Gustave Flaubert

französischer Schriftsteller (1821–1880)
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Gustave Flaubert (* 12. Dezember 1821 in Rouen (Normandie), † 8. Mai 1880 in Croisset) war ein französischer Schriftsteller.

Gustave Flaubert

Leben

Flaubert wuchs ohne große Zuneigung auf, da er ein ungewolltes Kind war. Sein Vater, ein angesehener Chirurg, wohnte mit ihm in einer Dienstwohnung gerade neben dem Krankenhaus und so bekam Flaubert das Sterben und Leiden anderer Menschen schon als Kind sehr nah zu spüren.

Bereits in frühen Jahren schrieb er Erzählungen, welche trotz ihrer unreifen, derben Anschaulichkeit und Direktheit Interesse verdienen. Da er schon seit seiner Jugend unermüdlich schrieb, stellte er an sich selbst derart hohe Ansprüche, dass er lange Jahre alle Manuskripte unpubliziert in der Schublade ließ, bis sie ihm letztendlich gut genug waren.

Auf Drängen seines Vaters nahm Gustave Flaubert 1840 das Jurastudium in Paris auf, vernachlässigte aber dabei seine literarischen Neigungen nicht. Drei Jahre später, im Januar 1844, musste er das Studium wegen einer Nervenkrankheit abbrechen, unter der er sein ganzes weiteres Leben leiden sollte. In der darauffolgenden Zeit lebte er sehr zurückgezogen auf seinem Landgut in Croisset, nahe Rouen und widmete sich fast ausschließlich der Schriftstellerei. Noch im selben Jahr (1846) lernte er die damals angesehene Literatin Louise Colet kennen und verliebte sich in sie.

Trotz seines sehr eigenbrötlerischen Lebens bereiste er von 1849 bis 1851 zusammen mit seinem Freund Maxime du Camp Griechenland, den Nahen Osten und Ägypten.

Sein erstes gedrucktes Werk, Madame Bovary, kam 1857 nach sechs Jahren Arbeit auf den Markt; Flaubert wurde wegen Verstoßes gegen die guten Sitten vor Gericht gestellt. Das Buch wurde dadurch zum Skandalerfolg.

1858 folgte eine Reise nach Tunesien, um Eindrücke für den historischen Roman Salammbô zu sammeln. Mit Hilfe dieser Eindrücke entstand ein Roman, welcher mit exotischem, symbolisch aufgeladenem Bilderreichtum und drastischen, detailreichen Schlachtenbeschreibungen einen Söldneraufstand in Karthago zur Zeit nach dem ersten Punischen Krieg schildert.

Nach diesen Reisen zog Flaubert sich wieder zu seiner mittlerweile verwitweten Mutter in das kleine Dörfchen Croisset zurück. Er verließ in den folgenden Jahren bis zu seinem Lebensende dieses Dörfchen nur selten - z.B. für gelegentliche Aufenthalte in Paris, um seine langjährige Freundin Louise Colet zu besuchen.

Gustave Flaubert, in seinem letzten Lebensjahrzehnt voller Verachtung und Hass gegen die bürgerliche Gesellschaft, starb am 8. Mai 1880 in Croisset im Alter von 58 Jahren.

Künstlerisches Schaffen

 
Gustave Flaubert, Porträt von Eugène Giraud

Kurzer Blick in den Inhalt von Madame Bovary:

Die Geschichte handelt von einer jungen Dorfarzt-Gattin (Madame Bovary), die von der Welt in den Romanen und Frauenzeitschriften, namentlich von der Welt der Leidenschaften und des Luxus, träumt. Doch in der Realität sieht alles anders aus: sie ist mit einem lieben aber biederen Mann zusammen und mit ihrem Leben absolut unzufrieden. Um dies zu ändern, geht sie zwei Liebesverhältnisse ein und genießt einen gewissen Luxuskonsum. Unglücklicherweise wird sie immer wieder von der Enge ihrer realen Verhältnisse eingeholt, bis sie sich schließlich vor Schulden erdrückt tötet. Zusammengefasst: das Scheitern einer romantischen Idealistin an ihrem wirklichen Lebensinhalt.

Weniger erfolgreich, aber noch einflussreicher auf die Entwicklung des europäischen Romans war Flaubert mit dem Roman l`Education sentimentale von 1869. Beide Werke, Madame Bovary wie auch l`Education sentimentale waren für die Entwicklung des Zeitalters des europäischen Romans maßgebend, und zwar aufgrund von Flauberts Idee, seine Protagonisten nicht als Ausnahmepersonen darzustellen, sondern als normale Durchschnittstypen.

1872 begann er nach umfangreichen Studien auf verschiedenen wissenschaftlichen Gebieten mit der Arbeit an dem in vielerlei Hinsichten einzigartigen und ungewöhnlichen Roman Bouvard et Pécuchet. Leider wurde dieser Roman, ebenso wie sein "Wörterbuch der Gemeinplätze" nie von ihm fertiggestellt.

Trotz seinen zum Teil sehr berühmten Schriften auf den Gebieten (Gedicht, Erzählung, Roman) erhielt Gustave Flaubert keine Auszeichnung für seine Werke.

Weitere Werke

  • Bibliomanie
  • Agonies
  • La Femme du monde
  • Mémoires d'un fou
  • Smarh
  • Novembre
  • La Tentation de Saint Antoine
  • La Spirale
  • Le Candidat
  • Un Coeur simple
  • Trois Contes

Literatur

  • Jean Améry: Charles Bovary, Landarzt. Porträt eines einfachen Mannes. 3. Aufl. Stuttgart: Klett-Cotta. 1997. ISBN 3-608-93329-8
  • Alexej Baskakov: Vom Realismus zur Moderne. Die Darstellung des antiken Orients in "Salammbô" von Gustave Flaubert und "Joseph und seine Brüder" von Thomas Mann. Würzburg: Königshausen u. Neumann. 1999. (= Epistemata; Reihe Literaturwissenschaft; 280) ISBN 3-8260-1678-5
  • Annette Clamor: Flauberts Schreiblabor. Lesekultur und poetische Imagination in einem verkannten Jugendwerk. Frankfurt am Main u.a.: Lang. 2002. (= Bonner romanistische Arbeiten; 79) ISBN 3-631-38852-7
  • Jörg Dünne: Asketisches Schreiben. Rousseau und Flaubert als Paradigmen literarischer Selbstpraxis in der Moderne. Tübingen: Narr. 2003. (= Romanica Monacensia; 65) ISBN 3-8233-5615-1
  • Julia Encke: Kopierwerke. Bürgerliche Zitierkultur in den späten Romanen Fontanes und Flauberts. Frankfurt am Main u.a.: Lang. 1998. (= Münchener Studien zur literarischen Kultur in Deutschland; 29) ISBN 3-631-33320-X
  • Ursula Harter: Die Versuchung des Heiligen Antonius. Zwischen Religion und Wissenschaft. Flaubert, Moreau, Redon. Berlin: Reimer. 1998. ISBN 3-496-01183-1
  • Flauberts Salammbô in Musik, Malerei, Literatur und Film. Aufsätze und Texte, hrsg. von Klaus Ley. Tübingen: Narr. 1998. ISBN 3-8233-5185-0
  • Gisela Haehnel: Charles Bovary als Exempel Flaubertscher Menschendarstellung. Köln: Ed. Sisyphos. 2003. ISBN 3-928637-32-0
  • Wolfram Krömer: Flaubert. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft. 1980. (= Erträge der Forschung; 141) ISBN 3-534-08295-8
  • Frank Leinen: Flaubert und der Gemeinplatz. Erscheinungsformen der Stereotypie im Werk Gustave Flauberts. Frankfurt am Main u.a.: Lang. 1990. (= Trierer Studien zur Literatur; 18) ISBN 3-631-43218-6
  • Mario Vargas Llosa: Flaubert und "Madame Bovary". Die ewige Orgie. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt. 1996. ISBN 3-518-40841-0
  • Herbert Lottman: Flaubert. Eine Biographie. Frankfurt am Main u.a.: Insel. 1992. ISBN 3-458-16259-3
  • Ralf Nestmeyer: "Französische Dichter und ihre Häuser". Frankfurt am Main 2005. ISBN 3-458-34793-3
  • Dietrich Scholler: Umzug nach Encyclopaedia. Zur narrativen Inszenierung des Wissens in Flauberts "Bouvard et Pécuchet". Berlin: Weidler. 2002. (= Romanice; 19) ISBN 3-89693-719-7
  • Jean-Paul Sartre: L'idiot de la famille Paris:Gallimard 1971ff.
  • Ulrich Schulz-Buschhaus: Flaubert - die Rhetorik des Schweigens und die Poetik des Zitats. Münster: Lit. 1995. (= Ars Rhetorica; 6) ISBN 3-8258-2504-3
  • Christian von Tschilschke: Epen des Trivialen. N. V. Gogols "Die toten Seelen" und G. Flauberts "Bouvard und Pécuchet". Ein struktureller und thematischer Vergleich. Heidelberg: Winter. 1996. (= Neues Forum für allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; 1) ISBN 3-8253-0389-6
  • Jean de La Varende: Gustave Flaubert. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. 6. Aufl. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt. 1996. (= Rowohlts Monographien; 20) ISBN 3-499-50020-5
  • Herman M. Voetelink: Effi Briest, eine deutsche Emma Bovary? Frankfurt am Main u.a.:Hänsel-Hohenhausen. 2002. (= Deutsche Hochschulschriften; 1205) ISBN 3-8267-1205-6
  • Rainer Warning: Die Phantasie der Realisten. München: Fink. 1999. ISBN 3-7705-3386-0

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