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Sowetsk (Kaliningrad)

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Sowetsk / Sowjetsk (russisch Советск; deutsch Tilsit, lit. Tilžė bzw. Sovetskas, polnisch Tylża) ist eine rajonsunabhängige Stadt im ehemaligen nördlichen Ostpreußen, der heutigen Oblast Kaliningrad in Russland.
Bis 1945 gehörte Tilsit zum Deutschen Reich und war seit 1895 ein selbstständiger Stadtkreis im Regierungsbezirk Gumbinnen, Ostpreußen. Die Verwaltung des Landkreises Tilsit, später Tilsit-Ragnit, befand sich ebenfalls in Tilsit.

Geographie

Sowetsk liegt am Zusammenfluss der Tilze (Tilse, russisch Tilscha) mit der Memel (russisch Neman) und ist somit Grenzstadt nach Litauen. Der Ortsname Tilsit (ehemals auch Schalauerburg) kommt vom Flüsschen Tilze – und dieser vom preußisch: Tilße = dem Zusammenfluss. Koordinaten: 52,2° nördlicher Breite, 21,46° östlicher Länge.

Tilsit, Geschichte bis 1945

Die Geschichte von Tilsit beginnt mit dem Deutschen Orden, der am Zusammenfluss von Memel und Tilze schon 1365 die Burg Splitter besaß. In den Jahren von 1406 bis 1409 errichtete der Orden dann die Burg Tilsit. Bald darauf setzte eine Besiedelung im Einzugsbereich der Burg ein, aus der sich bis zum Ende des 15. Jahrhunderts ein wirtschaftliches Zentrum der Region entwickelte. Im Jahre 1552 verlieh Herzog Albrecht von Preußen Tilsit das Stadtrecht.

Obwohl Tilsit während des Siebenjährigen Krieges von 1758 bis 1762 von russischen Truppen besetzt war, blieb die Stadt unbeschädigt, ebenso als Napoleons Truppen auf ihrem Russlandfeldzug 1807 durch die Stadt zogen. Der Napoleonkrieg verschaffte Tilsit einen geschichtlichen Merkposten. Am 7. und 9. Juli 1807 wurde hier der Tilsiter Friede zwischen Frankreich, Russland und Preußen geschlossen. Im 19. und 20. Jahrhundert war Tilsit Sitz zahlreicher litauischer Verbände, denn im Umland sprachen damals rund 50 % der Einwohner litauisch. Dennoch wollten 1921 nur 42 von über 1000 in der Stadt lebenden Litauern an Litauen angeschlossen werden.

Bis 1914 konnte sich die Stadt unbehelligt von weiteren kriegerischen Auseinandersetzungen wirtschaftlich weiter entwickeln. Tilsit wurde zu einem bedeutenden Standort der Holzindustrie, nachdem schon im Mittelalter die Holzflößerei auf der Memel die Stadt geprägt hatte. 1832 wurde die Straße nach Königsberg gebaut, 1853 die Straße nach Memel. 1865 wurde Tilsit an das Eisenbahnnetz angeschlossen, 1875 wurde die Eisenbahn nach Memel verlängert. Die Stadt Tilsit wurde weltweit bekannt für ihre Käseproduktion (Tilsiter). Im Ersten Weltkrieg war Tilsit 1914 für zwei Monate von russischen Truppen besetzt, die der Stadt aber keinen weiteren Schaden zufügten. Nach dem Krieg wirkte sich der Verlust des Memellandes negativ auf die Tilsiter Wirtschaft aus. Das Memelland war zuvor wichtiges Hinterland gewesen, das jetzt zu Russland gehörte.

Das Ende Tilsits als deutsche Stadt kam mit dem Zweiten Weltkrieg. Am 21. April 1943 musste die Stadt den ersten Bombenangriff über sich ergehen lassen, dem bis zum Juli 1944 weitere schwere Großangriffe folgten. Im Oktober 1944 war die Front bis an die Memel vorgerückt, die Tilsit wurde zur Fronstadt erklärt, und es wurde mit der Evakuierung der Bevölkerung begonnen. Nach einem schweren Artillerieangriff, der die Stadt endgültig bis zu 80 % zerstörte, wurde Tilsit am 20. Januar 1945 von den russischen Truppen eingenommen. Auf Grund des Potsdamer Abkommens kam die Stadt zusammen mit den nördlichen Teilen Ostpreußens unter die Verwaltung der Sowjetunion.

Sowetsk

Seit 1946 trägt die Stadt den Namen Sowetsk (übersetzt in etwa Ratsstadt von Sowet - Rat). Sie wurde in die sowjetische Exklave Kaliningrad, dem heutigen Oblast Kaliningrad eingegliedert. Die bisherige Wohnbevölkerung wurde, sofern nicht gegen Kriegsende geflohen, bis 1947 vertrieben. Heute ist Sowetsk eine rajonsunabhängige (d.h. kreisfreie) Stadt und einer der wichtigsten Straßen-Grenzübergänge zwischen Russland und Litauen an der Route KaliningradSankt Petersburg. Hier befinden sich Werften, ein Hafen und Zellstoffindustrie.

Einwohnerentwicklung

Tilsit:

  • 1880: 21.400
  • 1900: 34.539
  • 1910: 39.013
  • 1925: 50.834
  • 1933: 57.286
  • 1939: 59.105

Sowjetsk:

  • 1946: 6.500
  • 2002: 41.000
  • 2004: 43.300

Politik

Bürgermeister

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Postkarte der Königin-Luise-Brücke

Sehenswert sind die in der Innenstadt vielfach erhaltenen Jugendstilhäuser, das Theater, die Königin-Luise-Brücke (Grenzübergang nach Litauen) und der Gorodskoje osero ("Stadtsee"; früher "Schlossmühlenteich"). Früher handelte es sich hierbei um einen ehemaligen großen Mühlenweiher aus der Ordenszeit. Kirchen sind nach dem Krieg nicht mehr erhalten, daher wurde die ehemalige Synagoge in eine russisch-orthodoxe Kirche umgewandelt. Eine weitere große russisch-orthodoxe Kirche in traditionell russischem Baustil steht kurz vor ihrer Fertigstellung. Daneben existiert ein Neubau einer römisch-katholischen Kirche für die in der Stadt ansässigen Litauer.

Persönlichkeiten


Vorlage:Rajon Kaliningrad