Bogen (Streichinstrument)
Der Bogen ist bei Streichinstrumenten der mit Pferdehaaren (in der Regel vom Schimmel) bespannte Hartholzstab (meist aus Fernambuk oder Brasilholz), der durch Hin- und Herstreichen auf den Saiten die Schwingung und damit den Ton erzeugt.


Allgemeines
Das untere Ende des Bogens wird auch als Frosch bezeichnet, das obere Ende als Spitze. Beide erzeugen unterschiedliche Klangfarben. Die Strichrichtung (der Strich), die den Frosch näher an die Saiten bringt, bezeichnet man als Aufstrich, die umgekehrte als Abstrich. Bei den Instrumenten der Geigenfamilie werden starke Zählzeiten bevorzugt mit dem Abstrich, schwache Zählzeiten bevorzugt mit dem Aufstrich gespielt. Bei Gamben ist die Strichrichtung umgekehrt. Die Bogenhaare werden mit Kolophonium eingerieben, dies erhöht den Reibungswiderstand zwischen Saite(n) und Bogen.
Der namhafte Violinist Giovanni Battista Viotti prägte den Leitspruch "Le violon, c'est l'archet". Dies verdeutlicht den hohen Stellenwert des Bogens für den Geiger, vor allem für Solisten und Kammermusiker.
Geschichte
Die Spannung des Bezuges bei den ersten Streichbögen wurde bei der Gambe mit dem Mittelfinger und bei der Violine mit dem Daumen gewährleistet. In der Mitte des 17. Jahrhunderts waren die Bögen mit eine Zahnstange versehen um die verschiedenen Spannungen regulieren zu können. Die frühen Barockbögen waren in etwa 10 bis 15 Gramm leichter als die Modernen und häufig aus Schlangenholz gefertigt. Erst ab 1700 wurden die Bögen verlängert, um lang anhaltende Noten besser ausführen zu können. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts haben europäische Bögen eine Stellschraube am Frosch, mit der die Spannung des Bezuges reguliert werden kann.
In der neueren Zeit werden Streichbögen aus Carbonfaser angeboten. Diese genügen den Ansprüchen fortgeschrittener Schüler und Amateure, auch werden sie vereinzelt von Solisten gespielt.
Bogenhaltung
Violin-, Bratschen- und Cellobögen werden vom Daumen am Frosch gehalten, während Zeige- und kleiner Finger den Bogen ausbalancieren. Mittel- und Ringfinger liegen locker auf.
Beim Kontrabass gibt es verschiedene Bögen. Der so genannte französische Bogen ist wie ein Violinbogen aufgebaut und wird genauso gehalten. Solche Bögen werden z.B. in Frankreich, Italien, England und teilweise den USA verwendet. Im deutschsprachigen Raum wird fast ausschließlich der deutsche Bogen verwendet. Solche Bögen haben einen sehr breiten Frosch, dessen Außenkante in der Handfläche gehalten wird, während der Daumen über der Bogenstange liegt. Der Mittelfinger stützt zusätzlich an der Stange. Der kleine Finger balanciert am Frosch aus. Der Zeigefinger liegt locker auf. Prinzipiell ist die deutsche Bogenhaltung eher auf Kraftübertragung ausgelegt, während die französische Haltung eher agil ist.
Berühmte Bogenbauer
Die Vorlagen zu den modernen Bögen lieferten der Engländer John Dodd (1752–1839), dem es als erstes gelang, das Holz so zu spalten, dass es nicht mehr brach, sowie der Deutsche Christian Wilhelm Knopf (1767–1837), der die Froschbahn aus Metall erfand und der französische Bogenbauer François Tourte (1747–1835), der unter dem Einfluss der Geiger Viotti, Kreutzer und Paganini dem Bogen die heutige Form gab und als erster Fernambukholz verwendete, um die Elastizität und Sprungkraft erheblich zu erhöhen.
Jean Baptiste Vuillaume war ebenfalls als großer und innovativer Meister des Bogenbaus bekannt, der Tourtes Werk fortsetzte. Viele der namhaften französischen und deutschen Meister wie Hermann-Richard Pfretschner kamen aus seiner Schule.
Weitere bekannte Bogenbauer sind die Engländer Dodd et Hill, die Franzosen Eugène Sartory, Fétique, Voirin, Ouchard, Morizot, Lotte, Lamy, sowie Albert Nürnberger in Deutschland.
Siehe auch: Strich (Streichinstrument), Streichinstrument, Kolophonium