Eine strategische Ölreserve dient dazu, einen Erdöl-Versorgungsengpass eines Landes aufzufangen.
Hintergrund
Seit der Entdeckung großer Erdöllager im Süden der Vereinigten Staaten hat Erdöl Kohle als Energieträger abgelöst. Keiner der für die menschliche Gesellschaft elementaren Bereiche, insbesondere aber Landwirtschaft und Transport kommen ohne Öl aus. Da ein großer Teil der Lagerstätten im Nahen Osten konzentriert ist, muss das Öl zu den Verbrauchern transportiert werden. Dieses geschieht durch Öltanker und Pipelines.
Reserven ausgewählter Länder
Deutschland
Sie umfasst in Deutschland den volumenmäßigen Verbrauch von 90 Tagen, was 23 Millionen Tonnen Rohöl (410 Millionen US Barrel), Heizöl und Benzin entspricht. 10,2 Millionen Tonnen sind Rohöl und 12,8 Millionen Tonnen Öl-Produkte. Der Wert der Reserven erreicht bei einem Ölpreis von etwa 70 Dollar pro Barrel rund elf Milliarden Euro. Unabhängig von der strategischen Reserve bestand eine sogenannte Bundesrohölsreserve aus 7,32 Millionen Tonnen, die von 1974 bis 1981 aufgebaut wurde und in Salzstöcken in der Nähe von Wilhelmshaven, Bremen, Hamburg und einem weiteren Ort gelagert wurde. 1997 wurde von der damaligen Bunderegierung der Verkauf dieser Reserve angeordnet. Heute sind an verschiedenen Standorten in der Bundesrepublik verschiedene Kraftstoffe, Diesel- und Heizöl sowie Flugbenzin gelagert, die, weil schon raffiniert, schnell abrufbar sind.
Obwohl sich die Bevorratungspflicht der EBV auf 90 Tage beläuft, ist der Gesamtvorrat an Rohöl und Ölprodukten in der Bundesrepublik Deutschland wesentlich höher. Hohe Mengen werden freiwillig von den Verbrauchern, besonders im Heizölbereich gelagert. Weiterhin besitzen Raffinerien operative Bestände zur Sicherstellung ihres Produktionsbetriebes.
Die gesetzliche Grundlage für die Ölreserve wird durch das Gesetz über die Bevorratung mit Erdöl und Erdölerzeugnissen oder Erdölbevorratungsgesetz (ErdölBevG) gewährleistet und vom Erdölbevorratungsverband (EBV) überwacht, in dem alle deutschen Unternehmen Mitglied sind, die Öl einführen oder verarbeiten - also auch die großen Mineralölkonzerne.
USA
Die nationale Ölreserve (Strategische Ölreserve) der USA mit einer Kapazität von 727 Millionen Barrel (116 Mio. m3) Rohöl lagert in ehemaligen Salzstöcken in Texas und Louisiana und wird in Krisensituationen angezapft. Die Depots wurden aufgrund der Erfahrungen der weltweiten Ölkrise 1973 angelegt. Das Öl wird in mehr als 1000 Metern Tiefe in unterirdischen Salzstöcken gelagert, die zu diesem Zweck mit Wasser ausgespült wurden. Die vier Lagerstätten der Ölreserve liegen am Golf von Mexiko. Die einzelnen ölgefüllten Kavernen haben Ausmaße von 600 Metern Tiefe und 60 Meter Höhe und fassen 5 bis 30 Millionen Barrel.
Da die Lagerstätte von unten durch die Erdwärme geheizt wird, entsteht eine Zirkulation der Flüssigkeit (Konvektion). So bleibt die Zusammensetzung des Öls konstant, weil keine Bestandteile sedimentieren können. Das heißt, dass das Öl über Jahrzehnte hinweg ohne Qualitätseinbußen gelagert werden kann.
Die USA kann ihren gesamten Erdölbedarf für 35 Tage mit der strategischen Ölreserve decken, denn das Land braucht täglich rund 20 Millionen Barrel Öl. Mit Rationierungsmaßnahmen würde es bis zu 60 Tage reichen.
Nach den Terroranschlägen 2001 ließ US-Präsident Bush die Ölreserven bis zur vollen Lagerkapazität auffüllen. Nach dem Energiepreisschock 2005 wurden die Ölreserven erstmals freigegeben.