ideologie: für den begriff gibt es ja unzählige definitionen. die beiden gängigsten sind wohl falsches bewusstsein und in sich geschlossenes denksystem. ich verwende letztere. in diesem sinne ist dann aber auch das sprechen von ideologie-freiheit ein ideologie. der vorzug dieser ideologie ist, dass sie anders als z.b. marxismus, liberalismus, konservativismus, faschismus oder monarchismus in jede richtung anschlussfähig ist, weil sie sich selbst nicht reflektieren kann. dies widerum ist aber auch der große nachteil an der ideologie der ideologie-freiheit. sie ist sozusagen geschichtslos, weil sie ihre herkunft nicht kennt und auch nicht kennen will. das unterscheidet sie insbesondere vom marxismus, der diverse wandlungen durchgemacht und selbst-reflektiert hat, aber auch von konservatismus und liberalismus (immer an der schönen vorsilbe neo zu erkennen). kern der ideologie der ideologie-freihet ist, dass sie sich unter keinen umständen von der realität in frage stellen lässt, sondern umgekehrt, die realität besonders stark umdeutet. trotz faktischer realer widerlegung bleibt sie an ihren idealen kleben. so zum beispiel am mündigen staatsbürger, an der nation als organismus, an die neutralität der gerichte, oder eben auch am allseits unparteiischen und kritischen journalisten. dabei fallen ihr nur selten eigene widersprüche auf: zum beispiel die entmündigung von jugendlichen, die nur vorgefilterte informationen erhalten dürfen oder die aufforderung an kritiker ihres nations-begriffs, sich doch einfach der nation zu entziehen sollen.