Legitimismus ist im allgemeinen der Standpunkt der Unabsetzbarkeit des Herrscherhauses[1][2][3]. Diese Position unterscheidet sich vom Monarchismus, da letzterer eine andere Herrschaftsform als rechtmäßig sehen kann, der Legitimismus per Definitionem nicht. Historisch bedeutsam war er als Bewegung im republikanischen Frankreich des 18. und 19. Jahrhunderts und in der österreichischen Ersten Republik.
Frankreich
Als Legitimisten (französisch légitimistes, von légitime = gesetzlich, rechtmäßig) bezeichnet man die Partei in Frankreich, die nach der Revolution von 1830 weiterhin die Ansprüche der älteren Linie des Hauses der Bourbonen als die legitimen Herrscher von Gottes Gnaden unterstützte. Der Tod des Grafen von Chambord 1883 verursachte die Auflösung der Partei der Legitimisten; nur ein unbedeutender Rest, bekannt als die Blancs d'Espagne, wollte den Nachfolgeverzicht Philipps V. von Spanien nicht anerkennen und hielt die Rechte der Bourbonen in der Anjou-Linie aufrecht. Louis Alphonse de Bourbon hält als Louis XX. Anspruch auf den französischen Thron, im Gegensatz zu Henri d'Orléans als vermeintlicher Henri VII.
Das Wort Légitimiste wurde von der Académie française erst 1878 zugelassen; inzwischen hatte sich sein Gebrauch aber auch jenseits von Frankreich verbreitet und wird für jegliche Unterstützer von Erbmonarchien verwendet (vgl. Legitimität).
Konkurrierend gab es in Frankreich das gewissermaßen ebenfalls legitimistische Orléanistenlager.
Österreich
Vor allem in Österreich werden damit historisch jene Kreise bezeichnet, welche in der 1. Republik die Abdankung Kaiser Karls I. nicht anerkannten, da dieser 1918 nur auf die Regierungsbeteiligung, nicht aber auf die Krone verzichtet hatte. Diese Position war nicht nur mit der Republik unvereinbar, sondern ebensowenig mit der nationalsozialistischen Diktatur 1938–45. Darum spielte diese Gruppe noch während des zweiten Weltkrieges eine erhebliche Rolle im Widerstand und im Exil (es wurden ca. 4500 Legitimisten und ihnen nahestende Personen verhaftet und in Konzentrationslager verbracht), verlor sich in der zweiten Republik jedoch zunehmend. Otto Habsburg-Lothringen verhielt sich als der theoretische Thronberechtigte in dieser Frage sehr zurückhaltend und ausgleichend und verzichtete schließlich 1961, was dieser Position die Grundlage entzog. Im Jahr 2002 bezeichnete Otto Habsburg-Lothringen sich selbst als Legitimisten und definiert im Nachsatz Legitimisten als diejenigen, die für die legitim annehmbare Staatsform in jener Zeit eintreten würden. Eine Monarchie wäre für die Schweiz genau so wenig legitim, wie eine Republik für Spanien. Seine Meinung über die legitime Staatsform für Österreich lässt er in dem Interview offen.[4] Seit 2004 besteht in Österreich mit der Schwarz-Gelben Allianz wieder eine Organisation, die für eine Rückkehr der Habsburger an die Staatsspitze eintritt.
Legitimisten oder nahestehende
- Uriel Birnbaum
- Leopold Freiherr Ferdinand von Andrian zu Werburg
- Gusztáv Gratz
- Erik Kuehnelt-Leddihn
- Leo Perutz
- Joseph Roth
- Karl Burian
Legitimistische Studentenverbindungen
In der Studentenszene fand dies seinen Niederschlag in den legitimistischen Studentenverbindungen, welche sich zum Teil im Wiener SC organisierten. Während der der NS-Zeit wurden bekennende Legitimisten von den Nazis verfolgt, da sie Otto von Habsburg als ihr rechtmäßiges Staatsoberhaupt betrachteten und dem Deutschen Reich den Treueeid verweigerten.
Heute existieren, ca. 15–20 Verbindungen in Österreich und Bayern, die das legitimistische Prinzip vertreten, 11 davon sind KÖL-Verbindungen (Akademischer Bund Katholisch-Österreichischer Landsmannschaften).