Die Reichsfreiherren von Edelsheim sind ein ursprünglich hessen-hanauisches Adelsgeschlecht. Sie führen sich zurück auf den kurmainzischen Geheimrat und Kammerpräsident der Grafschaft Hanau-Münzenberg, Johann Georg Seiffert von Edelsheim, der am 12. Dezember 1673 in den Reichsfreiherrenstand erhoben wurde.
Geschichte
Johann Georg Seiffert (auch: Seufert, Seyffert) stammte aus einfachen Verhältnissen und wurde im Würzburger Jesuitenstift erzogen. Er stieg am Hof des Hanauer Grafen Friedrich Casimir auf. Als Sekretär begleitete er den Grafen auf der Reise zum Regensburger Reichstag 1664.[1] Später war er Geheimsekretär des Grafen.
Das Hanauer „tolle Jahr“ 1669
Seiffert war 1669 beteiligt am „Staatsstreich“ des jüngeren Bruders Graf Friedrich Casimirs, Johann Philipp von Hanau-Lichtenberg. Ihm wurde Hochverrat vorgeworfen, er war jedoch rechtzeitig aus Hanau geflohen. Hintergrund war, dass Friedrich Casimir durch Projekte wie die Kolonie Hanauisch-Indien und den Ankauf von Raritäten stark verschuldet war. Windige Berater wie Johann Joachim Becher, Bengt Skytte oder Johann Michael Moscherosch bestärkten den Grafen darin, für den Bestand der Grafschaft gefährliche Lösungen zu suchen wie den Übertritt zum katholischen Glauben und den Verkauf von Teilen der Grafschaft an Georg Christian von Hessen-Homburg oder den Herzog von Lothringen.
Widerstand gegen diese Politik kam vor allem aus der mehrheitlich calvinistischen Hanauer Bürgerschaft, den erbberechtigten Nachkommen des Bruders Friedrich Casimirs, Johann Reinhard II. von Hanau-Lichtenberg, der Gräfin Sibylle Christine von Anhalt-Dessau und der durch einen Erbvertrag mit Hanau verbundenen Landgrafschaft Hessen-Kassel. Im Februar 1670 zwang Hessen-Kassel den Hanauer Grafen schließlich durch eine militärische Intervention und die Überreichung eines Ultimatums zum Umlenken. Mit der Wiedereinsetzung der alten Regierung gelangte auch Johann Georg Seiffert wieder in hanauische Dienste, wurde zum Hofmeister befördert und stieg schließlich zum Kammerpräsidenten der Grafschaft auf. Der im August 1670 verfasste Hanauer Religionsrezeß wurde hauptsächlich von Seiffert verfasst.
Erhebung in den Adelsstand
Seiffert verbleib in den Diensten des Grafen, der fortan sparsamer regierte und wurde auf dessen Initiative 1673 in den Adelsstand erhoben. Er nannte sich nun Johann Georg Seiffert von Edelsheim. 1674 erhielt er die erledigten Kronberger Lehen in Rumpenheim. Er ließ dort einen Landsitz errichten, den Vorgänger des heutigen Rumpenheimer Schlosses, brachte dort auch zahlreiche weitere Höfe an sich. Er heiratete Elisabeth von Speckhan und starb 1723. Sein Sohn Friedrich Christian Seufert von Edelsheim war ebenfalls in Hanauer Diensten des Grafen Philipp Reinhard, starb allerdings bereits 1722.[2]
Haus Edelsheim-Gyulai
Dieser Zweig wurde begründet durch k. u. k. General Leopold Wilhelm Freiherr von Edelsheim (* 1826; † 1893), 1866 adoptiert von seinem Vetter, Feldzeugmeister Ferenc Graf Gyulay de Marosnémeth et Nádaska (* 1798). Leopold Freiherr von Edelsheim erhielt am 4. Januar 1882 den Titel „Baron Edelsheim-Gyulai“.[3] Verheiratet war er mit der Schauspielerin Friederike Kronau[4] und war von 1875 bis 1886 Höchstkommandierender in Ungarn.[5] Der Ehe entstammte Dr. jur. Leopold (Lipót) József Graf von Edelsheim-Gyulai von Marosnémeth und Nádaska (* 1863; † 1928), erbliches Mitglied des ungarischen Oberhauses. Er hatte 1906 in Wien den ungarischen Grafenstand erhalten und war seit 1886 mit Irma Odescalchi de Szerém (*1863; † 1924) verheiratet. Da er nur zwei Schwestern, Paula und Ilona (* 1893 bzw. 1896; † beide 1935 in Budapest) hatte und aus sein Sohn Lipót Ferenc György Gyula (* 1888), der 1981 in Cannes starb, nur drei Töchter aus der ersten Ehe mit Gräfin Gabriella Pejacsevich de Verõcze (* 1894, † 1977) hatte, ist die Linie wohl erloschen. Nach der Scheidung 1920 heiratete er Ella Rothkugel von Rollershausen (* 1899).[6]
Historischer Besitz
Die Freiherren von Edelsheim besaßen zunächst zahlreiche bedeutende hanauische Lehen, die nach dem Aussterben der Hanauer Grafen 1736 und dem damit verbundenen Fall an Hessen-Kassel bestehen blieben. Erst mit der Aufhebung des Territorialbesitzes in napoleonischer Zeit sind sie nicht mehr in Südhessen ansässig. Zum ehemaligen Lehensbesitz zählte unter anderem:
- Dorf und Landsitz an Stelle des heutigen Schloss Rumpenheim
- Edelsheimsches Palais in Hanau, eine Stadtresidenz in Nachbarschaft des Hanauer Stadtschlosses, 1945 zerstört.
- Leonhardisches Schloss in Groß-Karben (1691–1790)
- der Junkerhof in Nachbarschaft der Burg Dorfelden
- Hof Eich
- Hofgut im Ortskern von Wachenbuchen
Bekannte Persönlichkeiten
- Johann Georg Seiffert Freiherr von Edelsheim (1639–1723), kurmainzischer Geheimer Rat und hanau-münzenbergischer Landespräsident
- Georg Ludwig Freiherr von Edelsheim (1740-1814), badischer Staatsminister und Minister des Auswärtigen
- Leopold Freiherr von Edelsheim-Gyulai (1826-1893), österreich-ungarischer General der Kavallerie (Vater des Leopold Graf v. E.)
- Leopold Graf von Edelsheim-Gyulai von Marosnémeth und Nádaska, Dr. jur., erbliches Mitglied des ungarischen Oberhauses, erhielt 1906 in Wien den ungarischen Grafenstand
- Ludwig von Edelsheim (1823–1872), badischer Minister
- Maximilian von Edelsheim (1897–1994), deutscher Offizier
- Philipp Reinhard Freiherr von Edelsheim, hanau-münzenbergischer Kammerpräsident (Vater von Wilhelm und Georg Ludwig v. E.)
- Wilhelm Freiherr von Edelsheim (1737-1793), badischer Minister
Literatur
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Bd. III, Band 61 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag Limbburg/Lahn 1975, S. 81
- Ferdinand Hahnzog: Das Hanauer „tolle Jahr“ 1669. In: Hanauer Geschichtsblätter. 20, 1965, S. 129–146.
- Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon, Band 3, 1868; Neudruck 1996, ISBN 3-89557-020-6, S. 29f.
Einzelnachweise
- ↑ Johannes Koltermann: Die Reise des Grafen Friedrich Casimir von Hanau zum Regensburger Reichstag 1664. In: Hanauer Geschichtsblätter. 20, 1965, S. 129–146.
- ↑ Georg Winter: Seufert von Edelsheim, Friedrich Christian, in: Allgemeine Deutsche Biographie 34 (1892), S. 52-53 Onlinefassung.
- ↑ Gyulay de Marosnémeth et Nádaska family
- ↑ Meyers Großes Konversations-Lexikon: Edelsheim
- ↑ Kleines Konversations-Lexikon: Edelsheim-Gyulai
- ↑ Edelsheim-Gyulai family