Als chinesische Raumfahrt bezeichnet man im Allgemeinen das staatliche Raumfahrtprogramm der Volksrepublik China. Sämtliche Aktivitäten auf dem Gebiet sind staatlich gelenkt.
Ursprünge
Im Kaiserreich China war Schwarzpulver schon um das Jahr 1000 bekannt. Trotz der recht frühen Kenntnis des Schießpulvers entstanden Feuerwaffen aber erst viel später. Wie es seinen Weg nach Europa fand, ist nicht genau geklärt. Es könnte durch arabische Händler nach Europa gelangt sein, möglicherweise wurde es hier aber auch ein zweites Mal erfunden.
Auch das erste Feuerwerk gab es wahrscheinlich in China.
Geschichte der modernen Raumfahrt
Seit den 1960er-Jahren entwickelt China eigene Trägerraketen, die meisten Modelle sind unter dem Namen Langer Marsch bekannt. Diese werden neben dem Transport von Satelliten auch für das bemannte Raumfahrtprogramm benutzt. Auslöser für den eigenen Weg war der Bruch zwischen China und der UdSSR durch Mao. Bis zu diesem Zeitpunkt erhielt China die Raketen von der UdSSR. [1]
Als eigentliche Geburtsstunde der chinesischen Raumfahrt gilt laut Franz Ehart n seinem Artikel „Die chinesische Raumfahrt“ der 8. Oktober 1956. An diesem Tag wurde das „Raketenforschungsinstitut Nr. 5“. Es war dem Verteidigungsministerium unterstellt, zehn Forschungsinstitute waren angegliedert. Wichtigste Personen waren die Wissenschaftler Tsien Wei-Chang und Ren Xin Min [2], die in den 1940er-Jahren im Jet Propulsion Laboratory in Pasadena, USA gearbeitet hatte. [3]
Am 19. Februar 1960 startet die erste chinesische flüssigkeitsbetriebene Höhenforschungsrakte des Typs „T7-M“ (Franz Ehart: Die chinesische Raumfahrt).
Am 24. April 1970 erfolgte mit ein Rakete des Typs „CZ-1“ der erste Satellitenstart. Es wurde der Experimentalsatellit „DFH-1“ (Dong Fang Hong I) vom Startzentrum Jiuquan in den Weltraum transportiert. 1975 gelang es, erstmals eine Nutzlast wieder auf die Erde zurückzuholen, eine neue Rakete des Typs CZ-2C startete am 26. November des Jahres zu dieser Mission. Damals hatte diese Fähigkeit militärisch von Bedeutung, konnte man doch so Filmkassetten mit stretegisch wichtigen Aufnahmen zurückholen und auswerten. [4]
1980 wurden die Pläne zur bemannten Raumfahrt eingestellt. [5]. Hans Georg Urbin, Fulda spricht in seinem Aufsatz „Das Shenzhou-Programm“ von verschiedenen Gründen, ohne sie aber näher auszuführen.
Am 7. April 1990 erfolgte mit dem Start des Satelliten „AsiaSat-1“ der erste kommerzielle Satellitenstart. Er erfolgte vom Startzentrum Xichang aus mit einer Trägerrakete des Typs „CZ-3“
1993 wurde die chinesische Raumfahrtagentur CNSA gegründet.
Im Jahr 1996 ereignete sich ein Fehlstart einer Rakete des Typs „CZ-3B“ mit einem Intelsat-Satelliten, als die Rakete kurz nach dem Start in einem nahegelegenen Dorf einschlug. Wahrscheinlich sind viele Menschen bei der Explosion des Raketentreibstoffs ums Leben gekommen. Viele internationale Kunden sahen danach von weiteren Buchungen ab.
Im Jahr 1998 erfolgte eine Umstrukturierung der chinesischen Raumfahrtbehörde.
Am 15. Oktober 2003 tritt China dem „Club“ der Nationen bei, die mit eigenen Kräften Astronauten in den Weltraum transportieren können. An Bord von Shenzhou 5, die an diesem Tag startet, befindet sich Yang Liwei, der einen 21-stündigen Flug absolviert.
Taikonauten
Astronauten werden in China „Taikonauten“ genannt. Bisher einziger Taikonaut ist Yang Liwei.
Startzentren
Gegenwärtig werden drei Startzentren für die Trägerrakete „Langer Marsch“ verwendet:
- Für geostationäre Satelliten: Xichang in der Provinz Sichuan. Der Weltraumbahnhof wurde 1984 fertig gestellt und liegt etwa 64 Kilometer nordwestlich des Stadtzentrums.
- Für Satelliten auf sonnensynchronen und polaren Umlaufbahnen: Taiyuan
- Für Satelliten mit auf Umlaufbahnen mit mittlerer Inklination und für bemannte Flüge mit der bemannten Raumkapsel Shenzhou: Jiuquan in der Gansu-Provinz. Er wurde 1956 eröffnet.
Startliste chinesischer Trägerraketen
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Lfd. Nr. | Startdatum | Raketentyp | Startplatz | Nutzlast | Anmerkung |
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1 | 24. April 1970 | CZ-1 | Jiuquan | „DFH-1“, Experimentalsatellit | Erster Satellitenstart Chinas |
2 | 3. März 1971 | CZ-1 | Jiuquan | „SJ-1“, Satellit, 220 Kilogramm | Zweiter Satellitenstart Chinas, die Datenübertragung der wissenschaftlichen Sensoren funktionierte bis zum Absturz 1979 [6] |
3 | 18. September 1973 | FB-1 | Jiuquan | Wahrscheinlich Ji Shu Shiyan Weixing (JSSW) (Technischer Testsatellit) | Fehlschlag oder teilweiser Fehlschlag |
4 | 14. Juli 1974 | FB-1 | Jiuquan | Wahrscheinlich Ji Shu Shiyan Weixing (JSSW) (Technischer Testsatellit) | Ein Raketenantriebsmotor der 2. Stufe verlor Schubkraft |
5 | 5. November 1974 | CZ-2 | Jiuquan | Wahrscheinlich Fanhui Shi Weixing (FSW) (Wiederverwendbarer Satellit) | Fehlschlag oder teilweiser Fehlschlag |
6 | 26. Juli 1975 | FB-1 | Jiuquan | Ji Shu Shiyan Weixing 1(JSSW-1) (Technischer Testsatellit) | |
7 | 26. November 1975 | CZ-2C | Fanhui Shi Weixing 1 (FSW-1) (Wiederverwendbarer Satellit) | Der Satellit kehrte zur Erde zurück [7] | |
7. September 1988 | CZ-4 | Taiyuan | FY-1A, Wettersatellit | ||
7. April 1990 | CZ-3 | Xichang | AsiaSat-1, Kommunikationssatellit | Erster kommerzieller Satellitenstart | |
16. Juli 1990 | CZ-2E | Xichang | Badr-1 und Optus-Dummy | Erster Flug dieses Raketentyps | |
1997 | „FY-2“ | Experimenteller Wettersatellit [8] | |||
20. November 1999, 06:30 Uhr Ortszeit | CZ-2F | Jiuquan | Shenzhou 1 | Erster unbemannter Flug des Shenzhou, Landung am 21. November, 03:41 Uhr in der Inneren Mongolei [9] | |
2000 | „FY-2“ | Experimenteller Wettersatellit [10] | |||
9. Januar 2001 | CZ-2F | Jiuquan | Shenzhou 2 | In-Orbit–Manöver, Test der Lebenserhaltungssysteme an einem Affen, einem Hund und einem Hasen | |
29. März 2002, 10:15 Uhr (PT) [11] | CZ-2F | Jiuquan | Shenzhou 3 | Flug mit einem Testdummy, Landung am 1. April 2005 in der Inneren Mongolei | |
15. Mai 2002, 9:50 Uhr (Ortszeit) | CZ-4B | Taiyuan | Marineforschungssatellit „Haiyang-1“ und den Wettersatelliten „Fengyun-1D“ | 25. erfolgreicher Flug seit Oktober 1996 [12] | |
15. September 2002 | KT-1 | Taiyuan | Fehlstart | ||
30. Dezember 2002, 00:40 Uhr (PT) [13] | CZ-2F | Jiuquan | Shenzhou 4 | Test aller benötigten Subsysteme | |
25. Mai 2003 | CZ-3A | Xichang | „Beidou 3“, Erd-Navigationssatellit | Dritter Navigationssatellit nach 31.10.2000 und 21.12.2000 [14] | |
16. September 2003 | KT-1 | Taiyuan | Fehlstart | ||
15. Oktober 2003 | CZ-2F | Jiuquan | Shenzhou 5 | Erster bemannter Weltraumflug Chinas | |
19. Oktober 2004 | CZ-3A | Xichang | Fengyun-2 C (FY2 O3) | Erster geostationärer Wettersatellit (1.380 kg), siebter Weittersatellit seit 1988 [15] | |
83 | 18. November 2004 | CZ-2C-III | Xichang | Shiyan-2 (SY-2) | 10. Satellit des Jahres 2004 [16] |
84 | 12. April 2005, 20:00 Uhr (Ortszeit Peking) | CZ-3B | Xichang | AsiaSat-6 [17] | Satellit gebaut von Alcatel Frankreich |
85 | 6. Juli 2005 | CZ-2D-IV | Jiuquan | Wissenschaftssatellit „Shijian VII“ (SJ-7) | |
86 | 2. August 2005 | CZ-2C-III | Jiuquan | Wissenschaftssatellit „FSW-21“ | Rückkehr zur Erde am 29. August 2005 |
87 | 29. August 2005 | CZ-2D-IV | Jiuquan | Wissenschaftssatellit „FSW-22“ |
Zukünftige Entwicklung
Mondflugprogramm
Das unbemannte Mondflugprogramm der Chinesen besteht aus drei Phasen:
- Phase 1: Zuerst erfolgt die Entsendung der unbemannten Sonde Chang'e 1 in den Mondorbit. Der Start sollte nach bisherigen Planungen im Jahr 2007 stattfinden. Nach Angaben vom Yuan Jiajun, dem Präsidenten des „Chinese Research Institute of Space Technology“, ist dieser nun bereits für 2006 vorgesehen. Mit dem Bau der Sonde wird im September 2005 begonnen.
- Phase 2: Bis 2012 will man einem Mondfahrzeug auf der Oberfläche des Mondes landen. Der Lander wird ein automatisches Untersuchungsgerät für Experimente auf der Mondoberfläche mitbringen. Es sollen die Umgebungsbedingungen und das Mondgestein analysiert werden. Der wichtigste Teil der Mission soll aber die erstmalige Realisierung einer Landung auf der Mondoberfläche und die wissenschaftlichen Erforschung sein.
- Phase 3: Um das Jahr 2017 will man eine Mission durchführen, die Gesteinsproben auf dem Mond einsammelt und sie zur Erde zurückbringt. Diese Mission wird Daten für einen möglichen Standort einer bemannten Mondstation genauer ermitteln.
Gemäß einer Aussage von Ouyang Ziyuan im August 2005, dem Chef-Wissenschaftler des Mondsondenprojekts, wird China verschiedene Projekte in den Bereichen Materialforschung, Dynamik, Rotation, Astronomie und anderen durchführen. Weiterhin hat China einige Szenarien für kommende Mondflüge entwickelt, die mit verschiedenen Apparaten für ein Mondradar und im Infrarotspektrum arbeiten sollen.
Bemanntes Raumflugprogramm
Der zweite bemannte Flug Shenzhou 6 soll Anfang Oktober 2005 erfolgen. Bei der Shenzhou 7-Mission, die für das Jahr 2007 geplant ist, soll ein Weltraumspaziergang unternommen werden. Dem folgen dann die Missionen Shenzhou-8 und Shenzhou-9, um im Orbit erstmals einen Dockingmanöver durchzuführen. Bis zum Jahr 2010 soll auch die erste weibliche Astronautin aus China in den Weltraum starten.
Errichtung einer Raumstation
Bis zum Jahr 2020 ist der Bau einer eigenen permanent besetzten Raumstation geplant. Die Zeitung Wen Wei Po aus Hong Kong zitiert Huang Chunping von der chinesischen Raumfahrtagentur, nach der bereits im Jahr 2010 eine solche Station aufgebaut werden soll. An der Internationalen Raumstation ISS ist man, auch wegen Bedenken seitens der USA, nicht beteiligt.
Astrophysik
Im Jahr 2008 soll das bisher größte Solar Space Teleskop gebaut werden.
Siehe auch
Weblinks
- Go Taikonauts! Website (en.)