Sophie Scholl

deutsche Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus, Mitglied der „Weißen Rose“
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Sophia Magdalena Scholl (* 9. Mai 1921 in Forchtenberg; † 22. Februar 1943 in München-Stadelheim) war eine deutsche Widerstandskämpferin in der Zeit des Dritten Reiches.

Sie wurde wegen ihres Engagements in der Weißen Rose mit dem Fallbeil hingerichtet.

Leben

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Sophie Scholl 1942 mit Hans Scholl (links) und Christoph Probst

Sophie Scholl wuchs zusammen mit ihren Geschwistern in Ulm auf und wird durch ihren Vater Robert Scholl – einen liberalen Bürgermeister – und ihre Mutter Magdalena zu christlich-humanistischen Werten erzogen. Sophie glaubte zunächst wie ihr zweieinhalb Jahre älterer Bruder Hans Scholl an das von den Nationalsozialisten propagierte Gemeinschaftsideal und tritt dem Bund Deutscher Mädel (BDM) bei. Sie veranstaltete wie ihr Bruder Mutproben und Härtetests, um sich und den anderen das Äußerste abzuverlangen. Sophie trug eine Zeit lang einen Haarschnitt wie ein Knabe, hinten kurz, vorne lang. Nach dem Reichsparteitag 1936 schloss sie sich zusammen mit ihrem Bruder Hans einer freien Jugendorganisation an, die in der Tradition der Wandervogelbewegung stand. Im Herbst 1937 wurde sie zusammen mit ihren Geschwistern für einige Stunden verhaftet, weil ihr Bruder Hans wegen Fortsetzung der bündischen Jugend verfolgt wurde. 1938 wurde er jedoch amnestiert.

1940 begann sie eine Ausbildung zur Kindergärtnerin in der Hoffnung, so dem Reichsarbeitsdienst als Vorleistung für ein Studium zu entgehen, was sich als ein Irrtum erwies. Sie wurde zwangsweise für je ein halbes Jahr zum Reichsarbeitsdienst und Kriegshilfedienst verpflichtet. Ihre Erlebnisse und Eindrücke verstärkten ihre Abwehrhaltung gegenüber dem NS-Regime. 1942 begann Sophie, in München Biologie und Philosophie zu studieren. In den Semesterferien musste sie in der Rüstungsproduktion in einem Ulmer Betrieb mithelfen.

Durch ihren Bruder, der an der Münchner Universität Medizin studiert, lernte sie Studenten kennen, die sie in ihrer Ablehnung der NS-Herrschaft bestärkten. Obwohl ihr Bruder Hans sie immer aus dem Zirkel der Widerständigen gegen das nationalsozialistische Regime heraushalten wollte, schaffte Sophie es, sich der Gruppe anzuschließen. Entschlossen zu illegaler und öffentlicher Kritik, beteiligte sie sich an der Herstellung und Verbreitung von Flugblättern der studentischen Widerstandsgruppe "Weißen Rose".

Die Mitglieder der „Weißen Rose“ verschickten ihre Aufrufe, legten sie in Telefonzellen und in parkende Autos und gaben sie zur Verteilung an Kommilitonen in andere Städte. Im Januar 1943 war Sophie erstmals an der Herstellung eines Flugblattes beteiligt. Die unter anderem auch in Köln, Stuttgart, Berlin und Wien verteilten Flugschriften verursachten Aufsehen und führten zu einer intensivierten Fahndung nach den Urhebern. Im Februar vermutete die Gestapo (Geheime Staatspolizei) die Autoren der Flugblätter in Münchner Studentenkreisen. Mitte Februar wurde das sechste Flugblatt fertig gestellt und versandt mit dem Aufruf, das NS-Regime zu stürzen und ein „neues geistiges Europa“ zu errichten. Es wurde im Herbst 1943 in England nachgedruckt, von britischen Flugzeugen über Deutschland abgeworfen und außerdem durch den Sender British Broadcasting Corporation (BBC) verbreitet.

Am 18. Februar 1943 wurde sie bei einer Flugblattaktion, bei der sie zusammen mit ihrem Bruder Hans in der Münchner Universität circa 1.700 Flugblätter verteilte, vom Hausmeister Jakob Schmied, einem SA-Mann, entdeckt und dem Rektorat übergeben. Nach mehrstündigem Verhör durch den Universitätssyndikus Dr. Ernst Haeffner und den Rektor der Universität Professor Walter Wüst - Inhaber eines Lehrstuhls für "Arische Kultur und Sprachwissenschaft", "Kurator des Ahnenerbes" und außerdem SS-Standartenführer - wurden die beiden zusammen mit Christoph Probst, einem weiteren Mitglied der „Weißen Rose“, der Gestapo gemeldet und verhaftet. Vier Tage später, am 22. Februar, wurde sie in München vom Volksgerichtshof unter Vorsitz des aus Berin angereisten berüchtigten Richters Roland Freisler verurteilt und am gleichen Nachmittag im Strafgefängnis München-Stadelheim unter Aufsicht des damaligen Leiters der Vollstreckungsabteilung des Münchner Landgerichts Dr. Walter Roemer gemeinsam mit Hans Scholl und Christoph Probst mit dem Fallbeil hingerichtet.

Ihre Briefe und Tagebuchaufzeichnungen spiegeln das Bild einer jungen Frau von hoher Empfindsamkeit für die Schönheiten der Natur und von tiefem christlichem Glauben, aber auch eigener innerer Schönheit wider. Ein Zitat von Jacques Maritain, das in ihren Briefen mehrmals zu lesen ist: "Il faut avoir l'esprit dur et le cœur tendre." ("Man muss einen harten Geist und ein weiches Herz haben.") Sophie Scholl beschäftigt sich in ihren Tagebuchaufzeichnungen intensiv mit der Harmonie der Seele ("Ich merke, dass man mit dem Geiste (oder dem Verstand) wuchern kann, und dass die Seele dabei verhungern kann.", Briefe und Aufzeichnungen, S. 245). Die Tiefe der Gedanken der 20jährigen Sophie Scholl, ihre gelebte Integrität, ihre Geradlinigkeit in Fragen des Gewissens, geben ein Zeugnis ihrer Wahrhaftigkeit. Anlässlich des 60.Todestages von Sophie Scholl kam es zur Veröffentlichung des Briefwechsels zwischen Sophie Scholl und ihrem Verlobten Fritz Hartnagel.

Grab

Das Grab von Sophie Scholl befindet sich auf dem neben der Haftanstalt gelegenen Friedhof am Perlacher Forst, Stadelheimer Str. 24, 81549 München, Bus 39/Tram 27 "Schwanseestraße".

Würdigung

60 Jahre nach ihrem Tod, am 22. Februar 2003 wurde Sophie Scholl mit einer Büste in der Walhalla geehrt. Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber würdigte sie in einem Festakt als "weltweites Symbol für den Aufstand des Gewissens gegen nationalsozialistisches Unrecht".

Der AStA der LMU München wählte ihr Bild als Logo und fordert die Umbenennung der Universität in Geschwister-Scholl-Universität.

Film

Am 24. Februar 2005 lief in Deutschland der Film Sophie Scholl – Die letzten Tage in den Kinos an. Orientiert an originalen Gestapo-Verhörprotokollen, die erst 1990 in den Archiven der Stasi wieder aufgetaucht sind (siehe auch Produktionsnotizen zum Film), erzählt der Film von Sophie Scholls (gespielt von Julia Jentsch) letzten Tagen. Bereits 1983 spielte Lena Stolze die Sophie Scholl in den beiden Produktionen "Die Weiße Rose" unter der Regie von Michael Verhoeven sowie "Fünf Letzte Tage" unter der Regie von Percy Adlon.

Literatur

  • Hans Scholl und Sophie Scholl, Briefe und Aufzeichnungen
  • Inge Scholl: Die Weiße Rose. erweit. Neuausg., Frankfurt/M. (S.Fischer) 1982
  • Barbara Leisner: "Ich würde es genauso wieder machen" - Sophie Scholl.
  • Hermann Vinke: Das kurze Leben der Sophie Scholl.
  • Richard Hanser: Deutschland zuliebe.
  • Fred Breinersdorfer: Sophie Scholl. Die letzten Tage Frankfurt/M (S.Fischer) 2005
  • Hermann Vinke: Fritz Hartnagel. Der Freund von Sophie Scholl Zürich, Hamburg (Arche) 2005
  • Sophie Scholl, Fritz Hartnagel: Damit wir und nicht verlieren. Briefwechsel 1937-1943 Frankfurt a. M. (S. Fischer) 2005

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