Job Control Language

Steuersprache für Stapelverarbeitungen im Großrechnerumfeld
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JCL (Job Control Language) ist die Steuersprache für Stapelverarbeitungen in einem Großrechnerumfeld. Aufgabe der JCL ist es, die auszuführenden Programme, deren Reihenfolge sowie eine Laufzeitumgebung (Verbindung zu physischer Hardware, E/A und Dateien) vorzugeben.

Entwicklung

Die heute auf Systemen unter z/OS eingesetzte JCL wurde 1964 für OS/360 IBM entwickelt. Bei der Weiterentwicklung wurde Abwärtskompatibilität gewährleistet.

Ursprünglich wurde JCL auf Lochkarten gespeichert. Jobs wurden dann per Kartenleser ins System eingespielt. Heute sind JCL-Bibliotheken Partitioned Datasets mit Recordformat FB (Fixed Blocked) und Recordlänge 80 üblich.

Verarbeitung

JCL wird vom Job Entry Subsystem (JES2 oder JES3) eingelesen und interpretiert.

Auch die Subsysteme, Systemfunktionen (Started Tasks) und die Anmeldungen eines Benutzers am TSO verwenden JCL-Prozeduren zur Initialisierung.

Anweisungen

Alle Anweisungen beginnen mit '//'. Kommentare werden mit '//*' gekennzeichnet und nach '// ' findet keine Verarbeitung mehr statt. Es ist möglich, Daten für die Standardeingabe direkt in der JCL mitzugeben.

Die wichtigsten Anweisungen sind:

  • JOB (Informationen über auszuführende Batchverarbeitung)
  • EXEC (führe ein Programm oder eine Prozedur aus)
  • DD (Data Definition, Zuordnung File im Programm zu physischer Datei)
  • PROC und PEND zum definieren lokaler oder globaler Prozeduren

Eine Programmausführung, die mit einer EXEC-Anweisung gestartet wird, wird Step (Verarbeitungsschritt) genannt. Es ist möglich, die Durchführung von Steps von den Rückgabewerten früherer Steps (Condition Code) abhängig zu machen. Dafür gibt es eine einfache IF-THEN-ELSE Logik, mithilfe derer man Blöcke von Anweisungen (Steps) bedingt ausführen kann. Schleifen sind bei der Jobabarbeitung nicht möglich, die Steps werden immer sequentiell ausgeführt.

Ein direkter Rückbezug auf Ein- und Ausgabedaten eines vorhergehenden Steps ist möglich, um diese in folgenden Steps weiter zu verwenden.

Die Verwendung von Variablen (Symbols) in der JCL ist möglich, unterliegt allerdings einigen Einschränkungen. Symbols können nur dazu verwendet werden, um Teile der JCL vor der Ausführung des Jobs zu ändern. Zur Laufzeit können lediglich die Return-Codes der einzelnen Steps den Jobablauf beeinflussen.

Ein Job wird entweder automatisiert zeitgesteuert über ein Scheduling System gestartet oder kann auch direkt angestoßen werden (meist über ISPF).

Beispiele

Beispiel 1:

 //JOB1   JOB (12345),MSGCLASS=X,NOTIFY=SYSPROG1
 //STEP1 EXEC PGM=IEFBR14
 //DD1     DD DSN=AB.CD.EFGH,DISP=(OLD,DELETE)

Dieser Job löscht die katalogisierte Datei AB.CD.EFGH. Das ausgeführte Programm IEFBR14 ist ein Dummyprogramm. Dieses ist nur notwendig, weil der JCL-Interpreter bei jedem Step einen Programm- oder Prozeduraufruf erwartet. Der Benutzer 'SYSPROG1' wird nach Ende des Jobs über den Ausführungsstatus informiert. In diesem Fall Return-Code 0 (=OK) oder „JCL ERROR“, falls der Job fehlerhaft kodiert wurde oder wenn die entsprechende Datei nicht existiert.

Die Zuordnung der Datei AB.CD.EFGH zum DD-Namen DD1 ist in diesem Fall beliebig, weil sie vom aufgerufenen Programm nicht verwendet wird.

Ablauf (vereinfacht):

  • Die Datei wird allokiert (1. DISP-Parameter OLD → exklusiver Zugriff) und dem DD-Namen DD1 zugeordnet. (Step-Preallocation)
  • Das Dummy-Programm wird aufgerufen.
  • Die Datei wird gelöscht (2. DISP-Parameter DELETE, Step-Nachverarbeitung)

Beispiel 2:

 //JOB2     JOB (123456),MSGCLASS=X
 //STEP1   EXEC PGM=SALDO
 //STEPLIB   DD DISP=SHR,DSN=BH.PROD.LOAD
 //          DD DISP=SHR,DSN=BH.PROD.LOAD2
 //INPUT     DD DISP=SHR,DSN=BH.DETAIL.BESTAND
 //LISTE     DD SYSOUT=*

Hier wird das Anwendungsprogramm SALDO ausgeführt, das Lademodul wird zunächst in den Bibliotheken BH.PROD.LOAD und BH.PROD.LOAD2 gesucht, danach in Systembibliotheken. Beim lesenden Zugriff auf Dateien können mehrere Datasets unter einem DD-Namen verkettet werden.

Die Programmeingabedaten in der Datei BH.DETAIL.BESTAND und die Ergebnisliste sollen in ein Spoolfile geschrieben werden (DD-Name LISTE). Die Zuordnung des Input-Datasets zum DD-Namen „INPUT“ bzw. des Outputs zu „LISTE“ ist vom Programm vorgegeben (logischer Dateiname).

Beispiel 3:

 //JOB3    JOB (123456),MSGCLASS=X
 //STEP1  EXEC PGM=IDCAMS
 //DDIN     DD DISP=SHR,DSN=SYSPROG.SMF.AUSWERT
 //DDOUT    DD DISP=(NEW,CATLG),DSN=SYSPROG.SMF.HISTORY(+1),
 //            UNIT=SYSDA,SPACE=(CYL,(15,15),RLSE),DCB=*.DDIN
 //SYSPRINT DD SYSOUT=*
 //SYSIN    DD *
  REPRO INFILE(DDIN) OUTFILE(DDOUT)
 /*

Hier wird mit dem System-Utility IDCAMS die Datei SYSPROG.SMF.AUSWERT in eine neue Generation der „Generation Data Group“ (GDG) SYSPROG.SMF.HISTORY kopiert. Das Protokoll dieser Aktion (SYSPRINT) wird in ein Spoolfile geschrieben, die Steueranweisung für IDCAMS (REPRO-Command) wurde im Standardinput SYSIN kodiert, welcher mit /* abgeschlossen wird.

Andere Mainframebetriebssysteme wie VSE verwenden ebenfalls JCL genannte Sprachen, die jedoch eine komplett andere Syntax haben.

Literatur

  • Michael Winter: MVS/ESA JCL: Einführung in die Praxis, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 1999, ISBN 978-3486250589
  • Gary DeWard Brown, Michael Teuffel: zOS/JCL: Job Control Language im Betriebssystem z/OS MVS, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2004, ISBN 978-3486273977