Simulated Annealing

heuristisches Approximationsverfahren zum Auffinden einer Näherungslösung
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Die simulierte Abkühlung (englisch simulated annealing) ist ein heuristisches Optimierungsverfahren. Das Verfahren wird zum Auffinden einer approximativen Lösung von Optimierungsproblemen eingesetzt, die durch ihre hohe Komplexität das vollständige Ausprobieren aller Möglichkeiten und einfache mathematische Verfahren ausschließen. Benutzt wird dieses Verfahren zum Beispiel beim Floorplanning im Laufe eines Chipentwurfs.

Grundidee ist die Nachbildung eines Abkühlungsprozesses, etwa beim Glühen in der Werkstoffkunde. Nach Erhitzen eines Metalls sorgt die langsame Abkühlung dafür, dass die Atome ausreichend Zeit haben, sich zu ordnen und stabile Kristalle zu bilden. Dadurch wird ein energiearmer Zustand nahe am Optimum erreicht.

Übertragen auf das Optimierungsverfahren entspricht die Temperatur einer Wahrscheinlichkeit, mit der sich ein Zwischenergebnis der Optimierung auch verschlechtern darf. Der Metropolisalgorithmus ist die Grundlage der simulierten Abkühlung. Im Gegensatz zu einem Lokale-Suche-Algorithmus kann das Verfahren ein lokales Optimum wieder verlassen und ein besseres finden.

Algorithmus

Problemstellung

Gegeben sei der Wertebereich  , eine Fitness-Funktion  , ein Umgebungsbegriff   und ein Abbruchkriterium.

Gesucht ist eine approximative Lösung des globalen Minimums von   über  .

Initialisierung

Wähle eine Startlösung  . Wähle eine monoton gegen Null fallende Temperaturfolge   und eine Folge  , die angibt, wie viele Schritte eine Temperatur   beibehalten wird. Startzeiten   und  .

Lokale Veränderung

Falls  : Wähle einen Nachbarn   aus der Umgebung  , sonst setze   und   und suche wieder einen Nachbarn.

Selektion

  • Gilt  , setze   und, falls  , setze  
  • Gilt  , setze   nur mit Wahrscheinlichkeit  .

Abbruch oder Weiter

Wurde das   nicht durch   ersetzt, setze   und beginne wieder mit einer lokalen Veränderung.

Sonst, falls die Abbruchbedingung zudem nicht erfüllt und damit die approximative Lösung   gefunden ist, beginne im nächsten Zeittakt   wieder mit einer lokalen Veränderung und setze  .

Erläuterungen

Die Wahrscheinlichkeit  , dass ein schlechteres   akzeptiert wird, ist wegen   für geringere Verschlechterungen größer und, weil   eine monoton fallende Folge ist, am Anfang des Verfahrens ebenfalls wahrscheinlicher.

Wie ein Nachbar gewählt werden sollte, hängt von dem vorliegenden Problem ab. In der Informatik ist häufig der Wertebereich   und   wird als BitVektor betrachtet. Ein Nachbar   von   kann z. B. durch das flippen (invertieren) eines oder mehrerer Bits gewählt werden (siehe Wegener 2005).

Es sind verschiedene Abbruchbedingungen denkbar. Zum Beispiel wird nur eine maximale Anzahl von Durchläufen erlaubt, eine ausreichende Fitness definiert, eine Untergrenze für die Abkühlung festgelegt oder   hat sich über mehrere Zeitpunkte   nicht mehr geändert.

Graphische Verdeutlichung

 
Graphische Darstellung einer Landschaft in der ein globales Minimum gefunden werden soll.

Das Problem des simulierten Ausglühens kann man sich graphisch verdeutlichen. [1]

Angenommen, man sucht in einer zweidimensionalen Landschaft den (global) tiefsten Punkt. Die Landschaft selbst besteht aus vielen unterschiedlich tiefen Dellen. Die einfache Suchstrategie (suche den nächsten tiefsten Punkt) entspricht dem Verhalten einer Kugel, welche in dieser Landschaft ausgesetzt wird. Sie rollt zum nächsten lokalen Minimum und bleibt dort. Bei der simulierten Abkühlung wird der Kugel immer wieder ein Stoß versetzt. Dieser ist stark genug, um die Kugel aus einer flachen Delle (lokales Minimum) zu entfernen, reicht aber nicht aus, um aus dem globalen Minimum zu fliehen.

Einzelnachweise

  1. Google TechTalk Vortrag Eine kurze aber sehr verständliche Erklärung zum Thema findet man ab Minute 35.

Siehe auch

Literatur

  • Ingo Wegener: Simulated Annealing Beats Metropolis in Combinatorial Optimization. In: Lecture Notes in Computer Science. Band 3580. Springer, Berlin/Heidelberg 2005, ISBN 978-3-540-27580-0, S. 589–601, doi:10.1007/11523468 (Für ein einfach zu beschreibendes Problem wird gezeigt, dass unabhängig von der Temperatur die simulierte Abkühlung effizienter ist als der Metropolisalgorithmus.).