Der Weinbau in Chile hat eine lange Tradition. Die spanischen Eroberer haben den Weinbau nach Südamerika gebracht. Schon Mitte des 16. Jahrhunderts wurden in Chile die ersten Rebstöcke gepflanzt. Die ersten Rebsorten waren die aus Spanien stammenden Albilho, Moscatel, Pais (Negra Peruana) und Torontel. Die Überlieferung sagt, daß Im Jahre 1578 der berühmte Freibeuter Sir Francis Drake ein Schiff kaperte, das 1.770 Weinschläuche von Chile nach Peru bringen sollte - ein Hinweis, dass schon zu dieser Zeit Wein aus Chile exportiert wurde.Der moderne chilenische Weinbau nahm seinen Anfang als Mitte des 19. Jahrhunderts französische Winzer einwanderten und ihre Sorten wie z.B. den Cabernet Sauvignon mitbrachten.

Chile ist das einzige Land der Welt, das bisher von der Reblaus verschont wurde. Auch der falsche Mehltau ist in Chile bisher unbekannt. Daher können weniger Chemikalien eingesetzt werden und auf die Veredlung der Rebsetzlinge kann komplett verzichtet werden.
Rebsortenspiegel:
- Pais (rot) mit 28%
- Cabernet Sauvignon (rot) mit 23%
- Sauvignon Vert (weiß) mit 11%
- Moscatel (weiß) mit 10%
- Chardonnay (weiß) mit 8%
- Merlot (rot) mit 5%
- Sémillon (weiß) mit 5%
- Torontel (weiß) mit 2%
- Carignan (rot) mit 1%
- Malbec (rot) mit 1 %
Regionen:
Aufgrund seiner grossen Längsausdehnung verfügt Chile über unterschiedliche Klimazonen. Der Weinbau konzentriert sich daher auf 4 Weinbau Regionen und deren Sub-Regionen, die zwischen dem 30 und 38 Breitengrad liegen.
- Weinbau-Region Coquimbo
- Valle del Elqui (Elqui-Tal)
- Valle de Limarí
- Valle de Choapa
- Weinbau-Region Aconcagua
- Valle del Aconcagua
- Valle de Casablanca
- Valle del Maipo
- Weinbau-Region Valle Central
- Valle de Rapel
- Valle de Curicó
- Valle del Maule
- Weinbau-Region Valle Sur
- Valle del Itata
- Valle del Bío-Bío
Als bestes Anbaugebiet gilt Maipo, 100 Kilometer südlich der Hauptstadt Santiago de Chile. Sehr gute Rotweine kommen aus dem südlich anschließenden Rapel-Tal. In Maule im Süden wird vorwiegend die rote Sorte Pais kultiviert. Die besten Weissweine aus Chardonnay und Sauvignon stellt der Bereich Casablanca nahe der pazifischen Küste.
Reise nach Eden
Chiles Weingüter sind in einer anderen Welt zu Hause
Von Wilfried Moselt
Chile, das ist die Geschichte eines ganz anderen Landes. Es ist die Geschichte von märchenhaften Besitztümern in weiten Parks hinter Mauern und sperrenden Schranken und von ergreifend bescheidener Genügsamkeit in endlosen Reihen windschiefer Hütten hinter notdürftig zusammengezimmerten Gartenzäunen an Landstraßen und Wegen. Es ist die Geschichte von Genuss und Gelassenheit, wo Neid und Missgunst offenbar keinen Platz haben. Wo die Reichen standesgemäß leben und die Mittellosen sich mit dem einrichten, was das Schicksal ihnen zu bieten hat. Und wenn die, die nicht zu den Wohlhabenden gehören, irgendwo ein Fleckchen Erde ihr Eigen nennen, auf dem sich ihre baufällige Behausung auf kargem Grund hinreichend aufrecht hält, zeigen sie sich stolz und zufrieden, und man ist bereit, ihnen zu glauben, dass sie ihr kleines Glück gefunden haben. Chile, das ist in der Tat vor allem die Geschichte von überaus liebenswerten Menschen. Von Menschen, die in einem Traumland leben, das auf seiner Länge von 4.300 Kilometern zwischen der mächtigen Kette der Anden und dem Pazifischen Ozean Schönheit im Überfluss zu bieten hat – von der trockensten aller Wüsten im Norden über Bilderbuchlandschaften mit weißen Stränden, romantischen Flusstälern und ehrfurchtgebietenden schneebedeckten Bergriesen bis zu den eisigen Gletschern im Süden. Und dass es in seiner geographischen Mitte über herausragende Weinbaugebiete verfügt wie Anconcagua, Cachapoal, Casablanca, Colchagua und Curicó, Maipo und Maule, Rapel und San Antonio, wo allenthalben großartige Weine wachsen, ist ein besonderer Segen für das Land und seine Menschen. Chile ist auf dem Weg, ein Weinland der unbegrenzten Hoffnungen zu werden, mit optimalen klimatischen Gegebenheiten und modernster Technik im Weinberg und im Keller – und mit den Erfahrungen, die die einheimischen Weinmacher und die hier heimisch gewordenen Einwanderer aus den etablierten Weinbauländern mitgebracht und an die Verhältnisse in der Neuen Welt angepasst haben.
Die Anden als unerschöpflicher Wasserspender
Bemerkenswert ist, dass es die Reblaus noch nicht bis nach Chile geschafft hat, wo die Rebstöcke in aller Regel noch wurzelecht sind. Manche Experten wie Dominique Massenez, Geschäftsführer im Weingut Château Los Boldos, behaupten, das verhinderte Vordringen der Reblaus läge an den kupferhaltigen Bö-den, ist doch Chile mit rund 20 % der Kupfervorkommen der Erde der bedeutendste Kupfererzeuger in der Welt. Andere wie Claudio Naranjo, Geschäftsführer im Weingut Los Vascos, führen es darauf zurück, dass man in früheren Zeiten die Rebfelder in bestimmten Zeitabständen regelrecht flutete und so dem Schädling den Garaus machte. Aber das muss alles so nicht stimmen, und um für den Fall der Fälle gewappnet zu sein, dass die Reblaus eines Tages doch noch hier auftauchen sollte, werden zunehmend Re-ben mit Edelreisern gepfropft, um die Stöcke reblausresistent zu machen. Die enormen Mengen, die Jahr für Jahr gerade im Hochsommer, also im Januar und Februar, in einer Zeit faktisch nicht vorhandener Niederschläge als Schmelzwasser von den Hochlagen der Anden herabströmen und sich in Aberhunderten von Bächen sammeln, sind jedenfalls trotz der insgesamt vorherrschenden Re-genarmut in den sonnenverwöhnten Weinbaugebieten die Gewähr für eine ausreichende Wasserzufuhr. Das Wasser wird zumeist in Form von Bewässerungsgräben durch die Weinberge geleitet oder in die hö-heren Lagen gepumpt, um als Tröpfchenberieselung in den Rebzeilen an den Boden wieder abgegeben zu werden, soweit sich das als notwendig erweist. In der Ebene genügen häufig die allseits vorhandenen Wasserläufe, um den Grundwasserspiegel so einzustellen, dass die Rebstöcke mit der notwendigen Feuch-tigkeit versorgt werden.
Chiles sanftmütige „Vagabunden“
Der Weg vom Flughafen von Santiago zum ersten Weingut der Tour führt durch Vororte der Millionenstadt und durch Siedlungen an unbefestigten Landstraßen. Vorbei an quirligem Leben, zu dem auch die nirgends angeleinten friedlichen Hunde mit den traurigen Gesichtern zu rechnen sind, die man niemals bellen hört. Sie ruhen allerorten in Chile mit unerschütterlicher Abgeklärtheit hart am vorbeibrausenden Verkehr oder warten gelegentlich an roten Ampeln auf die Grünphase, um dann schnurstracks einem mysteriösen Ziel zuzustreben. Die Menschen begegnen diesen sanftmütigen „Vagabunden“, die sich so tapfer durchs Leben zu schlagen scheinen, mit einer Art von kameradschaftlichem Verständnis. Es ist, als sei selbst das ein weiterer Beleg für die außerordentliche Duldsamkeit der Chilenen. Zum Leben und Sterben in Chile gehören auch die sonderbaren hundehüttengroßen Bauwerke, denen man alle paar Kilometer am Straßenrand begegnet. Sie sind aus Holz, Stein oder Blech angefertigt, zumeist mit einem Kreuz im Giebel versehen und im Innenraum bisweilen mit Kerzen ausgeleuchtet und sollen, wie es heißt, den Seelen tödlich Verunglückter als vorübergehende Herberge dienen. Es müssen viele sein, die auf Chiles Straßen im Verkehr ihr Leben lassen, wenn man von der Zahl der Seelenhäuschen ausgeht.
Chaussee mit Schlagbaum
Dass die Klimaveränderung auch vor Chile nicht haltgemacht hat, beweist der Jahrgang 2004, der weitestgehend 20 Tage früher eingefahren wurde als sonst üblich. Der Weißwein war Ende Februar praktisch unter Dach und Fach. Die Rotweinlese, die um den 10. März herum begonnen hatte, wurde noch im selben Monat komplett abgeschlossen. Man ist unter den chilenischen Erzeugern mit dem Wetter nicht ganz zufrieden gewesen, weil es wohl doch arg heiß war und die Weine nicht überall die nötige Vegetationszeit hatten, um in Ruhe auszureifen, was insbesondere für den einen oder anderen Weißwein gelten mag. Die in der Folge vorgestellten Betriebe sollen einen Querschnitt durch Chiles exportorientierte Weingüter bilden und für den unaufhaltsamen Aufstieg des auf dem internationalen Parkett noch jungen Weinlandes stehen. Es hat auf den Märkten Europas und der Vereinigten Staaten bereits Fuß gefasst und schickt sich nun an, die Alte Welt ausgiebig zu erobern. Die Chaussee zum ersten Weingut endete indessen zunächst an einem Schlagbaum mit Wachtposten, und das war keineswegs ungewöhnlich. Denn Schlagbäume und Wachmannschaften gehören zu Chiles Wein-gütern wie der Wein. Auf den großen Anwesen, die nicht selten über eigene Seen und Parks mit privatem Golfplatz verfügen, muss man im allgemeinen zwei oder gar drei Kontrollschleusen passieren, bevor man zum Herzen des Gutes gelangt. Als es schließlich weiterging, musste der Wagen eine in den Boden eingelassene Desinfektionswanne durchfahren, damit die Reifen keine Keime einschleppten. Dann brauchte es von der Schranke bis zum eigentlichen Weingut geschlagene fünfzehn Minuten Autofahrt auf einer blitzsauberen Privatstraße, die sich am Hang über einem verträumten Flusstal entlangschlängelte. Die Dimensionen von Besitz sind in Chile eben andere als die, die der Europäer zu Hause gewohnt ist.