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Erste Siedlungsspuren im heutigen Stadtgebiet von Hameln gehen bis in die Steinzeit zurück. Ungeklärt ist, ab wann sich auf dem Boden der heutigen Altstadt erste dörfliche Strukturen herausbildeten.
Im Jahre 802 oder 812 errichteten der sächsische Graf Bernhard und seine Frau Christina auf ihrem Gut in Hameln eine Eigenkirche. Im Jahre 826 starben beide kinderlos, die Besitzung geht an die Reichsabtei Fulda über. Diese gründete im Jahr 851 an dem günstig gelegenen Weserübergang ein Benediktinerkloster. Die ersten Nennungen nennen den Ort als "Hamela" oder "Hameloa".
Klostergründung
Im Laufe der Zeit bildete sich vor dem in ein Kollegiatstift umgewandelten Kloster (urkundliche Nennungen 1054 und 1074) eine Marktsiedlung, die um 1200 erstmals als Stadt genannt wird.
Damit gehört Hameln zu den allerersten Städten im ehemaligen Königreich Hannover.
Im Jahr 1209 wird erstmals eine (Stifts-)Mühle in Hameln erwähnt.
Die Stadthoheit über Hameln liegt im 12. und 13.Jahrhundert bei der Abtei Fulda bzw. ihren Stiftsvögten in Hameln, den Grafen von Everstein. Die geistliche Oberhoheit liegt beim Bischof von Minden. Im Jahr 1259 verkauft der Abt von Fulda seine Rechte an Hameln an den Bischof von Minden. Das Hamelner Bürgerheer, welches dieses nicht hinnehmen will, unterliegt 1260 in der Schlacht von Sedemünder dem Bischof von Minden. Im Verlauf weiterer Auseinandersetzungen erwirbt Herzog Albrecht von Braunschweig 1268 die Vogtei über Hameln. Im Jahr 1277 bestätigt er der Stadt mit einem Privileg ihre bis dahin innegehabten Rechte.
Rattenfänger
Historische Hausinschrift zur Rattenfängersage
Weltweite Bekanntheit erlangt Hameln durch den bald darauf im Jahre 1284 erfolgten Auszug der "Hämelschen Kinder", aus welchem sich später die Rattenfängersage entwickelt. Die Datierung auf dieses Jahr geht auf das Spätmittelalter zurück, der älteste Bericht hierzu datiert aus der Zeit zwischen 1430 und 1450.
Hanse
1426 wird Hameln Mitglied der Hanse, welcher es bis 1572 angehört. 1540 wird die Reformation eingeführt.
Hamelner Thaler von 1544
Im 16. Jahrhundert erfolgte ein wirtschaftlicher Aufstieg, der bis zum Dreißigjährigen Krieg anhält. Im Wettstreit der reichen Kaufmannschaft mit dem Landadel entstehen in dieser Zeit die prächtigen Bauten der Weserrenaissance, die das Stadtbild noch heute schmücken.
Im Laufe des Dreißigjährigen Krieges besetzt 1625 König Christian IV. von Dänemark als Kriegsoberster des Niedersächsischen Reichskreises die Stadt. Ihm folgt der kaiserliche Feldherr Tilly. Die kaiserliche Besatzung währt bis 1633, als Herzog Georg von Braunschweig-Lüneburg und die schwedischen Truppen die kaiserlichen Besatzungstruppen belagern. Nach ihrer Niederlage bei Hessisch-Oldendorf kapituliert Hameln am 3. Juli1633 vor dem Herzog Georg von Calenberg.
Festung
Im Jahr 1664 beginnt der Ausbau der Stadt zur welfischen "Haupt- und Prinzipalfestung". Der erste Bauabschnitt der Festung gilt 1684 als abgeschlossen. 1664-1668 wird die Stadt mit sternförmigen Bastionen umgeben.
Im Jahr 1690 werden durch herzogliches Privileg in Hameln Refugiés aus Frankreich (Hugenotten) angesiedelt.
1734 wird auf dem Werder bei Hameln die erste in staatlicher Regie errichtete Weserschleuse in Betrieb genommen, die den Schiffern bei der Überwindung des berüchtigten "Hamelner Loches" hilft.
1774-1784 werden auf dem Klüt unter König Georg III. von England-Hannover drei Forts angelegt. Damit wird Hameln zum uneinnehmbaren Gibraltar des Nordens, der stärksten Festung des damaligen Fürstentums Hannover.
Nach der Schlacht bei Jena kapitulierte Hameln 1806 kampflos vor Napoleon, auf seinen Befehl wurden bis auf zwei Stadttürme alle Befestigungen 1808 geschleift. So wurden die Voraussetzungen für eine weitere Ausweitung der Stadt geschaffen.
Kreisfreie Stadt
1866 wurde Hameln nach 700-jähriger Oberhoheit der Welfen preußisch 1923 kreisfreie Stadt.
Ende 1935 wird das Gefängnis Hameln von den Nationalsozialisten in ein Zuchthaus umgewandelt. Nach dem Krieg werden dort von der britischen Besatzung über 200 Kriegsverbrecher hingerichtet.
In Hameln befand sich ein großer Stützpunkt der britischen Rheinarmee (Militärbasen im Ausland). Infolge der Konvertierung von Militäranlagen in Wohnanlagen entsteht derzeit dort ein hervorragendes Wohngebiet in denkmalgeschützten, ehemaligen Militärbauten.
Bis zur Auflösung der Regierungsbezirke in Niedersachsen gehörte Hameln dem Regierungsbezirk Hannover an.
Einwohnerentwicklung
1689: 2.398 Einwohner
1825: 5.326 Einwohner
1905: 21.385 Einwohner
1939: 32.000 Einwohner
1968: 48.787 Einwohner
2003: 58.902 Einwohner
Politik
Hameln um 1900, Osterstraße
Wappen
Das Stadtwappen zeigt im roten Felde einen bogenförmig geschärften silbernen Mühlstein, belegt mit einem aufrecht gestellten blauen Mühleisen. Der Schild ist gekrönt von der stilisiert dargestellten doppeltürmigen, mit vier Querdachgiebeln besetzten silbernen Münsterkirche St. Bonifatius, deren Fenster, Turmdächer und Kreuzblumen blau und deren Mitteldach rot tingiert sind.
In der Form des Prachtstücks zeigt das Stadtwappen die mit der Wappenfigur belegte und mit unterschiedlichen Turmhelmen ausgestattete Münsterkirche als Helmzier sowie zwei Löwen als Schildhalter.
Das Theater Hameln (ehemals Weserbergland-Festhalle) bietet rd. 700 Besuchern als Bespiel-Theater einen umfangreichen Spielplan an. Über Konzerte, Musicals, Opern, Komödien bis hin zur Kleinkunst und dem Kinder- uind Jugendtheater sorgen rd. 150 Veranstaltungen für eine große Auswahl an unterhaltsamen Theaterbesuchen.
Bauwerke
Hameln bietet ein nahezu geschlossenes mittelalterliches Stadtbild mit einer großen Zahl prachtvoller Fachwerk- und Renaissance-Steinhäuser. Repräsentativer Mittelpunkt der Altstadt sind Osterstraße und Markt.
Leist-Haus von 1585-89, in feinsten Renaissanceformen, Relieffries der sieben Tugenden und Lukretia im Erkergiebel, heute Heimatmuseum Datei:Hameln Leisthaus.JPGLeist-Haus (1585-89)
Rattenfängerhaus mit reich verziertem Renaissancegiebel von 1603, gut gegliederte Fassade mit Erker Rattenfänger-Haus (1603)
Dempter-Haus, 1607-08 von dem im Dreißigjährigen Krieg so bedeutenden Bürgermeister von Dempter erbaut, Fachwerk mit einer Überfülle von Renaissanceschmuck. Dempter-Haus (1607)
Hochzeitshaus, monumentales Fest- und Feierhaus der Stadt (jetzt Zentrum der "Erlebniswelt Renaissance", des ersten Science Centers zur Geschichte in Europa), im Stil der Weserrenaissance1610-17 erbaut; Rattenfänger-Kunst und Glockenspiel (Figurenumlauf 13 und 17.30 Uhr, Rattenfänger- und Weserlied)
Zwei erhaltene Mauertürme der Stadtbefestigung
Garnisonskirche, ein schlichter Barockbau von 1713 mit Stift zum Heiligen Geist (heute: Sparkasse)
Münsterkirche St.Bonifatius (evangelisch), dreischiffige gotische Hallenkirche mit achteckigem Vierungsturm und romanischer Krypta, 1870-75 nach zweckfremder Benutzung restauriert
Marktkirche St.Nikolai (evangelisch), vor 1200 erbaut, 1945 zerstört, 1957-1959 wiederaufgebaut, romanische und gotische Teile wieder verwendet, modern ausgestattet
Bekannt ist Hameln als Standort des Rudervereins Hameln, der bereits mehrere Olympiasieger und Weltmeister im Rudersport hervorgebracht hat. Derzeit (2005) kommen z. B. zwei Ruderer im Deutschlandachter aus Hameln.