Französische Fußballnationalmannschaft der Frauen
Die französische Fußballnationalmannschaft der Frauen (französisch Équipe de France de football féminin) ist die von der verantwortlichen Trainerin getroffene repräsentative Auswahl französischer Fußballspielerinnen für internationale Begegnungen; sie wird in Anlehnung an die Männernationalelf auch les Bleues genannt. Ihr erstes offizielles Länderspiel bestritt sie am 17. April 1971 gegen die Niederlande; die Partie endete mit einem 4:0-Sieg der Französinnen. Es ist das erste von der FIFA anerkannte Frauenländerspiel überhaupt;[1] der französische Verband FFF hingegen nennt als erste offizielle Partie die Begegnung vom 28. November 1971 gegen Italien (Endstand 2:2).[2]
Logo des französischen Fußballbundes | |||
Spitzname(n) | Les Bleues (Die Blauen) oder Équipe Tricolore | ||
Verband | Fédération Française de Football | ||
Konföderation | UEFA | ||
Technischer Sponsor | Nike | ||
Cheftrainer | Bruno Bini | ||
Rekordspielerin | Sandrine Soubeyrand (167) | ||
Rekordtorschützin | Marinette Pichon (81) | ||
Heimstadion | Wechselnde Stadien | ||
FIFA-Code | FRA | ||
FIFA-Rang | 7. (1997 Punkte) (18. März 2011) | ||
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Statistik | |||
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Erstes Länderspiel![]() ![]() (Hazebrouck, Frankreich; 17. April 1971) | |||
Höchster Sieg Frankreich 14:0 Algerien ![]() (Cesson-Sévigné, Frankreich; 14. Mai 1998) | |||
Höchste Niederlage![]() (Bad Kreuznach, Deutschland; 2. September 1992) | |||
Erfolge bei Turnieren | |||
Weltmeisterschaften | |||
Endrundenteilnahmen | 2 (Erste: 2003) | ||
Beste Ergebnisse | Vierter (2011) | ||
Europameisterschaften | |||
Endrundenteilnahmen | 4 (Erste: 1984) | ||
Beste Ergebnisse | Viertelfinale (2009) | ||
(Stand: 16. Juli 2011) |
Derzeitiger Trainer ist Bruno Bini, der im Februar 2007 Élisabeth Loisel ablöste. Bini führte die französischen U-19-Juniorinnen 2003 zum Europameistertitel. Aktuell (März 2011) rangiert die französische Nationalmannschaft auf Platz Sieben der FIFA-Weltrangliste; die bisher beste Platzierung, Rang 5, wurde erstmals im März 2005 erreicht.
Rekordnationalspielerin ist Sandrine Soubeyrand mit 167 Einsätzen; die nicht mehr aktive Marinette Pichon ist die erfolgreichste Torschützin (81 Treffer in 112 Länderspielen).
Teilnahme an Europa- und Weltmeisterschaften
Seit den Anfängen in den 70er Jahren hat sich die französische Auswahl – parallel zum Aufschwung des Frauenfußballs im Land – für etliche Europameisterschaftsendrunden qualifiziert, erstmals 1984 und zuletzt viermal in Folge (1997, 2001, 2005 und 2009). Das Erreichen des Viertelfinales 2009 war das bisher beste Abschneiden.
Bei der Frauenfußball-Weltmeisterschaft 2003 gelang Frankreich auch zum ersten Mal die Teilnahme an einem WM-Endrundenturnier. Die Qualifikation zur WM 2007 in China verpasste das Frauenteam jedoch, indem es knapp an England scheiterte. Für die WM 2011 in Deutschland konnten sich die Französinnen als erste europäische Mannschaft nach Gastgeber Deutschland qualifizieren. Nach einem 0:0 im Heimspiel konnte das Rückspiel in Italien mit 3:2 gewonnen werden. Bei diesem Turnier erreichten die Bleues das Halbfinale, in dem sie allerdings ebenso wie im Spiel um Rang Drei geschlagen wurden.
Die inoffiziellen Länderspiele zwischen den Weltkriegen
Bereits seit Ende des Ersten Weltkriegs hatte es in Frankreich einen Frauenfußballbetrieb gegeben, der sich aufgrund der Ablehnung des „Männerverbandes“ FFF selbst organisieren musste und dazu 1917 die Fédération des Sociétés Féminines Sportives de France (FSFSF) gegründet hatte. Diese führte gleichfalls internationale Frauenspiele durch, deren erstes eine Auswahl dreier Pariser Vereine im Frühjahr 1920 in England gegen eine Firmenmannschaft, die Dick Kerr's Ladies, mit 2:0 gewann. Das erste echte Länderspiel jener „wilden Jahre“ bestritten die Französinnen im Februar 1924 in Brüssel ebenfalls siegreich (2:1 gegen Belgien). Mit dem Niedergang des französischen Frauenfußballs Anfang der 1930er Jahre neigte sich auch diese Frühgeschichte der Frauennationalelf dem Ende zu: im April 1932 trennte man sich, erneut in Brüssel, 0:0 von Belgien. Die FFF, die erst Ende der 1960er Frauenmannschaften aufnahm, erkennt die Begegnungen der Zwischenkriegszeit bis heute nicht offiziell an.
Für mehr Details zu dieser Epoche siehe Fémina Sport Paris.
Wahrnehmung in der französischen Öffentlichkeit
Trotz ihrer inzwischen regelmäßigen Teilnahme an den Endrunden von Kontinentalturnieren werden die Frauenfußballerinnen von den nationalen Medien bisher eher stiefmütterlich behandelt. So drucken die beiden großen Fußballzeitungen, L’Équipe und France Football, zwar neuerdings die Erstligaergebnisse nebst Tabelle und bei Länderspielen die Mannschaftsaufstellungen ab, aber kaum einmal eine weitergehende Meldung oder gar einen etwas längeren Spielbericht. Aufgrund dieser Indifferenz sind auch die Zuschauerzahlen bei Spielen der Bleues nicht mit denen in Deutschland zu vergleichen; eine fünfstellige Besucherzahl haben sie in Frankreich zuletzt 2003 angezogen. Der Fernsehsender Direct 8, der bis 2014 die TV-Rechte besitzt, überträgt jährlich nur mindestens drei Länderspiele;[3] dabei erreichte die Liveausstrahlung vom 25. August 2010 bei dem Weltmeisterschafts-Qualifikationsspiel gegen Serbien immerhin 670.000 und in der Spitze sogar 975.000 Zuschauer.[4] Diese Marke wurde beim Weltmeisterschaftsviertelfinalspiel 2011 mit 3,2 Mio. deutlich übertroffen.[5]
Die FFF unternimmt neuerdings vermehrte Anstrengungen, diesen Zustand zu verbessern. So hat sie 2009 ein nicht unumstrittenes Plakat veröffentlicht, auf dem vier Nationalspielerinnen – unbekleidet, aber dezent verdeckt – die Frage stellen: „Muss es erst so weit kommen, damit ihr uns spielen sehen wollt?“ 2010 hat der Verband zudem Adriana Karembeu, ein Mannequin und Ehefrau des Fußballers Christian Karembeu, zur „Botschafterin des Frauenfußballs“ ernannt,[6] die auch dafür wirbt, dass mehr Frauen und Mädchen in Vereinen Fußball spielen.[7]
Jugendnationalteams und Nachwuchsförderung
Es existieren inzwischen auch Jugendnationalfrauschaften aller Altersstufen. Die U18- (heute U19-) Nationalmannschaft wurde 2003 Europameister und erreichte 2002, 2005 und 2006 jeweils das Endspiel dieses Wettbewerbs. Die französische U-20 erreichte bei der Weltmeisterschaft 2008 das Halbfinale, das sie ebenso wie das Spiel um Platz 3 verlor.
Zur wachsenden Bedeutung des Frauen- und Mädchenfußballs in Frankreich trägt insbesondere die systematische Nachwuchsförderung bei, die die FFF betreibt: Talente aus dem gesamten Land werden für mehrere Jahre im Verbandsinternat Centre National de Formation et d'Entraînement in Clairefontaine-en-Yvelines bei Rambouillet zusammengefasst, spielen dort auch gemeinsam als CNFE Clairefontaine in der höchsten Spielklasse und kehren nach ihrer Ausbildung zu ihren Stammvereinen zurück.
Turnierbilanz
Weltmeisterschaft
Jahr | Ergebnis | Trainer | Meiste Spiele | Meiste Tore |
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1991 | nicht qualifiziert | |||
1995 | nicht qualifiziert | |||
1999 | nicht qualifiziert | |||
2003 | Vorrunde | Élisabeth Loisel | 11 Spielerinnen mit 3 Spielen | Marinette Pichon (2) |
2007 | nicht qualifiziert | |||
2011 | Vierter | Bruno Bini | 8 Spielerinnen mit 6 Spielen | Marie-Laure Delie, Gaëtane Thiney, Élodie Thomis (je 2) |
Alle | Sandrine Soubeyrand, Laura Georges (je 9 Spiele), Sonia Bompastor (8) |
4 Spielerinnen (je 2) |
Europameisterschaft
Olympische Spiele
Die europäischen Teilnehmer für 2012 wurden bei der WM 2011 ermittelt. Durch den Halbfinaleinzug bei gleichzeitigem Ausscheiden von Deutschland im Viertelfinale konnte sich Frankreich erstmals für das Olympische Fußballturnier der Frauen qualifizieren.
Trainer
Bis 1997 war der Trainerposten mit Männern besetzt; mit Élisabeth Loisel übernahm erstmals eine Frau die Verantwortung. 2007 hat der Verband erneut einen Mann auf diese Position berufen.
- Pierre Geoffroy (1970–1978)
- Francis Coché (1978–1987)
- Aimé Mignot (1987–1997)
- Élisabeth Loisel (1997–2007)
- Bruno Bini (seit 2007)
Spielerinnen
Aktueller Kader
Der Kader setzt sich derzeit überwiegend aus Fußballerinnen der führenden Klubs Juvisy FCF (ein reiner Frauenverein), Olympique Lyon, Montpellier HSC und Paris Saint-Germain zusammen. Bruno Bini hat jüngst weitere junge Spielerinnen in den Kader eingebaut. Für die WM-Endrunde 2011 hatte er folgendes vorläufige 30er-Aufgebot benannt und am 6. Juni auf die zulässige Zahl von 21 Spielerinnen eingeschränkt:[8]
Rangfolge der Einsätze und Torschützinnen
Stand: 13. Juli 2011
Spielerin | Dauer von ... bis ... |
A-Länder- spiele | |
---|---|---|---|
1 | Sandrine Soubeyrand | 1997– | 167 |
2 | Sonia Bompastor | 2000– | 133 |
3 | Corinne Diacre | 1993–2005 | 121 |
4 | Stéphanie Mugneret-Béghé | 1992–2005 | 115 |
5 | Marinette Pichon | 1994–2006 | 112 |
6 | Hoda Lattaf | 1997– | 111 |
7 | Laura Georges | 2001– | 104 |
8 | Peggy Provost | 1998–2006 | 91 |
9 | Sabrina Viguier | 2000– | 87 |
Élise Bussaglia | 2003– | 87 | |
11 | Candie Herbert | 1994–2010 | 83 |
12 | Camille Abily | 2001– | 81 |
Spielerin | Dauer von ... bis ... |
Treffer | Ein- sätze |
Tore pro Spiel | |
---|---|---|---|---|---|
1 | Marinette Pichon | 1994–2006 | 81 | 112 | 0,72 |
2 | Hoda Lattaf | 1997– | 31 | 111 | 0,28 |
3 | Marie-Laure Delie | 2009– | 23 | 25 | 0,92 |
4 | Gaëtane Thiney | 2007– | 21 | 54 | 0,39 |
5 | Camille Abily | 2001– | 20 | 81 | 0,25 |
6 | Élise Bussaglia | 2003– | 19 | 87 | 0,22 |
7 | Sandrine Soubeyrand | 1997– | 17 | 167 | 0,10 |
Sonia Bompastor | 2000– | 17 | 133 | 0,13 | |
Élodie Thomis | 2005– | 17 | 58 | 0,29 | |
10 | Laëtitia Tonazzi | 2002– | 14 | 55 | 0,25 |
Stéphanie Mugneret-Béghé | 1992–2005 | 14 | 115 | 0,12 | |
Corinne Diacre | 1993–2005 | 14 | 121 | 0,12 |
Länderspiele gegen Nationalmannschaften deutschsprachiger Länder
Alle Ergebnisse aus französischer Sicht.
Deutschland
Datum | Ort | Ergebnis | Anlass |
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16. Mai 1987 | Dillingen/Saar | ||
28. März 1991 | Antony | ||
2. September 1992 | Bad Kreuznach | ||
12. März 1993 | Agia Napa | Turnier auf Zypern | |
30. Mai 1999 | Weil am Rhein | ||
17. April 2003 | Ozoir-la-Ferrière | ||
12. Juni 2005 | Warrington | EM-Vorrunde | |
9. März 2007 | Faro | Algarve-Cup | |
27. August 2009 | Tampere | EM-Vorrunde | |
5. Juli 2011 | Mönchengladbach | WM-Vorrunde |
Österreich
Datum | Ort | Ergebnis | Anlass |
---|---|---|---|
20. März 1999 | Bonneuil-sur-Marne | ||
5. November 2005 | Langenrohr | WM-Qualifikation | |
23. September 2006 | Troyes | WM-Qualifikation |
Schweiz
Datum | Ort | Ergebnis | Anlass |
---|---|---|---|
4. Mai 1972 | Basel | erstes Länderspiel der Schweizerinnen | |
1. September 1972 | Gunterhofen | ||
1. Mai 1973 | Montbéliard | ||
1. September 1974 | Besançon | ||
1. April 1977 | Buochs | ||
1. März 1980 | Nyon | ||
1. März 1981 | Lyon | ||
1. Mai 1983 | Meaux | EM-Qualifikation | |
1. Oktober 1983 | Burgdorf | EM-Qualifikation | |
1. April 1987 | Valence | ||
4. Oktober 1997 | Bern | WM-Qualifikation | |
28. Mai 1999 | Singen | ||
15. April 2001 | Montaigu | ||
14. August 2002 | Clairefontaine | ||
22. April 2009 | Dijon | ||
25. April 2009 | Colmar | ||
2. März 2011 | Nikosia | Turnier auf Zypern |
siehe auch
Weblinks
Anmerkungen
- ↑ Artikel „Frauen der ersten Stunde“ vom 8. April 2011 auf der Seite der FIFA (abgerufen am 16. Juni 2011)
- ↑ siehe den Spielbericht auf der Verbandsseite
- ↑ Artikel bei Footofeminin
- ↑ France Football vom 7. September 2010, S. 32
- ↑ siehe diesen Artikel vom 12. Juli 2011 auf der Verbandsseite
- ↑ France Football vom 7. September 2010, S. 33
- ↑ siehe dieses Plakat der FFF (Adriana Karembeu mit der Nummer 6)
- ↑ nach der Verbandsseite