Der Islam (arabisch: إسلام islām Hingabe (an Gott), Unterwerfung; الإسلام al-islām der Islam) ist nach dem Christentum die zweitgrößte Religion der Welt. Seine Anhänger werden als Muslime oder (deutlich seltener) als Mohammedaner bezeichnet, letzteres stößt als Fremdbezeichnung zunehmend auf Ablehnung.
Manche Muslime stellen in jüngerer Zeit einen volksetymologischen, historisch und sprachwissenschaftlich nicht belegten Bezug des Wortes "Islam" zu Salam (سلام „Friede“, lexikalisch unter der selben Wurzel سلم eingeordnet) her und leiten daraus die kausative Bedeutung „Frieden schaffen“ oder „Frieden stiften“ ab.
Der Islam ist eine monotheistische Religion, die sich streng vom Polytheismus und auch von der christlichen Vorstellung der Inkarnation und Trinität des göttlichen Wesens abgrenzt. Er gründet sich auf den Koran, der für Muslime das unverfälschte Wort Gottes ist. Zweite Erkenntnisquelle sind die Worte und Handlungen (Sunna) des Propheten Mohammed.
Die Entstehung des Islam
Der Religionsstifter Mohammed (arabisch محمد: der Vielgelobte) wurde um 570 als Sohn eines Händlers in Mekka im heutigen Saudi-Arabien geboren. Nach der Überlieferung soll ihm 610 der Erzengel Gabriel erschienen sein, und ihm die ersten Verse (Ayāt) des Korans übermittelt haben. Im Verlauf der folgenden 23 Jahre soll ihm dann Vers für Vers davon offenbart worden sein.
Der Islam begreift sich als Fortsetzung göttlicher Offenbarung. Deshalb sehen sich Muslime in der Kontinuität von Judentum und dem Christentum. Mohammed wird deshalb auch als das „Siegel der Propheten“ bezeichnet. In diesem Sinne werden im Islam auch alle vorher von Gott gesandten Propheten, die in der Bibel genannt werden, als eigene Propheten verstanden. Zuweilen gibt es aber Abweichungen. So ist nach islamischem Glauben Jesus auch Prophet, jedoch nicht mehr. Andererseits werden einige Personen, die im Juden- bzw. Christentum nicht als Propheten gesehen werden, im Islam als solche verehrt, zum Beispiel Adam.
Der Verstand und die islamische ´Aqida (Überzeugungsglauben)
Will man den grundlegenden Unterschied des Islam zu anderen Ideologien verstehen, so muß zunächst einmal eine Auseinandersetzung mit der islamischen ´Aqida (Überzeugung) stattfinden, ehe man sich überhaupt aufs Feld der praktischen Aspekte des Islam begibt. Diese seit etwa 1400 Jahren bestehende Ideologie, die zweifelsohne eine der größten Kulturen und Zivilisationen in der Menschheitsgeschichte hervorgebracht hat, prägt nach wie vor das Leben von Millionen von Menschen, welche ihre Konzepte zum Teil noch tragen: Als eine ´Aqida und eine ihr entspringende umfassende Ordnung. Obwohl weite Teile der islamischen Jurisprudenz im Zuge des Imperialismus und der Säkularisierung der islamischen Welt von der Kolonialzeit bis zum heutigen Tag weitgehend aus Staat und Gesellschaft verbannt worden sind, bleibt der Islam für die meisten Menschen, und nicht nur für die Muslime allein, die einzige Hoffnung, um sich von den Fesseln einer heute fast alle Lebensbereiche der Menschen dominierenden kapitalistischen Ideologie zu befreien.
Will man den Islam richtig verstehen und (er)leben, so ist eine vorurteilsfreie und rationale Auseinandersetzung mit der islamischen ´Aqida unumgänglich. Seit den ersten Schuljahren wächst man mit der Ansicht auf, daß “Verstand” bzw. “Denken” irgendwie mit “Logik” zu tun hat. Dies führt i.A. dazu, daß die einfachsten Grundlagen menschlichen Denkens, bedingt durch die Verwechslung beider Begriffe, keine scharfen Grundrisse annehmen können. Das Bild über den Sinn unserer Existenz, welches sich die Menschen dann ausmalen, bleibt für immer verschwommen.
Daher gilt es, dieses mächtige Werkzeug, das die Menschen besitzen, nämlich den Verstand, zu definieren und die ihm von der qur´anischen Offenbarung zugewiesene Rolle anhand einiger Beispiele aufzuzeigen. Verstehen heißt begreifen, würde man sagen. Richtig! Aber Verstehen heißt auch erkennen und urteilen können, d.h. denken! Es ist unbestreitbar, daß ohne ein gesundes und ausgereiftes menschliches Gehirn kein Denken möglich sein kann. Das Vorhandensein dieses wichtigen Organs allein reicht jedoch nicht aus, um unsere Umgebung (unmittelbare Realität) wahrzunehmen und zu beurteilen. Unbestreitbar ist auch die Tatsache, daß ein blinder Mensch, der nie in seinem Leben Farben gesehen hat, diese nicht erkennen kann. Wie sollte er dies auch tun, wenn sie sich seiner visuellen Wahrnehmung entziehen? Ein tauber Mensch, der nie im Leben ein Geräusch gehört hat, kann mit Begriffen wie laut, leise oder Musik wohl nichts anfangen.
Ein Mensch, dessen Hautnerven beschädigt sind, kann sich die Hand verbrennen, ohne jedoch irgendwelche Schmerzen zu verspüren. D.h. er kann weder fühlen noch urteilen, ob beispielsweise irgendein Gegenstand kalt oder warm ist.
Diese einfachen Beispiele zeigen, daß neben dem Gehirn zwei weitere und zugleich wichtige Elemente - die 5 Sinne und die uns umgebende Realität - vorhanden sein müssen, um verstehen, d.h. urteilen, zu können. Eine weitere noch notwendige Komponente stellt das Vorhandensein bestimmter, zumindest primärer Informationen über die uns umgebende Realität dar. Unabhängig davon, ob sie durch Dritte oder durch die eigenen Erfahrungen erlangt worden sind, sind sie jedoch unverzichtbar, wenn die Realität begriffen bzw. verstanden werden soll. Ein Mensch mit einem ausgereiften und gesunden Hirn, sowie intakten Sinnen kann natürlich keinen Unterschied zwischen koreanischer und chinesischer Schrift machen, solange er zuvor keine, wenn auch einfache, Informationen über beide Schriftzeichen erworben hat. Hat er dagegen vorher elementare Kenntnisse über beide Schriftzeichen vermittelt bekommen, so kann er gewiß den Unterschied erkennen und sein Urteil darüber fällen, welche Schrift die chinesische und welche die koreanische ist. Daher wird vom Verstand nur dann gesprochen, wenn alle 4 Elemente gleichzeitig vorhanden sind: Das gesunde, ausgereifte Hirn, die 5 Sinne, eine uns umgebende Realität und die notwendigen Vorinformationen, die diese Realität erklären können. Verstehen heißt auch denken. Aber wie? Der Mensch nimmt die ihn umgebende Realität mit seinen Sinnen wahr, also er “empfindet” sie. Diese Empfindung wird durch diese Sinne mittels seiner Nerven ins Gehirn übertragen, wo ein “Vergleich” zwischen der eben übertragenen Empfindung mit den im Nervenzentrum gespeicherten und dieser Realität erklärenden Vorinformationen stattfindet, dann fällt er sein Urteil über diese von ihm wahrgenommene Realität: er hat eben gedacht.
Dieser Denkprozeß ist die natürlichste Art und Weise, auf die der Mensch seine Umgebung - Gegenstände und Ereignisse - sowohl wahrnehmen als auch beurteilen (verstehen) kann. Es ist der rationale Denkprozeß schlechthin, dessen Ergebnisse, was die Existenz oder Nichtexistenz eines Gegenstandes angeht, zweifelsohne eindeutig sind. Daher kann eine Verwechslung der Ratio mit der Logik, deren Aussagen nicht immer realitätsbezogen sind, und die oft auf Annahmen beruhen (auch wenn sie logisch richtig miteinander verknüpft sind) für die ´Aqida einer Umma fatale Folgen haben. Natürlich sind diese Denkprozesse in ihrer Komplexität von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Manche denken oberflächlich, wie jeder von uns Durchschnittsmenschen es auch tut, manch andere denken eben tiefgründiger, wie z.B. Wissenschaftler und Politiker. Erstere begnügen sich mit relativ wenig Informationen, um sich eine eigene Meinung (Urteil) zu bilden. Letztere aber, bedingt durch den Grad ihrer Verantwortung und ihres Aufgabenbereichs, betrachten die Realität viel gründlicher, wenn sie zu einem möglichst korrekten Urteil kommen wollen. Die islamische ´Aqida verlangt nicht nur eine tiefgründige Denkweise mit einer scharfen Analyse unserer Realität, sondern viel mehr als das. Will man alle Fragen über unsere Existenz korrekt und überzeugend beantworten, so ist Luzidität im Denken erforderlich. Es genügt nicht, die uns umgebende Realität tiefgründig zu beobachten und korrekt zu beurteilen. Es muß auch über das “davor” und das “danach” nachgedacht werden, wenn das Urteil eindeutig und richtig, d.h. überzeugend, sein soll. Es ist notwendig, auf die stets aufgeworfene Frage nach dem Sinn menschlicher Existenz: woher komme ich, warum bin ich hier und wohin führt mich mein Schicksal?, eine überzeugende Antwort zu geben, damit sich alle anderen in unserem Leben auftauchenden Zweigfragen beantworten lassen. Um diese essentielle Frage exakt beantworten zu können, ist das luzide, d.h. die Dinge und ihre Umstände erhellende Denken gefragt, welches den Menschen nur von einer vollkommenen Ideologie gegeben werden kann, nämlich vom ISLAM und nur vom ihm alleine. Keine Religion oder philosophische Denkschule der Welt konnte oder kann diese eben gestellten Fragen umgehen, ohne wenigstens den Versuch zu wagen, eine mehr oder weniger zufriedenstellende Antwort darauf zu geben. Der Kapitalismus mit seiner säkulären Weltsicht konnte sie nach dem Prinzip “gib dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist “ geschickt vermeiden und sie somit weitgehend der “Kirche” bzw. dem privaten Bereich des einzelnen Individuums überlassen. Der Kommunismus versuchte seinerseits vergeblich, die Utopie eines ausschließlich auf das Materielle bezogenen “idealen” Menschen in einer “vollkommenen” Gesellschaft zu verwirklichen. Die Früchte dieser beiden Ideologien konnten und können sich bis in in unsere Tage sehen lassen. Die erstgenannte noch siegreiche Ideologie setzt ihr Zerstörungswerk fort, ehe sie langsam dahinsiecht. Dagegen ist letztere schon nach fast 70 Jahren ruinösen Realsozialismus sang- und klanglos dahingeschieden, ohne daß ihr irgendeiner heutzutage ein Tränchen nachzuweinen braucht. Es wird oft gesagt, der Mensch lebt nicht nur vom Brot allein. Wie wahr! Man lebt vor allem von Ideen, sollte man auch sagen können und dürfen. Aber wie wertvoll kann eine Idee sein, wenn sie etweder mit der Realität nicht übereinstimmt oder keine Akzeptanz beim Menschen findet? Genau hier setzt die islamische Überzeugung (´Aqida) an. Eine Idee, die keine Entsprechung in der Realität findet, ist entweder eine Utopie oder das Produkt der eigenen Phantasie. Das Leben eines Menschen beginnt nun mal mit seiner Geburt und endet mit dem Tod. Es ist somit begrenzt. Der Mensch ist sowohl in seinen Dimensionen als auch durch den von ihm gefüllten Raum begrenzt. Unser Universum, das nichts anderes als eine “Sammlung” begrenzter Objekte darstellt, ist auch somit begrenzt, unabhängig davon, wie groß die Anzahl dieser Objekte auch sein mag. Sie bleibt zahlenmäßig endlich, sprich begrenzt. Diese 3 Elemente: Mensch, Leben und Universum, sind auch bedürftig, d.h. sie können nicht unabhängig weiter bestehen. Um weiter bestehen zu können, sind sie wohl auf “etwas” anderes angewiesen, das keine Materie ist. Dieses “etwas” kann auch nicht durch die Naturgesetze verkörpert werden. Denn diese sind ebenfalls von diesem “etwas anderem”, das sich unserer Wahrnehmungs- und Vorstellungskraft entzieht, abhängig. Darüber hinaus verlieren sie ihre Wirkung, sobald diese 3 Elemente verschwinden. Demnach sind die Naturgesetze genauso begrenzt und bedürftig. Da diese Elemente in ihrem Dasein und Fortbestehen, also in ihrer Existenz, begrenzt und bedürftig sind, können sie konsequenterweise weder von jeher noch bis in die Ewigkeit existieren. Folgerichtig müssen sie einen Anfang und ein Ende haben, sie sind eben nicht ohne Anfang und ohne Ende, d.h. sie sind nicht "azali" . Mit anderen Worten: sie müssen geschaffen worden und in ihrem Dasein von ihrem Schöpfer abhängig sein. Die Frage, die hier aufgeworfen werden kann, betrifft die Herkunft dieses Schöpfers. Eine eindeutige Aussage darüber kann wohl gemacht werden. Kann dieser Schöpfer selber erschaffen worden sein? Nein! Denn ein “erschaffener Schöpfer” ist zwangsläufig von seinem “eigentlichen Schöpfer” abhängig und ist somit zumindest in der Zeit begrenzt. Das würde heissen, er ist auf seinen Urheber, ohne den er nicht existieren kann, angewiesen. Deshalb schließt sich dieser Fall von selbst aus. Die zweite Möglichkeit, ob er sich selbst geschaffen haben könnte, ist genauso absurd und läßt sich keinesfalls mit dem gesunden Menschenverstand vereinbaren. Denn eine solche Möglichkeit birgt viele Widersprüche in sich. Daher scheidet sie genauso aus. Es bleibt nur die einzig vernünftige Erklärung, daß dieser Schöpfer keine Eigenschaften mit seiner Schöpfung teilt. Er hat keinen Anfang und kein Ende, er ist eben "azali", Er ist auch nicht bedürftig und muß vollkommen sein. Er ist Allah (swt), der immer da war, da ist, und für immer da sein wird. Er ist Allah (swt), auf den alles Geschaffene, sei es sichtbar oder nicht, in seinem Dasein und auch in seinem Fortbestehen angewiesen ist und immer angewiesen sein wird. Mit diesen einfachen Überlegungen wurde ganz rational die Existenz unseres Schöpfers - Allah (swt) - bewiesen. Allah (swt) sagt in Surat Ar-Ra´d: „Sprich: Wer ist der Herr der Himmel und der Erde? Sprich: Allah. Sprich: Nehmt ihr euch außer Ihm andere Beschützer, welche sich weder nutzen noch schaden können? Sprich: Sind etwa der Blinde und der Sehende gleich? Oder sind etwa die Finsternis und das Licht gleich? Oder machten sie Allah andere Nebengötter, die etwas wie seine Schöpfung erschufen, so daß beide Schöpfungen ihnen ähnlich erscheinen? Sprich: Allah ist der Schöpfer eines jeden Dinges und Er ist der Einzige, der Allbezwinger“
Sagte doch nicht Nietzsche, “Gott” sei tot ? Mancher Rationalist mag heutzutage die obige Aussage entweder damit begründen, daß Nietzsche damit meinte, die “Gottesidee” lebe im Kopf des Menschen und verschwinde mit ihm, sobald dieser auch stirbt oder ebenfalls damit, daß dieser “Schöpfer” solange existiert, wie die Menschen dieser Idee anhängen und dann verschwindet, wenn diese Idee stirbt. Meines Erachtens geht die oben erwähnte Aussage viel weiter als das. Im Zuge der europäischen Aufklärung dachte der Philosoph, mit dem Verstand und der Wissenschaft sei alles erklärbar und somit auch begründbar und daher müsse “Gott” in der Kirche bleiben. Seine Aussage bedeutet nichts anderes als die Sanktionierung der kapitalistischen Ideologie, deren Fundamente auf der Säkularisierung von Staat und Gesellschaft fußen. Nein, “Gott” ist nicht tot, aber Nietzsche wohl. Die Idee über die Existenz eines Schöpfers muß als Produkt einer luziden Denkweise, nicht einer spekulativen Philosophie und schon gar nicht der Metaphysik, erfolgen. Erst dann kann diese Idee zu einem klar umrissenen Konzept werden. Sie überzeugt die eigene Ratio und stellt das Herz vollkommen zufrieden:
„Finden die Herzen doch nicht ihre innere Ruhe dadurch, daß sie Allah eingedenk sind?“ Allah (swt) sagt beispielsweise in Surat At-Tariq:
„Der Mensch soll doch sehen, woraus er erschaffen wurde. Er wurde aus einer herausströmenden Flüssigkeit erschaffen, die zwischen den Lenden und den Rippen lagert“, und in Surat Yasin:
„Und ein Zeichen für sie ist die Nacht, aus der Wir den Tag hervorgehen lassen, dann verweilen sie in der Dunkelheit“, und in Surat Al-Hagg: „Ihr Menschen, es wird (euch) ein Gleichnis vorgetragen, so hört es an: Diejenigen, die ihr außer Allah anbetet, können nicht einmal eine Fliege erschaffen, auch wenn sie sich zusammenschließen. Und wenn die Fliege sie um etwas berauben sollte, so können sie es ihr nicht entreißen. Schwach ist der Fordernde und das Geforderte“ Ferner sagt Allah (swt) in Surat An-Nahl: „Er ist Derjenige, Der für euch Wasser, aus dem euer Getränk ist und wodurch Bäume, an denen ihr weidet, hervorkommen, vom Himmel herabregnen läßt. Dadurch läßt Er das Korn, die Oliven, die Palmen, die Trauben und allerlei Früchte für euch wachsen. Hierin ein Zeichen für Leute, die denken. Für euch machte Er die Nacht und den Tag, die Sonne, den Mond und die Sterne auf Sein Geheiß dienstbar. Hierin sind Zeichen für Menschen, die verständig sind (d.h. für Menschen mit Verstand). Und alles, was Er für euch schuf, dessen Farben verschieden sind, darin ist ein Zeichen für Leute, die dessen eingedenk sind.“
Dann sagt Er:
„Ist Derjenige, der erschafft, etwa gleich demjenigen, der nichts erschaffen kann? Könnt ihr denn nicht dessen eingedenk sein?“ Nach dem Verständnis der kapitalistischen Ideologie hat der Schöpfer, ob er nun existiert oder nicht, in weltlichen Angelegenheiten nichts zu suchen. Im Hinblick auf die Kirchengeschichte mag oben Gesagtes aus europäischer “aufgeklärter” Sicht legitim sein, zumal das feudale mittelalterliche Europa sicherlich kein ruhmreiches Kapitel der Weltgeschichte darstellt. Aber der Säkularismus ist bis dato einer vollkommen rationalen Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens schuldig geblieben. Es wird die Ansicht vertreten, die Glaubensfrage sei nun mal als solche zu sehen und zu behandeln und müsse dem Gewissen einzelner Individuen überlassen werden. Weiter heißt es, kein Mensch könne die “absolute Wahrheit” für sich beanspruchen. Vielleicht doch! Diese Problematik, wer sei im Besitz welcher Wahrheit, läßt sich auf einen einfachen Punkt bringen: Gibt es überhaupt eine absolute Wahrheit? Und wenn ja, wie erfahre ich sie? Eine exakte Antwort auf eine solche durchaus abstrakt erscheinende Frage läßt sich weder empirisch noch logisch eindeutig ermitteln. Vielmehr ist hier der gesunde Menschenverstand gefragt, d.h. das luzide Denken. Am Anfang dieser Abhandlung wurde näher auf diese Frage eingegangen und aufgeführt, wie die Existenz des Schöpfers ganz rational bewiesen werden kann. Dieser rationale Beweis ist jener von dem im Qu´ran Karim die Rede ist, wenn es um die ´Aqa`id geht. Denn Allah (swt) sagt z.B.:
„Und wer neben Allah einen anderen "Gott" (Ilah) anruft, für den er keinen eindeutigen Beweis hat, wird von seinem Herrn zur Rechenschaft gezogen. Die Kuffar werden wahrlich keinen Erfolg haben.“
Ferner sagt Er:
„Und Wir ließen aus jeder Nation einen Zeugen hervortreten und sagten:" Bringt euren Beweis". Dann wußten sie, daß Allah im Besitz der Wahrheit ist. Es entging ihnen dann, was sie immer erdichtet hatten.“
Und in Surat Ar-Ra´d sagt Er: „Ist etwa derjenige, welcher weiß, daß das, was dir von deinem Herrn herabgesandt wurde, die Wahrheit ist, gleich demjenigen, welcher blind ist? Eingedenk sind dessen (nur) Leute mit Verstand“
Das Problem liegt also nicht darin, sich zu fragen, ob es eine absolute Wahrheit gibt oder nicht, sondern vielmehr darin, zu wissen, welche Denkmethode uns als Menschen zur Verfügung steht, um überhaupt zu dieser Erkenntnis gelangen zu können. Ein Wissenschaftler kann natürlich nicht in seinem Labor nachweisen, was ein Mensch auf dieser Erde überhaupt zu suchen hat. Ein Philosoph kann die Frage genausowenig ausreichend beantworten, solange er sich der Logik als Basis für sein Denken bedient. Die einzige Möglichkeit stellt die rationale Methode dar, wie zuvor definiert, die jedem Menschen dazu verhilft, zu dieser Wahrheit zu gelangen, nämlich die Existenz eines Allgegenwärtigen, Allmächtigen und zwangsläufig eines Allwissenden Schöpfers: ALLAH (swt). Dieses durch unsere Ratio erlangte Wissen um die Existenz des Schöpfers darf auf keinen Fall mit dem Wissen um sein eigentliches Wesen, das weiterhin unserem begrenzten Wahrnehmungsvermögen entzogen bleibt, verwechselt werden. Das göttliche Wesen bleibt uns weiterhin verborgen, während seine Existenz im Rahmen des rational Beweisbaren liegt. Warum müßte eine Idee, neben dem Bezug zur Realität, das Herz eines Menschen zufriedenstellen, um richtig zu sein? Es ist nicht zu verleugnen, daß jeder Mensch außer seinen biologischen Bedürfnissen auch Instinkte hat: den Selbsterhaltungsinstinkt und den Instinkt zur Erhaltung der Art. Insofern ist der Mensch von einem Tier hinsichtlich dieser Bedürfnisse nicht zu unterscheiden. Beide Instinkte lassen den Menschen wie so oft seine natürlichen Grenzen erkennen. Dieses weckt in ihm das Bedürfnis, nach einem Allmächtigen zu suchen, der ihm Schutz und Geborgenheit gewährt und ihm den Sinn seiner Existenz vermittelt: Dieses Bedürfnis ist nichts anderes als der Religiösitätsinstinkt. Wird diese Suche dem Instinkt alleine überlassen, so ist es nicht verwunderlich, daß der Mensch der Idolatrie (Götzendienst) verfällt. Aus diesem Grunde ist der Einsatz des Verstandes unerläßlich, will man diese Suche in geordnete Bahnen lenken, und zu einem eindeutigen Ergebnis kommen, das den Verstand überzeugen und diesen Instinkt voll befriedigen kann.
Allah (swt) sagt in Surat Al-Mulk: „Ist derjenige, der mit einem zur Erde gebeugten Gesicht läuft, besser rechtgeleitet, oder derjenige, welcher aufrecht auf einem geraden Weg läuft?“ Und weiter :
„Er ist Derjenige, Der euch erschuf und euch mit Gehör, Augen und Herzen ausstattete. Wie wenig seid ihr dankbar.“
Zum Abschluss möchten wir diese kurze Abhandlung mit einem an den Gesandten Allahs (ass) gerichteten Qur`anvers aus Surat Yusuf (as) abschließen, der die Tragweite des Islam als ´Aqida und eine ihr entspringende umfassende Lebensordnung eindrucksvoll beschreibt: „Sprich: Dies ist mein Weg, auf dem ich mit Weitblick und innerer Sicht -samt derjenigen, welche mir folgen- zu Allah aufrufe. Und SubhanAllah und ich bin keiner der Musrikin.“
Grundlagen des Islam
Die fünf Säulen
Die Grundsätze des Islam, die fünf Säulen, die zu erfüllen jeder Muslim verpflichtet ist, sind:
- Das Glaubensbekenntnis Schahada (شهادة): Ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt außer Gott und Mohammed ist sein Gesandter. (s.o.)
Die Schiiten fügen in der Regel noch den Satz hinzu: und Ali ist der Freund Gottes. Gemeint ist hier Ali ibn Abi Talib. Im Sufismus (islamische Mystik) wird der erste Teil der Schahada auch interpretiert mit: Ich bekenne, dass es nichts außer Gott gibt bzw. Es gibt nichts. Es gibt nur den Einen (die Einheit).
Das Aussprechen der Schahada in ehrlicher Absicht reicht aus, um Muslim zu werden. Sie ist auch das erste, was einem Neugeborenem ins Ohr geflüstert wird, und der letzte Gruß an einen Sterbenden. Wer sich einmal zum Islam bekannt hat, ist es nach islamischem Recht bis zu seinem Tod. Deshalb wird in islamischen Ländern auf die Durchsetzung dieses Rechtsgrundsatzes geachtet. Wer dennoch vom Islam abfällt, verliert seine familiären und gesellschaftlichen Bindungen, Rechte, Erbansprüche (Dies ist nicht vom Islam vorgeschrieben).
Es wird zu festgelegten Zeiten verrichtet, zu denen der Muezzin ruft: in der Morgendämmerung, mittags, nachmittags, abends und nach Einbruch der Nacht.
Zuvor erfolgt die rituelle Reinigung (Wudu) mit reinem Wasser. Sollte dieses nicht in ausreichender Menge zu Verfügung stehen oder als Trinkreserve benötigt werden, wird Sand oder Staub verwendet, also Tayamum vollzogen. Das Zusammenlegen oder Nachholen von Gebeten ist unter bestimmten Bedingungen gestattet, z. B. auf Reisen. Am Freitag muss das Mittagsgebet (Freitagsgebet) in der Gemeinschaft (das Gebet in der Moschee ist nicht Pflicht, zwingend ist für das Freitagsgebet die Gemeinschaft) stattfinden, dann (oder davor) wird auch gepredigt (Khutba). Viele Muslime beten aber auch sonst, möglichst in der Moschee. Die Teilnahme am Freitagsgebet ist Pflicht für alle männlichen erwachsenen Muslime.
- Die Almosensteuer Zakat (زكاة).
Die Erträge werden für 8 gruppen; Bedürftige, Kranke, Befreiung Gefangener, den Dschihad oder zum Aufbau religiöser Schulen verwendet. Die Höhe variiert je nach Einkunftsart (Handel, Viehzucht, Anbau) zwischen 2,5-10% ebenso wie die Besteuerungsgrundlage (Einkommen oder Gesamtvermögen). Zakat stellt eine der drei nach islamischem Recht erlaubten Steuerformen dar; die anderen beiden sind die Grundsteuer (Charadsch) und die Kopfsteuer (Dschizya), die von Nichtmuslimen in islamischen Gesellschaften als Gegenleistung für ihre Duldung (siehe: Dhimmi) verlangt werden kann. Die Zakat ist eine gottesdienstliche Handlung und kann dadurch nur Muslimen zu Gute kommen (Muss aber auch nur von Muslimen entrichtet werden).
Im Monat Ramadan, der sich jedes Jahr um einen Monat verschiebt, wird von Beginn der Morgendämmerung - wenn man einen „weißen von einem schwarzen Faden unterscheiden“ kann (Koran 2:187) - bis zum vollendetem Sonnenuntergang gefastet, nichts gegessen, nichts getrunken, nicht geraucht, kein ehelicher Verkehr und manche andere Enthaltsamkeit im Verhalten geübt.
Das Fasten wird nicht aus gesundheitlichen Gründen befolgt, sondern um Gottes Befehl während des Tages zu genügen. Insofern ist das oft praktizierte ausgiebige Fastenbrechen bei Nacht zwar nicht unbedingt ideal, verletzt jedoch auch nicht die religiöse Pflicht. Oft bricht man das Fasten mit einer Dattel und einem Glas Milch, nach Vorbild des Propheten. Der Fastenmonat wird mit dem Fest des Fastenbrechens ('Īd al-fitr) beendet.
- Die Pilgerfahrt Haddsch (حج).
Einmal in seinem Leben soll der Muslim die Pilgerfahrt nach Mekka antreten. Sie findet im letzten Mondmonat statt, sobald er dazu in der Lage ist, und wird dann zur Pflicht für ihn. Entscheidend dafür ob die Pilgerfahrt zur Pflicht wird, sind unter anderem seine finanziellen und gesundheitlichen Lebensumstände.
Die Pilger müssen nach ihrer Ankunft in Mekka u.a. die Kaaba sieben Mal umkreisen, auf dem Hügel Arafat verweilen, zwischen den beiden Hügeln Safa und Marwa laufen - damit vollziehen sie den Durst von Hagar und Ismael auf der Suche nach Wasser in der Wüste nach (vgl. 1. Mose 21, 9-21) -, Opferschafe schlachten und den Satan rituell steinigen.
Glaubensgrundsätze
Im Islam gibt es sechs Glaubensartikel, nämlich den Glauben an:
- Gott (Allah)
- seine Engel
- seine Offenbarung (heilige Bücher: Tora, die Evangelien, den Koran etc.)
- seine Gesandten, die Propheten Gottes: darunter Adam, Abraham, Moses, Jesus und zuletzt Mohammed
- den Tag des jüngsten Gerichts und das Leben nach dem Tod: Der Mensch werde eines Tages für seine Taten zur Verantwortung gezogen und mit dem Höllenfeuer bestraft bzw. mit dem Paradies belohnt
- die göttliche Vorsehung.
Erwähnt werden diese Glaubensartikel sowohl im Koran (z.B. in an-Nisā'(4):136:
- Ihr Gläubigen! Glaubt an Gott und seinen Gesandten und die Schrift, die er auf seinen Gesandten herabgeschickt hat, und an die Schrift, die er schon (früher) herabgeschickt hat! Wer an Gott, seine Engel, seine Schriften, seine Gesandten und den jüngsten Tag nicht glaubt, ist (damit vom rechten Weg) weit abgeirrt.
Auch in Hadithen wie folgendem Ausspruch des Mohammed heißt es:
- Der Glaube besteht darin, dass du an Gott glaubst und an seine Engel, an seine Bücher, an seine Propheten und an den Jüngsten Tag, sowie an die göttliche Vorsehung des Guten und des Bösen.
Die genaue Liste der Glaubensartikel varriiert leicht zwischen den Rechtsschulen und gelegentlich sogar zwischen einzelnen Gelehrten. Das Glaubenskonzept der Schia ist praktisch identisch und wird nur durch einige Punkte erweitert, die z.B. die Verehrung der Imame betreffen. Lediglich die Ismaeliten weichen durch ihre monistischen Vorstellungen vom Wesen der Engel und des Prophetentums deutlicher davon ab.
Nach muslimischem Verständnis sandte Allah den Koran durch den Erzengel Gabriel als „göttliches Zeichen“ an Mohammed, zur Verkündigung an die Menschen. Die „göttlichen Zeichen“ seien für jeden Menschen erkennbar, sofern er „vernünftig“ überlege. Um den Koran zu verstehen, müsse der Mensch sich von seinen „schlechten Eigenschaften“ und seinen „falschen Ideen“ befreien, damit sein Geist sich durchsetze. Dies erreiche man durch ständige Selbstüberwindung und den Kampf gegen die Ungerechtigkeit in der Welt. Die Menschen sollten „Stellvertreter Allahs auf Erden“ sein, indem sie verantwortlich handelten und für Gerechtigkeit einträten.
Der Islam ist eine ausgeprägt monotheistische Religion. Die christliche Vorstellung der Dreifaltigkeit wird ausdrücklich als im Ansatz polytheistisch abgelehnt, ebenso jede Personifizierung oder gar bildliche Darstellung Gottes. Gott wird durch seine 99 wundervollen Namen beschrieben, die nur ihm alleine zustehen. Die Menschen können über Gott nur wissen, was er ihnen selbst in seiner Gnade offenbart hat, da es die menschliche Vorstellungskraft weit überschreitet, sich direkt ein Bild von Gott zu machen.
Anders als Jesus im Christentum ist Mohammed ein sterblicher Mensch, der jedoch von Gott als ein Prophet auserwählt wurde, um den Menschen die Wahrheit zu verkünden. Schon vor ihm habe eine Vielzahl anderer Propheten der Menschheit die göttliche Botschaft überbracht, jedoch sei diese immer wieder verfälscht worden, so dass der Koran die einzige wirklich verlässliche Quelle sei. Unter diesen Propheten finden sich sämtliche Propheten, die in der Bibel genannt werden, einschließlich Jesus (arabisch Isa). Außer ihm werden auch Abraham (Ibrahim), Moses (Musa) und Josef (Yusuf) im Koran erwähnt.
Der Mensch ist im Islam nicht an die Vermittlung durch eine Institution, sondern jedes Individuum kann sich durch seine guten Taten und seine "Gottesfurcht" direkt einen Platz im Himmel verdienen – allerdings nur für sich selbst, nicht für andere. Somit wird die Eigenverantwortung jedes Einzelnen betont. Im Volksislam wird dieses Prinzip durch die Heiligenverehrung etwas aufgeweicht.
Neben der Eigenverantwortung steht die Verantwortung für andere: Jeder Muslim ist verpflichtet, zu „gebieten, was recht ist“ und zu „verbieten, was verwerflich ist“ (amr bi-l-ma'rūf wa nahy ani l-munkar امر بالمعروف ونهي عن المنكر) (mehrfach im Koran, z. B. in Sure 7, Vers 157). Dieser Grundsatz hat, durch den resultierenden Gruppendruck gegen „verwerfliches“ Verhalten, in der islamischen Geschichte zum einen die Gemeinschaft gestärkt, aber auch dafür gesorgt, dass der berühmte Vers „Es gibt keinen Zwang im Glauben“ in der Praxis nie wirklich relevant wurde. Siehe hierzu auch Hisba.
Wer im Islam ehrliche Reue zeigt, kann immer zu Gott zurückfinden. Andererseits strebt der Islam auch auf Erden einen "Idealzustand" an. Dabei sollte man vielleicht eher von einem Zustand sprechen, der unter Berücksichtigung der Mängel und Unvollständigkeiten der Menschen möglichst nahe an den Idealzustand herankommt.
Nach der Überlieferung war die frühislamische Gesellschaft ein solcher „Idealzustand“. Der wesentliche Unterschied zwischen „Fundamentalisten“ und „gemäßigten Muslimen“ besteht darin, dass erstere den damaligen Zustand als für alle Zeiten vorbildhaft betrachten. Gemäßigte Muslime glauben zwar auch, dass es die unter den damaligen Umständen in einer Gesellschaft von Wüstenomaden bestmögliche Annäherung war, betonen aber, dass die zu Grunde liegenden Ziele unter geänderten Bedingungen auch auf veränderte Weise angestrebt werden sollen.
Der Dschihad
Der Dschihad (arab. »sich bemühen, sich anstrengen, kämpfen«) ist ein wichtiges Glaubensprinzip im. Seine Bedeutung im Islam ist so groß, dass zeitweise diskutiert wurde, ob der Dschihad als sechste „Säule des Islam“ gerechnet werden sollte. Das „Bemühen auf dem Wege Gottes“ umfasst die eigene spirituelle und moralische Verbesserung, die Verbesserung des Gemeinwesens bzw. seiner Mitbrüder, und auch die Verteidigung des Glaubens mit der Waffe.
Leider gibt es noch heute einige wenige Personen die diese Verbesserung des Gemeinwesens zu eigenen, un-muslimischen Zwecken umdeuten. Ein Beispiel: Die Taliban von Osama bin Laden.
Die Scharia
Unter Scharia (arab. »der Weg zur Wasserstelle«) versteht man die Gesamtheit von vorwiegend religiösen Regeln (Gebet, Reinigung, Fasten, etc) aber auch weltlichen Regeln (Kriegsrecht, Strafrecht, etc.) Von der Struktur her könnte man sich die Scharia als eine Mischung aus Katechismus und BGB vorstellen.
Richtungen
Sunniten
Der Islam ist in mehrere Richtungen gespalten. Die Sunniten bilden mit etwa 90% die zahlenmäßig größte Gruppierung. Sie unterteilen sich wiederum in die sunnitischen Rechtsschulen der Hanafiten, Malikiten, Hanbaliten und Schafiiten.
Wahhabiten
Der Wahhabismus ist eine äußerst strenge Auslegung der hanbalitischen Rechtsschule der Sunniten, zum Zeitpunkt seiner Entstehung auch eine politische Strömung.
Schiiten
Die Schiiten sind die zweite große Richtung. Deren Hauptrichtung sind die so genannten Imamiten oder Zwölferschia, die vor allem im Iran, Irak, Bahrain und dem Libanon weit verbreitet sind. Weiter gibt es die Anhänger der Siebenerschia (Ismailiten), die vorwiegend auf dem indischen Subkontinent (Mumbai, Karatschi und Nordpakistan) sowie in Afghanistan und Tadschikistan leben. Die Zaiditen oder Fünferschia finden sich heute nur noch im Jemen. Daneben existieren einige andere kleine Gruppen, die zuweilen den Koran sehr unkonventionell auslegen oder gar Ali Ibn Abi Talib vergöttlichen.
Charidschiten
Die Charidschiten sind heute die kleinste Richtung des Islams, die heute noch bestehde Untergruppierung heißt Ibaditen. Sie leben vor allem in Südalgerien (Mzab), auf der tunesischen Insel Djerba und in Oman.
Sufismus
Alle Religionen haben einen inneren (esoterischen) Aspekt und einen äußeren (exoterischen). Die mystische innere Dimension des Islam ist der Sufismus (auf Arabisch Tasawwuf تصوف). Der innere Aspekt wird auch Tariqa, der äußere Schari'a genannt. Nach Auffassung der Sufis gehören diese beiden Aspekte untrennbar zusammen, als Beispiel dient das Symbol einer Öllampe: Die Flamme der Lampe steht für Tariqa, also für die Essenz der Religion, die ohne das schützende Glas beim ersten Windhauch erlöschen würde. Das Glas, also die Hülle, steht für Schari'a, aber ohne eine Flamme hätte das Glas alleine als Lampe keinen Sinn.
Von puritanischen Gruppen wie den Wahhabiten werden die Sufis oft als Ketzer bezeichnet und deswegen abgelehnt.
Weitere Gruppen
Weitere Gruppen sind die Aleviten und die Ahmadiyya. Aus dem schiitischen Islam haben sich auch die eigenständigen Religionen der Drusen, der Jesiden, des Babismus und die Religion der Baha'i entwickelt.
Die Sammlung des Qur´aan
Der Qur´an wurde vor ca. 1400 Jahren an den Gesandten Muhammad herabgesandt, damit er ihn an alle Menschen überbringt. Da er den Anspruch hat, das zweifellos unveränderte Wort Allahs zu sein, ergibt sich die Frage, wie der Qur´an 1400 Jahre “unbeschadet“ überstehen konnte, ohne dass sich ein Fehler einschleichen oder etwas verloren gehen konnte, zumal man sich der Beispiele der früheren Offenbarungstexte bewusst ist.
Warum gingen die früheren Schriften verloren, während der Qur´an in seiner ursprünglichen Form erhalten geblieben ist?
Allah sagt: “Wahrlich, Wir haben die Ermahnung (d.h. Qur´an) herabgesandt, und Wir werden ihre Hüter sein.“ (15:9)
Und Er sagt ebenso: “Falschheit kann nicht an ihn herankommen, weder von vorn noch von hinten.“ (41:42)
Damit haben wir das Versprechen von Allah, dass der Qur´an originalgetreu so erhalten bleiben wird, wie er herabgesandt wurde. Es wird nicht dasselbe passieren, was mit den früheren Offenbarungstexten geschehen ist. Die Menschen haben damals vergessen bzw. verfälscht, was ihnen offenbart wurde. Sie fügten Teile hinzu oder ließen einige weg, obwohl sie damit beauftragt wurden, für die Bewahrung der Schriften zu sorgen.
Allah sagt: “Wahrlich, ein Teil von ihnen verdreht seine Zunge über die Schrift, damit ihr es für einen Teil von ihr haltet, obwohl es nicht zur Schrift gehört. Und sie sprechen: 'Es ist von Allah'; (3:78) jedoch ist es nicht von Allah, und sie sprechen eine Lüge gegen Allah, obwohl sie es wissen.“ Und Er sagt: “...denn ihnen wurde aufgetragen, das Buch Allahs (Thora) zu bewahren...“ (5:44)
Im Falle der früheren Schriften hat Allah die Menschen damit beauftragt, diese zu bewahren, während im Falle des Qur´an Allah darin das Versprechen gab, für dessen Bewahrung zu sorgen.
Der Qur´an wurde dem Gesandten in einem Zeitraum von 23 Jahren - 13 Jahre in Mekka und 10 in Medina - offenbart. Er wurde nicht im Ganzen und in einem Zug, sondern schrittweise und zeitlich verteilt herabgesandt, je nach Anlass. So kam es vor, dass nur eine Aya offenbart wurde, ein anderes Mal fünf oder zehn Ayat. Dies hing vom Ereignis, von der Frage oder vom Problem ab, zu deren Anlass die entsprechenden Teile des Qur´an herabgesandt wurden. Allah sagt: “Und Wir haben den Qur´an in Abschnitten offenbart, damit du ihn den Menschen in Ruhe vorträgst, und Wir sandten ihn nach und nach hinab.“ (17:106) Der Prophet kümmerte sich schon zu seinen Lebzeiten darum, dass die herabgesandten Ayat fehlerfrei und unverändert bewahrt bleiben. Dies vollzog sich gleichzeitig in zwei Formen, nämlich in mündlicher und schriftlicher Form. Was den mündlichen Weg betrifft, so war der Prophet natürlich der Erste, der die offenbarten Ayat hörte und sie sich einprägte. Sobald er die Offenbarung erhielt, trug er sie seinen Gefährten vor, die sie auswendig lernten. Diese Form der Bewahrung von Texten im Gedächtnis und mündliche Weitergabe, war die geläufige Form der damaligen Zeit, da nur wenige Leute das Lesen und Schreiben beherrschten. Viele der Sahaba lernten mit großem Eifer den gesamten Qur´an auswendig. Sie fühlten sich durch jede Aya angesprochen und verstanden sie als persönlicher Aufruf und Botschaft von Allah. Dabei half ihnen die schrittweise Herabsendung des Qur´an und ihr stark ausgeprägtes Gedächtnis.
Doch der Gesandte verließ sich nicht nur auf das im Gedächtnis Bewahrte, sondern legte großen Wert darauf, dass der Qur´an auch schriftlich festgehalten wird. Wie oben erwähnt, war die Fertigkeit des Schreibens und Lesens nicht so verbreitet. Doch zu denen, die dieses beherrschten, gehörten auch die ersten Muslime überhaupt: Abu Bakr, Uthman bin Affan , Ali usw. Diese wurden zu offiziellen Schreibern des Propheten. Der Gesandte spornte die Leute mit allen Mitteln dazu an, das Lesen und Schreiben zu erlernen, wie folgendes Beispiel beweist: Als der Gesandte nach der ersten siegreichen Schlacht von Badr 70 Gefangene machte, gab er diesen die Möglichkeit, sich dadurch freizukaufen, indem jeder von ihnen jeweils 10 Bewohnern aus Medina das Lesen und Schreiben beibringt.
Es verbreitete sich mit der Zeit das Lesen und Schreiben, so dass bis zur Vollendung des Qur´an mehr als 40 Schreiber dem Propheten zur Verfügung standen. Sie schrieben und ordneten die Ayat auf Anordnung des Propheten, da er die Ayat nach und nach erhielt und sie in die entsprechenden Stellen eingefügt werden mussten. So sagte er ihnen beispielsweise: “Fügt diese Aya in diese und jene Stelle ein“, oder “Fügt diese Aya in die Sure ein, in der dieses und jenes erwähnt wird.“ Das heißt, nicht nur die Ayat an sich gehören zur Offenbarung, sondern auch deren Anordnung und ebenso die Schreibweise sind Teil der Offenbarung. Zur Sicherheit hat der Prophet bei seinen Gefährten das Erlernte abgefragt und das Aufgeschriebene nachgeprüft. Der Qur´an wurde also schon zu Lebzeiten des Propheten in seiner Gesamtheit aufgeschrieben, und das unter seiner Aufsicht und in seiner Gegenwart. Damit war sichergestellt, dass kein Wort verloren gehen oder verfälscht werden konnte. Einmal jährlich im Monat Ramadan trug Gibril dem Propheten die bis dahin offenbarten Teile des Qur´an vor. Im Todesjahr des Propheten fand dies zweimal statt, was auch ein Zeichen für ihn war, dass er nicht mehr lange zu leben hatte. Doch warum musste der Qur´an “gesammelt“ werden?
Zwar war der Qur´an in seiner Gesamtheit sowohl im Gedächtnis der Muslime als auch schriftlich vorhanden, jedoch bestand er nicht als Mushaf (d.h. in Buchform, zusammenhängend an einem Ort). Die vom Gesandten an seine Schreiber diktierten Abschnitte des Qur´an wurden auf verschiedene Schreibmaterialien aufgezeichnet, die damals verwendet wurden. Dazu gehören Palmblätter, Knochen, Steine, Leder, Pergament usw.
Der erste, der sich dazu veranlasst sah, die mit den Ayat beschriebenen Materialien zu sammeln, war der erste Kalif Abu Bakr. Der Anlass war die Schlacht von Yamama, in der 70 der Sahaba ums Leben kamen, die den gesamten Qur´an auswendig kannten. Abu Bakr befürchtete, dass mit dem Tod der Sahaba Teile des Qur´an verloren gehen könnten. Er beauftragte aus diesem Grund einen ehemaligen Schreiber des Propheten, Zaid ibn Thabit, die in verstreuter Form vorhandenen beschriebenen Materialien zusammenzutragen und an einem Ort aufzubewahren. Zaid ibn Thabit empfand dies als schwierigste Aufgabe seines Lebens, und er machte es sich nicht einfach, obwohl sowohl er als auch sein Auftraggeber Abu Bakr Schreiber des Propheten waren und den Qur´an im Gedächtnis hatten.
Die Muslime wurden dazu aufgerufen, die beschriebenen Materialien, welche die Worte des Qur´an enthielten und vom Propheten persönlich diktiert wurden, zu Zaid zu bringen, wo von zwei Sahaba bezeugt werden musste, dass die geschriebenen Worte aus dem Munde des Propheten kamen. Ist dies geschehen mussten daraufhin die zuvor bezeugten Teile des Qur´an mit dem übereinstimmen, was ein weiterer Sahabi aus dem Gedächtnis vortrug. Erst dann wurde es akzeptiert. Nach etwa einem Jahr der mühseligen Arbeit konnte Zaid ibn Thabit vollständig in zusammenhängender Form zusammentragen.
Dieser gesammelte Mushaf blieb im Besitz von Abu Bakr, kam dann zu Umar ibn al-Khattab und kam schließlich in den Besitz seiner Tochter Hafza, der Frau des Propheten.
In der Regierungszeit des Kalifen Uthman ibn Affan, tauchte erneut ein Problem auf. Da immer mehr und immer entferntere Gebiete für den Islam eröffnet wurden und damit auch Nichtaraber zum Islam übertraten, tauchten Probleme bei der richtigen Lesart und der Aussprache des Qur´an auf. Nachdem Uthman darüber unterrichtet wurde, befürchtete er, dass die gleichen Uneinigkeiten zwischen den Muslimen entstehen könnten, wie sie unter den Juden und unter den Christen entstanden sind. Er wollte aber die Einheit der Muslime garantieren. Daher bat er Hafza darum, ihm den bei ihr aufbewahrten Mushaf zu schicken, um davon mehrere Abschriften machen zu können. Es wurden daraufhin sieben Exemplare angefertigt, die in die verschiedenen Gebiete des islamischen Staates gesandt wurden. Gleichzeitig wurden mit jedem Exemplar auch die besten Rezitatoren mitgeschickt, damit gewährleistet ist, dass die Menschen den Qur´an in richtiger Weise hören konnten und keine Streitigkeiten entstehen. Alle noch eventuell vorhandenen übrigen Exemplare des Qur´an sollten im Auftrag von Uthman vernichtet werden, um sicherzustellen, dass man einen einheitlichen von Allah offenbarten Qur´an hatte, so wie er vom Propheten weitergegeben wurde und uns bis heute erhalten geblieben ist.
Geschichte
Die politische Geschichte des Islam und des Kalifats wird in eigenen Artikeln behandelt. Eine Herrscherliste bietet die Liste der Kalifen.
Gegenwart
Heute ist der Islam in vielen Ländern des Nahen Ostens, Nordafrikas, Zentral- und Südostasiens verbreitet. Hauptverbreitungsgebiet ist dabei der Trockengürtel, der sich von der Sahara im Westen über den Nahen Osten und den Kaukasus bis nach Zentralasien im Osten zieht. Das bevölkerungsreichste muslimische Land ist Indonesien. Muslimisch geprägte Länder in Europa sind Bosnien und Herzegowina, die Türkei und Albanien. Viele weitere Länder haben muslimische Minderheiten. Die Anhängerzahl des Islam wird auf zwischen 900 Millionen und 1,4 Milliarden geschätzt.
Islamische Konferenz
Die islamischen Länder sind in der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) organisiert, der auch einige Staaten mit größeren muslimischen Minderheiten angehören.
Umsetzung der Scharia
Seit der Kairiner Deklaration 1990 soll die Scharia wieder Basis der Gesetzgebung in allen islamischen Ländern sein. Die praktische Umsetzung ist jedoch sehr unterschiedlich. Während die Sharia in der Türkei überhaupt nicht praktiziert wird, beschränkt sich die Umsetzung in Tunesien nur auf das Zivilrecht, im Sudan hingegen kommt sie vollständig zur Geltung. Zuweilen gilt die Scharia nur in islamisch dominierten Landesteilen (Nigeria). Besonders drakonische Strafen (Amputation, Steinigung), die oft international kritisiert werden, finden in relativ wenigen islamischen Ländern Anwendung und werden auch innerhalb des Islams stark kritisiert, weil dabei meist die in der Scharia vorgeschriebenen strengen Schutzbedingungen für Angeklagte außer Acht gelassen werden, so zum Beispiel die Pflicht, mindestens vier erwachsene männliche Muslime als Zeugen vorzuführen, welche die Tat selbst mit eigenen Augen gesehen haben. Es gibt allerdings hier eine Grauzone, z. B. bei sogenannten «Ehrendelikten» (beispielsweise Tötungen wegen Ehebruchs). Selbst in der laizistischen Türkei konnte bis vor kurzem noch bei solchen Delikten mit mildernden Umständen gerechnet werden. Erst 2004 wurde ein Gesetz durch das Parlament beschlossen, das so genannte „Ehrenmorde“ an Mädchen und Frauen wie vorsätzlichen Mord mit lebenslanger Haftstrafe ahndet. Ein Bereich der Scharia, der wohl nur noch im Sudan existiert, ist die Sklaverei.
Wirtschaftliche und soziale Situation
Die soziale Situation vieler islamischer Länder ist weit vom Standard westlicher Länder entfernt. Alle islamischen Staaten gehören zu den Schwellenländern oder Entwicklungsländern. Keines der Länder hat den Sprung zu einem Industrieland geschafft. Ausnahmen wie der Tigerstaat Malaysia bestätigen eher die Regel, denn der dortige Boom wird hauptsächlich von der chinesischen Minderheit generiert. Besonders deutlich wird die derzeitige Situation wenn man die wirtschaftlichen Daten des islamischen Ursprungslandes Arabien betracht: Laut dem Arab Human Development Report (AHDR) der UNO sind die Hälfte aller Frauen und ein Drittel aller Männer in der Arabischen Welt Analphabeten. 32 Millionen Menschen leiden an Unterernährung. Das Bruttosozialprodukt aller 22 Länder der Arabischen Liga (300 Millionen Einwohner) lag 1999 mit 531,2 Milliarden Dollar noch unter dem des christlichen Spanien (40 Millionen Einwohner) mit 595,5 Milliarden Dollar. Zehn Millionen Kinder unter 15 Jahren besuchen keine Schule. Fast 40 Prozent der 15- bis 24-Jährigen in Algerien sind arbeitslos, in Marokko und Ägypten jeweils 35 Prozent. In Europa ist eine ähnliche Situation bei migrierten Wirtschaftsflüchtlingen und Gastarbeitern aus den islamischen ländern zu finden: 30 Prozent der in Deutschland lebenden, in der ersten Generation zumeist aus ländlichen Gegenden stammenden, türkischen Staatsbürger finden sich unter der Armutsgrenze wieder, weitere 35 Prozent liegen nur knapp darüber. Nur fünf Prozent der türkischen Schüler besuchen das Gymnasium, in Wien besitzen nur 66 Prozent der Wiener Muslime einen Pflichtschulabschluss. Die Reaktion auf diese Lage ist in vielen Ländern eine verstärkte Zuwendung der Bevölkerung zu islamistischen Gruppierungen, zumal diese sich stark im sozialen Bereich einsetzen. Der militante Islam (der Islamismus) spiegelt nach dem früheren deutschen Außenminister Klaus Kinkel, "die wirtschaftliche, politische und kulturelle Enttäuschung" der Muslime wider.
Die Heiligen Städte des Islam
Im Islam gilt eine Vielzahl von Städten als heilig, wobei dreien eine besondere Bedeutung zukommt: Zuerst natürlich Mekka als Geburtsort Mohammeds mit der Kaaba als zentralem Heiligtum des Islam, das die Gebetsrichtung (Qibla) bestimmt. Darauf folgt Medina, nördlich von Mekka gelegen, ist es der Ort, an dem der Islam erste politische Wirkungskraft entfaltete und als drittes Jerusalem, das nach muslimischer Überlieferung die erste Qibla-Richtung und der Ort, den die Muslime als geographische Position der im Koran (Sure 17, „Die nächtliche Reise“) erwähnten al-Aqsa-Moschee definiert haben. Daneben gibt es eine große Zahl an Wallfahrtsorten unterschiedlicher Bedeutung. Meist handelt es sich dabei um Grabstätten, etwa von Gefährten Mohammeds, der Imame der Schia oder von Sufi-Scheichs. Führend in der Zahl heiliger Orte ist vermutlich der nordafrikanische Volksislam mit unzähligen Grabstätten von Marabuts. Abgesehen von den ersten drei heiligen Stätten ist der Status der «heiligen» Städte - wie die Heiligenverehrung selbst - im Islam ein äußerst kontroverses Thema.
Jerusalem stellt in der Liste der heiligen Städte insofern einen Sonderfall dar, als sich der aus dem Koran hergeleitete Anspruch historisch nicht belegen lässt. Trotzdem ist er für Muslime einhellig eine Glaubenswahrheit, was ihn in der praktischen Auswirkung einer „historischen Wahrheit“ gleichstellt.
Der Islam und andere Religionen
Der Islam unterscheidet bei seiner Betrachtung Andersgläubiger zwischen monotheistischen und polytheistischen Religionen. Juden, Christen und Johanneschristen haben eine Sonderstellung als "Leute der Schrift", wie sie im Koran genannt werden. Im islamischen Staat haben sie die Stellung der sogenannten "Dhimmi", die eine Schutzsteuer entrichten müssen, dafür weder die gesetzliche "Armensteuer zahlen müssen, noch in der Armee dienen müssen. Ihnen muss vom Staat gewährleistet werden, dass ihnen Gotteshäuser zur Verfügung gestellt werden und sie ihre Religion frei ausüben können. Auch heidnisch-schamanischen, hinduistischen, buddhistischen, taoistischen und anderen religiösen Systemen darf die islamische Sicht nicht aufgezwungen werden, denn "Es gibt keinen Zwang im Glauben" [Koran: Sure 2 Vers 256].
Siehe auch
Literatur
Übersetzungen und Literatur zum Koran und den Hadithen finden sich in den entsprechenden Artikeln und werden deshalb hier nicht aufgeführt.
Grundwissen
- Ralf Elger (Hrsg.): Kleines Islam-Lexikon. Beck, München 2001, ISBN 3-406-47556-6
- Ralf Elger: Islam. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt 2002, ISBN 3-596-15368-9
- Gerhard Endreß: Der Islam. Eine Einführung in seine Geschichte. München 1997 (C.H. Beck Studium), ISBN 3-406-42884-3
- Richard Hartmann: Die Religion des Islam. Berlin 1944 - Nachdruck Wiss. Buchgesellschaft 1992, ISBN 3-534-80132-6
- Malise Ruthven: Der Islam. Eine kurze Einführung. Reclam, Stuttgart 2000, ISBN 3-15-018057-0
- Udo Schaefer: Glaubenswelt Islam. Eine Einführung. Religionswissenschaftliche Texte und Studien, Band 7. Georg Olms Verlag, Hildesheim 2002, ISBN 3-48710-159-9
- Annemarie Schimmel: Die Religion des Islam. Eine Einführung. Reclam, Stuttgart 1990, ISBN 3-15-008639-6
- Montgomery W. Watt: Der Islam. 3 Bände. Kohlhammer, Stuttgart 1980-1990 (Band 2: ISBN 3-17-005707-3)
- Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (Hrsg.): Was jeder vom Islam wissen muss. Gütersloher Verlagshaus, GTB 786, 5. Auflage 1996, ISBN 3579007866
Geschichte
- Ulrich Haarmann (Hrsg.): Geschichte der arabischen Welt. Beck, München 2001, ISBN 3-406-47486-1
- Heinz Halm: Der Islam. Geschichte und Gegenwart. C.H. Beck, München 2004, ISBN 3-406-519172
- Günter Kettermann: Atlas zur Geschichte des Islam. Darmstadt 2001, ISBN 3-534-14118-0
- Hans Küng: Der Islam. Geschichte, Gegenwart, Zukunft. München/Zürich 2004, ISBN 3-492-04647-9
- Tilman Nagel: Geschichte der islamischen Theologie. Beck, München 1994, ISBN 3-406-37981-8
- Albrecht Noth, Jürgen Paul (Hrsg.): Der islamische Orient. Grundzüge seiner Geschichte. Ergon, Würzburg 1998, ISBN 3-932004-56-6
- Bat Ye'or: Der Niedergang des orientalischen Christentums unter dem Islam. Resch-Verlag, Gräfelfing 2002, ISBN 3-935-19719-5
Verhältnis zum Westen und aktuelle Probleme
- Adel Theodor Khoury: Der Islam und die westliche Welt. Primus Verlag, ISBN 3-89678-437-4
- Samuel P. Huntington: Kampf der Kulturen. Goldmann-Verlag, 2002, ISBN 3-442-15190-2
- Mark A. Gabriel: Islam und Terrorismus. Resch, Lake Mary/Florida 2004, ISBN 3-9535197-39-X
- Ayaan Hirsi Ali : Ich klage an. Piper Verlag GmbH 2005, ISBN 3492047939
Ajall (der bestimmte Lebensfrist)
Die eigentliche Ursache des Todes wird oft missverstanden und fehlerhaft verschiedenen Faktoren zugeschrieben, die aber lediglich spezifische Einzelfälle beschreiben und nicht ursächlich für den Tod zu sehen sind. Eine Unterscheidung zwischen diesen Faktoren und der eigentlichen Ursache des Todes ist einem gewöhnlichen Betrachter häufig nicht möglich. Der Tod ist eine offensichtliche Realität für den Menschen und stellt physiologisch das Ende des irdischen Lebens dar. Weil der Tod ein notwendiges Charakteristikum der menschlichen Gesellschaften darstellt, muss es demnach auch eine alleinige und allseits gültige Ursache hierfür geben. Letztendlich muss eingestanden werden, dass der Tod sich durch vielfältige Arten einstellen kann und es unterschiedlichste Begleitumstände gibt, die aber nicht den Schluss zulassen dürfen, dass der Tod ein multifaktorielles Phänomen sei. Eine „alleinige Ursache“ des Todes bedeutet, dass der Tod ausschließlich hierauf zurückzuführen ist und einen definitiven Beschluss darstellt. Weitere Begleitumstände und Faktoren dürfen nur als Realitäten gesehen werden, von denen einige regelmäßig den Tod begleiten und andere weniger häufig. Anhand von zwei ausgewählten Beispielen soll das bisher Gesagte veranschaulicht werden: Der Tod in einem unausweichlichen Zusammenhang: Angenommen, jemand wird von einer Person mit einem Messer erstochen, so heißt das nicht, das das Erstechen hierbei die Ursache des Todes ist, weil dies eine Aktion von einem Aggressor darstellt und somit ein Resultat seiner Absicht ist. Das Erstechen an sich muss auch nicht unmittelbar den Tod zur Folge haben. Somit ist die Aktion des Erstechens in diesem Beispiel ein Begleitumstand des Todes und nicht die Todesursache an sich. Der Tod ist Menschen weltweit bekannt und bedeutet das Ende des diesseitigen physischen Lebens. Folglich muss es auch eine bestimmende Ursache dieses weltweit erfahrbaren Phänomens geben. Wenn in dem o.g. Beispiel das Erstechen die Ursache des Todes sein soll, so muss es als Tat an sich unweigerlich den Tod zur Folge haben. Ähnlich wie diese Bedingung, die nicht haltbar ist, können auch nicht die auf das Erstechen folgenden physiologischen Reaktionen, wie z.B. die Verletzung von Organen, der Blutverlust oder eine eintretende Schockreaktion u.ä. die Ursache des Todes bedeuten, weil sie alle Folgen des Erstechens sind. Die einzig noch verbliebene Möglichkeit bleibt die, dass der Aggressor durch die Verletzungen, die er dem Opfer zuzog, den Tod verursacht hat. Dabei muss festgehalten werden, dass die feste Absicht des Aggressors nicht unbedingt den Tod des Opfers zur Folge haben muss. Keine der hier angeführten Faktoren garantiert also den Tod oder besteht unabhängig voneinander. Schlussfolgernd gesehen, ist keines dieser Faktoren die definitive Ursache des Todes. Vielmehr liegt die Bestimmung des Todes außerhalb unserer Wahrnehmung, während die Begleitumstände und Faktoren des Todes, die wir wahrnehmen, lediglich Beschreibungen des Todesumstandes sind. Der Tod in einer Gaskammer: Zwangsläufig bedeutet das Inhalieren eines giftigen Gases, wie z.B. Zyanid, den Tod. Daher könnte jemand vermuten, dass dieses Giftgas den Tod verursacht habe. Wenn man aber dieses Szenario sorgfältig analysiert, so müssen erst andere externe Faktoren vorhanden sein, die überhaupt das Eindringen des Gases in die Kammer zulassen. Das beweist, das das inhalieren von giftigen Gasen zwar zum Tode führt, aber es letztendlich von anderen Faktoren abhängt. So ist z.B. das Vorhanden einer Person notwendig, die das Gas in die Kammer einströmen lässt. Obwohl nun dieser notwendige Auslöser bekannt ist, heißt das nicht zwangsläufig, dass der Tod des Opfers damit unabdingbar geworden sei. Denn das alleinige Öffnen von Ventilen, die das Gas in die Kammer einströmen lassen, ist nicht ausreichend, um den Tod zu garantieren. Wie bei dem zuvor beschriebenen Beispiel sind hier ebenfalls die Faktoren und Begleitumstände des Todes oder deren Kombination nicht die alleinige Ursache desselbigen. Vielmehr stellen diese Ereignisse Ergebnisse einer Handlung dar, die den Tod bedeuten. Nichtsdestotrotz bleibt die alleinige Ursache des Todes noch ungeklärt und bedarf weitergehender Untersuchungen. Die Ursache des Todes muss eine universelle sein
Der Tod ist ein Phänomen, das sich zu jeder Zeit und an jedem Ort der Menschheits-geschichte ereignet hatte und ereignen wird. Diese Tatsache bedeutet, dass es ein bestimmendes Element geben muss, das ursächlich für den Tod verantwortlich gemacht werden kann und über den jeweiligen individuellen Faktoren und Begleitumständen des Todes von Menschen steht. Die bisher getätigten Erklärungen zur Ursache des Todes werden durch Allah s.w.t. im Qur’an an verschiedenen Stellen beantwortet. Weil der Qur’an durch eine rationale Beweisführung als die Botschaft vom Schöpfer der Welten an die gesamte Menschheit gesehen wird, müssen wir Allahs s.w.t. Antworten als bindend akzeptieren und daher als Teil der islamischen Glaubensüberzeugung (Aqida) verstehen. So sagt Allah s.w.t. im Qur’an: „Keiner wird sterben ohne Allahs Erlaubnis; denn dies geschieht gemäß einer zeitlichen Vorherbestimmung.“ Sura 3, Al-Imran, Aya 145 An anderer Stelle im Qur’an heißt es: „Er ist es, Der euch aus Erde erschuf, dann aus einem Samentropfen, dann aus einem Blutgerinnsel, dann lässt Er euch als Kind daraus hervorgehen, dann lässt Er euch wachsen, auf dass ihr eure Vollkraft erreichen möget, dann lässt Er euch alt werden- wenngleich einige von euch vorher zum Sterben abberufen werden-, und Er lässt euch leben, damit ihr eine bestimmte Frist erreichet und damit ihr begreifen lernet. Er ist es, Der ins Leben ruft und sterben lässt. Und wenn Er etwas bestimmt hat, so spricht Er zu ihm nur: „Sei!“ und es ist." Sura 40, Gafir, Aya 67-68 In einem anderen Vers wird gesagt: „Und Allah hat euch aus Erde erschaffen, dann aus einem Samentropfen, dann machte Er euch zu Paaren. Und kein weibliches Wesen wird schwanger oder entbindet ohne Sein Wissen. Und keinem, der ein langes Leben hat, wird sein Leben verlängert, noch wird sein Leben irgendwie verringert, ohne dass es in einem Buche stünde. Das ist ein Leichtes für Allah.“ Sura 35, Fatir, Aya 11 Allah warnt an anderer Stelle: „Wo auch immer ihr seid, der Tod ereilt euch doch, und wäret ihr in Burgen. Und wenn ihnen Gutes begegnet, sagen sie: „Das ist von Allah“; und wenn ihnen Schlimmes begegnet, sagen sie: „Das ist von dir.“ Sprich: „Alles ist von Allah.“ Warum verstehen denn diese Leute kaum etwas von dem, was ihnen gesagt wird?“ Sura 4, Al-Nisa, Aya 78 Der zuletzt genannte Vers wurde als Antwort auf jene offenbart, die behaupteten, ihre natürliche Lebensspanne sei sowieso begrenzt, und sie sich daher nicht durch die qur’anische Botschaft leiten lassen wollten, weil sie darin keinen persönlichen Profit und Nutzen sahen. Diese Verse verdeutlichen, dass der Tod unausweichlich ist und niemand es vermag, diesem Schicksal zu entkommen. Es ist daher kurzsichtig zu behaupten, dass jemand, der nicht auf Allahs s.w.t. Wege zum Dschihad auszieht, dem Tod entkommen oder zumindest das Risiko zu sterben minimieren könnte. Ebenso ist es nicht denkbar, dass ein tyrannischer Regent seinen ihm sicher ereilenden Tod und die Rechenschaft, die er dann vor Allah s.w.t. für seine Machenschaften zu verantworten hat, entkommen kann, wenn er z.B. diejenigen verfolgen und umbringen lässt, die ihn auf seine Ungerechtigkeiten hinweisen. Vielmehr gibt den Gläubigen die Überzeugung, dass der Tod zu einem von Allah s.w.t. festgelegten Zeitpunkt eintreffen wird, die Gelassenheit und Entschlossenheit, die die Muslime im Dschihad praktiziert haben. Diese Überzeugung ist die Quelle für den Mut, den diejenigen aufbringen sollten, die zum Islam aufrufen und das Gute gebieten und das Unrechte verwehren. Es ist verständlich, dass den Menschen die Angst vor dem Tode innewohnt, doch die islamische Aqida nimmt den Gläubigen diese Furcht als hemmenden Einfluss auf dem Wege Allahs s.w.t. . Die Beispiele der Prophetengefährten ( Sahaba ) sind den Muslimen stets zugegen, wo sie die Dawah unter schwierigsten Bedingungen vorbildlich trugen und auch in unzähligen Schlachten konsequent und furchtlos die Feinde besiegten, auch wenn diese an Zahl und Ausrüstung weit überlegen waren. Sie hatten verstanden, dass die materielle Überlegenheit des Feindes ihnen nicht den Tod bringen würde, sondern dass das Leben nur durch den Willen Allahs ( s.w.t. ) beendet werden kann.
Weblinks
- Hauptseite des Zentralrats der Muslime in Deutschland
- Homepage des Islamrats in Deutschland
- Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich
- www.bpb.de "Der Islam" von der Bundeszentrale für politische Bildung
- www.qantara.de Internetportal Qantara - Dialog mit der islamischen Welt - Gemeinsames Projekt der Bundeszentrale für politische Bildung, Deutschen Welle, des Goethe-Instituts und des Instituts für Auslandsbeziehungen
- www.islamarchiv.de Zentralinstitut Islam-Archiv-Deutschland e.V. in Soest, älteste islamische Einrichtung im deutschsprachigen Raum
- Der Islam in Westeuropa-Linkliste