Ilia Tschawtschawadse

georgischer Schriftsteller und Politiker
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Prinz Ilia Tschawtschawadse (georgisch ილია ჭავჭავაძე; 27. Oktober 1837 in Kwareli, Georgien; † 30. August 1907) war ein georgischer Schriftsteller und Politiker. Er war Journalist und von 1861 bis 1907 eine der Leitfiguren der georgischen Nationalbewegung.

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Ilia Tschawtschawadse

Leben

1857 legte er am 1. Klassischen Gymnasium in Tiflis das Abitur ab. 1861 schloß er ein Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Sankt Petersburg ab. 1863 gründete Tschawtschawadse die politische Zeitschrift Sakartvelos Moambe und wurde ihr Chefredakteur. 1877 gründete und leitete er eine neue Zeitschrift: Iweria. 1906 wurde er in die russische Staatsduma gewählt, wo er sich für die Abschaffung der Todesstrafe einsetzte.

Tschawtschawadse schrieb Gedichte und Erzählungen, darunter Der Einsiedler, Der Geist, Ist der Mensch ein Mensch?!, Otars Witwe und Der Räuber Kako. Er übersetzte zugleich englischsprachige Literatur ins Georgische. Viele seiner Werke wurden auf französisch, englisch, deutsch, russisch, polnisch und ukrainisch verlegt.

Gemeinsam mit Akaki Zereteli war Tschawtschawadse war Mitglied der liberalen und sozialreformerischen Schriftstellervereinigung Tergdaleuni. Er zählte zu den Gründern vieler Kultur- und Bildungseinrichtungen in Georgien. Dazu gehörten die Gesellschaft zur Verbreitung der Lese- und Schreibkunde unter den Georgiern, die Bank des Adels, die Schauspiel-Gesellschaft, die Historisch-Ethnografische Gesellschaft Georgiens.

1907 fiel Tschawtschawadse einem politischen Attentat zum Opfer. Er soll von georgischen Kommunisten erschossen worden sein. Diese behaupteten jedoch später, er sei von der zaristischen Geheimpolizei, der Ochrana, ermordet worden.

1987 wurde er von der Georgischen Orthodoxen Apostelkirche heilig gesprochen und erhielt den Ehrennamen Ija der Rechtschaffene. Die Georgische Nationalbibliothek und die Staatliche Universität für Sprache und Kultur in Tiflis tragen seinen Namen. Sein Porträt ist auf der Vorderseite des georgischen 20-Lari-Geldscheins abgebildet.

Tschawtschawadse war verheiratet. Sein Sohn Nikolos war Direktor des Philosophischen Instituts der Georgischen Akademie der Wissenschaften.

Werke

  • Ilia Tschawtschawadze: Die vertauschte Braut. Erzählung, LKG, Leipzig 1995, ISBN 3376050201
  • Ilia Tschawtschawadze: leqsebi - Gedichte. Merani, Tbilisi 1987
  • Arthur Leist (Hrsg.): Georgische Dichter. Dresden/Leipzig, 1887 (Gedichte von Ilja Tschawtschawadse und anderen georgischen Dichtern)
  • Ilia Chavchavadze: The Hermit. translated from the Georgian by Marjory Wardrop, London, 1895

Literatur

  • Akaki Bakradse: Ilia Tschawtschawadse (1837 - 1907). Ein Lebensbild und eine Auswahl seiner Gedichte. Evangelische Arbeitsstelle Oekumene Schweiz, Bern 1993
  • Leonhard Kossuth: Ilia Tschawtschawadse - unser Zeitgenosse. In: Georgica. Bd. 17 (1994), S. 130-134
  • Oliver Wardrop: The Kingdom of Georgia. London, 1888, S. 150-152
  • Baron de Baie: Au nord de la chaine du Caucase souvenirs d'une mission. Paris, 1899
  • Baron de Baie: Tiflis souvenirs d'une mission. Paris, 1900
  • Arthur Leist: Das georgische Volk. Dresden, 1903
  • C.F. Lehman-Haupt: Reisen und Forschungen. Berlin, 1910, S. 106-111
  • Oliver Reisner: Die Schule der Georgischen Nation: Eine sozialhistorische Untersuchung der nationalen Bewegung in Georgien am Beispiel der "Gesellschaft zur Verbreitung der Lese- und Schreibkunde unter den Georgiern": (1850 - 1917). Reichert, Wiesbaden 2004, ISBN 3-89500-412-X