Eduard von Winterstein (* 1. August 1871 in Wien; † 22. Juli 1961 in Berlin, eigentlich: Eduard Clemens Franz Freiherr von Wangenheim) war ein deutscher Film- und Theaterschauspieler.


Leben
Nach Schauspielunterricht bei Luise Dub kam Winterstein 1889 zur Bühne. Seit 1895 spielte er an den großen Berliner Theatern wie dem Schillertheater und dem Deutschen Theater. Zur Eröffnung des Theaters in Annaberg am 2. April 1893 spielte er dort die Titelrolle im Egmont. "Ich war in Annaberg wie neu geboren, war ein ganz anderer Mensch geworden. In diesem kleinen Städtchen war ich erst wirklich zum Schauspieler geworden. (...) So wurde die Annaberger Zeit eine der schönsten in meinem Beruf." schreibt er in seiner Autobiographie. An diesem Theater lernte er auch die Schauspielerin Minna Mengers kennen, die er 1894 auf der Wartburg heiratete (gemeinsamer Sohn: der Schauspieler Gustav von Wangenheim, 1895-1975). Das Theater in Annaberg-Buchholz trägt heute den Namen Eduard-von-Winterstein-Theater.
Bei seinem Umzug nach Berlin begeisterte sich Winterstein für seine Wahlheimat mit folgenden Worten:[1]
„Berlin! Das war in jener Zeit viel mehr als heute das heiß ersehnte Paradies, nach dem jeder deutsche Schauspieler mit allen Kräften strebte. [...] Hier in der Millionenstadt blühte ein reges Theaterleben auf. Der Theateralmanach von 1895 nennt für Berlin vierundzwanzig Theater. [...] Ich hatte mit meiner Familie vorläufig Unterkunft bei Verwandten in der Großbeerenstraße gefunden. [...] Ich war glücklich, daß ich gerade in Berlin in dieser Rolle (als Tellheim in Minna von Barnhelm) debütieren sollte.“
Ab 1913 übernahm Winterstein auch Filmrollen, in denen der stämmige Schauspieler bald zur Idealbesetzung von energischen Respektspersonen wie Generälen, Richtern, Gutsherrn und Direktoren wurde. Anders als beim Theater beschränkten sich von Wintersteins Auftritte im Film jedoch meist auf wenige Szenen, darunter aber auch solche, wie der 1932 in der Art der nationalsozialistischen Filmpropaganda gedrehte Film Morgenrot.[2] Er spielte in über 160 Filmen und besprach diverse Sprechplatten, darunter auch noch im hohen Alter die Ringerzählung aus Nathan der Weise für das DDR-Schallplattenlabel Eterna.
In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Eduard von Winterstein zum Ensemble des Deutschen Theaters.
Die Familiengrabstätte befindet sich auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde.
Filmografie (Auswahl)
- 1917: Die Claudi vom Geiserhof (Regie: Rudolf Biebrach)
- 1917: Die Faust des Riesen (Regie: Rudolf Biebrach)
- 1918: Der lebende Leichnam (Regie: Richard Oswald)
- 1919: Nerven, Ein Film von der Revolution 1919 in München (Regie: Robert Reinert)
- 1919: Opium (Regie: Robert Reinert)
- 1919: Die Frau auf der Schildkröte (Regie: Toni Attenberger)
- 1919: Die Prostitution (Regie: Richard Oswald)
- 1919: Die Hexe von Norderoog (Regie: Hubert Moest)
- 1919: Maria Magdalene (Regie: Reinhold Schünzel)
- 1919: Madame Dubarry (Regie: Ernst Lubitsch)
- 1920: Der Reigen (Regie: Richard Oswald)
- 1921: Hamlet (Regie: Svend Gade)
- 1921: Danton (Regie: Dimitri Buchowetzki)
- 1921: Der müde Tod (Regie: Fritz Lang)
- 1922: Fridericus Rex (Regie: Arzén von Cserépy)
- 1922: Der brennende Acker (Regie: Friedrich Wilhelm Murnau)
- 1923: Dämon Zirkus (Regie: Emil Justitz)
- 1923: Wilhelm Tell (Regie: Rudolf Dworsky, Rudolf Walther-Fein)
- 1929: Napoleon auf St. Helena (Regie: Lupu Pick)
- 1930: Der blaue Engel (Regie: Josef von Sternberg)
- 1930: Der Andere (Regie: Robert Wiene)
- 1932: Das erste Recht des Kindes (Regie: Fritz Wendhausen)
- 1933: Morgenrot (Regie: Gustav Ucicky)
- 1937: Madame Bovary (Regie: Gerhard Lamprecht)
- 1937: Der Mann, der Sherlock Holmes war (Regie: Karl Hartl)
- 1938: Napoleon ist an allem schuld (Regie: Curt Goetz)
- 1939: Robert Koch (Regie: Hans Steinhoff)
- 1939: Die Reise nach Tilsit (Regie: Veit Harlan)
- 1939: Das unsterbliche Herz
- 1940: Das Herz der Königin (Regie: Carl Froelich)
- 1940: Bismarck (Regie: Wolfgang Liebeneiner)
- 1941: Ohm Krüger (Regie: Hans Steinhoff)
- 1941: Annelie (Regie: Josef von Báky)
- 1942: Ewiger Rembrandt (Regie: Hans Steinhoff)
- 1943: Der Schimmelreiter
- 1943: Münchhausen (Regie: Josef von Báky)
- 1944: Philharmoniker (Regie: Paul Verhoeven
- 1951: Der Untertan (Regie: Wolfgang Staudte)
- 1952: Das verurteilte Dorf (Regie: Martin Hellberg)
- 1958: Emilia Galotti (Regie: Martin Hellberg)
- 1958: Das Lied der Matrosen
Ehrungen
- 1950: Nationalpreis der DDR III. Klasse
- 1951: Internationales Filmfestival Karlovy Vary: Preis als bester männlicher Darsteller für seine Rolle in Die Sonnenbrucks
- 1952: Nationalpreis der DDR II. Klasse im Kollektiv für Das verurteilte Dorf
- 1955: Goethepreis der Stadt Berlin
- In Berlin gibt es auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde ein Familiengrabmal der Familie von Wangenheim/Winterstein.
- In Annaberg-Buchholz wurde das Eduard-von-Winterstein-Theater nach ihm benannt.
- An seinem ehemaligen Wohnsitz in Berlin-Biesdorf wurde am 1. August 2011 eine Gedenktafel enthüllt.
Literatur
- Gotthard B. Schicker: Eduard von Winterstein - Annabergs erster Egmont in Dicknischl - Erzgebirgsleute von damals und heute, Druck- und Verlagsgesellschaft Marienberg mbH 2008, S. 67-75, ISBN 978-3-931770-76-1
Einzelnachweise
Weblinks
- Literatur von und über Eduard von Winterstein im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Vorlage:IMDb Name
- Offizielle EDUARD VON WINTERSTEIN Homepage
- Biografie auf defa-sternstunden.de
- Eduard von Winterstein In: Virtual History (englisch)
Personendaten | |
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NAME | Winterstein, Eduard von |
ALTERNATIVNAMEN | Wangenheim, Eduard Clemens Franz Freiherr von |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Filmschauspieler |
GEBURTSDATUM | 1. August 1871 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 22. Juli 1961 |
STERBEORT | Berlin |