Vorlage:Doppeleintrag Kaiphas (eigentlich: Josef Qajjafa) war jüdischer Hoherpriester von 18-37 n. Chr. Er wurde berühmt durch die Darstellung in den christlichen Evangelien, wonach er maßgeblich an der Verurteilung Jesu von Nazareth beteiligt gewesen sein soll.
Historische Fakten
Kaiphas war der Schwiegersohn von Hannas, der von 6-15 n. Chr. das Amt des Hohenpriesters bekleidete. Kaiphas wurde im Jahr 18 n. Chr. durch den römischen Präfekten Valerius Gratus berufen. Das Amt des Hohenpriesters wurde nach jüdischem Brauch jährlich neu durch den jüdischen Sanhedrin ("Hoher Rat") an ein Mitglied der Priesteraristokratie der Sadduzäer vergeben. Insofern gilt die außergewöhnlich lange Amtszeit des Kaiphas von 19 Jahren als Folge seiner geschickten Amtsführung nach außen und innen. Da auch die jüdisch-religiösen Ämter in dieser Zeit wesentlich von dem Wohlwollen der römischen Besatzungsmacht in Palästina abhingen, wird Kaiphas in erheblichem Maße auf römische Belange Rücksicht genommen haben. Nach dem Zeugnis des jüdischen Historikers Flavius Josephus erfolgte die Absetzung des Kaiphas parallel zur Abberufung des Statthalters Pontius Pilatus im Jahr 37 n. Chr., was möglicherweise auf seine enge Verflechtung mit der römischen Macht hinweist.
Im Jahr 1990 wurde in Jerusalem in einer Familiengrabstätte aus dem 1. Jhdt. ein aufwändig verzierter Knochenkasten (Ossuar) gefunden, der die Gebeine des Kaiphas enthalten soll. Eine aramäische Inschrift lautet: "Jehosef bar Qajfa", was dem griechischen Namen "Josef, Sohn des Kaiphas" entspricht.
Bedeutung
Die Gestalt des Kaiphas hat in der Darstellung der christlichen Evangelien eine äußerst zwiespältige Berühmtheit gewonnen. Nach den Passionserzählungen der Evangelisten Matthäus (Mt 26,3.57) und Johannes (Joh 11,47-53; 18,12-28) war der jüdische Hohe Rat und namentlich der amtierende Hohepriester Kaiphas federführend beteiligt an der Auslieferung Jesu an die Römer, die seine Kreuzigung betrieben.
Nach Mt 26,59-68 suchte der jüdische Hohe Rat durch Falschaussagen Jesus einer Gesetzesübertretung zu überführen. Matthäus schildert dann das Urteil des Hohenpriesters (Kaiphas), das auf "Gotteslästerung" lautet und vom Hohen Rat mit dem Todesurteil gegen Jesus belegt wird (Mt 26,65-66).
Nach Joh 11,49-52 gab Kaiphas seinen Ratskollegen schon vor der Verhandlung den entscheidenden Hinweis: "Es ist nützlich für euch, wenn ein Mensch sterbe für das Volk, und nicht die ganze Nation zugrunde gehe". Johannes kennzeichnet diese Aussage jedoch ausdrücklich als Prophetie (Joh 11,51), so dass sie sich einer moralischen Einordnung weitgehend entzieht.
Dennoch hat die Darstellung des Kaiphas bei Matthäus und Johannes in der Geschichte des Christentums zu erheblichen antijüdischen Tendenzen geführt. Die Frage nach der Schuld am Tod Jesu wurde so häufig Anlass zu generell judenfeindlichen Einstellungen und Verhaltensweisen. Dabei wurde häufig nicht ausreichend zur Kenntnis genommen, dass die Sichtweisen der Evangelien nicht unbedingt historisch gesicherten Tatsachen entsprechen, sondern vielmehr einer Absicht, die religiöse Gestalt und Botschaft Jesu zu vermitteln.