deutscher Anwaltverlag 2008
- JURNAL - Extra-Ausgabe:Soldan Stiftung, Hans Soldan Druck GmbH 2005