Prämillenarismus

eschatologische christliche Lehre von einer zukünftigen irdischen Herrschaft Christi
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Prämillenarismus ist eine christliche eschatologische Lehre, die von einer zukünftigen tausendjährigen Herrschaft Christi auf Erden ausgeht, oft mit Israel als politisch und religiös dominierender Weltmacht. Prä (lat. vor) besagt dabei, dass Jesus Christus vor dem Millennium auf die Erde kommen wird.

Prämillenarismus geht von einer wörtlichen Auslegung der Apokalypse des Johannes aus und ist besonders in fundamentalistischen christlichen Gruppen weit verbreitet. Er wird beispielsweise vertreten von den

Prämillenarismus ist vom Postmillenarismus abzugrenzen, der davon ausgeht, dass die das Millennium jetzt schon besteht nach dem ersten Kommen Christi (post: lat. nach) und sich die Gerechtigkeit in dem gegenwärtigen Gemeindezeitalter durchsetzen wird (was freilich nicht abzusehen ist, wie Kritiker anmerken). Wie der Amillenarismus, der von gar keinem Millennium ausgeht, werden die Verheißungen an das Volk Israel dabei auf die Gemeinde bezogen (Substitutionstheologie) und Stellen, die von dem Reich sprechen, müssen allegorisiert werden.

Biblische Begründung

(Die Bibelzitate sind der Einheitsübersetzung entnommen.)

Befürworter berufen sich in erster Linie auf die wörtliche Auslegung von Offenbarung 20,1-10. Dort heißt es in Vers 2, dass Satan für tausend Jahre gebunden wird und danach wieder losgelassen wird. Weiter heißt es, dass u.a. Märtyrer um Christi willen mit Jesus Christus 1000 Jahre herrschen und regieren werden (V. 4). Übrige Tote sind bis zum Abschluss dieser Zeit tot (V. 5). Nach den tausend Jahren wird der Satan wieder freigelassen (V. 7), verführt die Nationen der Erde und wird letztlich im Feuersee gequält (V. 10).

Einen weiteren Hinweis sehen sie in der Kombination der sieben Schöpfungstage mit dem Inhalt von Psalm 90, 4 („Denn tausend Jahre sind für dich wie der Tag, der gestern vergangen ist, wie eine Wache in der Nacht.”).

Entsprechende Ausleger erläutern, dass sich im 1000-jährigen Reich die Verheißungen an Israel des AT erfüllen werden (Israel als nationaler Großstaat (Daniel 2,44), Missionierung der Völker (Matthäus 28,19-20, Daniel 7,27)., Tempelbau und –dienst, Priesterdienst: Ezechiel 40-46, Apostelgeschichte 3:19-21). Dazu werden Gläubige aus Israel auferstehen (Daniel 12,22; Psalm 49,16; Johannes 5,28-29).

So heißt es in Sacharja 8,3: So spricht der Herr: Ich kehre zurück nach Zion und wohne wieder in Jerusalem. Dann wird Jerusalem «Stadt der Treue» heißen und der Berg des Herrn der Heere «Heiliger Berg». Das hat sich bis auf den heutigen Tag noch nicht erfüllt. Von dem Tag, da der König Sein Königreich antreten wird, sagt Sacharja: Seine Füße werden an jenem Tag auf dem Ölberg stehen, der im Osten gegenüber von Jerusalem liegt. Der Ölberg wird sich in der Mitte spalten und es entsteht ein gewaltiges Tal von Osten nach Westen. Die eine Hälfte des Berges weicht nach Norden und die andere Hälfte nach Süden. Ihr aber werdet zum Tal meiner Berge fliehen; denn das Tal der Berge reicht bis zum Jasol. Ja, ihr werdet fliehen, wie ihr vor dem Erdbeben geflohen seid in den Tagen Usijas, des Königs von Juda. Dann wird der Herr, mein Gott, kommen und alle Heiligen mit ihm. ... Doch wer dann übrig bleibt von allen Völkern, die gegen Jerusalem gezogen sind, wird Jahr für Jahr hinaufziehen, um den König, den Herrn der Heere, anzubeten und das Laubhüttenfest zu feiern. Wer aber nicht nach Jerusalem hinaufzieht von allen Stämmen der Erde, um den König, den Herrn der Heere, anzubeten, bei dem wird kein Regen fallen. (Sacharja 14,4-5.16-17).

Im Millennium wird der sog. neue Bund mit dem Volk Israel geschlossen: Seht, es werden Tage kommen - Spruch des Herrn -, in denen ich mit dem Haus Israel und dem Haus Juda einen neuen Bund schließen werde, nicht wie der Bund war, den ich mit ihren Vätern geschlossen habe, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägypten herauszuführen. Diesen meinen Bund haben sie gebrochen, obwohl ich ihr Gebieter war Spruch des Herrn. Denn das wird der Bund sein, den ich nach diesen Tagen mit dem Haus Israel schließe - Spruch des Herrn: Ich lege mein Gesetz in sie hinein und schreibe es auf ihr Herz. Ich werde ihr Gott sein und sie werden mein Volk sein. Keiner wird mehr den andern belehren, man wird nicht zueinander sagen: Erkennt den Herrn!, sondern sie alle, Klein und Groß, werden mich erkennen - Spruch des Herrn. Denn ich verzeihe ihnen die Schuld, an ihre Sünde denke ich nicht mehr.(Jeremia 31,31-34). Ich lege meinen Geist in euch und bewirke, dass ihr meinen Gesetzen folgt und auf meine Gebote achtet und sie erfüllt. (Ezechiel 36,27) Wenn Israel so in die Lage versetzt wird, Gottes Gesetz halten zu können, werden sich auch alle Segnungen erfüllen, die ihm verheißen sind. Da wird gelten, was in Jeremia 31,7 steht: Jubelt über Jakob mit Freuden und jauchzt über das Haupt der Nationen. Und es wird geschehen: Wie ihr ein Fluch unter den Nationen gewesen seid, Haus Juda und Haus Israel, so werde Ich euch retten, und ihr werdet ein Segen sein (Sacharja 8,13). Zu dem Guten, das Gott Israel tun wird, gehört nun auch, dass Er Israel zum Haupt über die Nationen machen wird (5. Mose 28,13). Schon Mose hatte im Voraus verkündigt: Du jedoch wirst umkehren, auf die Stimme des Herrn hören und alle seine Gebote, auf die ich dich heute verpflichte, halten, und der Herr, dein Gott, wird dir Gutes im Überfluss schenken, bei jeder Arbeit deiner Hände, bei der Frucht deines Leibes, bei der Frucht deines Viehs und bei der Frucht deines Ackers. Denn der Herr wird sich, wie er sich an deinen Vätern gefreut hat, auch an dir wieder freuen. Er wird dir Gutes tun, 10 wenn du auf die Stimme des Herrn, deines Gottes, hörst und auf seine Gebote und Gesetze achtest, die in dieser Urkunde der Weisung einzeln aufgezeichnet sind, und wenn du zum Herrn, deinem Gott, mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele zurückkehrst. (Deuteronomium 30,8-9). Zum Herrschen braucht Israel das Gesetz: Viele Nationen machen sich auf den Weg. Sie sagen: Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn und zum Haus des Gottes Jakobs. Er zeige uns seine Wege, auf seinen Pfaden wollen wir gehen. Denn von Zion kommt die Weisung des Herrn, aus Jerusalem sein Wort. (Jesaja 2,3). Gottes Treue gegenüber Israel wird im elften Kapitel des Römerbriefs unmissverständlich hervorgehoben: "Ich frage also: Hat Gott sein Volk verstoßen? Keineswegs! Denn auch ich bin ein Israelit, ein Nachkomme Abrahams, aus dem Stamm Benjamin. (Römer 11,1).

Bibelausleger der jüngeren Zeit weisen darauf hin, dass von den irdischen Verheißungen an Israel die himmlischen Verheißungen an die Nationen zu trennen sind. Die Gläubigen aus den Nationen werden vorher entrückt werden (1. Thessalonicher 4,16; 1. Korinther 15,51-52), sie erleben das Millennium nicht auf der Erde.

Während des Millenniums sehen diese Ausleger den Zeitraum für das verheißene äonische Leben (auch mit "ewiges" Leben übersetzt).

Auslegung der Zeugen Jehovas

Zeugen Jehovas verstehen unter dem Millennium die Wiederherstellung des Paradieses auf Erden in einem Zeitraum von buchstäblichen 1000 Jahren, so wie es von Gott ursprünglich schuf (Genesis 2). Sie glauben, die Verwirklichung dieses Vorsatzes Gottes sei ein wesentliches Thema der Bibel. Es würde den Menschen die Erfüllung ihrer Bedürfnisse und dauerhaftes Glück bringen (Psalm 37,10f; Jesaja 65:17-25).

Sie glauben, dass Jesus Christus bereits unsichtbar wiedergekommen sei und seit 1914 im Himmel als König regiert. Mit ihm regierten Christen im Himmel, die als das "Israel Gottes" bezeichnet werden. Das Volk Israel sei nicht mehr durch fleischliche Herkunft bestimmt (Römer 2,28f; Galater 6,16). Dieses "geistige" Israel sei 33 u.Z. ins Dasein gekommen, als zu Pfingsten der Heilige Geist auf die ersten Christen ausgegossen wurde (Apostelgeschichte 2). Obwohl zu diesem Zeitpunkt nur Judenchristen diesen Geist erhalten hätten, sei wenige Jahre später dieser Geist auch auf Menschen nichtjüdischer Herkunft gekommen (Apostelgeschichte 10,34f.44-48). So seien sie Teil der "königlichen Priesterschaft" geworden (1. Petrus 2,9) und stellten mit Christus die "neuen Himmel", eine himmlische Regierung, dar (2. Petrus 3,13). Nach der Beseitigung Satans (Offenbarung 20,1-3) und des Bösem auf der Erde würden sie mit Christus dafür sorgen, dass die Menschen auf der Erde einschließlich der Auferstehenden in Gottes Augen wieder zum Leben kommen. Die Befreiung von Sünde würde ihnen ermöglichen, für immer auf der Erde zu leben. Diese Menschen würden dadurch eine "neue Erde" bilden, in der Frieden und Glück herrschen würden (Offenbarung 21,1-4).

Siehe auch Millenarismus, Dispensationalismus