Benutzer:Sanblatt/Baustelle

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Berner Disputation

Die Berner Disputation bezeichnet ein religiöses Streitgespräch zwischen reformiert gesinnten und altgläubigen Theologen, das vom 6. Januar bis zum 26. Januar 1528 in der Stadt Bern stattfand und mit der formellen Einführung der Reformation in Bern endete.

Vorgeschichte

Viti et Modesti

Einladung

Organisation

Leiter

Präsidenten

Protokoll

  • Peter Cyro, Stadtschreiber von Bern
  • Georg Hertig, Stadtschreiber von Solothurn
  • Georg Schöni, Gerichtsschrreiber von Bern
  • Eberhard Rümlang, Stadtreiber von Thun
  • (Johannes Huber, Stadtschreiber von Luzern lehte ab)

Regeln

  • Ort: Kirche des Barfüsserkloster (Bern)
  • Freies und sicheres Geleit
  • Sola scriptura, das Heranziehen von Kirchenväter-Stellen (und der Apokalpyse) war verboten
  • Ausgehverbot nach 20 Uhr für Fremde
  • Bei Nichteilnahme Verlust der Pfründe
  • Vier einzelne Protokolle
  • Spesen für Schreiber und Präsidenten
  • Obligatorische Teilnahme für geistliche der Stadt
  • keine Zwischenrufe während der Vorträgen
  • jeder darf sich zu Wort melden

Teilnehmer

Von mehr als 350 geistliche Teilnehmer, um 60 Zürcher, um 100 Fremde

Neugläubige Seite

Hauptredner
Bekannte Namen
Fremde
Lutheraner

Altgläubige Seite

  • Konrad Treger (Freiburg in Üechtland, Abreise nach fünf Tagen)
  • Alexius Grat (Beichtvater am Inselspital)
  • Johannes Buchstab (Zofingen)
  • Niklaus Christen (Zofingen)
  • Jakob Edlibach (Zofingen)
  • Gilg Murer (Rapperswil)
  • Diepold Huter (Appenzell)
  • Thomas Murner (Luzern, lehnt Einladung ab)
  • Johann Eck (Ingoldstadt, lehnt Einladung ab)
  • Johann Fabri (Wien, lehnt Einladung ab)
  • Georg Neudorfer (Rottweil, lehnt Einladung ab)
  • Bischöfe von Konstanz, Basel, Sitten und Lausanne (lehnen Einladung ab)
  • die Orte Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug verbieten Teilnahme

Thesen

entworfen von Franz Kolb und Haller , Rückgriff auf Ilanzer Thesen von 1526. Die beiden wirkten als Respondenten, führten in die jeweilige Thesen ein.

  1. Christus ist das alleinige Oberhaupt der Kirche (gegen Papsttum)
  2. Gottes Wort steht vor Menschengebot (sola scriptura)
  3. Christus ist der alleinige Erlöser (gegen die Beichte)
  4. Transsubstantiation ist nicht in der Bibel belegt
  5. Die Heilige Messe ist schriftwidrig
  6. Christus ist der alleinige Vermittler zu Gott (gegen Heiligenverehrung)
  7. Es gibt kein Fegefeuer
  8. Priesterehe ist nicht verboten
  9. Zölibat fördert Hurerei

Verlauf

  • 22. Januar Exkurs Täufer (aussrhalb der Disputation)
  • 25. Januar Welscher Disput unter Farel
  • Abstimmung: 235 Berner Priester dafür, 46 dagegen

Folgen

Quellen

Akten

  • Handlung oder Acta gehaltner Disputation zu Bern in Uchtland : mit angehencktem Bernischen Synodo und eydgenossischer Confession oder Bekandtnuss dess wahren christenlichen Gloubens Bern 1528 Neudruck 1608
  • Rudolf Steck, Gustav Tobler (Hgg.): Aktensammlung zur Geschichte der Berner-Reformation. 1521-1532. " Bde. Bern 1923.
  • Johannes Strickler (Hg.): Amtliche Sammlung der älteren Eidgenössischen Abschiede, Bd. 4, Abt. 1a. 1521-1528. Brugg 1873

Pro

  • Martin Bucer: Ennarratio in Evangelion Johannis. Praefatio, Summam Disputationis et Reformationis Betn(ensis) complectens. Strassburg 1528.
  • Gemayn Reformation vnd verbesserung, der bißhergebrachten verwendten Gottsdiensten vnnd Ceremonien, die ... durch Schuldthayssen, klaynen vnd grossen Radt, der Statt Bern in üchtland, außgereütet seind vnd also dise Reformation in jre[n] Stetten, Landen vn[d] gebieten, hinfür zu halten, angesehen vnnd außgesan[n]t. Augsburg 1528

Contra

  • Thomas Murner: Ursach und verantwortung, warum doktor Thomas Murner, kilchherr zuo Lutzern nit ist vff der disputation zuo Bern gehalten erschinen. Luzern 1527
  • Thomas Murner: Appellation und beruoff der hochgelerten herren und doctores Johannis Ecken, Johannis Fabri und Thome Murner, für die xij. ort einer loblichen Eydtgnoschafft wider die vermeinte disputation zuo Bern gehalten. Luzern 1528
  • Thomas Murner: Die gots heylige meß von gott allein erstifft ein staedt und lebendigs opffer für die lebendigen und die dodten, die hoechste frucht der Christenheit. wider die fünffte schlußred zuo Bern disputiert. Luzern 1528
  • Thomas Murner: Hie würt angezeigt dz unchristlich frevel, ungelört und unrechtlich uss rieffen und fürnemen einer loblichen herrschafft von Bern ein disputation zuo halten in irer gnaden statt, wider die gemein Christenheit, wider das heylig gots wort. Luzern 1528
  • Johannes Cochläus: An die Herrenn, Schultheis vnnd Radt zu Bern, wider yhre vermainte Reformation.
  • Johannes Eck; Ein Sentbrieue an ein frum Eidgenoszschafft, betreffendt die ketzerische disputation Frantz Kolben des außgeloffen Münchs, vnnd B. Hallers des verlognen predicanten zu Bern. Ingolstadt 1528
  • Kaiser Karl V: Wider die disputatz von Bern, Rö. Kay. M. Mandat wider die ketzerische disputatz zu Bern. Der acht Christenlichen ort in Eydtgnossen Sandtbrieff an die von Bern. Ingolsatdt 1528.

Literatur

  • Irena Backus: Das Prinzip "Sola scriptura" und die Kirchenväter in den Disputationen von Baden (1526) und Bern (1528). Zürich 1997.
  • Gottfried Locher: Die Berner Disputation 1528: Charakter, Verlauf, Bedeutung und theologischer Gehalt. In: Zwingliana 14/10 (1978), S. 542-564
  • Theodor de Quervain: Geschichte der bernischen Kirchenreformation. Bern 1928.
  • Kurt Guggisberg: Bernische Kirchengeschichte. Bern 1958.
  • Samuel Fischer: Geschichte der Disputation und Reformation in Bern. Bern 1828
  • Bernd Moeller: Zwinglis Disputationen. Studien zur Kirchengründung in den Städten der frühen Reformation. Göttingen 2011
  • Georg Schuhmann: Die "große" Disputation zu Bern. In: Zeitschrift für schweizerische Kirchengeschichte 3 (1909), S. 81-101 und S. 210-215.

Einzelnachweise


Konrad Treger

Konrad Treger, auch Täger, Dreiger, Träyer, Tregarius, Treiger, Treyer, Treyger, (* um 1480 in Freiburg im Üechtland; † 25. November 1542 in Baden AG) war ein Augustiner-Eremit und katholischer Kontroverstheologe der Reformationszeit.

Leben

Konrad Treger wurde zuwschen 1480 und 1483 in Freiburg in einer alteingesessenen Bürgersfamilie geboren. Früh trat er in den Augustinerorden ein. Ab 1509 bildete er sich am Generalstudium des Ordens in Paris weiter. Er wechselte später nach die Universität von Freiburg im Breisgau, wo er 1516 das Studium als Doktor der Theologie abschloss. 1517 wurde er zum Regens des Augustiner-Generalstudiums von Strassburg ernannt und 1518 zum Provinzial seines Ordens am Rhein und Schwabens. Anfänglich war er der Reformation wohl gesinnt, was in der Anstellung eines evangelisch gesinnten Predigers zum Ausdruck kam.[1] Nach einer Reise nach Rom wandelte er sich zu einem entschieden Gegner der Reformation. Die Verhaftung seines Mitbruder Johann Mantel, der in Stuttgart als evangelischer Prediger wirkte, unterstützte er durchwegs. Im Jahr 1524 kam in Strassburg zum offenen Konflikt zwischen Treger und der reformatorisch gesinnten Priester. Die Auseinandesetzung begann, als Treger Im mMärz 1524 die Schrift Hundert Paradoxa gegen die reformatorische Lehre (Paradoxa centum de ecclesia conciliorumque auctoritate) veröffentlichte und er sich anerbot, seine Thesen an einer Disputation zu verteidigen. Teger entzog sich jedoch einem öffentlichen Gespräch mit dem Hinweis, der Bischof habe es ihm verboten. Capito antwortete darauf mit seiner Schrift Verwarnung der diener des wortes, und der brüder zu Strassburg, in welcher er die reformatorische Position darlegte und erneut eine Disputation forderte. Die Antwort Teger gegen das lügenhafft gotteslesterig Buch bestand in seiner Vermanung [...] an ein lobliche gemeyne Eydgenoßschafft vor den Böhemschen ketzereyer, mit starken Angriffen gegen die Prediger und die gesamte Bürgerschaft von Strassburg. Da T. bei der nunmehr stattfindenden Disputation nicht stand hielt, wurde er in einem Auflaufe von der Masse mit anderen gefangen und der Stadtobrigkeit übergeben. Von dieser wurde er, nachdem er am 12. October Urphede geschworen, in Freiheit gesetzt; er verließ Straßburg, um nie wieder zu kehren, und ging nach Freiburg. T. veröffentlichte noch mehrere Schriften, welche theilweise ebenfalls controversistische Punkte behandeln, stand im Vordergrunde der antireformatorischen Bewegung in der Schweiz, nahm theil an den Religionsgesprächen zu Baden im Aargau im Mai 1526 und Bern (geschlossen am 26. Jan. 1528) und trug bei zur Abwehr der Reformation in den alten Kantonen der Schweiz. Die Schriften Träger’s sind ohne wissenschaftlichen Werth.

Werke

  • Paradoxa centum de Ecclesiae Conciliorumque auctoritate : Ad reverendum in Christo P. et illustrem principem Fabianum de Monte Falcone Lausansem episcopum Strassburg 1524
  • Ad Reuerendum IN CHRISTO P. ET ILLVstrem principem Fabianũ de monte Falcone Lansanensem Episcopum. Strassburg 1524
  • Vermanung bruder Conradts Treger, Augustiner ordens durch hohe Teütsche land Provincial an ein lobliche gemeyne Eydgenoßschafft vor der Böhemschen ketzerey, unnd antwurt Uff ein lugenthafft gotslestrig buch von etlichen so sich diener des worts heissen an ein Gemeyne Eydgenoßschafft diß jars im Aprilen ußgangen. Freiburg im Breisgau 1524
  • Ein schoener spruch darinn deren von Costantz seltzame Renckh vnd Abentheür damitt Sy vmbgon begriffen syen. Augsburg 1529.

Quellen

  • Marin Bucer: Ein kurtzer warhafftiger bericht von Disputationen vnd gantzen handel so zwischen Cůnrat Treger Prouincial der Augustiner vnd den predigern des Euangelij zů Straßburg sich begeben hat. Strassburg 1524.
  • Wolfgang Capito: Verwarnung der diener des wortes, und der brüder zu Strassburg an die brüder von Landen und Stetten gemeiner Eidgenossschafft. Wider die Gotslesterige Disputation bruder Conradts Augustiner. Straßburg 1524
  • Wolfgang Capito: Antwurt D. Wolffgang Fab. Capitons auff Bruder Conradts Augustiner ordens Provincials Conrad Treger vermanung, so er an gemein Eidgnoschafft jüngst geschriben hat. Strassburg 1524
  • Katharina Schütz: Entschuldigung Katharina Schützinn, für M. Matthes Zellen, jren Eegemahel, der ein Pfarrher vnd dyener ist im wort Gottes zü Strassburg. Von wegen grosser lügen vffjn erdiecht. Darin[n] ettlich stoltze Sophisten angriffen sein, als D. Murnar. D. Jo. Cocleus Bruder Conrad Treger, Augustiner ordens Prouincial so iüngst mit vil lüge[n] die Christlichen prediger vnd stande[n] hat zü verunglimpffen. Strassburg 1524.
  • Handlung oder Acta gehaltner Disputation zu Bernn in uechtland. Zürich 1528

Literatur

  • Hellmut Zschoch: Treger, Konrad. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 12, Bautz, Herzberg 1997, ISBN 3-88309-068-9, Sp. 438–442.
  • Johann Friedrich von Schulte: Träger, Konrad. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 38, Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 489.
  • Adolar Zumkeller: The Augustinian Theologian Konrad Treger (ca; 1480-1542) and his Disputation Theses of may 5, 1521. In: Heiko Obermann, Frank A. James (Hgg.): Via Augustini. Augustine in the later Middle Ages, Renaissance and Reformation. Leiden 1991, S. 130-141
  • Adeodatus Vermeulen: Der Augustiner Konrad Treger. Die Jahre seines Provinzialates, 1518-1542. Nijmegen 1954

Einzelnachweise

  1. Vgl. Timotheus Wilhelm Röhrich: Geschichte der Reformation im Elsaß und besonders in Strassburg Bd. 1, Strassburg 1830.

Petrus Nigri

Nigri (eigentlich Schwarz, Swarcz, Swartz), Petrus Dominikaner, Hebraist, * um 1435 Kaaden/Eger, † um 1483 Buda (Ungarn).

Antijüdische jüdische Konvertiten

  • Antonius Margaritha
  • Pablo Christiani
  • Nikolaus Donin
  • Johannes Pfefferkorn
  • Gerónimo de Santa Fe
  • Pablo de Santa Maria
  • Henrique Nunes
  • Abner von Burgos
  • Petrus Alfonsi
  • Paul Ritz
  • Paulus Stephanus Cassel

Nachmanides

Nachmanides (* 1194 in Girona; † 1270 in Palästina, eigentlich Moses ben Nachman, bekannt auch unter dem Akronym RaMBaN, hergeleitet von Rabbi Moshe ben Nahman) war ein jüdischer Gelehrter, Arzt, Philosoph, Bibelexeget und Dichter.

Leben

Rabbi Moses ben Rachmon, spanisch Bonastruc ça Porta, stammt aus einer Gelehrtenfamilie von Gerona, daher sein Beiname Rabbenu Moses Gerondi. Er war ein Nachfahre von Isaak ben Reuben von Barcelona und ein Cousin Jona Gerondi. Ob der reiche Kaufmann Benveniste da Porta von Barcelona sein Bruder war, ist nicht gesichert. Nachmanides studierte jüdische Lehre, Medizin und Philosophie in Barcelona.

Von seinem Lehrer Judah ben Jakar, einem Schüler von Isaac ben Abraham von Dampierre, lernte er die Tradition der Tosafisten Nordfrankreichs kennen, von Meir ben Isaak von Trinquetaille, die Methoden der provencalischen Jeschivot. Er entwickelte sich zu einer der einflussreichsten geistlichen und politischen Persönlichkeiten des jüdischen Lebens in Katalonien. Von 1264 bis zu einer Emigration ins Heilige Land trat er die Nachfolge von Jona ben Abraham Gerondi als Chefrabbi von Katalonien an.

Als in den Jahren 1230 bis 1232 der Maimonidesstreit in Montpellier erneut ausbrach, versuchte Nachmanides schlichtend zu wirken. Einerseits forderte er die spanischen Gemeindevorsteher auf, nichts gegen die Maimonidesgegner der Provence zu unternehmen, anderseits versuchte er die französischen Rabbiner vom Bann der Maimonidesschriften abzuhalten. Er hatte mit seinen Bemühungen jedoch keinen Erfolg.

Aufgrund seiner Gelehrsamkeit und seines Ansehens wurde er auch König Jakob I. von Aragón als Ratgeber in jüdischen Angelegenheiten beigezogen. Im Jahr 1263 zwang in der König, an der Disputation von Barcelona teilzunehmen und die jüdische Seite gegen de Konvertiten Pablo Christiani zu vertreten. Nach der Disputation, die im Juli 1263 in Anwesenheit des Königs und der führenden Vertreter der Dominikaner und Franziskaner stattfand, wurde Nachmanides zum Sieger erklärt. Vom Bischof von Gerona erhielt er den Auftrag, seine Ausführungen am Streitgespräch zu dokumentieren (veröffentlicht in Sefer Ṿikuaḥ ha-Ramban). Die Dominikaner, die mit dem Ausgang des Gespräches nicht einverstanden waren, versuchten 1265 Nachmanides wegen Beleidigung des christlichen Glaubens vor Gericht zu ziehen. Erst ein Brief vom Papst Clemens IV. an den König, bewog Nachmanides Katalonien zu verlassen und ins Heilige Land auszuwandern.

Im Sommer 1267 kam er in Akkon an und begabs sich noch im gleichen Jahr nach Jerusalem. In einem Brief an seinen Sohn beschrieb er den desolaten Zustand der Stadt, die vor sieben Jahren von den Tataren-Horden zerstört worden war. Er begann die wenigen verbliebenen Juden in einer Gemeinde zu sammeln und richtet eine Synagoge und vermutlich auch eine Jewischa in der Stadt ein. Berichte über seine Aktivitäten verbreiteten sich rasch, sodass viele jüdische Siedler wieder nach Jerusalem strömten. Im Jahr 1269 kehrte er nach Akkon zurück und war bis zu seinem Tode 1270 Vorsteher der dortigen Gemeinde. Wo er begraben wurde ist nicht gesichert. Einige glauben, er sei an Fusse des Berg Karmel begraben, andere vermuten, er sei in Haifa an der Seite von Jechiel ben Josef von Paris beerdigt.

Von vier seiner Nachkommen sind die Namen überliefert, drei Söhne und eine Tochter, die offenbar weiterhin in Spanien bieben.

Werk

Nachmanides entfaltete in dem um Maimonides' Schriften entbrannten Maimonidesstreit eine vermittelnde Tätigkeit. Seine Erklärungen zum Pentateuch und zum Buch Ijob lassen ihn als nüchtern gewandten Exegeten erkennen, der sich freilich von der kabbalistischen Strömung seiner Zeit mit fortreißen ließ.

Lexma

Nachmanides (Moses ben Nachman, RaMbaN), 1194-1270, eine der führenden Gestalten des span. Judentums, vertrat die Juden 1263 zur Zufriedenheit von Kg. Jakob I. beim Religionsgespräch von Barcelona, wurde aufgrund kirchl. Intervention zur Auswanderung gezwungen, lebte seit 1267 bis zu seinem Tod als Arzt in Palästina. Die meisten seiner zahlreichen Schr. beschäftigten sich mit halach. Fragen (Halacha), andere zeugen von öffentl. Aktivitäten (Sef. Ha Vikuach über seine Ansichten beim Religionsgespräch), von der Beschäftigung mit dem Erlösungsglauben (Sef. HaGe'ullah), zeigen ihn als religiösen Dichter und Prediger. N.' Torakomm., nicht nur eine philolog. und exeget. Ausführung zu den bibl. Geschichten, reflektiert seine Ansichten von Gott, der Tora, Israel und der Welt. Alle Gesetze und Vorschriften, die er im Lichte halach. Überlieferung erklärt, haben seiner Meinung nach einen vernünftigen Grund, sei es um Unheil vom Menschen abzuwenden, ihn Güte zu lehren oder zur Gotteserkenntnis zu führen. Mit den großen Kommentatoren Raschi und Abraham ibn Esra setzt er sich krit. auseinander und deutet als erster, zumindest andeutungsweise, bibl. Texte in kabbalist. Weise (Kabbala). Sein Komm. war weitverbreitet, populär und wurde mit Superkommentaren versehen. Die halach. Werke des N., themat. Abh., Monogr.n sowie krit. Auseinandersetzungen mit Maimonides und Kritikern berühmter Halachisten, zählen zu den bedeutendsten der rabbin. Lit. Sie umfassen die span. religionsgesetzl. Tradition, ihre Methoden und Beziehungen zu den frz. und prov. Gelehrten, die Suche nach alten, krit. geprüften und festgelegten talmud. Texten ebenso wie methodolog. Diskussionen. Seine Werke, hervorragende Zeugnisse jüd. Lit. des MA, haben deren weitere Entwicklung wesentl. mitbestimmt.


Literatur

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Einzelnachweise


Durand Dujardin

CAPUCIATI

The Capuciati exemplify the mix of politics and religion, of lay religiosity and social revolution, that characterizes the high Middle Ages. In 1182, responding to an infestation of brigands in the wake of the Plantagenêt-Capetian wars, a carpenter from Le Puy named Durand Dujardin had a vision of the Virgin telling him to form a brotherhood of peace. This confraternity of humble men wearing white hoods (capuciati) took a collective oath to go to Mass, to forgive each other all sins, and to renounce gaming, blaspheming, and frequenting taverns. Their numbers grew with astonishing rapidity, spreading throughout the central and southern provinces of France (Berry, Limousin, Gascony, Aquitaine, Provence). Chroniclers initially praised the movement and admired the piety of these laymen, and both lay and ecclesiastic nobles in their regions supported them. Within a year, the sworn Peace militias of the Capuciati had defeated several armies of brigands, slaughtering thousands.

Flushed with success, the Capuciati extended their definition of plunder to include prelates and nobles who exploited their serfs; they even invoked Adam and Eve as proof that all should be free and equal. This may be the earliest reference we have to the invocation of the Creation myth among European commoners to denounce aristocratic privilege; in later peasant revolts (England in 1381, Germany in 1525), we hear the ditty: “When Adam delved and Eve span/Who was then the Gentleman?” It is noteworthy that in all three cases these revolts of the commoners were preceded by translations of the Bible into the vernacular (by Waldo in the 1170s, Wyclif in the 1370s, Luther in 1521).

The aristocracy, perceiving the threat, turned against the Capuciati. Chroniclers denounced their “madness” and branded them heretics; and the brigands, now with the assistance of the nobility, took vengeance for their earlier defeats, massacring the Capuciati both on the battlefield and in their towns. Hugh of Noyers, a bellicose lord of royal lineage, became bishop of Auxerre in 1183, defeated the upstart peasants, and condemned them to go for a full year without covering their heads. By 1185, there seems to be no trace left of the Capuciati.

Their fate recalls that of the peasant coniuratio of 859 in Neustria, formed to defend against Viking raiders but wiped out by the local aristocracy for engaging in a collective oath, as described in the Annales sancti Bertiniani. But the overall dynamics reflect changes in both the religious and social situation in Europe after the millennium. In its ideology of peace, its collective oaths, and its popular militias, the movement was closely related to the early 1 1th-century Peace of God, although unlike this clerically led movement the Capuciati arose from the ranks of lay commoners.

Richard Landes

[See also: BRIGAND/BRIGANDAGE; HERESY; MILLENNIALISM; PEACE OF GOD; POPULAR DEVOTION; WALDO/WALDENSES]

Duby, Georges. The Three Orders: Feudal Society Imagined, trans. Arthur Goldhammer. Chicago: University of Chicago Press, 1978, pp. 327–36.

Luchaire, Achille. Social France at the Time of Philip Augustus, trans. Edward B.Krehbiel. New York: Holt, 1912, pp. 12–19.

Antonio Fernandez Carvajal (in Arbeit)

Antonio Fernandez Carvajal, auch Abraham Israel Carvajal, (* um 1650 in Fundão (Portugal); † 10. November 1659 in London); portugiesisch-marranischer Händler gilt als erster eingebürgerter Jude Englands.

Leben

Literatur

  • Lucien Wolf: The First English Jew. Notes on Antonio Fernandez Carvajal. In Transactions of the Historical Society of England, 2 (1896), S. 14-96.
  • Cecil Roth: A history of the Jews in England. Oxford 1941.
  • David S. Katz: The Jews in the history of England, 1485-1850. Oxford 1994. ISBN 0198229127.
  • Holly Snyder: English Markets, Jewish Merchants, and Atlantic Endeavors: Jews and the Making of British Transatlantic Commercial Culture. In: Richard L. Kagan, Philip D. Morgan (Hgg): Atlantic diasporas: Jews, conversos, and crypto-Jews in the age of mercantilism, 1500-1800. Baltimore 2009, ISBN 9780801890352, S. 50-74.
  • Cecil Roth: Carvajal, Abraham Israel. In: Encyclopaedia Judaica. 2. Auflage. Band 4, Detroit/New York u. a. 2007, ISBN 978-0-02-865932-9, S. 502 (englisch).

Einzelnachweise


Antonio Enríquez Gómez (in Arbeit)

Antonio Enríquez Gómez, auch Enrique Enriquez de Paz, Enrique Enriquez de Paz und Fernándo de Zarate, (* um 1600 in Cuenca (Spanien); † 1663 in Sevilla) spanisch-marranischer Dichter und Theaterautor des Siglo de Oro.

Leben

  • 1635/36 Flucht nach Frankreich
  • bis 1643/33 in Bordeaux und Peyrehorade
  • bis 1649/50 in Rouen
  • Rückkehr nach Sevilla als Fernándo de Zarate, 1661 vor Inquisitionsgericht, 1663 gestorben

Werke

  • Academias morales de las musas. Bordeaux 1642.
  • Luis dado de Dios a Luis y Ana. Paris 1645.
  • Torre de Babilonia, Rouen 1649.
  • El Sansón nazareno. Rouen 1656.
  • La inquisición de Lucifer y visita de todos los diablos???

Literatur

  • Carsten L. Wilke: Jüdisch-christliches Doppelleben im Barock. Zur Biographie des Kaufmanns und Dichters Antonio Enríquez Gómez. Frankfurt am Main 1994. ISBN 3631479050.
  • I. S. Révah: Antonio Enríquez Gómez. Un écrivain marrane (v. 1600-1663). Paris 2003, ISBN 2-906462-80-2.
  • Glen F. Dille: Antonio Enriquez Gomez. Boston 1988. ISBN 0805782346.
  • Kenneth R. Scolberg, Yom Tov Assis: Enríques(or Henríquez) Gónez, Antonio. In: Encyclopaedia Judaica. 2. Auflage. Band 6, Detroit/New York u. a. 2007, ISBN 978-0-02-865934-3, S. 446–447 (englisch).
  • Timothy Oelman: Marrano Poets of the Seventeenth Century. An Anthology of the Poetry of João Pinto Delgado, Antonio Enríquez Gómez, and Miguel de Barrios. London, Toronto 1982, ISBN 978-0-19-710047-9.

Einzelnachweise


Éon de l'Étoile (in Arbeit)

Éon de l'Étoile, lat. Eudo de la Stella (* im 12. Jahrhundert; † um 1148 in Reims) war ein charismatischer Wanderprediger und Sektengründer.

Leben

BBKL

EUDO de la Stella (Éon de l'Étoile), Stifter einer mittelalterlichen Sekte, † um 1148 in Reims. - E., der einer adeligen Familie aus Loudéac (Bretagne) entstammte, bezog die liturgische Formel »Per eum, qui venturus est iudicare vivos et mortuos« auf seinen Namen (Éon) und behauptete, der Sohn Gottes und der Richter der Welt zu sein. Seit 1145 verkündigte er als Wanderprediger in der Bretagne und Gascogne das unmittelbar bevorstehende Weltende und eiferte gegen die Verweltlichung der Priester und Mönche. Obwohl er Laie und des Lesens unkundig war, zelebrierte E. die Messe. Aus seinen Anhängern wählte E. Engel und Apostel und ordinierte sie zu Bischöfen und Erzbischöfen. Er plünderte mit den Seinen Klöster und Kirchen und soll das erbeutete Gut mit ihnen in wilden Ausschweifungen vergeudet haben. Die Sekte wurde verfolgt und gegen sie auch bewaffnete Macht aufgeboten. E. hielt sich mit seinen Anhängern in Wäldern verborgen, wurde aber 1148 mit einigen seiner Apostel in der Champagne festgenommen. Man brachte sie zur Aburteilung vor die in Reims unter dem Vorsitz Eugens III. tagende Synode. Auf die Frage des Papstes, wer er sei, antwortete E.: »Is qui venturus est iudicare vivos et mortuos.« Er machte auf die Versammlung den Eindruck eines Geistesgestörten und wurde nur zu Kerkerhaft verurteilt, während mehrere seiner Anhänger den Feuertod erlitten. Bald darauf ist E. im Gefängnis gestorben. Mit dem Tod ihres Stifters erlosch die Sekte.

Lit.: Christoph Ulrich Hahn, Gesch. der Ketzer im MA 1, 1845, 463 ff.; - Johann Karl Ludwig Gieseler, Lehrbuch der KG II/2, 18484, 532 ff.; - Ignaz v. Döllinger, Btrr. z. Sektengesch. des MA I, 1890, 101 ff.; - Karl Müller, KG I, 1892, 495 f.; - Arthur de la Borderie, Histoire de Bretagne III, Rennes 1899; - Thomas de Cauzons, Histoire de l'inquisition en France I, Paris 1909; - L. Spätling, De Apostolicis, München 1947, 67 ff.; - Arno Borst, Die Katharer, 1953, 87 f.; - Norman Cohn, The Pursuit of the Millennium, London 1957, 38 ff.; - Hefele-Leclercq V, 827 ff.; - Catholicisme IV, 278 f.; - DThC V, 134 ff.; - DHGE XV, 519; -LThK III, 1169 f.; - NCE V, 453 f.; - RE V, 575 f.; - RGG II, 726.

Friedrich Wilhelm Bautz

Literaturergänzung:

Jean-Christophe Cassard, Eon de l’Etoile, ermite et hérésiarque breton du XIIe siècle, in: Mémoires de la Société d’Histoire et d’Archéologie de Bretagne 57 (1980), S. 171-198.

LEXMA

Eon (Eudo) v. Stella (E. de l'Étoile), bret. Ketzer, † nach 1148. E. war einer der charismat. kirchenreformer. Wanderprediger wie etwa Heinrich v. Lausanne, Petrus v. Bruis, Tanchelm oder Arnold v. Brescia, die in der 1. Hälfte des 12. Jh. vielerorts die Christenheit erregten und die kirchl. Autoritäten auf den Plan riefen. Angesichts der wirren Nachrichten über E. hat sich bislang kein klares Bild seiner Persönlichkeit und Lehre ergeben. Lokale Geschichtsforscher haben in ihm einen schreibunkundigen Bauern, sogar einen letzten Druiden, einen Hexer, einen Katharer oder gar einen Kommunisten - avant la lettre - sehen wollen. Nach den uns vorliegenden Quellenzeugnissen (v. a.: Otto v. Freising, Gesta Friderici I 46/47; Wilhelm v. Newburgh, Hist. rer. Anglic. I 19; Chron. Britannicum ad a. 1145, ed. Bouquet 12, 558) entstammte E. einer Adelsfamilie aus der Gegend von Loudéac in der östl. Bretagne (dép. Côtes-du-Nord). Eremit geworden und zugleich Wanderprediger, scharte er zahlreiche Anhänger um sich, denen ebenso bußfertige Gesinnung wie luxuriöser Lebenswandel und v. a. Kirchenkritik (mit gewaltsamen Übergriffen gegen kirchl. Einrichtungen) zugeschrieben wurde. Vom Ebf. v. Reims gefangengesetzt und der von Papst Eugen III. präsidierten Synode v. Reims 1148 vorgeführt, muß es zu jenem denkwürdigen Auftritt gekommen sein, der Zeitgenossen wie spätere Historiker an der geistigen Zurechnungsfähigkeit E.s zweifeln ließ: Auf die Frage, wer er sei, antwortete E. (in Anspielung auf die Exorzismus-Formel »Per eum qui venturus est«): »Ich bin Eun, der da kommen wird zu richten die Lebendigen und die Toten«. Zur Bewandtnis eines gabelförmigen Stabes in seiner Hand erklärte er: Kehre er die beiden Enden nach oben, dann gehörten Gott zwei Drittel und ihm, E., ein Drittel der Welt, drehe er den Stab um, sei die Aufteilung der Welt umgekehrt; da brach, nach dem Bericht Wilhelms v. Newburgh, die Synode in Gelächter aus. E. wurde Abt Suger v. St. Denis zu lebenslanger Klosterhaft überstellt und soll bald gestorben sein. Seine Anhänger wurden auf Initiative des Bf.s v. St-Malo, Jean de Châtillon, erbarmungslos verfolgt und teilweise hingerichtet.

J.-P. Leguay

Literatur

  • A. Borst, Die Katharer, 1953, 87f.
  • N. Cohn, Les Fanatiques de l'Apocalypse, 1962, 43-49
  • J.B. Russell, Dissent and Reform in the Early MA, 1965, 118-124
  • M. Lambert, Medieval Heresy, 1977, 59f. [dt. Ausg., 1981, 96f.]
  • J.C. Cassard, E., ermite et hérésiarque breton, Mém. de la Société d'Hist. et d'Archéologie de Bretagne 57, 1980, 171-198
  • G. Devailly, Hist. religieuse de la Bretagne, 1980.
  • J.-P. Leguay: Eon von Stella. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 3. Artemis & Winkler, München/Zürich 1986, ISBN 3-7608-8903-4, Sp. 2040 f.
  • Friedrich Wilhelm Bautz: EUDO de la Stella (Éon de l'Étoile). In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Bautz, Hamm 1975. 2., unveränderte Auflage. Hamm 1990, ISBN 3-88309-013-1, Sp. 1549–1549.

Einzelnachweise