Anna und Bernhard Blume, auch Anna und Bernhard Johannes Blume, ist der Künstlername des Ehepaars Anna Blume (geb. 1937) und Bernhard Johannes Blume (1937–2011). Sie sind das vor allem für künstlerische Fotografie bekannt. In Serien großformatiger Fotos in Schwarz-Weiß stellen sie inszenierte Geschichten dar, in denen sie selbst auftreten und Dinge ein Eigenleben zu entwickeln scheinen. Ihre Werke sind über Deutschland hinaus bekannt und in Museen zeitgenössischer Kunst ausgestellt.
Leben
Anna Helming wurde 1937 in Bork/Westfalen geboren. Bernhard Johannes Blume wurde 1937 in Dortmund geboren und starb am 1. September 2011 in Köln.[1] Das Künstlerpaar lebte und arbeitete gemeinsam in Köln.
Von 1960 bis 1965 studierten beide an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf, wo sie sich kennenlernten. Bernhard Blume studierte außerdem von 1967 bis 1970 Philosophie an der Universität Köln. 1967 wurden die Zwillinge Hedwig und Anna (Jr) geboren.
Anna Blume (Sen.) war bis 1985 als Werk- und Kunstlehrerin an einem Kölner Gymnasium tätig; Bernhard Blume zur selben Zeit als Kunst- und Philosophielehrer.
1984 nahm Bernhard Blume an der Gruppenausstellung Von hier aus – Zwei Monate neue deutsche Kunst in Düsseldorf teil. Ab 1987 arbeitete Bernhard Blume als Professor für Freie Kunst und Visuelle Kommunikation an der Hochschule für bildende Künste Hamburg.
Werk
Das Künstlerpaar erstellte Installationen, großformatige Fotografien und insbesondere in den 1990er Jahren Polaroids.
In den letzten Jahren verlagerte sich der Schwerpunkt von Inszenierungen und Aktionen mehr auf die Fotografie, der aber oft zeitliche Abläufe zugrunde liegen – selten gibt es Werke als Einzelbilder. Mit ihren Fotografien, meistens großformatigen Serien in Schwarz-Weiß, bildet das Ehepaar Blume nicht die Wirklichkeit ab, sondern versucht mit inszenierter Fotografie, tägliche Erfahrungen aus dem kleinbürgerlichen Milieu bildhaft zu verdichten, oft auch in ironischer Weise.
Beispielsweise war die Serie „Vasenekstasen“, in der eine Blumenvase in der Wohnung ein surreal-mystisches und feindliches Eigenleben gegen die Bewohner entwickelt, im Museum für Moderne Kunst in Frankfurt ausgestellt und gehört zum Bestand dieses Museums, neben anderen Werken der Künstler, wie „Im Wald“, wo Bäume ein unheimliches Eigenleben entwickeln. Solche Serien ironisieren Gewohnheiten und Rituale und stellen die vermeintliche Sicherheit der kleinbürgerlichen Lebenswelt durch Chaotisierung in inszenierten Zusammenbruchs-Geschichten in Frage.
Viele ihrer Arbeiten sind in ihrer Heimatstadt Köln im Museum Ludwig zu sehen.
Werke und Bücher (Auswahl)
- 1977 Ödipale Komplikationen? – Großbildserie
- 1984 Wahnzimmer – Serie
- 1985 Küchenkoller – Serie
- 1985/86 Trautes Heim – Serie
- 1986 Vasenekstasen – Serie (im II. Quartal 2006 im MMK Frankfurt/M. ausgestellt)
- 1986 Mahlzeit – Serie
- 1982–90 Im Wald – Serie
- 1990 gegenseitig, Eine Polaroidserie, Köln
- 1994/95 Transzendentaler Konstruktivismus – Serie
- 2003 Das Glück ist ohne Pardon / Joy knows no mercy, Ostfildern-Ruit / New York – Buch
Öffentliche Sammlung (Auswahl)
- Hamburger Bahnhof, Museum für Gegenwart, Berlin
- MoMA Bernhard Blume
- "Demonstrative Identification with the universe" (1971)
- "Kitchen Frenzy" (1986)
- "Opposites D" (1989)[2]
Ausstellungen (Auswahl)
- 1977 documenta 6, Kassel (Bernhard J. Blume)
- 1984 Von hier aus – Zwei Monate neue deutsche Kunst in Düsseldorf
- 1988 Shakespeare-Haus in Köln, Installation „Wahnzimmer“, Bernhard Johannes Blume und Martin Eckrich
- 1988 DuMonthalle Köln, Made in Cologne
- 1989 Museum of Modern Art, New York, USA
- 1991 Museum für Moderne Kunst, Frankfurt
- 1992 Deichtorhallen Hamburg, „Anna und Bernhard Blume - Zu Hause im Wald“
- 1993 Landesmuseum Münster
- 1995 Kunsthalle Bremen
- 1996 Milwaukee Art Museum, USA
- 1997 Kestnergesellschaft Hannover
- 1997/1998 Centre National de la Photographie, Paris, Frankreich
- 2000 Museum Küppersmühle, Duisburg
- 2002 Folkwang Museum Essen
- 2003 Kunsthalle Göppingen
- 2005 Museum Ludwig, Köln: „Kreuzweg“, Sequenz aus „Transzendentaler Konstruktivismus“
- 2005 Galerie nationale du Jeu de Paume
- 2006 Museum am Ostwall, Dortmund: „de-konstruktiv“ (Retrospektive)
- 2007 Haus Konstruktiv, Zürich: „de-konstruktiv“
- 2008 Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart, Berlin: „Reine Vernunft“[3]
- 2010 Kunstmuseum Bonn, mehrere Arbeiten in „Der Westen leuchtet“[4]
Auszeichnungen
Literatur und Quellen
- Katalog zur documenta 6: Band 1: Malerei, Plastik/Environment, Performance; Band 2: Fotografie, Film, Video; Band 3: Handzeichnungen, Utopisches Design, Bücher; Kassel 1977 ISBN 3-920453-00-X
- Honnef, Klaus: 150 Jahre Fotografie (Erweiterte Sonderausgabe von Kunstforum International: 150 Jahre Fotografie III / Fotografie auf der documenta 6, Band 22); Mainz, Frankfurt am Main (Zweitausendeins) 1977
Weblinks
- Vorlage:Kunstaspekte
- Museum Haus Konstruktiv
- Anna und Bernhard Blume Gruppe Deutsche Börse
- Zum Tod des Fotokünstlers Bernhard Blume / Erinnerung an eine Dortmunder Ausstellung revierpassagen.de 3. September 2011
- Fotograf Bernhard Blume gestorben dpa 3. September 2011
Einzelnachweise
- ↑ Ingeborg Ruthe: Das Aufmucken der Dinge / Der Kölner Neo-Dadaist Bernhard Blume ist nach schwerer Krankheit gestorben Berliner Zeitung 3. September 2011
- ↑ Bernhard Blume MoMA 2011
- ↑ Anna & Bernhard Blume. Reine Vernunft Staatliche Museen zu Berlin 2008
- ↑ Der Westen leuchtet / Eine Standortbestimmung der Kunstlandschaft des Rheinlandes Kunstmuseum Bonn 2010