Prozess und Realität

Buch von Alfred North Whitehead
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Der Essay Prozess und Realität ist ein zuerst 1929 in New York unter dem Originaltitel Process and Reality: An Essay in Cosmology erschienenes Werk des britischen Philosophen und Mathematikers Alfred North Whitehead (1861–1947). Es ist hervorgegangen aus den 1927/28 an der Universität Edinburgh gehaltenen "Gifford Lectures" [1]. Der "spekulative Gesamtentwurf" [2] gilt – im Zusammenhang mit "Wissenschaft und moderne Welt" (orig. Science and the Modern World, 1925) und "Abenteuer der Ideen" (orig. Adventure of Ideas, 1933) als Hauptwerk Whiteheads. Vorangegangen war eine lange Zusammenarbeit mit Bertrand Russell, dessen Ergebnis Principia Mathematica war. Im Jahr 1979 wurde "Prozess und Realität" ins Deutsche übersetzt. Die äußerst anspruchsvolle Abhandlung befasst sich mit Fragen der Metaphysik, Ontologie und Erkenntnistheorie. Im Gegensatz zur traditionellen „Subjektphilosophie“ entwarf Whitehead ein System, in dem sich das Universum nicht aus Substanzen, sondern aus elementaren Prozessen und Relationen zusammensetzt. Er legt hier das Fundament für sein „ontologisches Prinzip“, wonach es in der Wirklichkeit nichts gibt, was nicht aus ihren (atomistischen) Basiselementen aufgebaut ist. In diesem Werk fällt auch Whiteheads berühmtes Zitat von der philosophischen Tradition als einer Reihe von Fußnoten zu Platon (PR 91).

Einordnung in das Werk Whiteheads

Whitehead war von Hause aus Mathematiker, hielt aber auch Vorlesungen über Physik. Berühmt wurde er mit Grundlagenarbeiten über die Mathematik, vor allem mit dem gemeinsam mit Russell verfassten Werk „Principia Mathematica“. Seine ersten naturphilosophischen Schriften schrieb er erst im Alter von ca. 60 Jahren: An Enquiry Concerning Principles of Natural Knowledge (1919), Concept of Nature (1920) und The Priciple of Relativity (1922). Bereits in diesen Arbeiten hatte er eine Reihe von Grundgedanken seines Ansatzes formuliert. Philosophische Vorlesungen hatte er nie besucht. Sein Werk erscheint in der Folge auch unabhängig von entsprechenden Traditionen. Mit 63 Jahren wechselte er 1924 nach Harvard, wo er eine Philosophieprofessur erhielt und seine Theorie ausarbeiten konnte. Hier erschienen seine Schriften Science and the Modern World (1925, dt. Wissenschaft und moderne Welt), Religion in the Making (1926, dt. Wie entsteht Religion?) sowie Symbolism: Its Meaning and Effect (1927, dt. Kulturelle Symbolisierung). Diese Arbeiten stellen weitere Bausteine in der Entwicklung von Whiteheads Theorie dar, die teilweise auch gegenüber den ersten Arbeiten überarbeitete begriffliche Konzepte enthalten. Im Jahr 1927 erhielt Whitehead die Einladung, an der University of Edinburgh die Gifford Lectures zu halten. Aus den 10 Vorträgen entstand Prozess und Realität mit insgesamt 25 Kapiteln, das im Jahr 1929 veröffentlicht wurde und als eine weiter ausgearbeitete Summe des bisherigen Werks aufzufassen ist. Als wichtige Werke erschienen danach noch Adventures of Ideas (1933, dt. Abenteuer der Ideen) und Modes of Thought (1938, dt. Denkweisen). In beide Schriften erläuterte er im Wesentlichen Grundgedanken aus Prozess und Realität.

Anspruch

Im ersten Kapitel („Spekulative Philosophie“) formulierte Whitehead den Anspruch seines Bemühens, „ein kohärentes, logisches und notwendiges System allgemeiner Ideen zu entwerfen, auf dessen Grundlage jedes Element unserer Erfahrung interpretiert werden kann.“ (PR 31) In diesem Anspruch wird ein weiter Rahmen gesteckt; es ist der Versuch, eine Metaphysik zu entwickeln, die wissenschaftliche, religiöse und philosophische Fragestellungen nicht voneinander trennt, sondern in einem einheitlichen Begriffssystem erfasst. Er lehnt somit eine Trennung von Natur- und Geisteswissenschaften ab und betont das Bemühen, in allen Gebieten menschlichen Denkens (zum Beispiel Physik, Physiologie, Psychologie, Ästhetik, Soziologie u.a.) eine „Fundgrube menschlicher Erfahrung“ zu sehen (PR 35), die zu einer spekulativ-kohärenten Metaphysik beiträgt. Spekulative Philosophie muss den Ergebnissen empirischer Erfahrungen standhalten und dient zugleich der Kritik unzulässig vereinfachender Denkweisen. „Alles, was man in der ‚Praxis’ vorfindet, muß innerhalb der Reichweite der metaphysischen Beschreibung liegen.“ (PR 48)

Bereits in der Einleitung stellte Whitehead einen Katalog von „Mythen und irrigen Verfahrensweisen“ (PR 24-25) vor, die er ablehnte:

„(i) Das Misstrauen in spekulative Philosophie.
(ii) Das Vertrauen in die Sprache als angemessener Ausdruck von Aussagen.
(iii) Die philosophische Denkweise, die eine Fakultäts-Psychologie impliziert und von dieser impliziert wird.
(iv) Die Subjekt-Prädikat-Form des Ausdrucks.
(vi) Die Lehre von der qualitätslosen Wirklichkeit.
(vii) Die Kantsche Lehre von der objektiven Welt als theoretischem Konstrukt aus rein subjektiver Erfahrung.
(viii) Willkürliche Deduktionen in Argumente ex absurdo.
(ix) Die Überzeugung, daß logische Widersprüch auf irgendetwas anderes als vorangegangene Irrtümer hinweisen können.“

Die Überwindung dieser Denkweisen ist das erklärte Ziel Whiteheads. Dies gelingt nicht durch strikt empirische Forschungsmethoden, wie sie Bacon gefordert hatte. Rein induktive Vorgehensweisen ermöglichen keinen Fortschritt, weil ihnen die Kreativität, Phantasie und Spontaneität fehlt. Whitehead beschrieb den tatsächlichen Ablauf der Wissenschaften mit einer Metapher, die inhaltlich der Abfolge von Abduktion, Deduktion und Induktion bei Peirce entspricht:

„Die wahre Forschungsmethode gleicht einer Flugbahn. Sie hebt ab von der Grundlage einzelner Beobachtungen, schwebt durch die Luft phantasievoller Verallgemeinerungen und versenkt sich dann wieder in neue Beobachtungen, die durch rationale Interpretation geschärft sind.“ (PR 34)

Aus der analytischen Auseinandersetzung mit der Erfahrung entsteht in einem schöpferischen Akt eine Hypothese. Diese wird als eine in sich logische und kohärente Theorie formuliert. Und die Richtigkeit wird anhand von Anwendungsfällen überprüft und auf andere Gebiete übertragen. Whiteheads Hypothese war, dass die Welt als Ganzes, aber auch auf der Mikroebene in ihren atomaren Bestandteilen ein Organismus ist, dessen primäres Prinzip ein unablässiges, ineinander verwobenes Werden und nicht ein Sein ist. Seine Theorie ist seine spekulative Metaphysik, die er immer wieder mit Erfahrungstatsachen aus allen Bereichen des praktischen Lebens bis hin zur Quantenphysik konfrontierte.

Whiteheads Ziel war es, die in seiner Zeit weit auseinander klaffende Lücke zwischen Philosophie und Wissenschaft zu schließen. Dabei warnte er von dem von ihm so benannten „Trugschluß der unzutreffenden Konkretheit.“ (PR 184-185) In den positiven Wissenschaften ist der Irrtum verbreitet, dass man konkrete Ereignisse durch Abstrakta erklären könnte. Eine Landkarte oder eine Speisekarte können nicht die Erfahrung eines Spaziergangs oder einer Mahlzeit ersetzen und deren Funktion übernehmen. Sie sind Modelle der Wirklichkeit. Empirische und quantitative Methoden können nur einen Teil der Erfahrungswelt abbilden. „Bewußtsein setzt mehr voraus als bloßes Hantieren mit Theorien. Es ist das Empfinden des Kontrasts zwischen der Theorie als bloßer Theorie und der Tatsache als bloßer Tatsache. Der Kontrast besteht, ob die Theorie nun zutrifft oder nicht.“ (PR 350) Whitehead wollte zwischen beiden Ebenen einen sinnvollen Zusammenhang herstellen.

Weil Whitehead davon überzeugt war, dass eine spekulative Metaphysik sich dem Fortschritt des Wissens anpassen muss, war er ebenso davon überzeugt, dass jede philosophische Theorie irgenwann einmal überholt ist. Er warnte:

„In der philosophischen Diskussion ist die leiseste Andeutung dogmatischer Sicherheit hinsichtlich der Endgültigkeit von Behauptungen ein Zeichen von Torheit.“ (PR 27)

Inhalt

Das Kategorienschema

Grundlegend für die Philosophie Whiteheads ist ein Kategorienschema, das er entwickelt hat, um die begriffliche Kohärenz seiner Metaphysik zu überprüfen, aber auch auf naturwissenschaftliche Forschungsergebnisse anwenden zu können. Kohärent bedeutet, dass es in der Erfahrung keine Einzelereignisse geben darf, die im Widerspruch zu den allgemeinen Ideen ( = Kategorien) stehen. Der Sinn der einzelnen Kategorien erschließt sich erst aus dem Gesamtzusammenhang. Die in den Kategorien definierten Begriffe und zugehörigen Aussagen bedingen sich wechselseitig und können nicht isoliert interpretiert werden. Es werden in diesem Artikel nur einige entscheidende Grundbegriffe und Argumentationen wiedergegeben.

Die oberste Stufe, die bei Whitehead eine ähnliche Stellung hat wie bei Aristoteles die Substanz, ist die „Kategorie des Elementaren“ (category of the ultimate). Das Werden ist ein Prozess in dem ständig Neues geschaffen wird. Deshalb enthält die Kategorie des Elementaren das Moment der Kreativität. Diese ist die „Universalie aller Universalien“, weil sie als Prinzip in allen Elementen der Natur enthalten ist. Elementar ist auch die Frage nach Einheit und Vielheit. Einheit steht für das Eine, die Identität und Singularität einzelner Prozesselemente (Whiteheads Begriff: wirklicher Einzelwesen), die in ihrer Vielheit jedoch immer als miteinander verbunden gedacht werden müssen. Kreativität bedeutet, dass im Werden eine neue Einheit aus einer Vielheit von Elementen entsteht.

Die Kategorie des Elementaren unterteilte Whitehead in die drei Kategorien der Existenz, der Erklärung und der Verbindlichkeiten.[3] Kategorien der Existenz benennen die Grundelemente der Realität. Erklärungskategorien dienen der Beschreibung von Elementarereignissen. Kategorien der Verbindlichkeiten beziehen sich auf die subjektive Binnenperspektive.

„Jedes Einzelwesen sollte ein spezifischer Fall einer Kategorie der Existenz, jede Erklärung ein spezifischer Fall von Kategorien der Erklärung und jede Bedingung ein spezifischer Fall der kategorialen Verbindlichkeiten sein. Die Kategorie des Elementaren formuliert das allgemeine Prinzip, das in den drei spezielleren Kategorientafeln vorausgesetzt wird.“ (PR 61)

Wirkliche Ereignisse

Wirkliche Ereignisse als Pulse des Daseins

Für Whitehead baut sich die Welt aus „Wirklichen Einzelwesen“ (orig.: actual entity[4]) bzw. „Wirklichen Ereignissen“ (orig.: actual occasion) auf (beide Begriffe werden synonym verwendet): „‚Wirkliche Einzelwesen‘ – auch ‚wirkliche Ereignisse‘ – sind die letzten realen Dinge, aus denen die Welt zusammengesetzt ist. Man kann nicht hinter die wirklichen Einzelwesen zurückgehen, um irgendetwas Realeres zu finden.“ (PR 57-58) Wirklichkeit bedeutet in jedem Fall, dass etwas geschieht, „Dinge“, die in Ruhe verharren und „da sind“, ohne dass etwas geschieht, gibt es für Whitehead nicht. Zudem umfasst die Wirklichkeit einen großen Raum, wie Michael Hampe in seinen Untersuchungen zu Whitehead beschreibt: „Träume, Affekte, Wahrnehmungen, Gedanken betrachten wir traditionell als weniger wirklich als Tische und Stühle, Steine und Bäume. […] Wenn wir jedoch unseren Organismus oder die Feinstruktur der Materie genauer betrachten, dann sehen wir, daß das Andauern, die Stabilität dieser vermeintlich so wirklichen Dinge darauf beruht, daß permanent etwas geschieht.“[5]. Der Eindruck eines Andauerns resultiere aus einer steten Wiederholung von Geschehnissen, Materie konstituiert sich also in diesem Sinne aus einer sich wiederholenden Abfolge von Ereignissen (nicht „Dingen“). Diese Wirklichkeitsauffassung lässt sich mit der Vorstellung des dharma im Buddhismus vergleichen (siehe dazu auch: Anatta).

Hier zeigt sich, dass, im Gegensatz zu anderen philosophischen Entwürfen, das Bemühen von Whitehead nicht darin besteht, Kategorien wie „Subjekt“ und „Objekt“, „Substanz“ und „Qualität“ scharf voneinander zu trennen.[6]. Im Gegenteil, die Abstraktion der Welt in solche Begriffe beruhe eher auf einer „Abblendung des unmittelbar Wirklichen. Indem sie etwas scharf sehen will, muß sie vieles andere übersehen.“[7]. Die Trennung von "Erscheinung" und "Wirklichkeit" führe zu einer "Gabelung (bifurcation) der Natur"; gegen diese Vorstellung wandte sich Whitehead.[8] Der Grundbegriff des „ontologischen Prinzips“ ist also kein reduktionistischer, sondern ein bereits in sich komplexer; in Whiteheads Sprache: ein „Einzelwesen“ (actual entity): „Jedes wirkliche Einzelwesen ist auf unbegrenzt viele Arten ‚teilbar‘, und jede Art der ‚Teilung‘ ergibt eine bestimmte Quote von erfaßten Informationen.[…]: Es bezieht sich auf eine äußere Welt und bekommt in diesem Sinne einen ‚Vektor-Charakter‘ zugesprochen; es impliziert Gefühl, Zwecksetzung, Wertung und Verursachung.“ [9]

"Wirkliche Ereignisse" können auch als "Pulse der Erfahrung" beschrieben werden [10]. Doch sollte man sich vor Augen halten, welche Vorstellung wir gewohnheitsgemäß mit dem Begriff "Erfahrung" verbinden. Dies sei an einem Beispiel erläutert.

Man stelle sich eine Person vor, die einen Stein betrachtet. Diese Situation wäre eine "Erfahrung". Wir sind gewohnt, eine klare Abgrenzung zwischen der Person, die wir uns zudem als mit Bewusstsein ausgestattet vorstellen, und dem Stein vorzunehmen. Person (a) betrachtet die Sache "Stein" (b). Aufgabe der Philosophie wäre es nun, zu beschreiben, was da genau vor sich geht. In dieser Denkweise befinden wir uns ganz in der Tradition Descartes und trennen Geist und Materie, stellen uns darüber hinaus den Stein als „dauerhaft“ vor – und ebenso die Person als konsistent (wenn auch mit nicht ganz so langer Lebensdauer); zudem unterstellen wir ein Datum und eine klare kausale Beziehung von a (Betrachter) nach b (Stein). Genau diese Vorstellung meint Whitehead jedoch nicht, wenn er von "wirklichen Ereignissen" (bzw. "Pulsen der Erfahrung") spricht. Versuchen wir, im Sinne Whiteheads die Situation zu beschreiben.

Person und Stein sind in einem Rahmen zu sehen, sie bilden gewissermaßen das "wirkliche Ereignis" – ihre Beziehung ist die kleinstmögliche Einheit: es wäre Konstruktion, beide wieder scharf voneinander zu trennen. Die Person "erfasst" den Stein ebenso wie der Stein die Person "erfasst" – mit je unterschiedlicher Intensität. Bestimmt wird die Intensität der Erfahrung durch die Geschichte der Person (und des Steines). Ist die Person ein Bildhauer, wird sie andere Dimensionen im Stein wahrnehmen, als wenn sie Maurer oder Bäcker ist: insofern gehört die Vorgeschichte der Person und die Vorgeschichte des Steins in den prozessualen Gesamtkontext der "Erfahrung". Die Erfahrung setzt eine Gesamtstruktur: sie konstituiert sich sozusagen selbst. Zudem ist sie in komplexer Weise mit allen anderen "Ereignissen" verbunden, die zu ihr geführt haben und die durch sie in der Zukunft beeinflusst werden. Und: die "Erfahrung" ist nur ein Pulsschlag und verschwindet sofort wieder – im Verschwinden macht sie jedoch einer neuen Erfahrung Platz. Und in diese neue Erfahrung wiederum geht die vorangegangene auf.

Wir verbinden mit dem Begriff "Erfahrung" gewöhnlich Bewusstsein – diese Verbindung zieht Whitehead nicht. In diesem gedanklichen Gebäude besteht ein Tisch ebenso aus "Erfahrungen" wie ein Mensch oder ein Stern.

Da jedes "wirkliche Ereignis" einen mentalen und einen physischen Pol besitzt, lässt sich Whiteheads Theorie der Wirklichkeit dem Panpsychismus zuordnen.

Die Komplexität des „Einzelwesens“ bzw. der „wirklichen Ereignisse“

Da die wirklichen Einzelwesen als Urprozesse des Universums das grundlegende Element der Metaphysik Whiteheads sind, finden sich im gesamten Werk eine Vielzahl von näheren Beschreibungen und Erläuterungen zu diesem Begriff, aus denen sich eine große Bandbreite an Bedeutungsinhalten und Eigenschaften ergibt. Die nachfolgende Auflistung wichtiger Bestimmungen kann nur ein überblickshaftes Schlaglicht darauf werfen:

  • Wirkliche Einzelwesen sind „komplexe und ineinandergreifende Erfahrungströpfchen“ (PR 58)
  • „Daß wie ein wirkliches Einzelwesen wird, begründet, was dieses wirkliche Einzelwesen ist, so daß die beiden Beschreibungen eines wirklichen Einzelwesens nicht voneinander unabhängig sind. Sein ‚Werden’ liegt seinem ‚Sein’ zugrunde. Dies ist das ‚Prinzip des Prozesses’.“ (PR 66)
  • „Jedes wirkliche Einzelwesen wird als ein Erfahrungsakt interpretiert, der aus Daten hervorgeht.“ (PR 93)
  • „Der Charakter eines wirklichen Einzelwesens wird letzten Endes von seinem Datum beherrscht;“ (PR 213)
  • „Ein wirkliches Einzelwesen ist ein Prozeß und nicht im Sinne der Morphologie eines Stoffs beschreibbar.“ (PR 94)
  • „Ein wirkliches Einzelwesen muß hinsichtlich seiner Erfüllung eingeordnet werden, und diese geht durch die Operationen, die seinen 'Prozeß' ausmachen, aus seinem Datum hervor.“ (PR 215)
  • „Das wirkliche Einzelwesen beendet sein Werden in einem komplexen Empfinden, das eine vollständige bestimmte Bindung an jede Einzelheit des Universums einschließt, wobei diese Bindung ein positives oder negatives Erfassen ist.“ (PR 100)
  • „Die formale Beschaffenheit eines wirklichen Einzelwesens ist ein Prozeß des Übergehens von Unbestimmtheit in endgültige Bestimmtheit.“ (PR 102)
  • „Das wirkliche Einzelwesen besteht auf seiner physischen Seite aus seinen bestimmten Empfindungen von seiner wirklichen Welt und wird auf seiner geistigen Seite von seinen begrifflichen Strebungen hervorgebracht.“ (PR 102)
  • „Jedes Ding der Außenwelt ist entweder ein wirkliches Einzelwesen oder (häufiger) ein Nexus von wirklichen Einzelwesen mit wechselweise gleichzeitigen Unmittelbarkeiten.“ (PR 119)
  • Ein wirkliches Ereignis ist kreativ. Es vereinigt in sich alle Ereignisse, die zu ihm geführt haben. Zudem ist es ein Entwurf in die Zukunft. (PR101).
  • Ein wirkliches Ereignis ist „intern determiniert und extern frei“. Es bezieht extern Stellung zu seiner internen Bedingtheit und erlangt so eine Möglichkeit der Freiheit und wird „causa sui“ d.h. Ursache seiner selbst.[11].
  • „Kein wirkliches Einzelwesen kann über das hinausgehen, was ihm die wirkliche Welt als ein Datum von seinem Standpunkt aus - seine wirkliche Welt - zu sein erlaubt.“ (PR 166)
  • Ein wirkliches Ereignis ist nicht eindeutig lokalisierbar: „In gewissem Sinne ist alles immer und überall. Denn jede Lokalisierung schließt einen Aspekt ihrer selbst in jeder anderen Lokalisierung ein. Daher ist jeder raumzeitliche Standpunkt ein Spiegel der ganzen Welt“.[12].
  • Ein wirkliches Ereignis ist niemals autonom, sondern immer auf andere wirkliche Ereignisse bezogen.[13].
  • „In der realen inneren Beschaffenheit eines wirklichen Einzelwesens gibt es immer ein Element, das einem weggelassenen Element entgegengesetzt ist.“ (PR 101)
  • Ein wirkliches Ereignis ist integrativ („kongreszent“), indem es ein subjektives Ziel hat („subective aim“) und einen Entwurf in die Zukunft („superject“).
  • Ein wirkliches Einzelwesen konstituiert sich durch Erfassen ("prehension")[14].
  • Ein wirkliches Ereignis kann Bewusstsein haben – muss es aber nicht haben.
  • Die wirklichen Ereignisse streben nach Steigerung der Intensität, des Kontrastes und der Erfüllung (satisfaction) – d. h. der größtmöglichen Ausschöpfung ihrer Mannigfaltigkeiten. Diese Erfüllung ist eine Art Individualisierung der Einzelwesen, die wiederum den Grund für zukünftige Ereignisse legen.

Zeitlose Einzelwesen

Zur Struktur der Wirklichkeit gehören für Whitehead auch „zeitlose Einzelwesen“ (auch: „ewige Objekte“ - eternal objects), die man als abstrakte Eigenschaften oder Beziehungsstrukturen beschreiben kann. Hierzu zählen Farben, Klänge, Gerüche, aber auch geometrische Eigenschaften Sie sind die einzige Kategorie der Existenz, die nicht durch das Werden der wirklichen Einzelwesen entstehen. Sie sind unveränderliche Strukturen, Muster und Formen des Universums, die sich im Werden der wirklichen Einzelwesen realisieren. Durch die zeitlosen Einzelwesen erhalten die wirklichen Einzelwesen ihre konkrete Gestalt. Während wirkliche Einzelwesen im Prozess des Werdens durch die Verbindung mit anderen wirklichen Einzelwesen untergehen bzw. in einem neuen wirklichen Einzelwesen aufgehen, indem sie einen neuen Zusammenhang (Nexus) bilden, bleiben die zeitlosen Einzelwesen bestehen. Sie sind unzerstörbar, können sich wiederholen und wiedererkannt werden. Hierdurch ermöglichen sie ein Andauern in der Zeit, indem sie von einem wirklichen Einzelwesen auf das nächste „vererbt“ wrden. Sie bilden den Raum der Möglichkeiten (die „Potenzialität“), in dem sich wirkliche Einzelwesen realisieren können. Die ewigen Objekte sind den Ideen Platons oder auch den Universalien ähnlich, aber nicht mit diesen identisch. Der wesentliche Unterschied liegt in ihrer reinen Potenzialität. (PR 63)

Der Nexus

Eine Gruppierung von wirklichen Ereignissen ist ein Nexus.[15]. Ein Nexus ist ein Zusammenhang von inneren Beziehungen, der im Gegensatz zu Relationen kein bestimmtes Muster aufweist.

„Ein Nexus ist eine Menge von wirklichen Einzelwesen in der Einheit des Bezogenseins […], die durch ihre erfaßten Informationen voneinander begründet wird.[…] Der größte Nexus ist die Welt selbst, und alle übrigen Nexus sind im Vergleich zu ihr ‚untergeordnete Nexus‘ (subordinate nexuus)"[16].

Wirkliche Ereignisse konstituieren sich durch Erfassen („prehension“) und lassen Neues entstehen („creative urge“); sie konkretisieren sich, wenn sie ihre Erfüllung („satisfaction“) erreicht haben.

Das ontologische Prinzip

Das ontologische Prinzip besagt nach Whitehead, dass jedes wirkliche Ereignis den Grund seiner Existenz in sich selbst hat oder in anderen wirklichen Ereignissen.

"Nach dem ontologischen Prinzip gibt es nichts, was aus dem Nirgendwo in die Welt treibt. Alles in der wirklichen Welt läßt sich auf irgendein wirkliches Einzelwesen beziehen, wird entweder von einem wirklichen Einzelwesen in der Vergangenheit übertragen oder gehört zum subjektiven Ziel des wirklichen Einzelwesens, in dessen Konkretisierung es sich befindet.[...] Die Unmittelbarkeit des sich konkretisierenden Subjekts wird begründet durch sein lebendiges Zielen auf seine eigene Selbst-Begründung. Daher ist die Anfangsphase des Ziels in der Natur Gottes verwurzelt, und seine Vervollständigung beruht auf der Selbst-Verursachung des Subjekt-Superjekts.[...] Nach dieser Erklärung ist Selbst-Bestimmung ihrem Ursprung immer etwas Phantasievolles." (PR 446f).

Kosmologie

Insgesamt versuchte Whitehead in seiner Metaphysik ein holistisches Weltbild (Einheit, Identität) zu zeichnen, das sich analytisch in eine Vielzahl von Elementarprozessen aufspalten lässt, die aus einer Vielzahl von Perpektiven zu betrachten sind (Pluralismus).

„Die Kosmologie muß im gleichen Maße dem Atomismus, der Kontinuität, dem Verursachungsprinzip (causation), dem Erinnerungsvermögen, der Perzeption, qualitativen und quantitativen Formen der Energie und der Extension gerecht werden.“ (PR 437)

Das neuzeitliche Weltbild ist auf die Physik von Galilei bis Newton gegründet und entfaltet seine Wirkung bis in die Gegenwart. Es beruht auf der Vorstellung einer Materie und von Bewegung in Raum und Zeit. Damit unvereinbar ist bereits die Feldtheorie von Maxwell und insbesondere die Relativitätstheorie Einsteins. Whitehead, selbst Physiker und Mathematiker, vertrat die Auffassung, dass der Physikalismus die Wirklichkeit, wie sie sich in den Erfahrungen niederschlägt, nur teilweise erklären kann. Vor allem können mechanistische Theorien keinen Zugang zu den Prozessen der Biologie eröffnen. Dies gilt aber auch für die neuen Naturbeschreibungen in der Physik, wie in der Quantenmechanik. Die modernen Naturwissenschaften kennen keine träge Materie mehr. Das neue Weltbild führt die Wirklichkeit auf Energie zurück und auf Prozesse, in denen sich Strukturen wechselseitig beeinflussen. Dem leeren Raum Newtons wird ein Raum-Zeit-Kontinuum entgegengesetzt. Wissnschaften können sich immer nur mit einem Teil oder Aspekt der Natur befassen und lassen damit notwendig einen Rest, wie groß oder klein dieser immr auch ist, unbeobachtet.[17]

Gegen das mechanistische Weltbild setzte Whitehead die Vorstellung der Natur als eines sich im ständigen Schöpfungsprozess befindlichen Gesamtorganismus, der sich aus einer Vielzahl von Teilprozessen und Unterstrukturen zusammensetzt, die ständig interagieren und in ständiger Bezogenheit aufeinander einwirken. Ein Organismus ist aus kleinsten Elementen aufgebaut (Atomismus) und unterliegt ständigen Veränderungen (Kontinuität). Er ist ein kontinuierliches Feld, das in sich nicht abgeschlossen, sondern relativ zu anderen Organismen ist. Jeder Organismus ist konstitutiv für andere Organismen. In der modernen Nturwissenschaft kennt man Moleküle, Atome, Protonen, Elektronen und Energiequanten, die Strukturen bilden und in Prozessen verbunden sind. Die Natur ist nicht aus Dingen aufgebaut. Die Vorstellung von Dingen ist bereits eine Abstraktion. Dinge sind passiv. Die Natur ist aber ein stets wirkender, akltiver Prozess. Komplexe Organismen sind mehr als die Summe ihrer Teile und können nicht mechanistisch aus der Addition von Dingen hergeleitet werden. Ontologisch ist Whiteheads Metaphysik ein Monismus. Die Natur ist das allumfassende Ganze. Die seit Descartes bestehende Zweiteilung (bifurcation) in Körper und Geist hob Whitehead auf, indem er den wirklichen Einzelwesen als den elementaren Bausteinen des Universums sowohl einen physischen als auch einen geistigen Pol zusprach. (PR 483) Damit ist es nicht mehr sinnvoll, zwischen einer beseelten und einer unbeseelten Welt zu unterscheiden. Jeder Gestalt, jeder organisierten Struktur, sei sie anorganisch oder organisch, wird bei Whitehead ein subjektives, prozessuales Werden zugesprochen. Umgekehrt ist jede Subjektivität Teil der Natur.

„In jeder Konkretisierung finden sich zwei Aspekte des kreativen Drangs. Der eine betrifft die Entstehung einfacher kausaler Empfindungen und der andere die Entstehung begrifflicher Empfindungen.“ (PR 438)

Mit diesem Verständnis stellt sich die Frage der Subjekt-Objekt-Spaltung ebenso wenig wie die nach dem Leib-Seele-Problem. Denn „zum Wesen eines ‚Seienden’ gehört, Potential für jedes ‚Werdende’ zu sein.“ (PR 101) Ob ein wirkliches Einzelwesen Subjekt oder Objekt ist, hängt von der Perspektive ab. Wirkliche Einzelwesen haben eine Innenperspektive (Subjekt) und eine Außenperspektive (Objekt). Wirkliche Einzelwesen stehen in einem ständigen Austausch und sind deshalb immer bedingt und selbst ein Bedingendes für andere wirkliche Einzelwesen. Dies ist „das Prinzip, daß jeder Akt des Werdens einen unmittelbaren Nachfolger haben muß, wenn wir zugestehen, daß etwas wird." (PR 143) In der Außenperspektive entspricht die Einflussnahme der physikalischen Kausalität. Whitehead kritisiert Humes Argument, dass man Kausalität nicht beobachten könne und dass diese nur aufgrund von Gewohnheit angenommen werde. Hume betrachte die Wirkungen nur im Modus der Wahrnehmung der vermittelnden Unmittelbarkeit (s.u.) und übergehe die kausal wirksame, aber unbewusste Wahrnehmung. Gegen das Beispiel der Billardkugeln von Hume setzte er die Erfahrung, dass man bei plötzlichem grellen Licht unwillkürlich blinzelt. Hier wird die Kausalität unmittelbar bewusst. „Ich weiß es, denn ich fühle es.“ (PR 326) Das Bewusstsein der zeitlichen Abfolge, die Hume anspricht, ist erst Ergebnis der Erfahrung.

Die Übertragung der Kausalwirkung auf die innere Struktur eines wirklichen Einzelwesens erfolgt durch „Empfindung“ (prehension, s.u.). Die Einwirkung der Umwelt führt zu einer inneren, immanenten Kausalität. Die getroffene Billardkugel „empfindet“ die auf sie einwirkende Energie und beginnt zu rollen. Empfindungen beinhalten sowohl den objektiven, als auch den subjektiven Aspekt eines Ereignisses. Erfahrung ist nicht nur Erfahrung von etwas, sondern stets auch Erfahrung für etwas. Die Reaktion der Subjekte ist zwar physikalisch determiniert, aber subjektiv verfügt das Subjekt über eine Potenzialität. Eine feste Mauer würde sich aufgrund einer Billardkugel nicht bewegen. Das Ausmaß der Potenzialität hängt von der Komplexität des wirklichen Ereignisses ab. So entstehen höhere Formen der Wahrnehmung (s.u.) auf der Ebene des Lebens. Die komplexesten Formen, die auch Bewusstsein ausbilden, sind dann die Säugetiere. Mit Potenzialität drückt Whitehead aus, dass in jedem Subjekt nicht nur ein Bezug auf die Vergangenheit enthalten ist (Kausalität), sondern auch ein Bezug auf die Zukunft (Finalität). Auch wenn es bedingt ist, enthält die subjektive Seite eines wirklichen Einzelwesens ein Moment von Kreativität, das sich in Spontaneität und Freiheit niederschlägt. Organismen weisen eine Eigendynamik auf, die aus der äußeren Kausalität nicht begründet werden kann. Whitehead schloss daraus, dass jedes Subjekt aufgrund seiner Möglichkeiten eine Finalursache enthält. Für ihn sind wirkliche Einzelwesen selbstorganisiert. Indem sie sich im Entwicklungsprozess (concrescence) neu schaffen, verfolgen sie ein zweckmäßiges Ziel. Organismen sind eine „Causa sui“, eine Ursache ihrer selbst. (PR 175) Die Ziele, wie Werte und Intentionen, gehen als Zweckursachen in den Prozess ein, werden aber auch durch diesen bestimmt. (PR 168-169).

Kreativität, das in den Prozessen liegende Streben, ist der Grund der Evolution bei Whitehead.

„Die Welt erschafft sich selbst; und das wirkliche Einzelwesen geht als sich selbst erschaffendes Geschöpf in seine unsterbliche Funktion als ein Teil-Schöpfer der transzendenten Welt über. In seiner Selbst-Erschaffung wird das wirkliche Einzelwesen von seinem Ideal seiner selbst als individuelle Erfüllung und als transzendenter Schöpfer geleitet. Das Erleben dieses Ideals ist das 'subjektive Ziel', aufgrund dessen das wirkliche Einzelwesen ein bestimmter Prozeß ist" (PR 169)

Die Evolutionstheorie Darwins ist mechanistisch wie die traditionelle Physik. Sie kann deshalb nicht erklären, wie es zu Fortschritt kommt.[18] Nach Whitehead ist Evolution nicht ein Prozess der Auslese, sondern ein Streben nach höherer Intensität der Selbstverwirklichung. Intensität ist dabei das Maß an Kontrast und Komplexität. Organismen verfügen über eine gewisse Unbestimmtheit in ihrer Reaktion auf äußere Impulse. Je höher die Komplexität der Organismen, umso höher die Möglichkeit einer Entscheidung. Dies kann bereits bei einzelligen Lebewesen oder Bakterien beobachtet werden. „Aber Tiere, und selbst Pflanzen, in niederen organischen Formen legen Verhaltensweisen an den Zag, die auf Selbsterhaltung ausgerichtet sind.“ (PR 330) Auf höheren Stufen, insbesondere bei Lebewesen mit Bewusstsein, führt das dazu, dass sie die Freiheit haben, Entscheidungen zu treffen. „Leben ist ein Bemühen um Freiheit“ (PR 203). Die schöpferische Freiheit (PR 314) führt andererseits auch zu der Möglichkeit des Irrtums. (PR 315)

„Die Kunst des Fortschritts besteht darin, im Rahmen des Wandels Ordnung und im Rahmen der Ordnung Wandel zu bewahren. Das Leben wehrt sich dagegen, lebendig einbalsamiert zu werden.“ (PR. 606)

Die Ordnung der Natur

Ordnung ist ein Begriff, der auf die objektorientierten Daten für besondere wirkliche Einzelwesen Anwendung findet. (PR 176) Den Grad der Ordnung kann man als Intensität beschreiben. Mit „Ordnung der Natur“ bezieht man sich auf den Bereich des wirklichen Universums, der dem Menschen durch Beobachtung zugänglich ist.

Gesellschaften

Whitehead entwickelte in Prozess und Realität eine Hierarchie von Gruppierungen wirklicher Ereignisse, die durch zunehmend spezifischere Charakteristika bestimmt sind. Je spezifischer die Charakteristika, um so größer die Intensität der Ordnung. Um die Gruppierungen wirklicher Einzelwesen zu bezeichnen, verwendete Whitehead den Begriff „Gesellschaft“. Gesellschaft ist ein Nexus wirklicher Einzelwesen, der sich auf einer eigenen Grundlage selbst trägt. Dies bedeutet, dass eine Gesellschaft mehr ist als die Summe ihrer Teile. (PR 176) Gesellschaften haben ein eigenes Formelement, ein definierendes Charakteristikum ähnlich der substanziellen Form bei Aristoteles, anhand dessen festgelegt ist, welche wirklichen Ereignisse zu ihnen gehören. Die Klassenbezeichnung einer Gesellschaft leitet sich aus gemeinsamen Informationen einzelner Elemente her, deren Zusammenhalt und Reproduktion sich aus mit ihnen verbundenen positiven Empfindungen (prehensions) ergibt. (PR 84) Gesellschaften können strukturiert sein, wenn sie hierarchische Beziehungen aufweisen. So ist ein Molekül eine untergeordnete Zelle, sofern es bestimmte Eigenschaften aufweist, die für die Zugehörigkeit zu dieser Zelle charakteristisch sind. (PR 194) Whitehead vertrat die „These, daß jede Gesellschaft eine weitere soziale Umgebung braucht“ (PR 196). Das Ende dieser Kette ist die Gesamtheit alle wirklichen Ereignisse. Umgekehrt ergibt sich durch Zuordnung immer weiterer Charakteristika eine hierarchische Ordnung der Natur als dem wirklichen Universum. Whitehead nannte insbesondere folgende Stufen (PR 189-201):

  • Ohne bestimmte Ordnung ist die physikalische Welt ein „extensives Kontinuum“, eine reine Ausgedehntheit, das heißt eine Ganzheit aller wirklichen Einzelwesen, deren Charakteristikum ein unbestimmtes Bezogensein ist. Ihre Eigenschaften sind die eines Bedeutungszusammenhangs und die Entgegensetzung des Ganzen und des Teils. Der Wissenschaftstyp ist die Metaphysik.
  • Auf der nächsten Stufe erkennt man durch unmittelbare Anschauung (inspectio) eine „geometrische Gesellschaft“, die durch metrische Beziehungen gekennzeichnet ist. Die entsprechenden Wissenschaft ist die Geometrie, wobei zwischen den verschiedenen Geometrien keine Über- oder Unterordnung besteht.
  • Innerhalb der geometrischen Gesellschaft findet sich die „elektromagnetische Gesellschaft“, die durch eine zusätzliche Menge von physikalischen Beziehungen bestimmt ist. Die Metrik wird spezifiziert durch physikalische Gesetze. Mit der elektromagnetischen Ebene befassen sich Physik und Chemie.
  • Höhere, komplexer strukturierte Gesellschaften sind „physiologische Gesellschaften“. Diese werde in der Biologie untersucht. Sie entwickeln Selbsterhaltungsreaktionen. Enthält eine Gesellschaft ein Streben, so kann von Leben gesprochen werden. Eine ‚lebende’ Gesellschaft schließt immer einige ‚lebende Ereignisse’ mit ein. Der Übergang vom Anorganischen zum Organischen ist fließend.
  • Als letzte Stufe nennt Whitehead die psychologische Physiologie, deren Wissenschaftstyp die Psychologie ist.

Soziale und personale Ordnungen

Whitehead unterschied Gesellschaften, die eine „soziale Ordnung“ bilden ind solche, die er als „personale Ordnung“ bezeichnete. (PR 84-85) Eine soziale Ordnung hat ein Nexus dann, wenn es für die in ihm enthaltenen wirklichen Einzelwesen ein gemeinsames Formelement gibt, durch das der Nexus oder die Gesellschaft, die er bildet, gegenüber anderen Nexus/Gesellschaften abgegrenzt werden kann. Die „Form“ ist ähnlich wie die substantielle Form bei Aristoteles das abgrenzende Charakteristikum der Gesellschaft.

Die personale Ordnung bildet die Brücke zwischen dem Whitehead’schen Prozessdenken und der allgemeinen Vorstellung der Dinge in der Erfahrung. Eine personale Ordnung ist eine soziale Ordnung, die einen dauerhaften Gegenstand oder ein dauerhaftes Geschöpf bildet. Dauerhaft meint dabei, das die Elemente der Gesellschaft in ihrer Entwicklung, in ihrem „genetischen Bezogensein“, „seriell“ angeordnet und verbunden sind. Wirkliche Einzelwesen sind nicht dauerhaft, sondern vergehen. Ein dauerhafter Gegenstand ist daher eine kontinuierliche Abfolge von willkürlichen Einzelwesen bzw. Gesellschaften sozialer Ordnung, die so stabil sind, dass sie in dieser Abfolge die Formeigenschaften ganz überwiegend auf die Gesellschaft, in die sie eingehen, übertragen können. Whitehead sprach von „vererben“. In der personalen Ordnung vollzieht sich die Verbindung des Atomismus der wirklichen Einzelwesen mit der Kontinuität.

Leben

Als Leben kennzeichnete Whitehead einen historischen Weg wirklicher Einzelwesen, die in einem signifikanten Maß voneinander erben. Die Entstehung von Leben ist ein evolutionärer Prozess, in dem das Zusammenspiel einer Gesellschaft mit seiner Umwelt von besonderer Bedeutung ist. Whitehead unterschied „spezialisierte Gesellschaften“ und „unspezialisierte Gesellschaften“. (PR 196-200) Spezialisierte Gesellschaften sind gut an die Umwelt angepasst und stabil. Nicht spezialisierte Gesellschaften sind einfacher und weniger komplex. Ihr Nexus hat eine geringere Intensität. Sie sind zugleich flexibler und haben eine größere Chance, sich bei größeren Veränderungen der Umwelt zu vererben. Um leben entstehen zu lassen, bedarf es Gesellschaften, die sowohl genügend komplex sind, um stabil zu sein, und genügend flexibel, um auf Umweltveränderungen reagieren zu können.

Gesellschaften, denen der Übergang zum Leben gelingt, weisen eine hohe Fähigkeit auf, auf Umweltbedingungen zu reagieren. Dieses zeichnet sie gegenüber starr strukturierten Gesellschaften wie Steinen oder Kristallen aus. Lebende Gesellschaften haben ein Streben, mit dem sie auf neue Situationen reagieren und sich anpassen können. Streben bedeutet, dass eine Gesellschaft nicht nur kausal durch die Umwelt bedingt ist. Sie hat eine ausreichende Intensität an Empfindungen. Zum Leben gehört eine Verstärkung des geistigen Pols über die bloße Reproduktion hinaus. „Eine ‚lebende Gesellschaft’ schließt immer einige ‚lebende Ereignisse’ ein. Daher kann eine Gesellschaft mehr oder weniger ‚leben’, je nachdem, wie stark lebende Ereignisse vorherrschen.“ (PR 200)

Wahrnehmung, Bewusstsein und Subjekt

Whitehead betrachtet den Menschen als einen Prozess innerhalb der Natur. Der Mensch ist eine äußerst komplex Gesellschaft, die sich aus einer Vielzahl ebenfalls komplexer, hierarchisch geordneter Gesellschaften zusammensetzt. Dies sind die Organe, die ihrerseits aus Zellen, Molekülen und Atomen aufgebaut sind, ebenso wie die Subsysteme der Atmung, der Verdauung oder des Blutkreislaufs. Der menschliche Organismus unterscheidet sich vom tierischen und auch von anorganischen Strukturen nur graduell durch höhere Komplexität.

„In der wirklichen Welt erkennen wir vier Stufen von wirklichen Ereignissen, die nicht scharf voneinander unterschieden werden können. Zuerst haben wir als unterste Stufe die wirklichen Ereignisse im sogenannten ‚leeren Raum’; zweitens die wirklichen Ereignisse, die Momente in der Lebensgeschichte dauerhafter, nicht lebender Objekte sind, wie Elektronen oder andere einfache Organismen; drittens sind da die wirklichen Ereignisse, die Momente in der Lebensgeschichte dauerhafter lebender Objekte darstellen; viertens die wirklichen Ereignisse, die Momente in der Lebensgeschichte dauerhafter lebender Objekte mit bewusster Erkenntnis sind.“ (PR 331)

Wahrnehmung

Wahrnehmung ist für Whitehead kein Vorgang, bei dem ein Betrachter Abläufen auf ein Bühne wie im Theater zuschaut. Wahrnehmung ist vielmehr ein Austauschprozess in der Natur. Wahrnehmung ist „die Aneignung des Datums durch das Subjekt, mit dem Ziel, das Datum in eine Einheit des subjektiven Empfindens zu transformieren.“ (PR 336) Im Prozess der Wahrnehmung werden die bestehenden Relationen in neue Relationen umgewandelt. Das einzelne Wahrnehmungsereignis, der „Wahrnehmungstropfen“, hat sowohl einen subjektiven als auch einen objektiven Aspekt. Jemand und ein etwas treten in einem Wahrnehmungsereignis in ein Beziehung, die ein neues wirkliches Ereignis entstehen lässt.

Ausgangspunkt der Wahrnehmung ist die „kausale Wirksamkeit“ (causal efficacy). Hiermit kennzeichnete Whitehead den Strom der Daten, der durch den Organismus des Körpers aufgenommen wird. Reflexe wie das Blinzeln bei plötzlichem grellem Licht haben Wirkursachen. Eine kausale Wahrnehmung drängt sich auf und lässt sich nur in geringen Maß steuern.In der kausalen Wahrnehmung werden Relationen und das kontinuierliche Werden der wirklichen Welt erfasst. Wahrnehmungen auf der Ebene der kausalen Wirksamkeit sind zunächst einmal „vage, nicht kontrollierbar und voller Emotionen.“ (PR 333) und beziehen sich auf Vergangenes, denn nur Vergangenes kann Datum der Erfahrung sein. Entsprechend ordnete Whitehead auch das Gedächtnis der kausalen Wirksamkeit zu, da es auf der Abfolge irgendeines historischen Weges beruht. (PR 232) Die Wahrnehmung der anorganischen Welt geht nicht über die kausale Wirksamkeit hinaus. (PR 331 und 232)

Als zweiten Modus der Wahrnehmung nannte Whitehead die „vermittelnde Unmittelbarkeit“ (presentational immediacy[19]). Diese „verfeinerte Wahrnehmung ist das ‚Empfinden der gleichzeitigen Welt‘.“ (PR 164) In ihr entsteht eine „lebhafte Deutlichkeit“ durch die „Mannigfaltigkeit der sinnlichen Vergegenwärtigung“ (PR 330). Sie ist von der kausalen Wirksamkeit abhängig (PR 329), jedoch „vergleichsweise klar, abgegrenzt, kontrollierbar, dem unmittelbaren Erleben zugänglich und haben einen minimalen Bezug zur Vergangenheit oder zur Zukunft.“ (PR 334). Der Fokus der vermittelnden Unmittelbarkeit liegt auf dem räumlichen Aspekt der Wahrnehmung. Ihr Inhalt sind vor allem Sinnesdaten wie Farben, Gestalten, die räumliche Lage und die räumliche Position des Wahrnehmungsgegenstandes zum Wahrnehmenden. Der Modus der vermittelnden Unmittelbarkeit entspricht der Wahrnehmungstheorie Descartes’, der allerdings die Ebene der kausalen Wahrnehmung überhaupt nicht erfasst (PR 234-235) Ähnliches gilt für Hume, der deshalb die These aufstellen kann, dass Kausalität nicht beobachtbar sei. (PR 236-241) Der Modus der vermittelnden Unmittelbarkeit ist ein Zustand der Existenz als Aktualität einer atomistischen wirklichen Welt. „Entweder besteht unsere Erfahrung nicht als Inhalt oder Veränderung, oder sie besteht aus einer wahrnehmbaren Menge an Inhalt oder Veränderung. Unsere Vertrautheit mit der Realität wächst in Knospen oder Tropfen der Wahrnehmung heran. Diese lassen sich mit dem Intellekt oder in der Reflexion in ihre Bestandteile zerlegen, aber als unmittelbar Gegebene stellen sie sich entweder als Ganzes oder überhaupt nicht ein.“ (PR 84) (oder PR 189?)

Die dritte Phase der Wahrnehmung ist der „symbolische Bezug“ (symbolic reference), der zwischen den beiden ursprünglichen Wahrnehmungsformen vermittelt. „Zum symbolischen Bezug zwischen den beiden Arten kommt es immer dann, wenn die Wahrnehmung eines Elements der einen Art sein Korrelat in der anderen hervorruft und sich darin die Verbindung von Empfindungen, Emotionen und abgeleiteten Handlungen niederschlagen lässt, die zu beiden Korrelaten des Paares gehören und die auch durch diese Korrelation verstärkt werden.“ (PR 337) Der symbolische Bezug ist ein aktiv-synthetisierender Prozess, in dem durch die Zuordnung eines Symbols zu einer Wahrnehmung ein Urteil gefällt wird und der deshalb anfällig für Irrtum ist. Die Intensität des symbolischen Bezugs steigert sich vom reinen Symbol, z.B. dem Wort „Wald“, bis hin zu einer beigemessenen Bedeutung, z.B. der Erinnerung an Erlebnisse in einem Wald. Bedeutung ist das, was aus einem Symbol gefolgert wird. Sie ist für Whitehead nicht an Sprache gebunden. „Es ist leichter, Weihrauch zu riechen als bestimmte religiöse Gefühle zu produzieren; wenn die beiden also verknüpft werden können, ist Weihrauch ein geeignetes Symbol für solche Gefühle. In der Tat eignen sich bestimmte symbolische Erfahrungen, die leicht zu machen sind, für gewisse Zwecke besser als Symbole denn geschriebene oder gesprochene Worte.“ (PR 342)

Bewusstsein

Bewusstsein ist bei Whitehead eine besondere Form mentaler Zustände, die ebenso wie physische Erfahrungen wirkliche Ereignisse sind. Es erfasst stets nur einen Teil der Wirklichkeit und grenzt andere Prozesse aus (PR 303). Bewusstsein tritt erst in der obersten Stufe der Erfahrung auf. Kausale Wahrnehmung ist noch unbewusst. (PR 303) Erst die vermittelnde Unmittelbarkeit tritt in das Bewusstsein ein, das seinerseits Einfluss auf diesen Wahrnehmungsmodus haben kann. Bewusstsein ist die subjektive Form wirklicher Einzelwesen. Dabei ist das Bewusstsein nicht Grundlage des Erfahrungsprozesses einschließlich Wahrnehmung (PR 115), sondern ein mögliches Ergebnis davon. So kann das Bewusstsein einer zeitlichen Abfolge nur aus der Erfahrung gewonnen werden. (PR 326) Erfahrungsprozesse müssen nicht bewusst ablaufen. Bewusstes Wahrnehmen setzt den Modus des symbolischen Bezugs voraus. In das klare Bewusstsein treten nur abgeleitete, symbolisch modifizierte Inhalte. Diese müssen nicht den zugrunde liegenden fundamentalen Sachverhalten entsprechen. Das, was vage wahrgenommen wird, die inneren Erfahrungsinhalte, wurden von Descartes ebenso wie vom Sensualismus übersehen. Erfahrung ist mehr als im Bewusstsein erfasst wird. Das Verhältnis von Unterbewusstem und Bewusstem ist unscharf. Hier stimmt Whitehead mit der von Leibniz getroffenen Unterscheidung zwischen Perzeptionen und Apperzeption überein. Bewusstsein kann unterschiedliche Intensitäten haben.

„Das Bewußtsein flackert, und selbst wo es am hellsten ist, gibt es ein kleines Brennpunktgebiet klarer Erleuchtung und ein großes Gebiet im Halbschatten liegender Erfahrung, das in dunkler Erahnung von intensiver Erfahrung berichtet.“ (PR 486)

Wesentliches Charakteristikum ist, „daß es kein Bewußtsein gibt, ohne Aussagen als ein Element im objektiven Datum.“ (PR 445) Damit setzt Bewusstsein den Eintritt in den symbolischen Bezug voraus. Neben der Symbolisierung gehört zum Bewusstsein, dass ein Kontrast in der Wahrnehmung zwischen dem, was tatsächlich ist, und dem, was sein könnte und nicht ist, besteht. (PR 444 und 486) Durch den Kontrast entsteht eine Abgrenzung des bewusst gewordenen Einzelwesens. „Wenn die Kontraste und Identitäten solcher Empfindungen ihrerseits empfunden werden, haben wir Bewußtsein.“ (PR 350)

„Der Triumph des Bewußtseins geht einher mit dem negativen intuitiven Urteil. In diesem Fall kommt es zu einem bewußten Empfinden dessen, auf was sein könnte, aber nicht ist. […] Es ist das Empfinden von Abwesenheit, und es empfindet diese Abwesenheit durch die endgültige Ausschließlichkeit dessen, was tatsächlich gegeben ist. Daher erreicht die Ausdrücklichkeit der Negation, die die besondere Charakteristik des Bewußtseins ausmacht, hier ihren Höhepunkt“ (PR 497)

Subjekt

Whitehead vertritt einen von der Tradition abweichenden Inhalt des Begriffs Subjekt. Das Subjekt war für ihn keine Substanz, die im Verlaufe des Erfahrungsprozesses konstant bleibt, auch nicht als kantischer Grenzbegriff, sondern die Innenperspektive eines wirklichen Einzelwesens, das ja selbst ein Prozess ist. Die traditionalistische Philosophie setzt ein Subjekt als Substanz voraus und stellt diesem ein Objekt gegenüber. Whitehead widersprach ausdrücklich der als „kopernikanische Wende“ bezeichneten Auffassung Kants, dass das Subjekt die Objekte konstituiert.

„Die organistische Philosophie kehrt diese Analyse um und erklärt den Prozeß als einen Verlauf von der Objektivität zur Subjektivität, nämlich von der Objektivität, aufgrund deren die äußere ‚Welt ein Datum ist, zu der Subjektivität, durch die es eine individuelle Erfahrung gibt.“ (PR 292)

Das wirkliche Einzelwesen steht in einem ständigen Prozess, in dem es andere wirkliche Einzelwesen in sich aufnimmt. Dieser Prozess ist das Subjekt, der das innere Moment, die intrinsischen Eigenschaften, eines wirklichen Einzelwesens darstellt. Subjekte liegen den Prozessen in der Welt nicht zugrunde, sondern entstehen erst im Werden. Zugleich steht das wirkliche Einzelwesen im Kontrast zu anderen wirkliche Einzelwesen. Diese im Kontrast stehenden wirklichen Einzelwesen werden für das Subjekt objektiviert. Objekte stellen eine Potenzialität für ein Subjekt dar. Das Subjekt als sich selbst-erzeugendes wirkliches Einzelwesen erfasst Informationen über die ihm äußere Welt. Positiv erfasste Objekte wirken auf das Subjekt ein. Negativ erfasste Gegenstände führen zu einer Abgrenzung, zu einem endgültigen Ausschluss (PR 94). Durch ihren Kontrast sind sie aber maßgeblich am Entstehungsprozess des jeweiligen Subjekts beteiligt. (PR 414) Weil Objekte stets auch aus ihrer eigenen Perspektive Subjekte sind, objektivieren sich Subjekte gegenseitig.

Parallel zu den eigentlichen Wahrnehmungsphasen unterschied Whitehead in einer Art Theorie der Erfahrung, der erfassenden Ereignisse, drei Stufen der Empfindungen (prehensions), und zwar physische, begriffliche und aussageförmige Empfindungen. Diese Phasen der Empfindungen stellen den Prozess der Selbstkonstituierung dar. Sie entsprechen dem geistigen Pol wirklicher Einzelwesen. Die Empfindung ist der Übergang der Daten der äußeren Welt in die Subjektivität. (PR 93) Sie ist das Bindeglied zwischen Subjekt und Objekt. In der physischen Empfindung entstehen Ausgangsdaten durch die Begegnung mit anderen wirklichen Ereignissen. Im begrifflichen Erfassen besteht kein unmittelbarer Kontakt zur Außenwelt mehr. Es werden vielmehr Bewertungskategorien als zeitlose Einzelwesen gebildet. Einen Begriff verstand Whitehead als das analytische Wirken von Universalien. In der dritten Phase werden schließlich die physischen und die begrifflichen Empfindungen zu einem „logischen Subjekt“ verknüpft. Das aussageförmige Empfinden ist eine Schlussfolgerung aus den beiden ersten Phasen. Es ist das Ergebnis des Prozesses eines wirklichen Einzelwesens, das Whitehead in einem Neologismus „Superjekt“ nennt, das dem Subjekt als Inhalt des Prozesses eines wirklichen Einzelwesens gegenübersteht. Das Superjekt ist das Ziel, auf das hin sich ein wirkliches Einwen konstituiert. Jedes Superjekt, jede Erfüllung eines wirklichen Einzelwesens, ist jedoch nicht statisch, denn es enthält die Potenzialität in einen neuen Prozess, in ein neues wirkliches Einzelwesen einzugehen.

„Es ist ganz wesentlich für die Lehre der organistischen Philosophie, daß der Begriff eines wirklichen Einzelwesens als das unveränderte Subjekt der Veränderung vollständig aufgegeben wird. Ein wirkliches Einzelwesen ist zugleich das erfahrende Subjekt und das Superjekt seiner Erfahrungen. Es ist ein Subjekt-Superjekt, und keine Hälfte dieser Beschreibung kann auch nur für einen Augenblick außer Acht gelassen werden.“ (PR 75-76)

Die Kennzeichnung des Subjektes als Subjekt-Superjekt versucht deutlich zu machen, dass das Subjekt stets zugleich etwas ist, das erfahren wird (Ergebnis) und in einem fortwährenden, sich selbst konstituierenden Prozess erfährt. Das Subjekt erzeugt nicht den Erfahrungsprozess, sondern ist ein sich steig wandelndes Element davon und im Ergebnis das Superjekt, das das Potenzial enthält, in ein neues wirkliches Ereignis einzugehen.

Gottesbegriff: "Der werdende Gott"

Metaphysik muss nach Whitehead auch religiösen Empfindungen Rechnung tragen, weil diese ein Teil der Wirklichkeit sind. (PR 613) Der Whitehead’sche Gottesbegriff ist ein philosophischer Begriff, der sich nicht aus einer Offenbarung ergibt. (PR 612) Das kreative Prinzip des Gottesbegriffes von Whitehead zieht sich durch den Essay. „Gottes Immanenz in der Welt ist ein Drang in die Zukunft, der sich einem Streben in der Gegenwart verdankt.“ (PR 80) „Gott ist das Organ des Neuen.“ (PR 140) „Daher ist Gottes Zweckbestimmung im kreativen Fortschreiten das Hervorrufen von Intensitäten. Die Erzeugung von Gesellschaften ist diesem absoluten Ziel untergeordnet.“ (PR 205) „Gott ist die uranfängliche Exemplifikation des kreativen Fortschreitens, das er voraussetzt.“ (PR 614) Da es nach dem ontologischen Prinzip keine Schöpfung aus dem Nichts (creatio ex nihilo) geben kann, ist Gott für Whitehead Teil der wirklichen Welt und transzendiert diese nicht. Weil das Universum ein fortlaufender Prozess ist und Gott Teil dieses Prozesses ist, verändert er sich auch im Rahmen dieses Prozesses, er ist ein Gott des Werdens. Gott ist mit den wirklichen Ereignissen verbunden, ist selbst ein "wirkliches Ereignis". (PR 184-185) Als solches ist er in der wirklichen Welt kausal wirksam. (PR 137). Zugleich ist er jedoch eine Totalität, die alle wirklichen Einzelwesen und Potenzialitäten (zeitlose Gegenstände) in seinem Werden einschließt. „Gott ist die unbedingte Wirklichkeit des begrifflichen Empfindens auf dem Grund der Dinge.“ (PR 614) Hierdurch verleiht er allen vergangenen wirklichen Einzelwesen Unsterblichkeit. Gott nimmt alle Ereignisse in sich auf und wertet dabei nicht. (PR 616) Gottes Urnatur „enthält keine Bestandteile, aus denen sich Normen für den Vergleich ergeben.“ (PR 105)

"Zunächst darf Gott nicht als eine Ausnahme von allen metaphysischen Prinzipien behandelt werden, eingeführt, um deren Zusammenbruch vorzubeugen. Er ist ihre wichtigste Exemplifikation. Als uranfänglich betrachtet, ist er die unbegrenzte begriffliche Realisierung des absoluten Reichtums an Potentialitäten. Unter diesem Aspekt ist er nicht vor, sondern mit aller Schöpfung." (PR 613 f).

Gott ermöglicht den Ereignissen in jedem Augenblick "über sich hinaus zu gehen" – er "verleitet" zur Transzendenz. Whitehead gebraucht den Begriff: "lure"[20]. Die kausale Wirksamkeit Gottes in der Welt bedeutet, dass er den wirklichen Einzelwesen auf der Grundlage der Vergangenheit die Potenzialität der zeitlosen Objekte und damit Entscheidungsmöglichkeiten und Freiheit ermöglicht. Da wirkliche Einzelwesen abgrenzbar sind, verlieren die die Unmittelbarkeit zu Gott. Als Superjekt stellt Gott alle Zweckurschen bereit. Als causa sui können die wirklichen Einzelwesen ihre Ziele aber verändern. (PR 171-175)

Gott selbst allerdings verändert sich im Beobachten und im Geschehen dieser Transzendenz der wirklichen Ereignisse, die ihre "Erfüllung" finden. Er wird insofern als ein Schöpfergott definiert, der "dauernd schafft" – aber eben auch "sich selbst" [21]. Als Teil der Welt ist Gott auf den Zusammenhang mit den (anderen) wirklichen Einzelwesen angewiesen. Zwischen der wirklichen Welt und Gott besteht so eine Wechselbeziehung, „denn die vollkommene Wirklichkeit geht wieder über in die zeitliche Welt und qualifiziert diese Welt so, daß jede Wirklichkeit sie als eine unmittelbare Erfahrungstatsache einschließt.“ (PR 626)

Gott und die Welt stehen in einem sich gegenseitig bedingenden Begründungszusammenhang:

"Es ist genauso wahr zu sagen, daß Gott die Welt transzendiert, wie zu behaupten, daß die Welt Gott transzendiert.
Es ist genauso wahr, zu sagen, daß Gott die Welt erschafft, wie zu behaupten, daß die Welt Gott erschafft." (PR 621).

Angesichts der Tatsache, dass ein „Mangel an Solidarität der Individuen untereinander“ besteht (PR 626) bietet sich Gott den Menschen als mitgehender Partner an.

„Was in der Welt getan wird, verwandelt sich in eine Realität des Himmels, und die Realität des Himmels geht wieder über in die Welt. Aufgrund dieser Wechselbeziehung geht die Liebe der Welt in die Liebe des Himmels über und flutet wieder zurück in die Welt. In diesem Sinne ist Gott der groß Gefährte – der Leidensgenosse, der versteht.“ (PR 626)

Diskussion und Einflüsse früherer Philosophen

In Prozess und Realität beschäftigt sich Whitehead ausführlich mit Standpunkten anderer Philosophen; dies jedoch nicht im Sinne eines philosophiegeschichtlichen Zugriffs, sondern dem einer "Transformation" ihrer Begrifflichkeit. Hierbei stellte er vielfältige Bezüge zur Philosophiegeschichte her. Dabei wollte er die Philosophie seiner Vorgänger nicht philologisch oder hermeneutisch rekonstruieren, sondern suchte die Momente und Perspektiven, die seiner eigenen Gedankenentwicklung förderlich waren. Whitehead betonte, dass die Leistungen der großen Denker nicht gering zu schätzen seien. Die Überwindung einer historischen Position bedeutet aber immer einen Fortschritt, der in jeder Zeit anzustreben ist. (PR 44-45) Im Einzelnen werden vor allem Platon, Aristoteles, Descartes, Newton, Locke, Leibniz, Hume und Kant diskutiert.[22]

Zur Definition seiner "organistischen Philosophie" als einer der "Form" und nicht der "Substanz" ist die Abgrenzung zum Aristotelischen Substanzkonzept hervorzuheben. [23]

Whitehead selbst schreibt: "Der Terminus >qualitätlose Wirklichkeit< bezieht sich hier auf den Begriff einer res vera ohne subjektivistische Unmittelbarkeit. Diese Zurückweisung ist für die organistische Philosophie von grundlegender Bedeutung [...]." (PR 75)

Die Bezüge der Metaphysik Whiteheads zur Monadologie von Leibniz liegen auf der Hand, nur dass seine "Ereignisse" zwar, ähnlich wie die Monaden bei Leibniz, das gesamte Universum "spiegeln", ihnen jedoch keine dauerhafte Existenz zugesprochen wird.[24]

Besonderen Einfluss auf das Denken von Whitehead hatte William James (1842–1910). Der amerikanische Psychologe und Philosoph (dessen Bruder Henry James als Autor Weltruhm erlangte) formulierte in seinem Werk The Principles of Psychology (New York, 1890)[25] eine "originäre Konzeption des stream of consciousness und entwickelte darin Gedanken, an die Whitehead anknüpfte, so den, dass Bewusstsein keine Entität, sondern eine Funktion sei[26]und den, dass der "Übergang zwischen zwei Sensationen (feeling of transition), etwa zwischen Stille und Donnerschlag, selbst nichts Negatives, sondern das eigentlich Strömende und strömend Verbindende ist [...].[27]

Kritik und Rezeption

Kritik

Obwohl sich Whitehead vom Sensualismus abgegrenzt hat (PR 354) und seine "organistische Philosophie" dem Subjektivismus zuordnete (PR 312), warf ihm James W. Felt einen "naiven Realismus" und epistomologische und ontologische Redundanzen vor:[28] Es sei zum Beispiel nicht erklärbar, wie Begriffe wie die der "Farbe" "in" den Dingen sei und dieselben Begriffe durch die Wahrnehmung erst "entstünden".[29] Die Kritik krankt jedoch bei näherer Analyse daran, dass von einem dualistischen Standpunkt aus argumentiert wird. Nun nimmt Whitehead eine dualistische Position aber gerade nicht ein.

Rezeption (R) und Analogien (A) Überblick

Beschreibung der Rezeptionslinien und Analogien

In der Rezeptionsgeschichte wurde Whitehead lange Zeit nicht in seinem Gesamtspektrum gewürdigt, sondern nur in Teilen. In der Geschichtsschreibung der Philosophie trat er bisher weitgehend hinter Sprachphilosophen wie Ludwig Wittgenstein zurück; in den letzten zwanzig Jahren hat sich die zurückhaltende Rezeption gewandelt; es ergeben sich vielfältige Bezüge, die jedoch zumeist nur Teilaspekte der Gedanken von Whitehead weiter verfolgen[30]: "Entsprechend ist Whitehead fast nur als natürlicher Theologe oder nur als Theoretiker der Geometrie oder Physik oder allein als subjektivistischer Naturphilosoph der den Materialismus kritisiert, rezipiert worden. Kaum jedoch gab es Bemühungen, in einer Gesamtansicht des Oeuvres die Zusammenhänge in seinem Leben nachzuvollziehen." [31].

Besondere Beachtung fanden die religiösen Anteile seiner Metaphysik; das Gottesbild von Whitehead wurde in der Prozesstheologie besonders von David Ray Griffin und Charles Hartshorne diskutiert und modifiziert.

Darüber hinaus ergeben sich Berührungspunkte zur Prozessmetaphysik, Symbolphilosophie, der Sozialanthropologie und der Kulturtheorie [32]. Zwar nicht explizit an Whitehead anknüpfend, aber als ihm verwandt kann die pluralistische Symboltheorie von Nelson Goodman betrachtet werden[33].

Susanne K. Langer, eine Schülerin von Whitehead, "verwendet in ihren Betrachtungen ausführlich empirisches Material aus den Kunstwissenschaften, der Kulturanthropologie und der Psychologie. In mancher Hinsicht leistet sie eine konkrete Anwendung Whiteheadscher Spekulationen." [34]. Aktuell werden diese Untersuchungen von Oswald Schwemmer weitergeführt.[35].

Eine aktuelle Diskussion der Thesen von Whitehead findet im Umfeld der Aktor-Netzwerktheorie statt. Vertreter dieser Theorie wie Bruno Latour, Donna Haraway und Isabelle Stengers beziehen sich explizit auf Whitehead. Eine Zusammenfassung der Thesen liefert der Artikel von Bernhard Gill, Dozent an der Universität München:[36] In der ANT werde eine Mittelposition zwischen Intentionalität und Materialität der Forschung formuliert und damit das Umfeld empirischer Forschung in einem Gesamtkontext begriffen; eine "Entdeckung" gewisser "Erkenntnisse" sei zum Beispiel immer auch eine "Gesamtkonstruktion" der Ereignisse.[37] Zugleich relativiert er in dem Aufsatz die Möglichkeiten der ANT vor dem Hintergrund globaler ökologischer Krisen, die sich in ihren Auswirkungen z. T. emergent akkumulierten, raum-zeitlich verzögert auftreten und ihnen von daher nur schwer ohne eine "makrologische" Dimension und damit auch eines "vorhandenen theoretischen Inventars" zu begegnen sei.[38]

Der Kybernetiker Heinz von Foerster sei in diesem Umfeld erwähnt:[39]Er akzentuiert kybernetische und konstruktivistische Elemente der Geschichtsschreibung (Geschichtsschreibung als story-telling) und definiert die Geschichte generell als dynamisches Geflecht (Konnex von Verbindungen); Argumentationen, die Prozesse auf eindeutige Kausalitäten zurückführten (single-cause-Argumentation) seien Vereinfachungen.[40].

David Bohm bezieht sich zwar nicht explizit auf Whitehead, formuliert jedoch in seinem Werk Die implizite Ordnung ähnliche Thesen: Abgrenzung vom Dualismus, Vorstellung einer impliziten Leitwelle und damit der Bezogenheit aller Ereignisse. Sein als "holistische Ontologie" [41] bezeichnetes System ähnelt der prozessualen Denkweise Whiteheads.

Ähnliches gilt für Werner Heisenberg, der sich intensiv mit philosophischen (und auch sprachlichen) Fragestellungen der Physik auseinandergesetzt hat[42]. In einem Gespräch mit der Philosophiestudentin Grete Hermann sagte er: "[...] daß also, um es auf eine einfach Formel zu bringen, Atome keine Dinge oder Gegenstände mehr sind.‘ – ‚Aber was sind sie dann?‘ – ‚Dafür wird es kaum einen sprachlichen Ausdruck geben, denn unsere Sprache hat sich an den täglichen Erfahrungen gebildet, und die Atome sind ja gerade nicht Gegenstände der täglichen Erfahrung.‘"[43].

Shimon Malin, Professor für Physik an der Colgate University in Hamilton/New York greift in seinem populärwissenschaftlichen Buch "Dr. Bertlmanns Socken" [44] Gedanken von Whitehead auf. Besonders für elementare Ereignisse auf der Quantenebene liefere das Modell eines "wirklichen Ereignisses" als Umschreibung des "Quantenkollapses" – also einer sich "blitzhaft" und sehr kurzzeitig konstituierenden Organisation, die zudem keine dauerhafte Identität aufweise – ein mit den physikalischen Beobachtungen erstaunlich übereinstimmendes Bild.

Erwin Schrödinger formuliert in seinem Buch "Was ist Leben?": "Wir nehmen also wahr, daß eine waltende Ordnung die Kraft besitzt, sich selbst zu erhalten und geordnete Vorgänge hervorzurufen." [45]. In seinen Überlegungen zur Strukturbildung genetischer Informationen formuliert er damit einen Gedanken, der auch Whiteheads Entwurf bestimmt: den einer sich selbst stets neu organisierenden Einheit von "Ereignissen".

Siehe auch

Chaostheorie, Panpsychismus, Prozessphilosophie, Prozesstheologie, Systemtheorie, Pragmatismus, Schmetterlingseffekt

Einzelnachweise

  1. Kindlers Neues Literatur Lexikon S. 605
  2. vgl. Kindlers Neues Literatur Lexikon, S. 605
  3. Reo Luzias Fetz übersetzt den Begriff „categorical obligations“ mit „kategoriale Bedingungen“, in: Whitehead: Prozeßdenken und Substanzmetaphysik, Alber, Freiburg/München 1981, 113
  4. Reto Luzius Fetz übersetzt den Begriff „actual entity“ in bewusster Anspielung auf die aristotelische ousia mit „ursprüngliche Wesenheit“ (S. 98) oder zumeist mit „aktuale Wesenheit“ (S. 113), in: Whitehead: Prozeßdenken und Substanzmetaphysik, Alber, Freiburg/München 1981
  5. Hampe, Michael: Alfred North Whitehead, S. 110
  6. Störig, Kleine Weltgeschichte der Philosophie, S. 582
  7. Störig, S. 582
  8. vgl. Geschichte der Philosophie, J. Rehmke/F. Schneider, VMA Verlag Wiesbaden, (orig. Grundriss der Geschichte der Philosophie, 1959 Bonn, S. 373 f.
  9. Kapitel II, Prozess und Realität
  10. vgl. Shimon Malin: Dr. Bertlmanns Socken, Wie die Quantenphysik unser Weltbild verändert, (orig.: Nature Loves to Hide, Oxford University Press, USA) Reclam Leipzig 2003, aus dem Amerikanischen übersetzt von Doris Gerstner, ISBN 3-379-00809-5, S. 306 ff
  11. vgl. Hampe, Michael: Alfred North Whitehead, S. 122 f
  12. Alfred North Whitehead: Wissenschaft und moderne Welt, S.112
  13. vgl. Hampe, Michael: Alfred North Whitehead, S. 121
  14. vgl. Kindlers Neues Literatur Lexikon S. 606
  15. vgl. Kindlers Neues Literaturlexikon, a.a. O. S. 606
  16. Hauskeller, Martin: Alfred North Whitehead, S. 48
  17. Vgl. hierzu Alfred N. Whitehead: Modes of Thought, 1938, dt. Denkweisen, Frankfurt, Suhrkamp 2001, Kapitel VII
  18. Vgl. Alfred N. Whitehead: Function of Reason, 1929, dt. Die Funktion der Vernunft, Stuttgart, Reclam 1974, Kapitel I.
  19. Fetz übersetzt hier mit „unmittelbare Vergegenwärtigung“; in: Whitehead: Prozeßdenken und Substanzmetaphysik, Alber, Freiburg/München 1981, 103
  20. Hampe, Michael, Alfred North Whitehead, S.125
  21. vgl. Hampe, Michael, Alfred North Whitehead, S. 126
  22. vgl. Hampe, Michael, Alfred North Whitehead, S.105 f. Die Namensliste entspricht der Gliederung des 2. Teils (Philosophiegeschichte) bei: Christoph Kann: Fußnoten zu Platon. Philosophiegeschichte bei A.N. Whitehead. Meiner, Hamburg 2001, dessen Arbeit auch wesentlich diesem Abschnitt zugrunde liegt.
  23. vgl. Hampe, Michael, Alfred North Whitehead, S. 106
  24. vgl. Störig, Kleine Weltgeschichte der Philosophie, a.a.O. S. 583
  25. vgl. Kindlers Neues Literatur Lexikon, a.a.O. S. 604
  26. vgl. Alfred North Whitehead: Wissenschaft und moderne Welt, a.a.O. S. 168
  27. Kindlers Neues Literatur Lexikon, a.a.O., S. 604
  28. vgl.:Hauskeller, Martin, Alfred North Whitehead zur Einführung, S. 68 f.
  29. vgl.: Hauskeller, Martin, Alfred North Whitehead zur Einführung, S. 69
  30. vgl. Hampe, Michael: Alfred North Whitehead, S. 180 f.
  31. Hampe, Michael, Alfred North Whitehead, S. 180
  32. vgl. Hampe, Michael, Alfred North Whitehead, S. 181 f.
  33. vgl. Hampe, Michael, Alfred North Whitehead, S. 184
  34. Hampe, Michael, Alfred North Whitehead, S. 185
  35. Hampe, Michael, Alfred North Whitehead, S. 185
  36. Bernhard Gill: "Über Whitehead und Mead zur Aktor Netzwerk-Theorie: Die Überwindung des Dualismus von Geist und Materie – und der Preis, der dafür zu zahlen ist" (2007), siehe unter Weblinks
  37. Bernhard Gill: "Über Whitehead und Mead zur Aktor Netzwerk-Theorie, S.11 f.
  38. Bernhard Gill: "Über Whitehead und Mead zur Aktor Netzwerk-Theorie, S. 16/17
  39. "Im Goldenen Hecht. Über Konstruktivismus und Geschichte, siehe unter weblinks
  40. "Im Goldenen Hecht", a.a.O. S. 142
  41. Vgl. Stefan Bauberger: Was ist die Welt? Zur philosophischen Interpretation der Physik, 2. Auflage, Stuttgart 2005, ISBN 3-17-018982-4, S. 166
  42. vgl. Werner Heisenberg: Physik und Philosophie, 6. Auflage, Stuttgart 2000, ISBN 3-7776-1024-0
  43. Werner Heisenberg: Der Teil und das Ganze, Gespräche im Umkreis der Atomphysik, 5. Auflage, München 2003, ISBN 3-492-22297-8, S. 147 f.
  44. vgl. Shimon Malin: Dr. Bertlmanns Socken, Wie die Quantenphysik unser Weltbild verändert, (orig.: Nature Loves to Hide, Oxford University Press, USA) Reclam Leipzig 2003, aus dem Amerikanischen übersetzt von Doris Gerstner, ISBN 3-379-00809-5, S. 306–352, insb. 322ff
  45. Erwin Schrödinger: Was ist Leben? (orig.: What is Life?, Cambridge 1944), Piper 6. Auflage 2003, aus dem Englischen übersetzt von Ernst Peter Fischer, ISBN 3-492-21134-8. S. 135

Literatur

Quellen

  • Alfred North Whitehead: Abenteuer der Ideen (orig. Adventures of Ideas, New York 1933) Suhrkamp, Frankfurt am Main 1971, 1. Auflage 2000, aus dem Englischen übersetzt von Eberhard Bubser, ISBN 3-518-29098-3
  • Alfred North Whitehead: Prozess und Realität, (orig. Process and Reality. An Essay in Cosmology, Macmillan Publishing Co.,Inc. 1929) Suhrkamp, Frankfurt am Main 1979; 1. Auflage 1987, aus dem Englischen Übersetzt von Hans Günter Holl, ISBN 3-518-28290-5)
  • Alfred North Whitehead: Wissenschaft und moderne Welt, (orig. Science and the Modern World, Cambridge University Press, 1925 Suhrkamp, Frankfurt am Main 1984, 1. Auflage 1988, aus dem Englischen übersetzt von Hans Günter Holl, ISBN 3-518-28353-7
  • Michael Hampe und Helmut Maaßen (Hrsg.): Materialien zu Whiteheads »Prozeß und Realität«: Band 1: Prozeß, Gefühl und Raum-Zeit. Suhrkamp. Frankfurt 1991, ISBN 978-3-51828520-6
  • Michael Hampe, Helmut Maaßen, Dominic Kaegi und Lalitha Maaßen-Venkateswaran (Hrsg): Materialien zu Whiteheads »Prozeß und Realität«: Band 2: Die Gifford Lectures und ihre Deutung. Suhrkamp, Frankfurt 1991, ISBN 978-3-51828521-3

Einführungen zu Whitehead

Vertiefung

  • Bernhard Dörr und Tobias Müller (Hrsg.): Realität im Prozess. A.N. Whiteheads Philosophie im Dialog mit den Wissenschaften. Schöningh, Paderborn 2011, ISBN 978-3-50676963-3
  • Reto Luzius Fetz: Whitehead: Prozessdenken und Substanzmetaphysik. Alber, Freiburg 1981, ISBN 978-3-49547465-5
  • Michael Hampe: Die Wahrnehmungen der Organismen. Über die Voraussetzungen einer naturalistischen Theorie der Erfahrung in der Metaphysik Whiteheads. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1990, ISBN 978-3-52530500-3
  • Hans H. Holz und E. Wolf-Gazo (Hrsg.): Whitehead und der Prozessbegriff: Beiträge zur Philosophie Alfred North Whiteheads auf dem 1. Internationalen Whitehead-Symposion 1981. Alber, München 1984, ISBN 978-3-49547517-1
  • Helmut Holzhey, Alois Rust und Reiner Wiehl (Hrsg.): Natur, Subjektivität, Gott: Zur Prozeßphilosophie Alfred N. Whiteheads. Suhrkamp, Frankfurt 1990, ISBN 978-3-51828369-1
  • Christoph Kann: Fußnoten zu Platon. Philosophiegeschichte bei A.N. Whitehead. Meiner, Hamburg 2001, ISBN 978-3-78731447-8
  • Regine Kather: Ordnungen der Wirklichkeit. Die Kritik der philosophischen Kosmologie am mechanistischen Paradigma. Ergon, Würzburg 1998, ISBN 978-3-93200484-1
  • Joachim Klose: Die Struktur der Zeit in der Philosophie Alfred North Whiteheads. Alber, München/Freiburg 2002, ISBN 978-3-49547920-9
  • Spyridon Koutroufinis (Hrsg.): Prozesse des Lebendigen. Zur Aktualität der Naturphilosophie A. N. Whiteheads. Alber, Freiburg 2007, ISBN 978-3-49548277-3
  • Elisabeth Kraus und und Robert Cummings Neville: Metaphysics of Experience: A Companion to Whitehead's Process and Reality. Fordham Univ Press 1998, ISBN 978-0-82321796-0
  • Ivor Leclerc: Whitehead's Metaphysics: An Introductory Exposition. Allen & Unwin 1958/ illustrierter Nachdruck: State University of New York Press 1992, ISBN 978-0-79141257-2
  • Tobias Müller: Gott - Welt - Kreativität: Eine Analyse der Philosophie A. N. Whiteheads. Schöningh, Paderborn 2008, ISBN 978-3-50676570-3
  • Friedrich Rapp: Whiteheads Metaphysik der Kreativität. Alber, Freiburg 1986, ISBN 978-3-49547612-3
  • Stascha Rohmer: Whiteheads Synthese von Kreativität und Rationalität: Reflexion und Transformation in Alfred North Whiteheads Philosophie der Natur. Alber, München/Freiburg 2000, ISBN 978-3-49548022-9
  • Alois Rust: Die organismische Kosmologie von Alfred N. Whitehead. Athenaeum, Bodenheim 1989, ISBN 978-3-61009224-5
  • Donald W. Sherburne: A Key to Whitehead’s Process and Reality. University of Chicago Press, Chicago 1966/Nachdruck 1981, ISBN 978-0-22675293-8
  • Patrick Spät: Zur offenen Frage der Ausdehnung in der Kosmologie von Alfred N. Whitehead, in: Theologie und Philosophie, 84(2), 2009, S. 250–256