Aphrodite
Aphrodite (Αφρoδιτη) ist in der griechischen Mythologie die Göttin der Liebe, der Schönheit und der sinnlichen Begierde. Ursprünglich zuständig für das Wachsen und Entstehen, wurde sie erst später zur Liebesgöttin, die sich in allen polytheistischen Religionen findet: In der römischen Mythologie entspricht ihr ungefähr Venus, in der ägyptischen ungefährt Hathor und in der germanischen Mythologie (sehr) ungefähr Freya.
Geburt
Nach Hesiod ist sie die Tochter des Uranos, dem sein Sohn Kronos die Geschlechtsteile abschnitt und ins Meer warf. Der Samen vermischte sich mit dem Meer, schäumte auf und daraus entstand Aphrodite, die dann in Zypern an Land ging. Dieser Mythos, dem sie auch den Beinamen "die Schaumgeborene" verdankt, wurde aus dem Wortstamm αφρος (aphros) (Schaum) konstruiert. Man geht heute aber davon aus, dass diese Verbindung etymologisch unhaltbar und der Name Aphrodite möglicherweise gar nicht griechischen, sondern orientalischen Ursprungs ist.
Allerdings gibt es auch andere Mythen über die Abstammung der Göttin: Nach Homer ist sie eine Tochter des Zeus und der Dione, andere berichten wieder, sie sei in einer Muschel geboren, wie sie auch Botticelli darstellt. Eine weitere Quelle nennt sie gemeinsam mit den Erinyen und den Moiren als Tochter des Kronos.
Männer
Verheiratet war Aphrodite mit Hephaistos, dem Gott der Schmiede und des Feuers, den sie allerdings ständig mit Sterblichen und Unsterblichen betrog. Notorisch war ihre lange Beziehung zum Kriegsgott Ares, aus der Eros, Harmonia, Phobos, Deimos und Anteros entstanden. Einmal aber wurden die beiden Liebenden - laut Homer - von Hephaistos in flagranti in einem Netz gefangen. Als er sie so den anderen Göttern präsentierte, erhoben diese das sprichwörtliche "homerische Gelächter".
Aus ihrer Liebschaft mit dem Trojaner Anchises ging Aineas hervor, Held im Trojanischen Krieg, der dann zu den Stammvätern der Römer gehören sollte. Außerdem zeugte sie mit Dionysos den Priapos und mit Hermes den Hermaphroditos. Ferner liebte sie den schönen Adonis, der jedoch vom eifersüchtigen Ares in Gestalt eines Keilers bei der Jagd getötet wurde.
Mythen, Beinamen, Attribute
Der Sage nach soll Aphrodite den Trojanische Krieg ausgelöst haben, indem sie dem Trojaner Paris dazu brachte, die schöne Helena zu rauben. Als der Krieg ausgebrochen war unterstützte sie, gemeinsam mit Ares, Troja nach Kräften.
Die Göttin wird oft in Verbindung zu Tauben und Sperlingen gebracht, aber auch die Schildkröte kann ihr Symbol sein. Besonders ist sie die Göttin der Blumen, Bäume und Früchte, besonders Myrte, Rose, Anemone, Zypresse, Linde und Apfel. Ihren unwiderstehlichen Liebreiz verdankte sie ihrem magischen Gürtel ("Gürtel der Aphrodite"), den sie auf Bitten sogar gelegentlich auslieh, z.B. an Hera.
Mehrgestaltigkeit
Ursprünglich war Aphrodite wohl eine Mutter- und Fruchtbarkeitsgöttin. Wie sich alle Vegetation auf drei Bereiche erstreckt, so unterschied man auch eine dreifache Aphrodite:
- Aphrodite Urania (Venus caelestis), die himmlische. Als Urania wurde sie zur Tochter des Zeus als des lichten Himmels und der Dione, der weiblichen Ergänzung desselben, gemacht und gern auf den lichten Höhen (akroi) der Berge verehrt, daher auch "Akraia" genannt. Als solcher dient ihr der Polos (oder Modius), ein runder, hoher, scheffelartiger Aufsatz, das Abbild des Himmelsgewölbes, und in gleicher Anschauung die Schildkröte als Symbol.
- Pontia oder Thalassia (Venus marina), die Göttin des Meers (póntos bzw. thálassa). Als Pontia stand sie ursprünglich nur der Fruchtbarkeit der Tierwelt des Meers vor, wurde aber allmählich zur Meergöttin überhaupt, besonders zur Göttin der Meeresstille und glücklichen Meerfahrt (Euploia) sowie der Häfen. So wurde Thalassa (= "die See") ihre Mutter genannt und sie selbst oft mit Poseidon zusammen verehrt.
- Aphrodita Pandemos, die bei allem Volk waltende. Als Göttin der Erde hat sie den aus einem Baum gebornen Adonis, das Sinnbild der erblühenden und ersterbenden Natur, zum Geliebten. Sie verbirgt ihn (den Samen) in einem Kasten und gibt ihn der in der Unterwelt, dem Schoß der Erde, thronenden Persephone; diese will ihn für immer behalten, erst auf den Schiedsspruch des Zeus gibt sie ihn für zwei Drittel des Jahrs der Aphrodite zurück. Besonders ist sie die Göttin der Blumen, Bäume und Früchte, unter denen ihr Myrte, Rose, Anemone, Zypresse, Linde und Apfel, wie unter den Tieren der Bock, der Hase, die Taube, der Sperling, die Schwalbe, der Jynx (Wendehals), der Schwan, heilig sind. Aber auch der menschlichen Zeugung steht sie vor, ja sie wurde auch die Göttin der Hetären und Lustknaben, ähnlich wie im Mittelalter die büßende Magdalena die Schutzheilige der Dirnen war.
Ein weiterer Beiname ist:
- Aphrodite Kythereia, der sich von der ihr geweihten Insel Kythera ableitet
Heiligtümer
Eines der Hauptzentren der Verehrung der Aphrodite war die Stadt Paphos auf Zypern, daher der weitere Beiname der Göttin "die Paphische" (Paphia). Kupfer (griechisch kypros) ist das ihr heilige Metall. Später wurde der Aphroditetempel von Paphos in ein Heiligtum der Jungfrau Maria umgewandelt, wo die Muttergottes bis heute als Panhagia Aphroditessa verehrt wird.
Ein anderes Heiligtum der Aphrodite gab es in Kleinasien in der Stadt Aphrodisias.
Siehe auch
- Astarte, Aschera, Venus, Mari, Androphonos, Ishtar, Hathor
- Hera (zur ehelichen Liebe)
- Portal Mythologie
- Stammbaum der griechischen Götter und Helden
- Aphrodisiakum (= Liebesmittel)