Partei Mensch Umwelt Tierschutz

politische Partei in Deutschland
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 12. September 2005 um 12:36 Uhr durch Nina (Diskussion | Beiträge) (Änderungen von Benutzer:Antifaschist 666 rückgängig gemacht und letzte Version von Benutzer:Nina wiederhergestellt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Parteilogo
Datei:Tierschutzparteilogo.gif
Basisdaten
Gründungsdatum: 13. Februar 1993
Gründungsort: Bonn
Mitglieder: 1004 (Stand: 1. Februar 2005)
Vorsitzender: Jürgen Gerlach
Stellvertreter: Karin Rieden,
Margret Giese,
Frank-Michael Malchow
Schriftführer: Jürgen Matthes
Schatzmeister: Clauss Tiemeyer
stellvertretende
Schatzmeisterin:
Ursula Koch
Beisitzer: Egon Karp,
Carsten Strehlow,
Udo Ily,
Franco Forlani,
Sibylle Kuske
Anschrift: Partei Mensch
Umwelt Tierschutz
- Die Tierschutzpartei -
Bundesgeschäftsstelle
Fritz-Schumacher-W. 111
60488 Frankfurt am Main
Parteigliederung: 14 Landesverbände,
Ortsverband Hagen,
Kreisverbände
Südliche Weinstraße
und Sangerhausen
Website: www.tierschutzpartei.de
E-Mail-Adresse: info@tierschutzpartei.de

Die Partei Mensch Umwelt Tierschutz (kurz: Die Tierschutzpartei) ist eine deutsche Partei.

Inhaltliches Profil

Die Partei sieht in Mensch, Tier und Natur eine „untrennbare Einheit“. So strebt sie die Abkehr vom „anthropozentrischen Denken“ zugunsten einer Politik der „Mitgeschöpflichkeit“ an, unter der sie vor allem den Schutz der Tiere versteht.

  • Umwelt- und Tierschutzpolitik: Sie fordert die Aufnahme tierischer Grundrechte mit einem eigenen Artikel ins Grundgesetz. Diese beinhalten beispielsweise das Recht auf Leben, den Schutz vor physischen und psychischen Schäden oder das Recht auf artgerechte Haltung. Diese sollen nur in Fällen konkreter Notwehr angetastet werden dürfen. Auch fordert sie ein Verbot aller Tierversuche, der Jagd, der Produktion von Pelzen und Zirkussen und – zumindest langfristig – die Aufgabe der landwirtschaftlichen Tierhaltung und die Umstellung der Bevölkerung auf vegetarische Ernährung. Des Weiteren wird unter anderem eine Umstellung des Gesundheitswesens auf ganzheitliche Medizin, ein Verbot der Gentechnik, eine ökologische Ausrichtung der Landwirtschaft, die Reduzierung des Individualverkehrs und der sofortige Ausstieg aus der Atomenergie gefordert.
  • Wirtschafts- und Sozialpolitik: Die Wirtschaftspolitik soll ökologisch ausgerichtet werden, mit einer Absenkung der Lohnnebenkosten, einer Förderung des Mittelstandes, sowie dem Abbau von Subventionen. Kommerzielle und machtpolitische Interessen seien zum „fast alleinigen Maßstab politischen Handelns“ geworden.
  • Gesellschaftspolitik: Die Tierschutzpartei betrachtet sich generell als „Anwalt derer, die selbst keine Lobby bilden können“. Damit sind insbesondere Kranke und Pflegebedürftige, Behinderte, Opfer körperlicher oder seelischer Gewalt, in Armut lebende Kinder und Obdachlose gemeint. Die berechtigten Anliegen dieser Menschen müssten wirksam durchgesetzt werden.
  • Bildungspolitik: Die Klassen sollen verkleinert werden und maximal 20 Schüler haben. Ebenso soll das Fach „Tier- und Naturschutz“ eingeführt werden. Ebenso wird ein Ausbau der Ganztagsschulen gefordert. Behinderte und lernschwache Kinder sollen besser integriert und „ihren individuellen Möglichkeiten gemäß betreut bzw. ausgebildet werden“.
  • Innenpolitik: Die Wehrpflicht soll abgeschafft werden. Außerdem müsse jeder, der „aus eindeutig politischen, rassistischen, sexistischen oder religiösen Gründen verfolgt wird“, Asyl finden. Als Ursache der gesunkenen Hemmschwelle zur Gewaltanwendung sieht die Partei unter anderem den brutalen Umgang mit Tieren und gewaltverherrlichende Darstellung in den Medien. Massive Polizeipräsenz hält sie für keine wirkliche Problemlösung, sondern eher eine angemessene Erziehung der Heranwachsenden sowie einer Vorbildfunktion der Erwachsenen und der Gesellschaft.

Geschichte

Vorsitzende der Tierschutzpartei
Vorlage:Tierschutzpartei Vorsitzende

Vorgeschichte und Gründung

Die Initiative zur Gründung einer Partei für den Tierschutz geht auf die Autorin und Tierrechtlerin Prof. Ingeborg Bingener zurück. Anlass der Parteigründung war, dass andere Parteien dem Thema Tierschutz kaum bis gar keinen Raum in ihrem Programm eingeräumt hätten und innerhalb der etablierten Parteien die Widerstände gegen einen „konsequent durchzuführenden Tierschutz“ groß waren und seien.

Nachdem diese einige Leute gefunden hatte, die die Gründung einer solchen Partei ebenfalls für notwendig gehalten hatten, fand am 25. Oktober 1992 in Hattingen ein Treffen dieser Interessenten statt. Mit einem Fragebogen, der weiträumig verteilt wurde, testete Bingener Ende 1992 die "Stimmung im Volk", die positiv verlief. Die Gründung der geplanten Partei wurde danach endgültig in Angriff genommen.

Die Gründung der Partei, die den Namen Mensch Umwelt Tierschutz (Kurzbezeichnung: MUT) erhielt, wurde am 13. Februar 1993 in Bonn im Hotel Continental vollzogen. Neben Ingeborg Bingener, die erste Bundesvorsitzende wurde, waren noch acht weitere Personen aus Kreisen der Tierschutz- und Tierrechtsbewegung anwesend.

Entwicklung von 1993 bis 2000

Am 2. April 1993 wurde die Partei beim Bundeswahlleiter angemeldet, der daraufhin am 19. April 1993 Bundessatzung und Grundsatzprogramm der Partei anerkannte. Bereits am 16. Juli 1993 wurde in Hamburg der erste Landesverband gegründet, wo sie auch bei der dortigen Bürgerschaftswahl am 16. September 1993 teilnahm und ein Ergebnis von 0,3% erzielte.

Wahlergebnisse der
Tierschutzpartei
Nordrhein-WestfalenSachsenHessenBundestagswahl 2002Rheinland-PfalzBaden-WürttembergNordrhein-WestfalenBerlinHessenBundestagswahl 1998HamburgBaden-WürttembergNordrhein-WestfalenBundestagswahl 1994Hamburg

Die Verwendung der Kurzbezeichnung MUT wurde der Partei allerdings schon bald von einer gleichnamigen Firma untersagt. Daraufhin änderte die Partei ihre Kurzbezeichnung auf dem ersten Bundesparteitag am 6. November 1993 in Bonn in Die Tierschutzpartei um.

Als die Tierschutzpartei 1994 zur Bundestagswahl zugelassen wurde, war sie damit auch offiziell als Partei anerkannt worden. Bei dieser Bundestagswahl erzielte sie 0,2% obwohl sie nur in drei Bundesländern wählbar war. Im selben Jahr wurden außerdem Landesverbände in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg gegründet. Im Jahr 1995 kam Hessen hinzu, 1996 in Sachsen-Anhalt der erste in Ostdeutschland, 1997 folgten Berlin, Rheinland-Pfalz und Sachsen, und 1998 Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.

Ingeborg Bingener wurde am 11. März 1995 auf dem dritten Bundesparteitag in Braunschweig durch die Autorin Dr. Gisela Bulla als Bundesvorsitzende abgelöst.

 
ZEITENWENDE

Ein Werbespot den Bingener getextet und für die Bundestagswahl 1994 einer Werbefirma zur Verfilmung in Auftrag gegeben hatte, musste vier Jahre später zur Bundestagswahl 1998 um eine halbe Minute verkürzt werden, was die neue Vorsitzende Gisela Bulla übernommen hatte. Bingener fühlte sich dabei übergangen, was zu Meinungsverschiedenheiten führte und schließlich zur Folge hatte, dass sie die Partei verließ.

Am 8. September 2000 trat Gisela Bulla aus gesundheitlichen Gründen von ihrem Amt als Bundesvorsitzende zurück. Der damalige stellvertretende Bundesvorsitzende Egon Karp übernahm anschließend für ein Jahr kommissarisch das Amt des Bundesvorsitzenden.

Im Dezember 2000 erschien erstmals die Partei-Zeitung ZEITENWENDE. Sie erscheint seitdem vier Mal pro Jahr.

2001 bis heute

Datei:Tierschutzpartei-wahlkampf.JPG
Infostand der Tierschutzpartei zur Europawahl
Datei:Radmarathon.JPG
Mitglieder beim Pacemakers-Radmarathon im August 2005

Im Jahr 2001 richtete die Partei eine eigene Bundesgeschäftsstelle in Frankfurt am Main ein, deren Aufgabe es ist, „Mitglieder, Freunde und Interessenten mit Rat und Tat“ zu unterstützen.

Am 18. März 2001 erreichte sie bei den Kommunalwahlen in Hessen mit einem Sitz im Landkreis Darmstadt-Dieburg ihr erstes kommunale Mandat. Im September selben Jahres wurde der Geschäftsführer im Ruhestand Jürgen Gerlach aus Wald-Michelbach zum neuen Bundesvorsitzenden gewählt, der dieses Amt bis heute inne hat.

Am 27. September 2003 fand anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Partei ein Jubiläumsparteitag in Frankfurt am Main statt, auf dem der Journalist Franz Alt als Gastredner auftrat und erstmals die sogenannte MUT-Medaille verliehen wurde, die seitdem jährlich an aus ihrer Sicht „verdiente TierrechtlerInnen“ geht.

Im Jahr 2004 erzielte die Partei bei der Europawahl am 13. Juni mit 1,3% und bei der Landtagswahl in Sachsen am 19. September mit 1,6% ihre bisher größten Wahlerfolge. Ebenso erreichte sie bei den Kommunalwahlen in Sachsen-Anhalt mit einem Sitz im Stadtrat von Magdeburg ihr zweites kommunale Mandat.

Außer in Bremen und im Saarland hat die Partei mittlerweile in allen Bundesländern Landesverbände. In Brandenburg, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern exisitieren zwar Landesverbände, in denen die Arbeit aber zurückgegangen ist und deshalb zur Zeit allerdings nicht aktiv sind. Kreisverbände existieren zur Zeit in Hagen (seit 2003) sowie in den Landkreisen Südliche Weinstraße (seit 2004) und Sangerhausen (seit 2005).

Der aktuelle Bundesvorstand wurde auf dem Bundesparteitag am 25. September 2004 in Frankfurt am Main gewählt. Auf dem jüngsten Bundesparteitag am 9. April 2005 trat der österreichische Tierrechtler Helmut Kaplan als Gastredner auf. Die Partei hat nach eigenen Angaben derzeit zwischen 1.000 und 1.100 Mitglieder.


Mitglieder und Wählerschaft

Trotz ihrer vergleichsweise geringen Mitgliederzahl und strukturellen Schwäche erzielte sie meistens von Wahl zu Wahl steigende Ergebnisse. Diverse Umfragen belegen, dass die Partei vorrangig von Jugendlichen gewählt wird, wodurch sich auch die steigenden Wahlergebnisse erklären lassen. Mitglieder der Partei gaben an, in der Vergangenheit sowohl schon SPD als auch schon CDU gewählt zu haben. Mehr als 50% der Parteimitglieder sind Frauen, bei Wahlen beträgt der Frauenanteil häufig über 60%.

Als Hochburgen der Tierschutzpartei können die Bundesländer Hessen, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Sachsen-Anhalt bezeichnet werden, da sie dort ihre bisher besten Wahlergebnisse und teilweise Mandate auf kommunaler Ebene erzielen konnte.

Daten der Landesverbände

Landesverband Vorsitzende(r) Mitglieder Kreisverbände Mandate
Baden-Württemberg Volker Dunz 254    
Bayern Bernhard Sommer 110  
Berlin Amt z.zt. nicht besetzt 41  
Brandenburg Amt z.zt. nicht besetzt 13    
Bremen z. Zt. nicht besetzt 4  
Hamburg Jacqueline Langer 16  
Hessen Sebastian Stranz 175 0 1
Mecklenburg-Vorpommern Amt z. Zt. nicht besetzt 4  
Niedersachsen Margret Giese 71  
Nordrhein-Westfalen Roswitha Stenner 193 2  
Rheinland-Pfalz Marianne Eberhard-Rathert 68 1  
Saarland Amt z.zt. nicht besetzt 6  
Sachsen Mona Matzig 20  
Sachsen-Anhalt Peter Barczik 32 1 1
Schleswig-Holstein Ulla Schloon 22  
Thüringen Harald von Fehr 7  

Prominente Mitglieder