Achtung: Dieses Projekt befindet sich noch in der Vorbereitung.
[[Collawborate!]], das Cologne Faculty of Law Wikipedia Project, ist der Versuch, einen Beitrag zur Lösung dreier Probleme zu leisten: der fehlenden Offenheit rechtswissenschaftlicher Forschung, deren fehlender Aufgeschlossenheit gegenüber Freiem Wissen und der – hierdurch teilweise verursachten – fehlenden Qualität weiter Teile der juristischen Artikel auf Wikipedia.
Ziel ist es, Mitglieder der Fakultät − zunächst Studenten, später auch Wissenschaftler – durch die Mitarbeit an einer konzertierten und nachhaltigen Aktion zur Verbesserung des juristischen Artikelbestandes zur Mitarbeit an Wikipedia zu ermutigen. Langfristig soll das Projekt gleichzeitig zu einer dauerhaften Verbesserung des Bereichs Recht auf Wikipedia und zum Abbau von Vorurteilen und Hemmnissen zwischen Wikipedia und Wissenschaft beitragen – und beiden damit neue Wege in eine fruchtbare Zukunft aufzeigen.
Something is rotten in the ivory tower
Die geistes- und gesellschaftswissenschaftliche Forschung lebt in Deutschland fast ausschließlich von öffentlichen Geldern. Von der öffentlichen Hand bezahlte Professoren schreiben Bücher, die von von der öffentlichen Hand bezahlten Mitarbeitern korrigiert und gesetzt werden, damit ein Verlag sie gegen Bezahlung eines Druckkostenzuschusses, der von öffentlich finanzierten Mitarbeitern bei öffentlich finanzierten Stiftungen angeworben wird, druckt und verkauft: an öffentlich finanzierte Universitätsbibliotheken. Das alles ist a priori kein Problem, Investitionen in Bildung und Wissenschaft sind gerade für Deutschland von erheblicher Bedeutung. Gerade im Falle der Rechtswissenschaften fällt aber doch auf, dass die Erstellung wissenschaftliche Literatur auf verschiedenen öffentlich subventioniert wird, der Gewinn, der zuweilen mit ihr erzielt wird, aber in weiten Teilen den Verlagen zu Gute kommt. Die Universitäten leisten die inhaltliche Arbeit (und vielfach gar das Lektorat), die Gewinne geben sie dagegen ab − an Verlage, deren größte Leistung häufig genug in der Vermarktung besteht.
Gerade in der Rechtswissenschaft, in der das geschriebene Wort für Ausbildung wie akademischen Austausch von essentieller Bedeutung ist, wäre die Zeit reif für starke Universitätsverlage und freie Lizenzen. In Zeiten des nahenden Durchbruchs des e-Books und der rapide wachsenden Verbreitung von Internet, elektronischen Arbeitswerkzeugen und digitalen Ressourcen verliert das gedruckte Buch zusehends an Bedeutung, gleichzeitig steigt die Reichweite von Publikationen rapide – und umso stärker, je offener die Form ihrer Verbreitung ist. Wenn aber die Qualität einer Publikation in Wahrheit kaum von der Leistung des sie veröffentlichenden Verlages abhängt, letzterer ihre Verbreitung aber massiv einschränkt, woher dann die Scheu vor Freien Lizenzen und neuen Verbreitungsformen?
Einen ausführlichen Erklärungsversuch habe ich an anderer Stelle unternommen,[1],hier genügt die Erkenntnis, dass neuen Formen der Publikation erheblich mehr Vorurteile denn Argumente entgegenstehen und für alle Seiten (mit Ausnahme der Verlage) ein großer Gewinn wären. Wikipedia ist längst nicht die einzige Form, wissenschaftliche Erkenntnisse zu teilen, vielfach ist sie sicherlich sogar die falsche (etwa, zur Diskussion neuer Erkentnisse)[2] Mit Wikibooks und Wikiversity bestehen zwei von Wikimedia unterstützte Angebote zur Verfügung, im Internet finden sich inzwischen zahlreiche weitere. Tatsächlich ist die Veröffentlichung unter einen freien Lizenz aber von überhaupt keiner Plattform abhängig, sondern vor allem eine Frage des guten Willens.
Idea est omnis divisa in partes tres
Wikipedia bietet Wissenschaftlern nichtsdestotrotz die Chance, (Fach-)Wissen in einzigartiger Weise frei verfügbar zu machen. Diese Möglichkeit wird umso attraktiver, je umfangreicher das Nachschlagewerk bereits ist und je mehr Informationen Querverweise und sinnvolle Gliederung ermöglichen. Gleichzeitig steigt mit einem größeren Umfang die Verantwortung, die auch Wissenschaftler für die täglich von Millionen Menschen abgerufenen Inhalte Wikipedias haben.
Das Projekt [[Collawborate!]] möchte zunächst Studenten ansprechen und gemeinsam an einer Verbesserung der rechtswissenschaftlichen Artikel arbeiten. Das persönliche Zusammenarbeiten in einer Gruppe soll dabei den Einstieg in die Mitarbeit an Wikipedia zu erleichtern, den Zugang zu konkreter Hilfestellung erleichtern und dabei helfen, zu Ausbau oder Neufassung geeignete Artikel zu finden, die den Kenntnissen und Vorlieben der Bearbeiter entsprechen.
Gleichzeitig soll das Projekt schon in diesem Schritt zu einer spürbaren Verbesserung des juristischen Artikelbestandes führen. Sie könnte damit nicht zuletzt dazu beitragen, dass die über den Zeitraum von etwa einem Jahr erarbeitete Umkategorisierung gemäß Portal:Recht/FAQ mit möglichst sichtbarem Erfolg und nachvollziehbaren Ergebnissen durchgeführt werden kann.
Mittelfristig sollen zudem Mitarbeiter und Dozenten dazu eingeladen werden, die im Projekt entstandenen Artikel inhaltlich zu überprüfen und Vorschläge zu ihrer Verbesserung zu machen. Auch eine intensivere Betreuung ist selbstverständlich vorstellbar und erstrebenswert. Ist das Projekt erst einmal erfolgreich angelaufen, ist sind langfristig auch Aktionen wie die Vergabe von Wikipedia-Artikeln als universitäre Prüfungsleistungen nach dem Vorbild des WikiProject U.S. Public Policy denkbar (die in anderen Fachbereichen auch in Deutschland schon stattfinden).
Fußnoten
- ↑ Tobias Lutzi: Die Enzyklopädie und der Elfenbeinturm – Wie Wikipedia und Wissenschaft zueinander finden können, in: Wikimedia Deutschland (Hrsg.): Alles über Wikipedia: und die Menschen hinter der größten Enzyklopädie der Welt, Hoffmann und Campe, Hamburg 2011.
- ↑ Siehe Wikipedia:Keine Theoriefindung.