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Santiago ist die größte der kapverdischen Inseln im Atlantik.
Geographie
Santiago gehört zur südlichen Inselgruppe Ilhas de Sotavento (port: "Inseln unter dem Wind"). Auf der flächengrößten (991 km²) und bevölkerungsreichsten (230.000 Ew.) der kapverdischen Inseln liegt auch die Hauptstadt Praia (105.000 Ew).
Die Insel ist vulkanischen Ursprungs mit hochgebirgigem Relief, weiten U-Tälern, Hochflächen und Zeugenbergen. Höchste Erhebung ist der Pico da Antónia (1394 m). Das gebirgige Zentrum der Insel ist relativ regenreich und macht Santiago zur landwirtschaftlich produktivsten Insel, während die niedrigen Küstenregionen wüstenartig trocken sind.
Administrativ ist die Insel in sechs Concelhos (Landkreise) unterteilt: Praia, São Domingos, Santa Cruz, Santa Catarina, Calheta de São Miguel und Tarrafal.
Geschichte
Der erste Lehensherr der Insel, António da Noli, ließ 1460 eine winzige Garnison in Cidade Velha errichten, das damals noch Ribeira Grande genannt wurde. Durch Kreolisierung entstand die älteste kreolische Gesellschaft der Kolonialgeschichte mit Kreol als eigener Sprache. Der transkontinentale Sklavenhandel machte Cidade Velha im 16. Jh. für ein Jahrhundert zur zweitreichsten Stadt des portugiesischen Weltreichs. Portugal war jedoch nicht in der Lage, seine kolonialen Besitzungen ausreichend zu schützen. Engländer, Holländer, Franzosen und Spanier rissen den Sklavenhandel an sich und Santiago wurde mehrfach Raub von Piraten wie Francis Drake. Nach einem verheerenden Überfall durch Jaques Cassart im Jahr 1712 sank die Bedeutung von Cidade Velha und letztlich wurde die Hauptstadt auf das leichter zu verteidigende und gesündere Plateau von Praia verlegt. Die Nachfrage der Sklavenschiffe nach Lebensmitteln ließ eine marktorientierte Landwirtschaft auf der Insel entstehen und die Zahl der Sklaven stärker als auf den anderen Inseln anwachsen. Ins gebirgige Inselinnere entflohene (altport.: vadios) Sklaven, Gefangene und Verbannte begründeten die Kultur der Badius mit starker kultureller, religiöser und musischer Identität. Die vom portugiesischen Kolonialsystem besonders benachteiligte Bevölkerung Santiagos hat den Kampf Amílcar Cabrals und der PAIGC um die Unabhängigkeit des Landes (1975) unterstützt. Santiago war mehrfach Gastgeber von Konferenzen zu Themen kreolischer Kulturen.
Seit der Unabhängigkeit werden die Infrastrukturen der Insel (Schulen, Hafen, Flughafen, Strassen etc.) bevorzugt ausgebaut, um die historisch bedingte Benachteiligung der Hauptinsel auszugleichen.
Wirtschaft und Tourismus
Haupterwerbszweige sind die Landwirtschaft (Mais, Zuckerrohr, Bananen, Maniok und Mango) und der Fischfang. Die Insel bietet hervorragende Möglichkeiten zum Wandern (Naturreservate Pico da Antónia und Serra Malagueta), zum Baden (Tarrafal, Praia Baixo, São Francisco) und für kultur-historische Besichtigungen (Cidade Velha, Praia).