Apollo-Grannus-Tempel (Faimingen)

archäologische Stätte in Deutschland
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Der Apollo-Grannus-Tempel ist ein römischer Tempel im bayerischen Faimingen bei Lauingen. Kaiser Caracalla dankte damit Gott Apollo Grannus für die Heilung seiner Leiden im Jahr 212. Der Name beruht auf einer Namensfusion des römischen Gottes der Heilkunst Apollon mit dem Quell- und Badegott Grannus der Kelten. Das klare Quellwasser trug zur überregionalen Bedeutung von Phoebiana (römisch für „Faimingen“) für Kultbäder und Trinkkuren mit göttlichem Beistand bei. Der Tempel zählt zu den größten römischen Tempelbauten nördlich der Alpen.

Teilrekonstruktion des Apollo-Grannus-Tempels
Plan des Tempels. Die rötlichen Säulen sind noch vorhanden.

Aufbau

Zu seiner Blütezeit wird das Ausmaß der Anlage auf ca. 40 ha geschätzt. Der Tempel selbst ist ca. 1000 m² groß. Die nach Phoebiana führenden Straßen liefen auf das Forum der Anlage zu. Am heutigen Eingang im Süden der Anlage steht ein mittelalterlicher Brunnen (1). Von hier aus sieht man die Stufen einer Treppe, die zum inneren Säulengang porticus II führen. In der Verlängerung sieht man die vom Tempelhof temenos ausgehende Rampe zum Tempelvorraum, dem proanos. Daran schließt sich der Hauptraum, die cella an. Insgesamt acht der ursprünglich 14 Säulen des den Tempelhof dreiseitig umschließenden porticus sind erhalten bzw. rekonstruiert. Die westlichen Säulen zeigen noch einen Teil der Mauer zum äußeren porticus I und sind überdacht. Hinter dem Tempel schliesst sich ein Laden taberna an. Hier finden sich Reste eines weiteren mittelalterlichen Brunnens (1). Von den Säulen des äußeren porticus ist nur eine einzige (im Plan rötlich markiert) im westlichen Teil erhalten. Der ehemalige Verlauf des Säulenganges ist mit weißer Farbe auf den Weg gemalt.

Ausgrabung

 
Magnus Scheller (links) bei den Ausgrabungen 1888

Die ersten Grabungen begannen 1888 durch den Faiminger Dorflehrer Magnus Scheller. In dieser und mehreren Folgegrabungen konnte der Tempel und Überreste der angrenzenden Gebäude freigelegt werden. Die heute sichtbare teilweise Rekonstruktion wurde durch die Funde von 150 Werksteinen 1972 in der Brenz sowie die gleiche Anzahl von Spolien aus der Kastellmauer möglich. Letztendlich Aufschluss über den Namen und Zweck der Funde gaben die Funde zweier Meilensteine unter der Pfarrkirche der Nachbargemeinde Gundelfingen im Jahr 1981, auf denen der Name Phoebiana und Apollo-Grannus verzeichnet sind. Weiterhin steht auf ihnen, dass der römische Kaiser Caracalla 212/213 hier Straßen und Brücken stiftete.

Freilichtmuseum

Auf dem Gelände des früheren Apollo-Grannus-Tempels wurde 1987 ein Freilichtmuseum errichtet.

Koordinaten: 48° 33′ 42,1″ N, 10° 24′ 31,6″ O