Investition
In der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur versteht man im Allgemeinen unter Investition, kurz , die "Verwendung finanzieller Mittel" (Wöhe) oder die Anlage von Kapital in Vermögen. Sie ist Teil des Betriebsprozesses. Im weiteren Sinn gehören dazu neben kurzfristigen Anlagen auch Investitionen in Wertpapiere. Enger gefasst und am gebräuchlichsten ist der Begriff bei langfristigen Sachanlagen. Als langfristig kann dabei angesehen werden, wenn das Produktionsmittel das laufende Geschäftsjahr überdauert. Investitionen umfassen dabei einen weiten Bereich von Immobilien über Geschäftsfahrzeuge und Maschinen bis zur Büroeinrichtung und können von öffentlichen wie auch privaten Unternehmungen getätigt werden.
Betriebswirtschaftslehre
Als Investition im Sinne der Betriebswirtschaftslehre gilt die Anschaffung eines langfristig nutzbaren Produktionsmittels. Investitionsgüter werden in der Bilanz in das Anlagevermögen aufgenommen und gelten somit als Wertgegenstand im Besitz des Unternehmens. Investitionsgüter werden über den erwarteten Nutzungszeitraum abgeschrieben (siehe Abschreibung).
Beispielsweise kann ein Geschäftsfahrzeug im Wert von 30.000 Euro angeschafft werden. Wird für dieses eine Nutzung von fünf Jahren geplant, können in jedem Jahr 6000 Euro von den Erträgen als Abschreibung abgezogen werden. Damit fallen die Gesamtkosten in der Bilanz nicht bereits im ersten Jahr an, sondern werden gleichmäßig (in diesem Falle linear im Gegensatz zur progressiven Abschreibung bzw. regressiven Abschreibung) über die gesamte Nutzungsdauer verteilt.
Investition und Finanzierung gelten als zwei verschiedene Seiten ein und derselben Medaille, da jede Investition auch entsprechend gegenfinanziert werden muss.
Klassifizierung
Grundsätzlich werden Investitionen nach der Zwecksetzung unterschieden. Darüber hinaus lässt sich nach dieser groben Untergliederung auch noch nach Gründungs-, Netto-, Brutto- und Erweiterungsinvestitionen differenzieren:
Zwecksetzung:
- Sachinvestitionen: traditionell werden häufig Gebäude und Grundstücke erwähnt;
- immaterielle Investitionen: bspw. Lizenzen, Patente, generell käuflich erworbenes Wissen;
- Finanzanlageinvestitionen: bspw. Aktien, Beteiligungen, F&E (Forschung und Entwicklung);
Weitere Einordnung:
- Gründungsinvestitionen: zur Gründung anfallende Investitionen;
- Nettoinvestitionen, auch Erweiterungsinvestitionen: Investitionen, die bei Steigerung der Produktionskapazitäten anfallen;
- Ersatzinvestitionen/Reinvestitionen: durch Verschleiß oder technischen Fortschritt anfallende Investitionen, die Kapazität bleibt dabei unberührt
- Bruttoinvestitionen: Summe von Ersatz- und Nettoinvestitionen
- Rationalisierungsinvestitionen: Austausch durch technisch überlegenere Produkte, verbessern die Effizienz
Entscheidungsproblematik
Investitionen gelten als heikle zentrale Entscheidungen im operativen Geschäft, da sie häufig langfristige strategische Bedeutung haben. Diese resultieren aus der Kapitalintensität, der langfristigen Kapitalbindung und somit der schweren Umkehrbarkeit von Investitionen. Problematisch ist auch die Zeit, die es braucht bis eine Investition realisiert wird (time-lag genannt) und die Informationslage (meistens über die Zukunft), welche zu Unsicherheiten führt.
Um Aussagen über die Investitionslage eines Unternehmens zu treffen, gibt es einige finanzwirtschaftliche Kennzahlen. Dazu gehören die Anlagenintensität, Vorratsintensität und Investitionsquote.
Die Investitionsentscheidung wird des Weiteren dadurch kompliziert, dass neben den reinen ökonomischen Kriterien (zum Beispiel Nutzungsdauer, Kapitaleinsatz und Rentabilität), die in der Investitionsrechnung zusammengefasst und als Entscheidungsempfehlung aufbereitet werden, häufig weitere Gesichtspunkte (Gesetze, technische Machbarkeit, Interdependenzen zu anderen Bereichen) eine Rolle spielen. Ein neuer Ansatz zur Bestimmung der Vorteilhaftigkeit einer Investition sind die Realoptionen, bei denen eine Investition mit Mitteln der Optionspreistheorie bestimmt werden kann.
Weiterführende Themen
Volkswirtschaftslehre
In der Volkswirtschaftslehre werden sowohl Bruttoanlageninvestitionen als auch Vorratsinvestitionen zu den Investitionen gerechnet.
Bei den Bruttoanlageinvestitionen handelt es sich entsprechend der obigen betriebswirtschaftlichen Definition von Investitionen um die Anschaffung von dauerhaften Produktionsmitteln durch Unternehmen, private Organisationen ohne Erwerbscharakter und öffentliche Haushalte. Für Zwecke der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung werden dabei die Anschaffungen von Wohnbauten durch private Haushalte zu den Bruttoanlageninvestitionen gerechnet, nicht aber die Anschaffung langlebiger Konsumgüter durch private Haushalte und rein militärischer Güter durch öffentliche Haushalte. Auch der Erwerb von Kenntnissen und Fähigkeiten wird nicht zu den Investitionen gerechnet. Der Wert der Bruttoanlageinvestitionen minus der Kosten der Abschreibungen ergibt den Wert der Nettoanlageinvestitionen.
Bei Vorratsinvestitionen handelt es sich um die freiwillige (geplante) und unfreiwillige (ungeplante) Änderung der Lagerbestände in den Unternehmen.
Aufgrund der großen Bedeutung der Investitionen sowohl als kurzfristiger Konjunkturindikator als auch als Bestimmungsgrund für die langfristige Produktionskapazität einer Volkswirtschaft ist es eine der Aufgaben der Volkswirtschaftslehre sowohl das Investitionsverhalten einzelner wirtschaftlicher Akteure wie auch die Höhe der Investitionen in einzelnen Wirtschaftszweigen oder einer ganzen Volkswirtschaft theoretisch zu erklären.
Der Multiplikatoreffekt von Investitionen, beschreibt nach Keynes, um das Wievielfache das Einkommen steigt, wenn sich die Investitionen um einen bestimmten Betrag erhöhen. In einem Anpassungsvorgang schafft z.B. eine Investition von 100 Mio. € ein erhöhtes Volkseinkommen von 200 Mio. €. Der Multiplikator wäre in diesem Beispiel dann 2,0. In diesem Multiplikatoreffekt sah Keynes die große Bedeutung der Investitionen für die Konjunktur und für den Arbeitsmarkt.
Allerdings wohnt Investitionen nach Keynes auch ein Nachteil inne, dass sie nämlich selbst auch die Produktionskapazitäten erhöhen (Kapazitätseffekt). Das Problem mangelnder Nachfrage wird so womöglich noch verstärkt, wenn Investitonen die Produktionskapazitäten erhöhen. Deshalb sprach sich Keynes eher für möglichst unproduktive staatliche Nachfrage aus, etwas scherzhaft sprach er vom Bau von Pyramiden. "Zwei Pyramiden sind besser als eine, im Unterschied zu zwei Eisenbahnlinien von London nach York, die nicht besser als eine Eisenbahnlinie sind." (In der Praxis bauten die Regierungen freilich keine Pyramiden, aber Staatsausgaben für Rüstung, die volkswirtschaftlich Verschwendung ist, kommt den Keynesschen Vorstellungen sehr nahe.) Dass Investitionen nicht nur Teil der Nachfrage sind, sondern auch die Angebotskapazitäten erhöhen und so zu einer Überinvestitionskrise beitragen können, wird in Multiplikator-Akzelerator-Modellen mathematisch dargestellt.
Literatur
- Volker Oppitz/Volker Nollau: Taschenbuch Wirtschaftlichkeitsrechnung. Carl Hanser Verlag 2003, 400 S., ISBN 3446224637
- Volker Oppitz: Gabler Lexikon Wirtschaftlichkeitsberechnung. Gabler-Verlag 1995, 629 S., ISBN 3409199519
Weblinks
- Revision der Anlagevermögensrechunung 1991 bis 2001 - eine Definition und Erläuterungen des Statistischen Bundesamts