Dieselrußpartikel entstehen stets bei der Verbrennung von Dieselkraftstoff in Dieselmotoren. Sie bilden zusammen mit anderen Partikeln Feinstaub. Abgase die sichtbar Dieselruß enthalten, werden auch als Schwarzrauch bezeichnet.
Entstehung von Dieselruß
Kohlenwasserstoffflammen neigen unter brennstoffreichen Bedingungen zur Bildung von Ruß. Brennstoffreiche Bedingungen sind in Diffusionsflammen aber unvermeidbar.
Rußbildungsmechanismen
Ruß besteht aus einer Vielzahl von Partikeln unterschiedlicher Form und Größe. Messbare Größen sind unter anderem die Partikeldichte, der Rußvolumenanteil sowie der mittlere Partikeldurchmesser. Bildung und Wachstum von Ruß werden in Partikelbildung, Koagulation und Oberlächenprozesse sowie in eine Agglomeration der Primärpartikel unterteilt.
Partikelbildung Sowohl durch Oxidationsprozesse als auch durch thermische Pyrolyse werden die Kraftstoffmoleküle unter sauerstoffarmen Bedingungen zu Acetylen abgebaut. Dabei wird Wasserstoff vom Molekül abgespalten, so dass zunächst kleine, geringer gesättigte Kohlenwasserstoffe entstehen. Diese Reaktionen sind endotherm und damit stark temperaturabhängig. Das Acetylen führt über Reaktionen mit CH oder CH2 zu C3H3, das dann durch Rekombination und Umlagerung einen sogenannten aromatischen Ring bilden kann. Nachfolgende Anlagerung von Acetylen ergibt über weitere H-Abstraktion und C2H2-Addition hochmolekulare polyzyklische Kohlenwasserstoffe (PAH3). Derartige Kondensationsprozesse zeichnen sich dadurch aus, dass je stärker sie vom Luftverhältnis abhängen, desto mehr Aufbauschritte benötigt werden. Bei der Koagulation der planaren PAH entstehen aus der Gasphase die ersten dreidimensionalen Strukturen.
Oberflächenwachstum Durch weitere Dehydrierung und Addition von Acetylen, nimmt die Partikelgröße und -masse zu, während die Teilchenzahl konstant bleibt. Auch hier spielt das Acetylen eine wichtige Rolle, da das Wachstum wieder über H-Abstraktions/C2H2-Additionsmechanismen der Nuclei mit der Gasphase abläuft. Das Verhältnis Wasserstoff (H) zu Kohlenstoff (C) nimmt weiter ab, wodurch mit zunehmender Größe die Teilchen ihre Affinität für Acetylen über eine Abnahme ihrer radikalischen und ionischen Eigenschaften verlieren. Oberflächenwachstum ist relativ zur Acetylenbildung und -polymerisation auch bei niedrigen Temperaturen und geringen HC-Konzentrationen möglich. Aus diesem Grund steht für diese Reaktionsphase in technischen Verbrennungsprozessen genügend Zeit zur Verfügung. Über das Oberflächenwachstum wird etwa 95 Prozent der gesamten Rußmenge gebildet.
Koagulation Teilchenkollisionen führen zu Größenwachstum der Rußpartikel, der sogenannten Koagulation. Dabei nimmt bei konstanter Rußmasse die Partikelanzahl ab. Bei fortschreitendem Oberächenwachstum führt die Teilchenkoagulation schnell zur Bildung größerer Partikel. Dabei hat die Koagulation einen entscheidenden Einfluss auf die Größenverteilung des Rußes, wobei sich die Größenverteilung von Partikeln im Abgas durch eine logarithmisch-normalverteilte Funktion beschreiben lässt.
Agglomeration Diese beschreibt die Bildung von kettenförmigen Strukturen, die entstehen, wenn in der Gasphase nicht mehr ausreichend Kohlenwasserstoffe vorhanden sind oder die Reaktionsfreudigkeit der Partikel abnimmt. Während der Verbrennungs- und Expansionsphase ist keine der beiden Bedingungen erfüllt, wodurch sich Agglomerate erst nach einer gewissen Verweilzeit außerhalb des Brennraums bilden. Diese zusammengelagerten Partikel können aus mehreren tausend Einzelpartikeln bestehen und einen Durchmesser im Größenbereich von 50 bis 100 Nanometer (nm) aufweisen.
Rußoxidation Der überwiegende Teil des Rußes wird innerhalb des Zylinders oxidiert. Die hohe spezifsche Oberfläche der Partikel ermöglicht eine effektive Oxidation, wobei als Oxidatoren molekularer Sauerstoff und Radikale wie OH in Frage kommen. Unterhalb von ca. 1800 K ist der Einfluss des Sauerstoffs auf die Partikellebenszeit vernachlässigbar gering. Die Oxidationszeiten steigen mit sinkender Temperatur expotentiell an.
Partikelminderung bei Dieselmotoren
In den vergangen Jahren konnte die Rußemission von Dieselmotoren durch verbesserte Verbrennungstechnik erheblich verringert werden. Dabei sank sowohl die emittierte Masse, wie auch die Teilchenkonzentration. Bei schlecht eingestellten Motoren kann es jedoch insbesondere bei Beschleunigungsvorgängen zu einer kurzzeitigen erheblichen Steigerung der Rußmasse, dem sogenannten Rußstoß kommen. Zur weiteren Minderung der Rußemission werden in den letzten Jahren vermehrt Partikelfilter von den Automobilherstellern angeboten.
Filtertechnik für Dieselfahrzeuge
Die zur Zeit für die Ausrüstung ab Werk gängigen Partikelfilter sind sogenannte Wandstromfilter, bei denen der Abgasstrom durch eine poröse Wand geleitet wird. Die Partikel lagern sich beim Durchtritt an die poröse Wand an, wodurch in Folge ein Oberflächenfiltrat entsteht. Auf der Oberfläche der Wand bildet sich in der Folge ein sogenannter Filterkuchen aus den abgeschiedenen Partikeln. Der Filterwirkungsgrad beträgt bis über 99 Prozent.
Das Abgas muss sowohl durch die Wand, als auch durch den wachsenden Rußkuchen strömen. Der Abgasgegendruck steigt in der Folge an, was zu einem Kraftstoffmehrverbrauch führt. Bei Überschreiten eines Beladungsgrenzwert werden deshalb Maßnahmen zur Regeneration des Partikelfilters eingeleitet. Das Partikelfiltrat besteht zum überwiegenden Teil aus brennbarem Ruß und daran anhaftenden Kohlenwasserstoffen. Ein geringer Teil besteht aus nicht brennbaren Komponenten. In der einfachsten Form der Filterregeneration wird die Partikelfiltertemperatur über die Zündtemperatur des Russes (etwa 600°C) angehoben. Während dieser Betriebsphase arbeitet der Motor nicht wirkungsgradoptimal, wodurch ein weiterer Kraftstoffmehrverbrauch bedingt ist. Nach der Regeneration ist der Filterkuchen bis auf die nicht brennbaren Bestandteile, die sogenannte Filterasche, verbrannt. Als Verbrennungsprodukt entsteht im wesentlichen Kohlendioxid.
Erkannte Gesundheitsgefahren
Die Feinstaub-Partikel sind sehr fein und kleiner als zehn Mikrometer oder sogar kleiner als ein Zehntel Mikrometer im Durchmesser und können deswegen tief in die Lunge eindringen. Die ultrafeinen Partikel gehen sogar in die Blutbahn und werden so im ganzen Körper verteilt. Im Tierversuch ist Krebs aus Dieselruß seit langem nachgewiesen. Die krebsauslösende Wirkung der Dieselrußpartikel beim Menschen ist in der Wissenschaft so gut wie unbestritten. Nur liegen bislang noch keine epidemiologischen Langzeitstudien zum Thema vor.
politische Maßnahmen
Ab 2005 gelten neue EU-Grenzwerte. Diese werden aktuell 2004 in einigen Städten um das Dreifache überschritten. Professor Erich Wichmann sagte dazu in der taz vom 28. Juli 2004, dass viele Städte nicht umhinkommen würden, die Verkehrssteuerung deswegen ganz neu anzugehen. Besonders belastete Kommunen könnten dann beispielsweise nur Fahrern die Zufahrt in die Innenstadt gestatten, deren Dieselmotoren über einen Rußfilter verfügten.
epidemiologische Berechnungen der Dieselruß-Mortalität
Der Forscher Erich Wichmann errechnete 14.000 zusätzliche Verstorbene pro Jahr allein durch Dieselruß. Das statistische Intervall reicht dabei von ca. 10.000 bis 19.000. Die verwendeten Parameter beruhen auf Studien zu Langzeitwirkungen von Feinstaub und die entsprechende Sterblichkeit. Das Umwelt- und Prognoseinstitut Heidelberg (UPI) rechnete früher auf anderer Datengrundlage lediglich mit jährlich ca. 8.500 Toten infolge Lungenkrebs durch Dieselfeinstäube.
Wirkung von Dieselruß auf den Klimawandel
Die Wirkung von Dieselruß auf den Klimawandel ist umstritten. Mark Z. Jacobson, Professor der Stanford Universität vertritt seit 2002 die These, dass die Wirkung von Aerosolen im Allgemeinen und Dieselruß im Besonderen die Effekte von CO2 und CH4 beim Klimwandel übersteigen. Ob diese Effekte eher eine Abkühlung oder eine Erderwärmung fördern ist aufgrund der komplexen Wirkungszusammenhänge noch umstritten.
Siehe auch: Ruß, Feinstaub, Rußzahl, Epidemiologie, Krebsregister, Partikelfilter