Werbung
Werbung wird häufig der "Wirtschaftswerbung" gleich gesetzt, sie soll Gütern oder Dienstleistungen bekannter machen, um letztlich den Absatz zu steigern. Aber man kann auch für ideelle Ziele oder für Personen werben. Mit Agitation, Propaganda wird für politische Ziele geworben (ebenso mit Öffentlichkeitsarbeit). Missionierung wirbt für eine religiöse Idee. Werbung im öffentlichen Umfeld zur Information und zur gesellschaftlichen Meinungsbildung ist Public Awareness. Werbung für Personen ist Aufgabenfeld der Publizisten, die die Aufmerksamkeit auf eine Person (Politiker, Künstler, Sportler) lenken sollen. "Brautwerbung" (vergleiche Verlobung) und die Anwerbung von Söldnern werden heute seltener verwendet.
Wissenschaftliche Behandlung
Hier ist auf die Betriebswirtschaftslehre und in diesem Zusammenhang besonders auf die Schwierigkeiten der Werbekostenrechnung und Werbeerfolgskontrolle hinzuweisen; auf die Psychologie (siehe unten zur "Aufmerksamkeit"); aber auch auf die Soziologie (Werbung kann als soziale Sanktion oder als besondere Form der Kommunikation aufgefasst werden); auf die Politologie (vor allem zur Propaganda und Agitation); auf die Kommunikationswissenschaft (vor allem zur Persuasion); gelegentlich auch auf die Literaturwissenschaften.
Werbung in der Betriebswirtschaft
Die Betriebswirtschaftslehre unterscheidet "Werbung" i. e. S. von der "werbenden Wirkung" etwa der Produktgestaltung und der Absatzstrategien allgemein (Erich Gutenberg). Dies ist generell im Auge zu behalten.
Erste kommerzielle Anzeigen wurden schon in den Ruinen von Pompeji gefunden, aber die erste Werbeagentur modernen Zuschnitts wurde 1841 von Volney Palmer in Philadelphia gegründet. Jüngst hingegen haben einige Firmen vorgeschlagen, Anzeigen oder Firmenlogos auf Raketen oder der internationalen Raumstation ISS anzubringen. Radiowerbung wurde hingegen erstmals 1927 als gesprochener Text ausgestrahlt und 1950 wurden Experimente zur unter- und oberschwelligen Wahrnehmung durchgeführt. Dabei wurde festgestellt, dass Musik in Werbung zur Kaufbeeinflussung benutzt werden kann. Noch im gleichen Jahr wurde erstmals Werbung mit Musik ausgestrahlt.
Kommerzielle, gängige Werbeträger sind: ursprünglich einmal die Marktschreier, heute Radio und Fernsehen, Anschlagtafeln, Litfaßsäulen, Flugzettel, Web-Banner-Plätze, Zeitschriften, Zeitungen, Werbebriefe (Mailings), Trikotwerbung und Omnibusflächen, wobei der extrem nervige Spam nicht zu vergessen ist. Below the line, also exotische Werbeträger sind: skywriting, der Öffnungsbereich des Audio- und Videostreams und die Rückseiten von Eintrittskarten. Auf Werbeträgern können nun je nach Medium verschiedene, kreativ gestaltete Werbemittel eingesetzt werden, wie Anzeigen, Beihefter, Cover Gate Folder usw.
Jeder Platz eines "gekennzeichneten" zahlenden Sponsors, der seine Botschaft über ein Medium veröffentlicht, ist Werbung. Gezielt über den Werbecharakter täuscht die Schleichwerbung.
Werbeträger
Der Werbeträger ist das Medium, das die eigentliche Werbung zum Konsumenten trägt. Die Pionierleistung war hier die vom Berliner Verleger Ernst Litfaß erfundene Litfaßsäule. Im Medium Fernsehen als Werbeträger wird die Werbebotschaft in ein redaktionelles Umfeld eingebettet.
Werbemittel
Im Unterschied zum Werbeträger ist das Werbemittel die eigentliche Werbung. Man kann Werbung danach unterscheiden, ob sie einen Werbeträger benötigt (z.B. Fernsehwerbung -> braucht TV, Radiowerbung -> braucht Funk, Printwerbung -> braucht Insertationsmedien, Plakatwerbung -> braucht Litfaßsäulen, Aufsteller von Stoehr, Wall etc.), oder ob sie praktisch selbst ihr eigener Werbeträger ist (z.B. Direktwerbung).
Zum Teil ist eine Unterscheidung nicht möglich, z.B. bei Tragetaschen, die mit Aufdruck werben oder bei Werbegeschenken. Hier ist der Träger gleichzeitig das Mittel.
Heutzutage (2005) gibt es sehr viele Arten, Werbung zu machen. Waren früher Rundfunksongs der absolute Renner, so gewinnt heute die Werbung per Internet immer mehr Aufmerksamkeit. Mittlerweile existieren sich bewegende Bilder, Handys, die sich von selber auseinanderklappen und vieles andere im Internet, um den Kunden anzusprechen.
- Plakatwerbung, immer noch auf Litfaßsäulen üblich, ist vor allem an stark befahrenen Straßen oder in U-Bahn-Stationen beliebt. Autofahrer, die im Stau stecken, oder Pendler, die auf die Bahn warten, streifen Werbeplakate, vor allem diejenigen, die sehr ins Auge springen. Plakate bieten dem Betrachter eine kurze Flucht aus dem Alltag. Man kann sie deshalb auch als Sekunden-TV bezeichnen. Wichtig ist hierbei der richtige Einsatz von Farben, Schriften und Schriftgrößen. Bei der Plakatwerbung liegt die Kunst in der Reduktion. Ein möglichst aufmerksamkeitsstarkes Bildmotiv, gekoppelt mit einem kurzen, leicht verständlichen Text steigert die Werbewirkung immens.
- Radiowerbung nimmt immer noch an Bedeutung zu. Vor allem private Radiosender nutzen die Möglichkeit, Werbung über ihre Sender auszustrahlen. Wichtig ist hierbei, möglichst oft den Namen des Produktes zu erwähnen, da man auf Schriften, Bewegung und Bilder verzichten und auf diesem Wege die medientechnische Beschränkung ausgleichen muss. Da Radiowerbung meist mit akustischen Schlüsselreizen wie z.B. Klingeln oder Läuten arbeitet, wird sie oft als unangenehm empfunden, da sie den Zweck des Radios als Begleitmedium stört, sich zu sehr in den Vordergrund drängt und damit von der eigentlichen Tätigkeit zu stark ablenkt.
- Fernsehwerbung ist immer noch die Nummer eins unter den Werbearten. Mittlerweile gibt es sogar schon eigene Werbesender, die 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche Werbesendungen ausstrahlen. Wenn eine Werbekampagne ein hohes Maß an Emotionalisierung erreichen will, gibt es zum Fernsehen kaum Alternativen. Konkrete Angebote zeigt sie in der Regel jedoch nicht, Ausnahmen sind Werbespots z.B. vom „Media Markt“, von „Tchibo“ oder von „Jamba“.
- Printwerbung: Ob in Zeitungen, Zeitschriften, Illustrierten oder ob in Anzeigenblättern, überall kann man Werbung finden. Da man oft nur eine Seite zur Verfügung hat und keine Bewegung oder Stimmen einbauen kann, ist es wichtig, die Informationen in großer, auffallender Schrift und entsprechender visueller Aufmachung zu halten und sie so gebündelt wie möglich zu transportieren. Eine beliebte Methode der Zeitschriftenwerbung sind Storyboards (mehrere Bilder, die eine Geschichte ergeben), oder eine 'Rätselwerbung' über zwei bis drei Seiten. Ein Beispiel wäre das Bild einer hübschen Frau, dazu ein kurzer Steckbrief und auf der nächsten Seite ihr Auto, ein „BMW“, der zeigen soll, dass diese Frau absolute Klasse besitzt, da sie so ein Auto fährt. Werbung in aktuellen Tageszeitungen bietet dem Verbraucher, im Gegensatz zur Fernsehwerbung, eine konkrete Handlungsalternative. Sie stellt konkrete Kaufempfehlungen vor. Anzeigen der großen Handelsunternehmen erscheinen regelmäßig zu den gleichen Terminen und werden teilweise vom Konsumenten schon erwartet.
- Außenwerbung findet man zum Beispiel auf Mauern oder Hauswänden, aber auch auf Sonnenschirmen von Gasthäusern (beispielsweise Bierwerbung). In den letzten Jahren wurde das Angebot der Außenwerbung immer weiter ausgebaut. Werbung auf Verkehrsmitteln und an Stadtmöbeln (z.B. Bushaltestellen oder öffentliche Toiletten) in hinterleuchteten Vitrinen sind in den Städten heute sehr gebräuchlich.
- E-Mail-Werbung ist meist unerwünschte Werbung und wird Spam oder auch UCE genannt. Eine Paidmail ist eine E-Mail-Werbung, die nur an Empfänger gesendet wird, welche dies ausdrücklich wünschen. Sie muss, so ist es gesetzlich vorgeschrieben, jederzeit abbestellbar sein und hat den Nutzen, nur gewünschte Angebote und Informationen zuzustellen. Oft wird sie in Form von Newslettern verschickt, die redaktionellen Charakters sind.
- Online-Werbung und bezahlte Sucheinträge
Weitere Werbemittel sind: Schauwerbung, Werbeveranstaltungen, Werbedrucke, Produktmuster, Direktwerbung und ähnliches.
Der Aufmerksamkeitsanteil
Der Aufmerksamkeitsanteil ist der Status, den eine Marke erzielen kann, wenn sie mit den tieferen, erfahrungsbezogenen Kategorien der Gegenstände zusammenwirkt.
Klassische Werbung sucht, einen hohen Anteil an Aufmerksamkeit (mind share) für die beworbene Sache in ihrer spezifischen Kategorie herzustellen. Es ist eine regelrechte Gefahr des "mind share", dass der Produktname so weit allgemein akzeptiert wird, dass er als Begriffsmonopol zur Gattungsbezeichnung wird und den Schutz als eingetragenes Warenzeichen verliert. Beispiele wären "Tesafilm", die Filtertüte von Melitta, "Walkman" oder die "Spalt-Tablette", auch Leukoplast; ebenso Jeep, UHU und Fön (siehe auch Liste der Begriffsmonopole). Tempo beispielsweise kann sich selbst als eigenes Taschentuch hervorheben. Jedoch, weil es einen Mind share bei den Verbrauchern erreicht hat, wird es häufig als eine synonyme Bezeichnung für jedes mögliche Papiertaschentuch verwendet, selbst wenn es sich um eine ganz andere Marke handelt. Besonders gut war das Dilemma in Deutschland am Beispiel der vergeblichen Ferrero - Kampagne zu verfolgen: "Nur wo Nutella drauf steht, ist auch Nutella drin".
Der Versuch, wirksame optische oder akustische Werbung unter der Aufmerksamkeitsschwelle anzubieten ("unterschwellige Werbung", "subliminal advertising") gilt nach wahrnehmungspsychologischer Untersuchung als Scharlatanerie von Werbebüros. Mögliche Ausnahmen eröffnet die olfaktorische Wahrnehmung, das heißt Werbung über den Geruchssinn.
Auch unbezahlte Werbung - ob unbeabsichtigt oder als Schleichwerbung (product placement) - kann eine starke Wirkung zu minimalen Kosten haben. Sie ist ein Dauerproblem innerbetrieblicher Korruption beim Fernsehen. Nach den geltenden Richtlinien ist Schleichwerbung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen verboten.
Techniken der Werbung
Ohne Techniken kommt die Werbung da aus, wo ungesuchte persönliche Empfehlungen für ein Produkt werben. Es ist der solideste Weg, auf dem eine Marke entstehen kann. Ein Beispiel war lange Zeit die Verbundenheit von Autofahrern mit der "Ente", dem 2CV, sie grüßten einander bei der Vorbeifahrt, halfen bei Pannen u.a.m. Als unternehmerisch gefördertes mouth-to-mouth advertising ist es aber bereits die Werbetechnik des Empfehlungsmarketing.
Im Normalfall verwendet die Werbung viele gezielte Techniken, um das Publikum nachhaltig davon zu überzeugen, ein Produkt zu kaufen.
- Wiederholung: Häufige Wiederholung fördert den Erinnerungsprozess und damit die Erinnerung an den beworbenen Markennamen.
- Siegeszug ("Bandwagon"): Indem sie andeutet, dass das Produkt allgemein verwendet wird, wird durch Werbung erhofft, mögliche Kunden zum "Einstieg in den Siegeszug" zu bewegen.
- Zeugenaussagen (Testimonials): Bekundungen von Normalverbrauchern, Experten sollen Glaubwürdigkeit verleihen: "drei von vier Zahnärzten empfehlen...". Dies bezieht häufig einen Anklang von Autorität mit ein.
- Druck: Es wird versucht, die Menschen schnell ohne lange Überlegung wählen zu lassen und so, darauf zielt die Werbung ab, zu schnellem Kauf zu ermuntern: "Ausverkauf, schlagen Sie jetzt zu!" (hard selling, beispielsweise Elektro- und Möbelmärkte).
- Assoziation: Produkt mit wünschenswerten Sachen verbinden, um es ebenso wünschenswert erscheinen zu lassen. Der Gebrauch von attraktiven Modellen, malerischen Landschaften und ähnlichen Darstellungen ist verbreitet.
- Humor/Versteckte Botschaft: Oft erreicht durch die Verwendung von Wortspielen. Die Werbewirkung ist stark umstritten.
- Personifizierung durch Personen die als Werbefigur für eine Ware oder Dienstleistung stehen.
- Visualisierung abstrakter Begriffe, zum Beispiel Verunreinigungen:
- Phänomene wie Grauschleier oder Flecken werden kleinen, haarigen oder schleimigen Wesen zugeordnet, um so den Ekel vieler Menschen vor kleinen quirligen Tieren (beispielsweise Insekten, Würmern, Schnecken) auszunutzen und den Verkauf chemischer Produkte zu fördern. Dabei wird Wissenschaftlichkeit suggeriert; die Bilder sollen an Mikroskopie-Aufnahmen erinnern. Die Erscheinungsformen der Wesen variieren.
- Eumel wuseln durch die Gardinen; gemeine Fleckenzwerge sind wie einst der Fehlerteufel über jede Störung des Ebenmaßes erfreut. Vereinzelt hat die personifizierte Verunreinigung auch eine bedrohliche Gestalt, wie etwa den Gilb, der in den 1960ern die Gardinen "so hässlich gelb" machte.
- Die gestresste Hausfrau bekommt als Lösung einen großen starken Mann geliefert, sei es Meister Proper oder der Weiße Riese.
- Eine weitere Form der personifizierten Verunreinigung stellen Karius und Baktus dar, die Kindern die Zahnhygiene nahe bringen sollen und wegen des Zielpublikums noch sympathische Züge haben.
Werbeträger, Werbemittel
Als Werbeträger werden die Medien bezeichnet, mit Hilfe derer die Werbemittel (Faben, Schrift, Bilder oder auch Geruch) eine Werbebotschaft (z.B. einen Slogan) verbreiten. Ihre Güte wird mit Hilfe des sog. Tausender-Kontakt-Preis (TKP), dem Preis für je 1.000 erreichte potentielle Interessenten gemessen.
- Litfaßsäule
- Pillar
- Billboard (Tafel)
- Streuwerbung
- Zeitungswerbung
- Fernsehwerbung / Kinowerbung
- Rundfunkwerbung
- Internetwerbung
- Telefonwerbung
- Außenwerbung
- Verkehrsmittelwerbung
- Ganzreklame
- Direktwerbung
- Trikotwerbung
- Ad-Busting
- Verkaufsraumbeduftung
Ein weiteres Werbeinstrument ist seit 2003 angewandte Couponing, das ähnlich wie die früheren Rabattmarken funktioniert. Die Erhöhung der Kundenbindung aus Sicht der Unternehmen und das Verlangen der Kunden nach Rabatten in Zeiten der subjektiven Rezession hat zu hoher Akzeptanz und Verbreitung solche Programme in jüngster Zeit geführt. Bekanntestes Beispiel ist die Konzern-Kooperation "Payback", die bei Datenschützern sehr umstritten ist.
Werbemusik
Werbemusik soll helfen, zwischen sonst gleichen Produkten zu unterscheiden. Sie soll das Image einer Marke mit einem Gefühl verbinden und so die Bindung an das beworbene Produkt verbessern/verstärken. Außerdem soll sie die Werbung angenehmer machen.
- Werbemusik ist inzwischen ein eigenes Genre
- Spezielle Werbemelodien werden für Markenhersteller oder Klingeltöne komponiert
- Werbemusik wird in unterschiedliche Formen unterschieden:
- als Hintergrundmusik
- als musikalisches Kurzmotiv
- als gesungener Slogan (Jingle)
Musik in Werbung dient also der Produktdifferenzierung und der Verstärkung der Erinnerungen und Eindrücke. Beide Kriterien können musikalisch durch folgende Funktionen erreicht werden:
- durch die Musik wird die Aufmerksamkeit erregt und die Gedächtnisleistung erhöht
- durch die Musik entsteht eine positive Stimmung
- durch die Musik wird der Hörer z.B. in seine Kindheit zurückversetzt
- durch die Musik assoziiert der Hörer eine Emotion mit dem beworbenen Produkt
- die Musik beschreibt das Produkt bzw. die Wirkung des Produkts
- die Musik interpretiert oder kommentiert das Geschehen
- die Musik dient der besseren Wiedererkennung eines Slogans/Produktnamens.
Oft werden so genannte Sound-alikes eingestzt, Songs, die so geschrieben und produziert sind, dass sie wie bekannte Hits oder Kultsongs klingen; die Abwandlungen in der Melodie und im Text sind oft minimal. Die Verwendung solcher Auftragsproduktionen spart Kosten.
Rechtliche Situation in Deutschland
Unvollständig, bitte überarbeiten!
Grenzen der Werbung
Auch wenn Werbung erstmal grundsätzlich eine aktiv und positiv besetzte Handlung darstellt, wird sie speziell im Bereich der Wirtschaftswerbung oder Produktwerbung oft auch als lästig und damit als negativ empfunden. Deshalb wurden im Laufe gerade der neueren Zeit eine Reihe von Bestimmungen und Gesetze geschaffen, welche alle das Ziel verfolgen, durch möglichst sinnvolle Definitionen und Regelungen die negativen Wahrnehmungen von Werbung zu beschränken.
Hierbei stellt sich im Einzefall "komischerweise" oft die umgekehrte Diskussion, nämlich wie eine Handlung zu bewerten ist, damit sie eben nicht als "Werbung" mißverstanden werden kann. Oftmals auch als recht simple Frage formuliert "Was gilt als Werbung und was ist (gerade noch) nicht Werbung ?" Deshalb gibt es in vielen Bestimmungen eine Reihe von Kriterien, die bei der Klärung dieser Frage eine Orientierung geben sollen.
Kriterien für die Grenzen
Grundsätzlich kann man Werbung von einem zunächst recht neutralen Standpunkt mit dem Begriff Information am besten in Verbindung bringen. Denn wenn jemand eine Information zum 1. Mal in seinem Bewusstsein wahrnimmt, dann besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass er sie subjektiv nicht als Werbung einsortiert. Im Gegenteil, vielleicht ist er sogar äußerst dankbar für den Empfang dieser Information. Aber möglichicherweise ganz im Gegensatz zu einer anderen Person, welche exakt die gleiche Information sich schon 1000 Mal anhören musste und sie deshalb subjektiv als lästig wahrnimmt und bewertet.
Die Intention des Botschafters - zu welchem Zweck er seine Information kommunziert - gilt wohl als geläufigstes Kriterium, um der Information einen werbendenen Charakter zu unterstellen. Es gibt Situationen, in denen jemand z.B. ein Produkt überhaupt nicht lobt sondern durchaus kritisch und negativ darüber spricht. Trotzdem kann man ihm die Absicht unterstellen, dass er auf diese Weise das Produkt ins Gespräch bringen will. In dem Moment wird man ihm gerne vorwerfen, dass seine Information "nur" der Werbung diene. Während man einer anderen Person, die ebenfalls exakt die gleiche Information kommuniziert, gar keine Werbung vorwerfen würde, wenn sie z.B. über ein Produkt schimpft, weil sie sich gerade über dessen schlechte Handhabung geärgert hat.
Der Bekanntheitsgrad z.B. einer Firma wird gerne als zuverlässiges Kriterium genannt. Ist der Bekanntheitsgrad z.B. von einem bestimmten Markennamen bzw. dessen Produkten im Bewusstsein schon voll gesättigt (siehe Aufmerksamkeitsanteil), dann wird diese Information des Markennamens oft nicht mehr als werbliche Botschaft wahrgenommen im Gegensatz zu einem noch relativ unbekannten, der sich erst noch im Markt bekannt machen möchte.
Der Grad an Neutralität ist ein weiteres Kriterium zur Abgrenzung. Wenn ein Sachverhalt mit Informationen so beschrieben wird, dass der Adressat diesen als "neutral" und ausgewogen mit allen Vor- und Nachteilen wahrnimmt, dann wirkt der "Sachverhalt" auch als solcher und gilt in der Regel nicht als Werbung.
Alle genannen Kriterien haben leider eines gemeinsam: Ihre Wahrnehmung ist nur schwer mit objektiven Maßstäben zu messen und hängt meist von der subjektiven Bewertung des Betrachters ab.
Grenzen der Werbung liegen auch im gesundheitlichen Bereich. So ist die Werbung für Zigaretten in der Bundesrepublik Deutschland (außer in Telemedien) erlaubt, in vielen anderen Ländern aber verboten. Die Werbung für Zigaretten verbindet ein positives Image des Rauchens mit Illussionen über die gesundheitlichen Schäden. So wird der Aufdruck, dass Rauchen die Gesundheit schädigt, in witziger Form angebracht und unterstützt die Werbung auf diese Weise.
Bis vor kurzer Zeit durften Werbebotschaften in Deutschland nicht vorhandene Produkteigenschaften vortäuschen. Das ist jetzt nicht mehr ohne weiteres erlaubt.
Wettbewerbsrecht
Werbung im Rundfunk und in Tele- und Mediendiensten wird in Deutschland hauptsächlich durch das Gesetz gegen den Unlauteren Wettbewerb (UWG), den Rundfunkstaatsvertrag, und das Teledienstgesetz geregelt.
Siehe dazu eigenständigen Artikel Gesetz_gegen_den_unlauteren_Wettbewerb.
Teledienstegesetz und Mediendienste-Staatsvertrag
Siehe dazu Teledienstegesetz, Telemediengesetz, Teledienst und Mediendienste-Staatsvertrag, Mediendienst.
Jugendschutz
Im Bezug auf den Jugendschutz wird die Werbung durch den Jugendmedienschutz-Staatsvertrag beschränkt. Unter Übernahme der Regelung in der EG-Fernsehrichtlinie gilt für alle Angebote von Telemedien (Teledienste und Mediendienste) und den gesamten Rundfunk, dass Werbung "Kindern und Jugendlichen weder körperlichen noch seelischen Schaden zufügen" darf, darüber hinaus darf sie nicht:
- direkte Kaufappelle an Kinder oder Jugendliche enthalten, die deren Unerfahrenheit und Leichtgläubigkeit ausnutzen,
- Kinder und Jugendliche unmittelbar auffordern, ihre Eltern oder Dritte zum Kauf der beworbenen Waren oder Dienstleistungen zu bewegen,
- das besondere Vertrauen ausnutzen, das Kinder oder Jugendliche zu Eltern, Lehrern und anderen Vertrauenspersonen haben, oder
- Kinder oder Minderjährige ohne berechtigten Grund in gefährlichen Situationen zeigen.
Werbung für alkoholische Getränke darf sich weder an Kinder oder Jugendliche richten noch durch die Art der Darstellung Kinder und Jugendliche besonders ansprechen oder diese beim Alkoholgenuss darstellen. Entsprechendes gilt für die Werbung für Tabak in Telemedien.
Sonstige Programminhalte, die Kinder oder Jugendliche ansprechen, müssen von Werbung getrennt sein.
Im Umfeld eines ansonsten für Kinder oder Jugendliche ausgerichteten Programmes darf keine Werbung verbreitet werden, "... deren Inhalt geeignet ist, die Entwicklung von Kindern oder Jugendlichen zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zu beeinträchtigen".
Werbung, die sich auch an Kinder oder Jugendliche richtet oder bei der Kinder oder Jugendliche als Darsteller eingesetzt werden, darf
"... nicht den Interessen von Kindern oder Jugendlichen schaden oder deren Unerfahrenheit ausnutzen".
Antiwerbung
Die gezielte Verbreitung von Antiwerbung wird als Adbusting bezeichnet. Als einer der Pioniere des Adbustings gilt Kalle Lasn.
Siehe auch
Literatur
Nils Borstnar, Männlichkeit und Werbung. Inszenierung - Typologie - Bedeutung, Verlag Ludwig, Kiel 2002. (ISBN 3-933598-23-0)
Stefan Hartwig, Trojanische Pferde der Kommunikation? Einflüsse von Werbung und Öffentlichkeitsarbeit auf Medien und Gesellschaft. Münster 1999. (ISBN 3825840050)