Musikvideos sind Kurzfilme, die der bildlichen Untermalung eines Musiktitels dienen. Sie sind meistens exakt von der Dauer des Musikstücks und haben es hauptsächlich als einzige Tonquelle.
Musikvideos zeichnen sich meist durch grelle Bilder und schnelle Schnitte aus. Kritiker sagen, es wird versucht, den Betrachter mit visuellen Eindrücken zu überfrachten und in ihm so das Gefühl zu erzeugen, das Musikstück sei von außerordentlichem Gehalt. Dieser pessimistischen Sicht steht die Auffassung vom Musikvideo als eigener Kunstform gegenüber. Aus dem jungen Genre, welches zunächst eine reine Werbemaßnahme, ähnlich dem Trailer beim Kinofilm, war, entwickelte sich im Laufe der Jahre zunehmend ein visuell eigenständiges Medium, welches gleichwohl mit dem zugehörigen Musikstück auf das Engste verwoben bleibt. Bedeutende Regisseure von Musikvideos sind Chris Cunningham, Michel Gondry, Spike Jonze sowie das österreichische Duo DoRo (alias Rudi Dolezal, Hannes Rossacher, die allerdings inzwischen kaum mehr eine Rolle spielen). Zu den wichtigsten deutschen Regisseuren in diesem Genre gehören Joern Heitmann, Daniel Lwowski, Hinrich Pflug und natürlich der international erfolgreiche Philipp Stölzl.
Wegen der fehlenden klaren Trennung zwischen kurzen, trailerartigen Werbevideos, mitgeschnittenen Live-Auftritten und extra als solche gedrehten Musikvideos kann nicht klar gesagt werden, welches das erste Musikvideo war. Mehrheitlich wird jedoch das Video zu Bohemian Rhapsody von Queen als erstes Musikvideo der Geschichte genannt.
Die Bedeutung von Musikvideos nahm in den 80ern durch reine Musik-Fernsehsender wie MTV stark zu. Seit dem Sendestart von VIVA und dessen Schwerpunktsetzung auf lokale Produkte Anfang der 90er hat sich in Deutschland eine eigene Musikvideoszene entwickelt. Musikvideos sind auch Forschungsobjekt der Kulturwissenschaften geworden.
Literatur
- ALTROGGE, Michael: Tönende Bilder: interdisziplinäre Studie zu Musik und Bildern in Videoclips und ihrer Bedeutung für Jugendliche. Band 1: Das Feld und die Theorie. Berlin: Vistas 2001
- ALTROGGE, Michael: Tönende Bilder. Das Material: Die Musikvideos. Bd 2. Berlin: Vistas 2001
- ALTROGGE, Michael: Tönende Bilder: interdisziplinäre Studie zu Musik und Bildern in Videoclips und ihrer Bedeutung für Jugendliche. Band 3: Die Rezeption: Strukturen der Wahrnehmung. Berlin: Vistas 2001
- Bühler, Gerhard (2002): Postmoderne auf dem Bildschirm – auf der Leinwand. Musikvideos, Werbespots und David Lynchs WILD AT HEART
- Helms, Dietrich; Thomas Phleps (Hrsg.): Clipped Differences. Geschlechterrepräsentation im Musikvideo. Bielefeld: Transcript 2003.
- KEAZOR, Henry / WÜBBENA, Thorsten: Video Thrills The Radio Star. Musikvideos: Geschichte, Themen, Analysen. Bielefeld: 2005
- Kirsch, Arlett: Musik im Fernsehen. Eine auditive Darstellungsform in einem audiovisuellen Medium. Berlin: Wiku 2002.
- KURP, Matthias / HAUSCHILD, Claudia & WIESE, Klemens (2002): Musikfernsehen in Deutschland. Politische, soziologische und medienökonomische Aspekte
- NEUMANN-BRAUN, Klaus / SCHMIDT, Axel / MAI, Manfred (2003): Popvisionen. Links in die Zukunft
- Quandt, Thorsten (1997). Musikvideos im Alltag Jugendlicher. Umfeldanalyse und qualitative Rezeptionsstudie. Deutscher Universitätsverlag