Marcel Lefebvre (* 29. November 1905 in Tourcoing, Diözese Lille, Frankreich; † 25. März 1991 in Martigny, Schweiz) war katholischer Erzbischof und ein Führer von Katholiken, die sich den Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965), insbesondere der Überarbeitung des Missale Romanum und der Verwendung von Volkssprachen als Liturgiesprache, entgegenstellten. Lefebvre gründete die traditionalistische Priesterbruderschaft St. Pius X.. Er wurde von Papst Paul VI. suspendiert und zog sich unter Papst Johannes Paul II. wegen unerlaubter Bischofsweihen die Tatstrafe der Exkommunikation zu.
Wichtige Stationen im Leben Lefebvres
Am 14. September 1955 wurde Marcel Lefebvre erster Erzbischof von Dakar. Später wurde er Apostolischer Administrator des gesamten französisch-sprechenden Westafrika. Er war Generaloberer der Väter vom Heiligen Geist, als Papst Johannes XXIII. ihn 1962 in die Vorbereitungskommission für das Zweite Vatikanische Konzil berief und zum Amt von Assistent des Päpstlichen Thrones ernannte.
Während des Konzils trat Lefebvre zunehmend in Opposition zu Entwicklungen innerhalb der Römisch-Katholischen Kirche. Er war neben Kardinal Ottaviani und Kardinal Spellman ein Führer der Vereinigung von konservativen Konzilsvätern, der Coetus Internationalis Patrum. Nach dem Konzil vergrößerte sich sein Widerstand noch, und er verlor nach und nach Ämter, die er in der Kirche innehatte.
Kurz nach seinem Rücktritt als Generaloberer der Väter vom Heiligen Geist wurde Lefebvre von Seminaristen des Französischen Seminars in Rom angesprochen, die laut Lefebvre wegen des Festhaltens an traditionellen Glaubensvorstellungen und Doktrinen belangt wurden. Diese suchten ein konservatives Seminar, um ihre Studien zu beenden. Er verwies sie an die Universität im schweizerischen Freiburg.
Nachdem Lefebvre 1970 gebeten worden war, diese Seminaristen persönlich zu unterrichten, wandte er sich an den Diözesanbischof von Lausanne, Genf und Freiburg, François Charrière, welcher die Gründung der Priesterbruderschaft St. Pius X. (FSSPX) als "pia unio" genehmigte, einen vorläufigen Status in Richtung eines offiziell anerkannten religiösen Institutes oder einer Gemeinschaft apostolischen Lebens. François Charrière genehmigte den Status "pia unio" zunächst für sechs Jahre ad experimentum. In 1971 erhielt die neue Priesterbruderschaft ein Dekret von Kardinal Wright der Kongregation für den Klerus, in dem die FSSPX-Statuten gepriesen wurde.
Die normale Entwicklung einer solchen Vereinigung innerhalb der Römisch-Katholischen Kirche ist, dass der Diözesanbischof, nach einer langen Periode konkreter Erfahrungen mit der "pia unio" und nach Beratung mit dem Heiligen Stuhl der Vereinigung einen offiziellen, dauerhaften Status auf diözesaner Ebene verleiht. Lefebvre versuchte, die diözesane Ebene zu umgehen und kontaktierte verschiedene Abteilungen des Heiligen Stuhls mit der Absicht, sofort eine Anerkennung auf päpstlicher Ebene zu erhalten. Die zuständige Kongregation stimmte dem Ansinnen von Lefebvre nicht zu.
Lefebvre erklärte 1971 seinen Seminaristen, er würde das von Papst Paul VI. promulgierte Römische Meßbuch ablehnen. Wegen seiner Haltung wuchsen die Spannungen zwischen ihm und verschiedenen europäischen Bischöfen. Papst Paul VI. berief eine Kommission ein, die den Auftrag erhielt, die Angelegenheit zu untersuchen. In Folge veröffentlichte Lefebvre eine Erklärung, in der er schrieb, die FSSPX lehne es ab und werde es immer ablehnen, dem Rom der neo-modernistischen und neo-protestantistischen Tendenzen zu folgen. Lefebvres unnachgiebige Haltung nötigte auch seinen Gegnern Respekt ab.
Am 24. Januar 1975 schrieb Bischof Pierre Mamie, der Nachfolger von Bischof Charrière, an die Kongregation für die Institute des geweihten Lebens und für die Gemeinschaften des apostolischen Lebens, dass er nach der sorgfältigen Studie der Erklärung Mgr. Lefebvres die traurige, aber dringliche Notwendigkeit sehe, der FSSPX die von seinem Vorgänger gewährte Anerkennung wieder zu entziehen. Kardinal Arturo Tabera Araoz, Präfekt der Kongregation, antwortete am 25. April. In dem Schreiben drängte er Bischof Mamie dazu, der FSSPX die Anerkennung mit sofortiger Wirkung zu entziehen. Bischof Mamie informierte Erzbischof Lefebvre am 6. Mai in diesem Sinne. Der FSSPX fehlte nun insbesondere die kirchenrechtliche Grundlage, um ein Priesterseminar zu betreiben.
Lefebvre ignorierte sowohl die Weisungen des Diözesanbischofs als auch die Weisungen Roms und schloß das Priesterseminar in Ecône nicht. Nachdem er am 29. Juni 1976 ohne Erlaubnis FSSPX Seminaristen zu Priestern geweiht hatte, wurde er von Papst Paul VI. suspendiert. Ihm wurden damit alle Vollmachten seines Priester- und Bischofsamtes entzogen.
Nachdem Lefebvre am 30. Juni 1988 illegitime Bischofsweihen im Ungehorsam gegenüber dem Papst vollzog, veröffentlichte Papst Johannes Paul II. am 2. Juli das Apostolische Schreiben Ecclesia Dei, in dem er die Bischofsweihen als schismatischen Akt verurteilte. Nach katholischem Kirchenrecht (Codex des Kanonischen Rechtes, Canon 1382 [1]) hatten die unerlaubten Bischofsweihen die Exkommunikation Lefebvres und der von ihm zum Bischof geweihten Priester zur Folge (siehe: unerlaubte Bischofsweihen im Artikel FSSPX). Allerdings berührte dies die Gültigkeit der von Lefebvre vorgenommenen Bischofsweihen nicht.
Am 25. März 1991 starb Erzbischof Lefebvre in Martigny. Er wurde beigesetzt in Ecône.
In Deutschland war Pfarrer Hans Milch, Gründer der actio spes unica, Lefebvres Sprachrohr.
Veröffentlichungen
- Ein Bischof spricht: Schriften und Ansprachen 1963-1974. Wien, 1976.
- Ich klage das Konzil an! Martigny, 1977.
- Sie haben Ihn entthront: Vom Liberalismus zur Apostasie –- Die Tragödie des Konzils. Stuttgart, 1988.
Weblinks
- Vorlage:PND
- Homepage der Pristerbruderschaft FSSPX
- Homepage der von Pfarrer Hans Milch gegründeten deutschen actio spes unica, die sich auf Erzbischof Marcel Lefebvre beruft
- Peter J. Vere: A CANONICAL HISTORY OF THE LEFEBVRITE SCHISM
Personendaten | |
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NAME | Lefebvre, Marcel |
KURZBESCHREIBUNG | katholischer Theologe und Kirchenpolitiker |
GEBURTSDATUM | 29. November 1905 |
GEBURTSORT | Tourcoing (Diözese Lille, Frankreich) |
STERBEDATUM | 25. März 1991 |
STERBEORT | Martigny (Schweiz) |