Taha Muhi ad-Din Maʿruf

irakischer Politiker
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Taha Muyiddin Marouf bzw. Taha Muhi ad-Din Ma´ruf (geb. 1924 in Sulaimaniya, Nordirak) ist ein irakischer Politiker und Diplomat, bis April 2003 war er der erste kurdische Vizepräsident des Irak.

Er studierte (wie auch später Dschalal Talabani) Rechtswissenschaft in Bagdad und wurde 1948 Rechtsanwalt, seit 1951 arbeitete er im diplomatischen Dienst des damaligen Königreiches.

Zuvor aber war er 1945-46 bereits in der Kurdischen Freiheitspartei (Rizgari) aktiv und wurde 1946 sogar Gründungsmitglied der irakischen Kurdischen Demokratischen Partei (KDP) unter Mullah Mustafa Barzani. Als es 1964 zur Spaltung der KDP kam, schloß sich Mar´uf dem Barzani-kritischen Flügel Talabanis an, der mit Bagdad gegen Barzani zusammenarbeitete, 1971-74 aber wieder zu Barzani zurückkehrte.

Als Repräsentant der Talabani-Fraktion wurde Mar´uf 1968 Staatsminister in Bagdad. Dagegen protestierten die beiden Barzani-Vertreter in der irakischen Regierung Ahmed Hassan al-Bakrs und traten zurück. Bagdad, das zumindest damals die Aussöhnung auch mit Barzani suchte, schickte Ma´ruf deshalb 1970 zunächst nach Frankreich, dann nach Italien (einschließlich Malta und Albanien), statt dessen rückten fünf Kurden ins irakische Kabinett nach. Als 1974 die Aussöhnung zwischen Bagdad und Barzani endgültig scheiterte, stellte drei der kurdischen Minister die Neo-KDP (eine weitere Abspaltung unter Barzanis ältestem Sohn Ubaidullah) sowie je einen die Bewegung Progessiver Kurden und die Kurdische Revolutionäre Partei. Die alte KDP jedoch wurde 1975 von Idris bzw. Masud Barzani übernommen, während Talabani mit der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) seine eigene Partei gründete, die noch 1984 mit Bagdad gegen Barzani kämpfte.

Statt Barzani und Talabani wurde im April 1974 schließlich Ma´ruf erster kurdischer Vizepräsident des Irak und somit neben Saddam Hussein (bis 1979) bzw. Michel Aflaq (bis 1989) einer der zwei Vizepräsidenten, 1989-91 sogar einziger Vizepräsident der Republik, 1991-2003 neben Taha Yassin Ramadan al-Jazrawi. Inzwischen Mitglied der Arabischen Sozialistischen Baath-Partei war Ma´ruf 1976-77 bzw. 1982-2003 Mitglied des Revolutionären Kommandorates (RKR), der obersten Führung Iraks, und als solcher 2003 Kriegsgefangener der US-Besatzungstruppen.

Quellen

  • Erhard Franz: Kurden und Kurdentum, S. 118. Hamburg 1986
  • Sluglett: Der Irak seit 1958, S. 222. Frankfurt 1991
  • The International Who´s Who, S. 991. Kent 1988