Leopold Wilhelm von Dobschütz (* 1. Januar 1763? in Brieg, Niederschlesien; † 3. Februar 1836 in Zölling, Kr. Freystadt, Niederschlesien) war ein preußischer General der Kavallerie.
Leopold Wilhelm von Dobschütz entstammt einer alten schlesischen Adelsfamilie, doch gibt es - trotz detaillierter Dokumentation seiner militärischen Laufbahn - keinen einzigen Hinweis auf seine Eltern. Selbst zu seinem Geburtsdatum gibt es verschiedene Angaben (Das Jahr 1763 wird durch die Grabsteininschrift und die „Rangliste der Königlich Preußischen Armee für das Jahr 1801" belegt; im Trauschein von 1787 ist sein Alter mit 28 Jahren angegeben, wonach er schon 1759 geboren wäre).
Nach dem Besuch des Gymnasiums in Brieg begann er seine militärische Laufbahn 1777 als Junker im Dragoner-Regiment Nr.11 (v. Mitzlaff, später v. Bosse, v. Voss), wurde 1778 zum Fähnrich befördert und nahm noch im selben Jahr an einem Feldzug im Bayerischen Erbfolgekrieg teil. 1785 wurde er zum Sekonde-Leutnant im Dragoner-Regiment befördert und heiratete zwei Jahre später, 1787, Henriette von Braun. 1791 wurde er zum Premier-Leutnant, 1793 zum Stabskapitän (Hauptmann) befördert und war noch in diesem Jahr Teilnehmer im 1. Koalitionskrieg gegen die Franzosen (Schlacht bei Pirmasens und Kaiserlautern, Gefecht bei Trippstadt). 1794 wurde er Major - noch immer im Dragoner-Regiment Nr.11 (v. Voss) - mit Garnison in Grünberg und dort 1799 zum Chef der 4. Eskadron ernannt. Während dieser Zeit ließ Dobschütz in Grünberg zweimal wöchentlich eine stärkende Rumford-Kraftsuppe an Soldatenkinder und Arme ausgeben (1804). 1805 Beförderung zum Oberstleutnant, 1806 zum Oberst mit Teilnahme am schlesischen Feldzug mit anschließender Gefangenschaft.
Am 13.3.1807 vom König bereits zur Auswechslung notiert, leitete er nach dem Frieden von Tilsit aber noch als Oberst die Auswechselung der Kriegsgefangenen. 1809 zog er sich widerwillig ins Zivilleben auf sein Gut Zölling zurück. 1812 war er Landrat seines heimatlichen Landkreises Freystadt. Später (1817) erwarb er noch die Güter Ober- und Nieder-Briesnitz sowie Schönbrunn im Kreis Sagan.
In diesen Jahren seines Zivilstandes hatte er mehrmals schriftlich, aber immer wieder vergeblich den preußischen König Friedrich Wilhelm III. um Wiederaufnahme in die Armee ersucht. Mit Beginn der Befreiungskriege bat er noch am Tag der preußischen Kriegserklärung an Frankreich (16.3.1813) um sofortige Wiederaufnahme in den Militärdienst. Diesmal wurde seinem Gesuch stattgegeben und Oberst von Dobschütz zum Präses des Organisationskomitees zur Errichtung der schlesischen Landwehren ernannt.
Am 6.5.1813 wurde Dobschütz Divisions-Chef der 2. Division der schlesischen Landwehr der Kreise Glogau, Sagan, Sprottau, Schwiebus und Grünberg. Mit dieser Einheit behauptete er am 27.5. den Oder-Übergang bei Crossen gegen die Franzosen und übernahm am 4.8.1813 mit Beförderung zum Generalmajor das zum 4. Armeekorps (von Tauentzien) gehörende Reservekorps. In dieser Funktion hatte Dobschütz an den Siegen der Verbündeten in den Schlachten von Großbeeren, Zahna und Dennewitz großen Anteil, besiegte die Franzosen selbst am 19. September 1813 bei Mühlberg und begann am 20.11.1813 mit der Belagerung der Festung Wittenberg. Aber erst am 13. Januar 1814 gelang die Einnahme dieser wichtige Festung. Danach war er Befehlshaber des Blockade-Korps der Zitadelle von Erfurt und Kommandanten von Erfurt (16.5.1814). Am 19.10.1814 wurde Dobschütz zum Militär-Kommandanten im Königreich Sachsen während der preußischen Okkupation mit Sitz in Dresden ernannt. Hier ließ er per Dekret das Tabakrauchen in der Stadt verbieten.
Nach dem Pariser Frieden wurde er ab 8.4.1815 General-Gouverneur der jetzt zu Preußen gehörenden Rheinprovinzen in Aachen, am 22.6. kommandierender General am Rhein und am 3.10. Chef der 1. Brigade in Koblenz. Ab 25.10.1816 Brigade-Chef in Glogau. 1817 erfolgte seine Beförderung zum Generalleutnant und Kommandeur der 12. Division. Im Sommer 1825 war er Stellvertreter des Kommandierenden Generals des 5. Armee-Korps (von Roeder). Am 18.6.1823 wurde General von Dobschütz schließlich Gouverneur von Breslau. Gleich nach der Feier seines 50-jährigen Dienstjubiläums (10.5.1827) nahm er aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes am 29.5.1827 als General der Kavallerie seinen Abschied und zog sich auf sein Gut Zölling in den Ruhestand zurück. 1830 bat er durch mehrmaliges Ersuchen um Wiedereinstellung, doch der König lehnt ab. Zuletzt begegnet General von Dobschütz seinem König im Jahr 1832 anlässlich eines Treffens in Bad Teplitz.
Leopold Wilhelm von Dobschütz starb am 3. Februar 1836 auf seinem Gut Zölling im Kr. Freystadt (Niederschlesien).
Für seine Verdienste in den Befreiungskriegen wurde er Dres. h.c. mult. der Universität Erfurt und Dr. phil h.c. der Universität Wittenberg, außerdem war er Träger zahlreicher höchster Orden und Auszeichnungen, Bruder im 4. Grad der Freimaurer-St. Johannisloge zur Eintracht im Orient von Berlin und der St. Johannisloge zur biederen Vereinigung im Orient von Groß-Glogau (1817), Mitglied der Militärischen Gesellschaft zu Berlin (1802 - 1805). In der Lutherstadt Wittenberg (Elbe) gibt es noch heute die nach ihm benannte Dobschütz-Straße (seit 1934) und eine Gedenktafel mit Hinweis auf die 1864 nach ihm umbenannte Festung.
Am 27.11.1787 hatte er auf Gut Zölling Sophie Henriette Elisabeth von Braun (1770 - 1854) geheiratet, älteste Tochter des Erbherrn auf Zölling und Girbichsdorf Hans Carl Christoph von Braun und der Maria Sophia von Lehwald. Die Ehe blieb kinderlos, allerdings war ein Neffe der Ehefrau, Friedrich Heinrich Konrad Viktor von Lützow (1818 - 1831), in Pflege genommen worden.
Literatur
Sigismund von Dobschütz: General Leopold Wilhelm von Dobschütz - Wittenbergs Befreier aus Franzosennot - Ostdeutsche Familienkunde OFK, Heft 3/1992, Seite 81f., Verlag Degener & Co, Neustadt (Aisch).