Olivenöl (früher auch: Baumöl) ist aus dem Fruchtfleisch und aus dem Kern von Oliven gepresstes Pflanzenöl.




Eigenschaften
Zusammensetzung
Olivenöl besteht, wie alle Pflanzenöle, aus an Glycerin gebundenen Fettsäuren. Im Olivenöl findet man durchschnittlich 72 % Ölsäure, 7,9 % Linolsäure, 11 % Palmitinsäure, 2,2 % Stearinsäure und 5 % Palmitoleinsäure. Olivenöl kann bis zu 1,5 % des acyclischen Triterpenkohlenwasserstoffes Squalen enthalten.
Allgemeine Eigenschaften
Die Farbtöne eines Olivenöles können variieren von grün bis goldgelb. Im ungefilterten Zustand kann es auch trüb sein. Die Färbung wird durch die in den Oliven enthaltenen Substanzen bestimmt. Bei grünem Olivenöl herrscht das Chlorophyll (bis zu 10 ppm) vor, beim goldgelben das Karotin. Da die Farbe keinen Einfluss auf die Qualität eines Öles hat, wird das Öl bei der Probe in dunkle Becher gefüllt, um die Fachleute nicht zu beeinflussen.
Kalt gepresstes Olivenöl ist – anders als die meisten anderen Pflanzenöle, die durch Raffinierung hergestellt werden – ein reines Naturprodukt. Es wird trotz seines relativ geringen Anteils an mehrfach ungesättigten Fettsäuren von Ernährungswissenschaftlern empfohlen. Kalt gepresstes Olivenöl setzt sich aus 77 % einfach ungesättigten, 9 % mehrfach ungesättigten und 14 % gesättigten Fettsäuren zusammen.
Geschichte und Verwendung
Geschichte
Der früheste gezielte Anbau von Olivenbäumen zum Zweck der Ölgewinnung wird für Kreta in der Zeit um 3500 v. Chr. vermutet[1], aber auch für den Nahen Osten um 4000 v. Chr.[2] Auch in Ägypten wurden Olivenbäume früh angepflanzt.[3]
Das älteste schriftliche Zeugnis der Verwendung von Olivenöl findet sich bei Homer. Zur Vorbereitung zu den olympischen Spielen machten die Sportler eine Diät die eine Ernährung mit viel Olivenöl beinhaltete. Neben der Verwendung in der Küche fand es Anwendung in Seifen, mit Honig gemischt als Kosmetikum und zu Beleuchtungszwecken. Olivenöl war auch ein bedeutendes Handelsgut, die Römer importierten das Olivenöl aus Attika, das als sehr hochwertig galt[4]. Neben dem Weinbau wies die Gewinnung von Olivenöl einen hohen Mechanisierungsgrad auf. In Attika wurde je Baum 20 kg Oliven geerntet, von denen 3 Liter Öl gewonnen wurden. Der Mechanisierung waren enge Grenzen gesteckt, denn beim Pressvorgang durften die Kerne nicht zerbrochen wurden, da dies hätte die Qualität des Öls gemindert hätte.[5]
In der griechischen und römischen Antike wurde das Olivenöl zum Weihen der Altäre benutzt, die dazu mit Olivenöl begossen wurden. Noch heute wird in der Liturgie der katholischen und orthodoxen Kirche geweihtes Olivenöl (teilweise mit Balsam vermischt, siehe Chrisam) bei Taufe, Firmung, Priesterweihe, aber auch bei der Krankensalbung sowie bei Bestattungen verwendet. Zugleich spielte das Olivenöl auch in der Volksmedizin des ländlichen Griechenland eine Rolle, einerseits als universelles Therapeutikum, andererseits als Tee (zusammen mit den Blättern des Baumes) gegen Diabetes und andere Stoffwechselerkrankungen[6]. Plinius der Ältere (Naturalis Historia XXIII, 79) unterschied sorgsam das Olivenöl als Medicinalie, das „tenue, odoratum quodque non mordeat“, sein musste, im Gegensatz zu dem, das er für die Speisen wählte.[7]
Kaiser Septimius Severus soll den Römern freies Öl gestiftet haben, gesichert ist dies für Aurelian. Anhand der Amphorenstempel vom Monte Testaccio, der im Laufe der Kaiserzeit bei einem Umfang von einem Kilometer eine Höhe von 30 Metern erreichte, und der hinter den Speichern am Fuß des Aventin lag, ließ sich zeigen, dass bis ins 3. Jahrhundert Öl überwiegend aus Spanien kam, dann aus Nordafrika. Es durfte nur an den Öltischen verkauft werden, die wiederum nur vererbt werden durften. Falls es keinen Erben gab, durfte der Tisch für maximal 20 folles verkauft werden. Für die wohl erheblichen Einnahmen gab es eine eigene Kasse, die arca olearia et frumentaria.[8]
Nordeuropa nutzte im Gegensatz zum Süden bis in das Hochmittelalter Fette statt Öle. Hildegard von Bingen empfahl die Verwendung von Rindenstücken und Blättern gegen Gicht, ihr galt das aus unreifen Oliven kalt gepresste Öl als das Öl von höchster Qualität (oleum omphacinum), doch war sie der Ansicht, dass der Konsum des Öls zu Brechreiz führe.[9] Konrad von Megenberg empfahl das Öl gegen Wunden und Geschwüre.[10]
Trotz dieser irrigen Vorstellungen und Heilnutzungen brachten Genuesen Olivenöl aus Ligurien, Latium, der Toskana und Kampanien nach Brügge, Paris und London, Venezianer brachten es aus Apulien und den Marken, aber auch aus Dalmatien, Istrien und Griechenland nach Nordeuropa. Zum einen erlaubten diese Einfuhren den Rückgriff auf schmackhaftes Öl in der Fastenzeit, in der tierische Fette verboten waren, eine Zeit, die rund 100 Tage pro Jahr umfasste, zum anderen kamen immer mehr italienische Händler in den Norden, die ihre Ernährungsgewohnheiten weitgehend beibehielten.[11] Daher wurde Olivenöl nicht nur durch die Klöster und den Hof im Norden gebräuchlich, sondern auch durch die Regelungen des Kirchenjahres sowie durch die Intensivierung der Handelskontakte. Der Konsum von Olivenöl nahm im 18. Jahrhundert deutlich zu.[12]
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nahm der Konsum des Öls in Nordeuropa zu. Allerdings stand es dort in Konkurrenz zu Sonnenblumen-, Distel- oder Rapsöl. Doch allein von 2003 bis 2007 stieg der Import Deutschlands um 42,6 %. 2007/2008 wurden rund 60.000 Tonnen aus Italien (70 %), Spanien (12,2 %) und Griechenland (10,2 %) eingeführt, wobei italienische Händler häufig spanische Marken importieren. Dementsprechend stieg der Import spanischer Öle um 79,5 %, zudem kaufte der spanische Marktführer Grupo SOS/Carbonell einige Anbieter in Deutschland. Russland bezog 68 % seines Öls aus Spanien, Indien 58 %, China 36 % und Brasilien 25 %. Italien führte 350.000 t spanischen Olivenöls ein, Frankreich 70.117, Portugal 69.968, Großbritannien 27.215 und Australien 24.585 t. Italien importiert fast ebenso viel Olivenöl, wie es selbst produziert nämlich 603.000 t, davon gehen 325.000 t in andere Länder.[13] Tunesien tritt bisher kaum als Olivenölexporteur auf, wenn auch viele südeuropäische Öle längst mit tunesischen vermischt werden, die von über 65 Millionen Bäumen auf 1,7 Millionen ha Anbaufläche mittels 1500 Olivenmühlen gewonnen werden. 85 Prozent der tunesischen Olivenplantagen werden auf traditionelle Art bestellt, Tunesien ist daher der größte Lieferant von Bioölen, das 2009 bereits auf 336.000 ha angebaut wurde. Doch nur 57.000 t dürfen zollfrei in die EU eingeführt werden. 2010/2011 will Tunesien aber 115.000 t exportieren.[14]
Verwendung in der Küche heute
Olivenöl ist ein wesentliches Element der Mittelmeerküche, wo es als Allzweckfett eingesetzt wird. Am meisten wird es weltweit in Griechenland verwendet, wo der Jahresverbrauch 23 Liter pro Person beträgt[15]. Durch seinen hohen Rauchpunkt (natives Olivenöl 190 °C, raffiniertes 220 °C) ist es besonders gut zum Braten und Frittieren geeignet, wie es zum Beispiel in der italienischen und in der spanischen Küche schon immer gehandhabt wird. Bei 180 °C werden allerdings sehr schnell die im Öl enthaltenen antioxidativen Stoffe der Phenol- und Tocopherolgruppe zerstört.[16]
Gesundheitsaspekte
Kalt gepresstes Olivenöl gilt traditionell als sehr gesunder Beitrag zur Ernährung.
Extra natives Olivenöl beinhaltet geringe Dosen eines natürlichen nicht-selektiven Cyclooxygenase-Hemmers namens Oleocanthal, der eine mit Ibuprofen vergleichbare entzündungshemmende Wirkung besitzt.
Eine Laborstudie aus dem Jahr 2008 vertrat den Standpunkt, dass der Konsum von Olivenöl wegen des hohen Gehalts an Ölsäure möglicherweise zu einem erhöhten Risiko für Arteriosklerose und anderen ernsthaften Herz-Kreislauferkrankungen führen könnte.[17] Dem widerspricht die Deutsche Herzstiftung: „Reagenzglasstudien lassen normale biologische Prozesse wie Verdauung und Stoffwechsel unberücksichtigt […] deshalb kann man […] auch keine Ernährungsempfehlungen ableiten. […] Olivenöl – am besten nativ extra oder extra vergine – ist im Rahmen einer ausgewogenen mediterranen Ernährung nach wie vor empfehlenswert, um das Risiko für die Entstehung von Gefäßkrankheiten zu vermindern oder deren Verlauf günstig zu beeinflussen.“[18]
Qualität
Güteklassen
Die Bezeichnungen Extra Virgin (engl.), Vierge Extra (franz.), Extra Vergine (italienisch), Virgen Extra (spanisch) oder Extra Virgem (portugiesisch) entsprechen dem deutschen Nativen Olivenöl Extra und sind eine Qualitätskennzeichnung für Olivenöl.
In Europa wird Olivenöl in Güteklassen eingeteilt. Die europäische Verordnung (EG) Nr. 1234/2007 unterscheidet acht Kategorien für Olivenöl. In diesen werden die Qualitätsbezeichnungen festgelegt, unter denen Olivenöl verkauft werden darf.
Kategorie | Produktbezeichnungen | Herstellungsverfahren | Bemerkungen |
---|---|---|---|
I | Natives Olivenöl Extra | Kaltgepresst und ohne übermäßige Temperatureinwirkung schonend hergestellt; aus erster Pressung | Säuregehalt <= 0,8 %, optimal für den Verzehr geeignet |
II | Natives Olivenöl | Kaltgepresst und ohne übermäßige Temperatureinwirkung schonend hergestellt | Säuregehalt <= 2 %, leichte Fehler, für den Verzehr geeignet |
III | Gewöhnliches natives Olivenöl | Kaltgepresst und ohne übermäßige Temperatureinwirkung schonend hergestellt | Fehler, für den Verzehr geeignet (nur außerhalb der EU) |
IV | Lampantöl | Säuregehalt > 2 %, deutlich fehlerhaft nicht für den Verzehr geeignet muss raffiniert werden | |
V | Raffiniertes Olivenöl | Säuregehalt <= 0,3 %, Typische Geschmacks- und Geruchsanteile des Olivenöls fehlen | |
VI | Olivenöl | Mischungen aus raffiniertem Olivenöl (V) mit nativem Olivenöl der Kategorien I–III. | Säuregehalt <= 1 %, Das Mischungsverhältnis ist nicht vorgeschrieben, so dass der Anteil an nativem Olivenöl 1–99 % betragen kann. Je höher der Anteil an nativem Olivenöl, desto intensiver ist der Geschmack. Aus rein wirtschaftlichen Gründen wird jedoch eine Beimischung von nicht mehr als 2 % Anteil an nativem Olivenöl vorgenommen. |
VII | Rohes Oliventresteröl | Aus dem Trester (fester Rückstand aus Kernen, Schalen und Fruchtfleischresten), der nach der Pressung/Extraktion der Oliven übrig bleibt, wird mit Hilfe von Lösungsmitteln (Hexan) oder einer zweiten Extraktion der letzte Rest Öl gewonnen. | Das Öl ist zum Verzehr nicht geeignet! |
VIII | Raffiniertes Oliventresteröl | Rohes Oliventresteröl, das nochmals raffiniert wird | Das Öl ist ohne Geschmack |
IX | Oliventresteröl | Raffiniertes Oliventresteröl, das mit nativem Öl gemischt wird. | Zum Verzehr geeignet |
Folgende Öle sind im deutschen Einzelhandel erhältlich:
- Natives Olivenöl extra (Kategorie I)
- Natives Olivenöl (Kategorie II oder III)
- Olivenöl (Kategorie VI)
Qualitätsbeeinflussende Faktoren
Die geschmackliche Qualität ergibt sich aus
- Sorte
- dem Zustand der Oliven wie Reife, Wasserversorgung beim Wuchs
- Anteil von angefaulten und von Schädlingen befallenen Früchte
- Reinheit von Fremdkörpern wie Laub, Aststückchen und Sägespänen
- Art und Dauer der Lagerung nach der Ernte bis zur Verarbeitung
- Reinheit der Anlagen bei der Verarbeitung, insbesondere Rückstände von älteren Chargen
Betrug, Untersuchungsergebnisse, Testverfahren
In einem Untersuchungsbericht der Stiftung Warentest im September 2005 sind ein Drittel aller Öle der ersten Güteklasse als mangelhaft eingestuft worden. Zum Teil wurden erhöhte Verarbeitungstemperaturen nachgewiesen oder auch Schadstoffe wie der Weichmacher DEHP und auch Butylbenzylphthalat in erhöhten Konzentrationen. Fetthaltige Nahrungsmittel lösen Phthalate (Weichmacher) aus Kunststoffen. Während des Produktionsprozesses läuft das Olivenöl mehrmals durch Kunststoffröhrchen; aus diesen könnte das Olivenöl die Weichmacher herauslösen.[19] [20]
Eine erneute Untersuchung im Mai 2006 bestätigte das Vorjahresergebnis, auch hier wurde ein Drittel (4 von 12) der Öle mit mangelhaft bewertet. Eines der getesteten Öle, ein teures Tropföl (s. u.), müsste die Bezeichnung Lampantöl tragen, da es sehr deutliche Fehler aufweist und zum Verzehr nicht geeignet ist. Auch bei diesem Test wurden, ausgerechnet bei einem Bioprodukt, Weichmacher nachgewiesen.
Erst 2010 erfolgte der nächste Test. Testsieger unter den 28 in Deutschland verbreiteten Ölen wurde das Bio-Olivenöl der italienischen Feinkostmarke LaSelva mit der Note gut, gefolgt von Cucina (Aldi Süd) und dem griechischen Öl Gaea Lakonia I.G.P.. Mangelhaft schnitten neben dem portugiesischen Oliveira da Serravon (Aldi Nord) fünf weitere Öle ab.
Bereits ein Test des österreichischen Verbrauchermagazins Konsument hatte im September 2007 ergeben, dass kein einziges der 18 getesteten Olivenöle der höchsten Güteklasse nativ extra frei von Schadstoffen war. Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe wurden in jedem Produkt nachgewiesen, Weichmacher in jedem zweiten. Die meisten Schadstoffe enthielt ein Bio-Olivenöl. Bei der Hälfte der untersuchten Produkte bestand zudem der hohe Verdacht auf Wärmebehandlung bzw. mangelnde Frische.[21]
Wahrscheinlich ist nur ein Zehntel der geernteten Oliven geeignet, Spitzenqualitäten an nativen Ölen hervorzubringen. Nichtsdestotrotz weisen die meisten in Deutschland verkauften Flaschen und Dosen den Aufdruck „extra nativ“ auf. Dies lässt sich nur aus der Verwendung illegal teilraffinierter desodorierter Öle, wie etwa Lampantöle erklären. Darüber hinaus dürften Öle aus Ländern, die traditionell eine niedrige Qualität produziert haben, unter falscher Herkunftsangabe auf den Markt gebracht werden. Die EU-Verordnung VO (EWG) Nr. 2068/91 regelt Analysenmethoden und Qualitätsklassen für Olivenöle, doch entspricht sie nicht mehr den Anforderungen. So wurden jüngst andere Verfahren in die Diskussion gebracht.[22]
Herstellungsmethoden
Die Gewinnung von Olivenöl kann im Chargenbetrieb (traditionelles Verfahren) oder bei größeren Anlagen im kontinuierlichen Betrieb erfolgen. Als grober Richtwert gilt, dass dabei fünf Kilogramm Oliven etwa einen Liter Öl ergeben.
Im Chargenbetrieb werden die gewaschenen Oliven mit den Kernen zerkleinert. Dann wird die Mischung verrührt (malaxiert) und gepresst. Durch Absitzenlassen kann das Olivenöl direkt als Speiseöl verwendet werden. Öle zweiter Pressung werden noch einer Raffination (Reinigung) unterzogen, da diese qualitativ sehr minderwertig sind und ohne Reinigung auch nicht genießbar sind. Diese Öle zweiter Pressung dürfen auch in ihrem Rohzustand nicht als Speiseöle in den Handel gebracht werden. Nach der Raffination hat das Ölivenöl erheblich an wertvollen Eigenschaften verloren.
Chargenbetrieb
Die Oliven werden auf dem Boden der Ölmühle verteilt, wo sie durch motorbetriebene, kegelförmige Walzen zerkleinert werden. Die Dauer des Mahlprozesses richtet sich nach der Anzahl der Oliven einer Partie, dauert aber nie länger als sechs Minuten. Die so erzeugte Masse wird zwischen die Ölpresskörbe geschichtet, die übereinandergelagert werden und dann gepresst. In dieser Presse wird mittels hohem Pressdruck eine Flüssigkeit gewonnen, die aus einem Gemisch von Öl und Wasser besteht. Dann lässt man die Flüssigkeit ruhen, bis sie sich in zwei Schichten trennt: oben schwimmt das Öl und unten das Wasser aus der gepressten Olive.
Kontinuierliches Verfahren
Im kontinuierlichen Verfahren durchlaufen die Oliven folgende Schritte:
Zunächst werden Fremdkörper, insbesondere Blätter trocken entfernt und die Früchte anschließend im Wasserbad gewaschen. In einer Hammermühle oder einem Mahlwerk bzw. Schneidwerk werden die Oliven mitsamt ihren Kernen zerkleinert. Die entstandene breiige Masse wird anschließend gerührt, damit sich die in ihr verteilten feinen Öltröpfchen zusammenschließen. Über eine Zentrifuge (Decanter) wird dann die Flüssigkeit von der festen Masse getrennt und das Öl aus dem Fruchtsaft der Olive gewonnen. Zur besseren Trennung beim Zentrifugieren wird dem Saft noch kaltes Wasser zugegeben; ist dieses Wasser warm, dann erhöht sich die Ausbeute, das Olivenöl ist dann aber nicht mehr kalt gepresst. Das frisch gepresste Öl ist noch grasgrün sowie trüb und noch nicht für den Verzehr geeignet; es wird zunächst über eine Zeit von mehreren Wochen gelagert, damit sich die enthaltenen Schwebstoffe absetzen können.
Aus den Rückständen aus Presse und Zentrifuge lässt sich mit verfeinerten Methoden nochmals Öl gewinnen.
Die während des Zerkleinerungsprozesses erreichte Höchsttemperatur der Olivenpaste beträgt 28 °C. Die Dauer des Zerkleinerns richtet sich nach den verwendeten Olivenhauptsorten. Die Sorte Picual benötigt die längste Zeit im Zerkleinerer: zwischen 60 und 90 Minuten. Die Sorten Arbequina und Mallorquina werden etwa 60 Minuten lang zerschlagen. Oliven in fortgeschrittenem Reifezustand benötigen im Zerkleinerer weniger Zeit als vollkommen grüne Früchte. Ein zweiter Durchgang, der zu einer doppelten Zentrifugierung der Paste führen würde, ist nicht gestattet.
Tropföl
Wird die Olivenpaste auf runde Matten aufgebracht und diese Matten zu Türmen aufgeschichtet, dann wird das Öl nur durch das Eigengewicht der aufgeschichteten Matten herausgepresst. Dieses Öl wird Tropföl bzw. auf Spanisch Vorlage:"-es genannt. Dabei handelt es sich nicht um eine geschützte Güteklassifizierung, sondern schlicht um Öl der Kategorie I.
Da die traditionellen Stein-Ölmühlen vielfach durch kontinuierlich arbeitende Anlagen aus Edelstahl ersetzt wurden, wird Tropföl heute selten gewonnen. Hier spielen ökonomische Gründe eine Rolle.
Wichtige Anbaugebiete
- Griechenland
- Portugal
- Spanien
- Jaén, Andalusien (82 % der span. Olivenölproduktion)
- Córdoba, Andalusien
- Katalonien (insbesondere die Provinzen Lleida und Tarragona, DOP Siurana)
- Aragonien
- in geringerem Maße: Álava, Navarra, Mallorca
- Frankreich (In Frankreich gibt es sieben Ursprungsbezeichnung – AOC)
- Alpilles – Vallée des Baux-de-Provence
- Nyons
- Aix-en-Provence
- Haute Provence
- Nizza
- Korsika – Oliu di Corsica
- Nîmes
- Italien
- Kroatien
- Slowenien
- Primorska (slowenisch Istrien)
- Türkei
- Syrien
- Aleppo Region
- Tunesien
Arbeitsmarkt
In der Europäischen Union werden rund 70 % des Olivenöls auf 1.563.000 ha hergestellt (Stand: 2000), davon entfielen 48 % auf Spanien und 22,5 % auf Italien. 1.160.000 Erzeuger arbeiteten in Italien im Olivenölsektor, 840.000 in Griechenland, 380.000 in Spanien und 130.000 in Portugal. Sie sind als Olivenbauer oder in Genossenschaften, Ölmühlen, Raffinerien, Mischbetrieben und Vermarktungsunternehmen tätig.
Je nach Ausrichtung - traditionelle, häufig biologische Bewirtschaftung, dann stärker bewirtschaftete traditionelle Pflanzungen mit höherem Einsatz von Produktionsmitteln, schließlich intensiv bewirtschaf tete, meist junge Pflanzungen mit verstärktem Einsatz von Maschinen und anderen Technologien, Bewässerung und engem Stand der Bäume bis hin zur weihnachtsbaumartigen Beschneidung - divergieren die Betriebsgrößen, Eigentumsverhältnisse und Arbeitsabläufe. In Italien ist der Durchschnittsbetrieb nur einen Hektar groß, in Spanien hingegen sechs.[23]
Weltproduktion
Die EU produziert zwar den überwiegenden Teil des Olivenöls, doch Länder wie Tunesien, Türkei, Syrien und Marokko, die selbst auf weit zurückreichende Traditionen stolz sind, holen auf. Sie produzierten 2000/2001 bereits 500.000 t Öl, was rund einem Viertel der gesamten EU-Produktion entsprach. Davon führte die EU 127.000 t ein, sie selbst exportierte 290.000 t, vor allem in die USA, Kanada, Japan und Australien. Für die Marktpolitik stellte die EU 2,3 Milliarden Euro zur Verfügung, da Spanien 1986 der EU beitrat; dies geschah jedoch bis Ende der 90er Jahre praktisch ohne verlässliches Zahlenmaterial zu Baumbeständen, Erträgen und Erträgen nach Qualitätsstufen.[24]
Spanien ist weltweit der größte Hersteller von Olivenöl. Italien jedoch der größte Exporteur: Italienische Firmen kaufen in der ganzen Mittelmeerregion Olivenöl auf, füllen es ab, und vertreiben es dann weltweit. So wird griechisches Olivenöl aufgekauft, um es in Deutschland als italienisches zu verkaufen, da die Bereitschaft der Konsumenten dafür mehr zu zahlen, größer ist.[25]
Rang | Land | Menge (in t) |
Rang | Land | Menge (in t) | |
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1 | Spanien | 1.211.900 | 9 | Algerien | 27.600 | |
2 | Italien | 600.000 | 10 | Libyen | 26.400 | |
3 | Griechenland | 331.310 | 11 | Palästina | 21.250 | |
4 | Tunesien | 201.700 | 12 | Jordanien | 21.000 | |
5 | Syrien | 152.000 | 13 | Argentinien | 16.000 | |
6 | Türkei | 93.000 | 14 | Ägypten | 7.700 | |
7 | Marokko | 90.000 | 15 | Libanon | 6.200 | |
8 | Portugal | 40.000 | ||||
Welt | 2.886.018 |
Die 15 genannten Länder produzieren zusammen 99,0 % der Weltolivenölmenge, allein die Länder der EU erzeugten 76,4 % der Weltproduktion.
Olivenöle nach Regionen
Spanien
In Spanien gibt es 32 offiziell anerkannte Anbau- und Erzeugerregionen (Denominación de Origen Protegida/DOP) für Olivenöl (aceite de oliva virgen), die meisten davon im wichtigsten spanischen Anbaugebiet Andalusien:
Spanische Olivenölsorten | |||
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Bezüglich der Sorten siehe den Artikel Olivenbaum.
Anhand geschichtlicher Aufzeichnungen lässt sich zurückverfolgen, dass es die Phönizier und die Griechen waren, die den Olivenbaum auf die Iberische Halbinsel brachten. Bereits zu Zeiten der Herrschaft Aragoniens (13. Jahrhundert) wurde neben anderen Produkten auch Olivenöl nach Nordafrika exportiert.
Italien
Bekannte italienische Olivensorten | |||
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Griechenland
Liste griechischer Protected designation of origin (PDO) und Protected Geographical Indication (PGI) Olivenölsorten in der Qualität Extra Virgin:[27] | |||
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Marken
Allein in Italien gab es im Jahr 2000 mehr als 250 Marken, die um den Olivenölmarkt konkurrierten.[28]
Siehe auch
Literatur
- Mort Rosenblum: Oliven. Kulturgeschichte einer göttlichen Frucht, München 2000.
- Johannes Hoops: Geschichte des Ölbaums, C. Winter, 1944.
- Johannes Hoops: Geschichte des Ölbaums, in: Forschung und Fortschritt 21/23 (1947) 35-38.
Weblinks
- Bericht auf dem Portal der Zeitschrift Bild der Wissenschaft: Was Olivenöl und Kopfschmerztabletten gemeinsam haben: Inhaltsstoff von nativem Olivenöl hat die gleiche Wirkung wie das entzündungshemmende Ibuprofen (Der Artikel referiert die Ergebnisse von G. Beauchamp et al.: Nature, Bd. 437, S. 45).
- Bericht aus Bild der Wissenschaft: Wenn schon fettig, dann richtig (referiert den Aufsatz von J. Ruano et al.: Journal of the American College of Cardiology, Bd. 46, Nr. 10, S. 1864).
- Umfassende Informationen über das Olivenöl, Informationsgemeinschaft im Auftrag der Kommission der EG.
- Olivenöltest 2011, Der Feinschmecker.
Einzelnachweise
- ↑ Gerald Rimbach, Jennifer Möhring und Helmut F. Erbersdobler: Speiseöle. Lebensmittel-Warenkunde für Einsteiger, Springer-Lehrbuch, 2010.
- ↑ Peter Peter: Ölbaum und Olivenöl, in: Ders.: Cucina e cultura, Kulturgeschichte der italienischen Küche, München: Beck 2006, S. 17f.
- ↑ D. B. Sandy: The production and use of vegetable oils in Ptolemaic Egypt, in Bulletin of the American Society of Papyrologists, Supplement 6, 1989, S. 1-136.
- ↑ Merryl Rebello: Antike- Schlag Nach!, S. 27
- ↑ Helmuth Schneider: Geschichte der antiken Technik, S. 41.
- ↑ Adelheid Schalinski: Krankheitsempfinden und Arzneimittelgebrauch in Griechenland, S. 67.
- ↑ Zitiert nach Alimentazione e nutrizione secc. XIII - XVIII, Istituto internazionale di storia economica F. Datini. Settimana di studio, Mondadori Education, 1997, S. 43 Anm. 8 (wohl Druckfehler, es muss 81 heißen).
- ↑ Alexander Demandt: Die Spätantike. Römische Geschichte von Diocletian bis Justinian 284-565 n. Chr., 1. Aufl. München: Beck 1989, 2. Auflage 2007, S. 437.
- ↑ Nach Alimentazione e nutrizione secc. XIII - XVIII, Istituto internazionale di storia economica F. Datini. Settimana di studio, Mondadori Education, 1997, S. 34.
- ↑ Lexikon des Mittelalters, Bd. VI, Sp. 1388.
- ↑ Nach Alimentazione e nutrizione secc. XIII - XVIII, Istituto internazionale di storia economica F. Datini. Settimana di studio, Mondadori Education, 1997, S. 34.
- ↑ Alimentazione e nutrizione secc. XIII - XVIII, Istituto internazionale di storia economica F. Datini. Settimana di studio, Mondadori Education, 1997, S. 309.
- ↑ Wachstum beim Weltmarktführer - Spanisches Olivenöl erobert neue Märkte, OpenPR, 30. September 2008.
- ↑ "Grünes Gold" aus Tunesien für Deutschland, in: Südwest Presse, 27. Januar 2011.
- ↑ Mike Gerrard: National Geographic Griechenland, 325
- ↑ Y. Allouche et al.: How heating affects extra virgin olive oil quality indexes and chemical composition, in: Journal of Agricultural and Food Chemistry, 55, (23)/ 2007, S. 9646–54, PMID 17935291.
- ↑ Olivenöl – doch nicht so herzfreundlich?, Medizin-News, 23. Januar 2008
- ↑ Olivenöl: Schutzwirkung vielfach belegt In: Deutsche Herzstiftung: Herz heute 1/2008 [1]
- ↑ Ergebnisse der Stiftung Warentest, 2005
- ↑ ORF-Beitrag: Weichmacher in Speiseöl
- ↑ Bericht der österreichischen Verbraucherschutzzeitschrift Konsument: Olivenöle im Konsument-Test: Extra bitter
- ↑ Michael Menzel: Olivenöl: Untersuchungen zur Herkunft und Authentizität mittels Multielement-Isotopenverhältnismassenspektrometrie, Diss. Würzburg 2011.
- ↑ Der Olivenölsektor in der Europäischen Union, Europäische Kommission. Generaldirektion Landwirtschaft, 2003, S. 1.
- ↑ Der Olivenölsektor in der Europäischen Union, Europäische Kommission. Generaldirektion Landwirtschaft, 2003, S. 3.
- ↑ Griechenland hat ein Imageproblem, in: Südwestpresse, 23. Juli 2011.
- ↑ FAO, Faostat Statistik der FAO, aufgerufen am 6. Januar 2010
- ↑ Minagric.gr
- ↑ Rosenblum, S. 156f.