Johann Ernst von Hanxleden

deutscher Jesuit, Missionar und Orientalist
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Johann Ernst von Hanxleden, auch bekannt als Arnos Patiri, (* 1681 in Ostercappeln bei Osnabrück; † 21. März 1732 in Pazhuvil, Kerala, Indien) war Jesuit, Missionar und Orientalist.

Pater Johann Ernst von Hanxleden

Leben

Hanxleden stammte aus dem alten westfälischen Adelsgeschlecht der von Hanxleden. Mit 18 Jahren bewarb er sich für die ostindischen Missionen und trat am 3.Oktober 1699 mit zwei Patres in Augsburg zu Land die Reise nach Osten an. Über Italien zog die Gruppe zunächst nach Zypern. Dort trat von Hanxleden am 30. November 1699 auf in den Jesuitenorden ein. Über die Türkei, Kleinasien, Syrien, Armenien und Persien ging es weiter nach Bender-Abbas am persischen Meerbusen. Dort setzte die Gruppe die Reise zu Schiff nach Surat (Indien) fort. Während der Seefahrt erkrankten die beiden Patres, starben und wurden ins Meer gesenkt. Nach 15 monatiger Reise erreichte von Hanxleden in Begleitung eines Laienbruders im Dezember 1700 die Stadt Goa. Er zog bald in den Süden Indiens studierte Theologie am St. Pauls`s Seminary in Sampaloor (Kerala) und empfing dort 1705 die Priesterweihe.[1]

30 Jahre wirkte er als Missionar in Malabar. Er beherrschte Ostsyrisch, besonders Malayalam und Sanskrit, verfasste mehrere Grammatiken (Malayalam und Sanskrit), Wörterbücher (Malayalam - Portugiesisch, Sanskrit - Portugiesisch) und zahlreiche religiöse Dichtungen und Lieder. Die sprachwissenschaftlichen Werke blieben unveröffentlicht. Der Karmelit Paulinus a S. Bartholomaeo, Archivar der "Propaganda Fide" in Rom, verwertete sie zur Abfassung zweier Sanskritgrammatiken.

16 Jahre seiner indischen Missionstätigkeit verbrachte Pater Hanxleden als Pfarrer in Velur,[2] Distrikt Trichur, Kerala, wo er die St. Francis Xavier Kirche erbauen ließ, die 1712 geweiht wurde.[3][4]

Später übersiedelte der Jesuit nach Pazhuvil.[5] Pater von Hanxleden starb hier an einem Schlangenbiss nahe der St. Antonius Church und wurde bei dieser Kirche begraben. Später erbaute man ihm dort ein Denkmal, unter dem man seine Überreste beisetzte und es existiert heute auch ein Museum das die Erinnerung an ihn pflegt.[6]

Werke

  • Pancha Parvam ("Fünf Gedichte"), Verapoly (Indien) 1873 (Ernakulam 19062)
  • Puthanpana ("Neues Hymnenbuch". Rel. Lieder z. Preise des Erlösers), Alleppey (Indien) 1955
  • Dictionarium Malabaricum - Lusitanum (Rom, Vatikanische Bibliothek) (mit anderen Autoren)
  • Malayalam-Wörterbuch. (Coimbra, Universitäts-Bibliothek)
  • Leben Christi (Bonn, Kath. Missionen)

Literatur

  • Carl Platzweg: Leben deutscher Jesuiten in auswärtigen Missionen, 1882
  • Joseph Dahlmann: Die Sprachkunde und die Missionen. Ein Beitrag zur Charakteristik der älteren katholischen Missionstätigkeit, 1891, S. 18 ff.
  • Anton Huonder: Dt. Jesuitenmissionäre des 17. und 18. Jahrhunderts, 1899, S. 48, 89, 175.
  • Friedrich Wilhelm Bautz: Hanxleden, Johann Ernst. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Bautz, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 521.
  • Josef Wicki: Hanxleden, Johann Ernst. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, ISBN 3-428-00188-5, S. 644 (Digitalisat).

Einzelnachweise

  1. Webseite zum Ort Sampaloor, Kerala mit Erwähnung des dortigen Studiums und der Priesterweihe von Arnos Patiri (Johann Ernst von Hanxleden)
  2. Velur (Kerala) in der englischen Wikipedia
  3. Webseite über die Geschichte der St. Francis Xavier Kirche in Velur, Kerala, mit ausführlichren Angaben über Pater Hanxleden
  4. Homepage der der St. Francis Xavier Pfarrei in Velur, mit Bild der von Pater Hanxleden gebauten Kirche (unter dem Punkt "Photo Gallery" können weitere Bilder der Kirche aufgerufen werden)
  5. Pazhuvil in der englischen Wikipedia
  6. Webseite der St. Antony Church Pazhuvil, Kerala, mit Angaben über den Tod und das Grab von Pater Hanxleden