Kurzgeschichte

moderne literarische Form der Prosa, deren Hauptmerkmal in ihrer Kürze liegt
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Die Kurzgeschichte (Übersetzung vom englischen "short story") ist eine besondere, moderne literarische Form der Kurzprosa, deren Hauptmerkmal in einer starken Komprimierung des Inhaltes besteht.

Gattungsabgrenzung

Kurzgeschichte im engeren Sinn kennzeichnet modern short stories, eine Gattung, die Anfang des 20. Jahrhunderts entstand. Der Oberbegriff für "kurze" (Kürze meint nicht nur die reine Länge) Geschichten lautet deshalb korrekterweise Kurzprosa. Der Begriff Kurzgeschichte hat sich aber mit der Zeit zu einer allgemeinen Bezeichnung für Kurzprosa ausgeweitet. Von der Kurzgeschichte abzugrenzen ist die Novelle, die in ihrer Länge auch 30 Seiten deutlich überschreiten kann, und sich dadurch auszeichnet, dass sie eine stringentere Handlung und einen strukturierteren Rahmen besitzt. - Ein Wort des spanischen Literaturnobelpreisträgers Vicente Aleixandre: «Eine Kurzgeschichte ist eine Geschichte, an der man sehr lange arbeiten muss, bis sie kurz ist.»

Merkmale

Es gibt keine einheitlichen Merkmale von Kurzgeschichten, und "Kurzgeschichte" als Begriff ist nicht trennscharf. Die gegenwärtige literarische Praxis der Kurzgeschichtenschreiber entscheidet über die Merkmale, die mit dem Begriff "Kurzgeschichte" identifiziert werden. Aber typisch für Kurzgeschichte ist der direkte Einstieg in die Handlung. Es fehlt so zu sagen eine Einleitung. Außerdem typisch ist das offene Ende, es fehlt ein Schluss.

Geschichte

Kurzgeschichten entstanden als short stories im Bereich der anglo-amerikanischen Literatur (z. B. Edgar Allan Poe) und setzten sich nach dem Zweiten Weltkrieg auch in Deutschland durch.

In Deutschland entstanden besonders in der Nachkriegszeit bedeutende Kurzgeschichten z. B. von Wolfgang Borchert, Heinrich Böll, Wolfdietrich Schnurre, Ilse Aichinger, Hans Bender, Elisabeth Langgässer, Alfred Andersch, Marie Luise Kaschnitz, Siegfried Lenz und Gabriele Wohmann. Heute hat diese literarische Gattung einen Teil ihrer Bedeutung verloren. Weitere Komprimierung und Reduktion führten zur Kürzestgeschichte.

Kurzgeschichten Bücherei


Merkmale sind: -geringer Umfang entspricht dem Verzicht auf breite Erzählweise -kleiner Ausschnitt der Wirklichkeit (Momentaufnahme) -dem Ausschnittcharakter entspricht meist die offene Form mit unvermitteltem Einstieg und abruptem Abbruch -Konzentration auf einen bedeutsamen Augenblick des Alltags erlaubt eine sehr dichte, vielschichtige und oft mehrdeutige Darstellung, die oft zu menschlichen Grenzsituationen mit unerwarteten Wendungen, überraschenden Pointen und vielfältigen Verweisen auf Hintergründe und Lebendszusammenhänge führt

Literatur

Textsammlungen

Interpretationen

Forschungsliteratur (Geschichte der Gattung, Gattungspoetik)

  • Ludwig Rohner: Theorie der Kurzgeschichte. 2., verbesserte Auflage. Wiesbaden 1976.
  • Erna Kritsch Neuse: Der Erzähler in der deutschen Kurzgeschichte. Columbia (S.C.) 1991.
  • Leonie Marx: Die deutsche Kurzgeschichte. Metzler, 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart 1997. ISBN 3476122166
  • Manfred Durzak: Die deutsche Kurzgeschichte der Gegenwart. 3., erweiterte Auflage. Königshausen & Neumann, Würzburg 2002. ISBN 382602074X
  • Manfred Durzak: Die Kunst der Kurzgeschichte. UTB, 2. Auflage. München 1994.


Siehe auch Liste