Mathäus Günther (* 7. September 1705 in Peißenberg, Ortsteil Tritschenkreut, † 30. September 1788 in Haid bei Wessobrunn war ein bedeutender bayerischer Maler und Graphiker der Zeit des Barock und Rokoko.
Biographie
Mathäus Günther kam als erstes von zwölf Kindern der Bauersleute Hans und Agathe Günther in einer Zeit zur Welt, in der das Kurfürstentum Bayern unter kaiserlich-österreichischer Besatzung litt. Die verhängnisvolle Kette der Ereignisse gipfelte in der Sendlinger Mordweihnacht 1705 und dem Massaker am Handlberg bei Aidenbach am 8. Januar 1706.
Vermutlich begegnete Günther in der Schule im Benediktinerkloster Wessobrunn früh einigen der zeitweise bis zu 300 dort beschäftigten Künstlern und zeigte Interesse an der Malerei. In Wessobrunn, dem Fundort des ersten schriftlich erhaltenen Textdokuments in deutscher Sprache, des Wessobrunner Gebets, arbeiteten in der Zeit des Barock und Rokoko Baumeister, Freskenmaler und Stuckateure in ihrem unverwechselbaren und europaweit bekannten Stil der Wessobrunner Schule zusammen. Unter ihnen waren die Brüder Zimmermann, die am Ende ihrer Laufbahn mit der Wieskirche bei Steingaden ein Kunstwerk schufen, das heute von der UNESCO zum „Weltkulturerbe“ gerechnet wird.
Es ist nicht bekannt, wer zuerst das künstlerische Potenzial des jungen Mathäus Günther entdeckte und förderte, jedenfalls übernahm er, obwohl Erstgeborener und damit eigentlich privilegiert, nicht den elterlichen Hof, sondern absolvierte im nahen Murnau am Staffelsee eine Lehre als Maler und arbeitete danach von 1723 bis 1728 in München als Geselle von Cosmas Damian Asam, dem älteren der berühmten Brüder Asam.
Im beginnenden 18. Jahrhundert hatten sich im süddeutschen und alpenländischen Raum München, Innsbruck, Konstanz und Ulm auf dem Gebiet der Freskomalerei zu einer starken Konkurrenz für die früher führende Freie Reichsstadt Augsburg entwickelt. Die Auftragslage der Augsburger Werksstätten war daher relativ schlecht, bis der in Düsseldorf bekannt gewordene junge Maler Johann Bergmüller aus Mindelheim sich dort niederließ und schnell Erfolg und Ruhm als Maler von Altarbildern, Zeichner von Kupferstichen und Freskant erntete. Er wurde zum Leiter der Augsburger Kunstakademie berufen, die sich unter ihm stark vergrößerte.
Günther zog nach den Gesellenjahren bei Asam ebenfalls nach Augsburg und erwarb 1731 durch Einheirat die so genannte Meistergerechtigkeit, die noch in der mittelalterlichen Rechtsordnung wurzelte und erforderlich war, um als zugezogener Künstler Augsburger Bürger mit allen bürgerlichen Rechten zu werden.
1761 verwitwete Günther und heiratete ein Jahr später die zweiundzwanzigjährige Witwe seines Wessobrunner Freundes Georg Übelhör, der sich in Augsburg einen guten Ruf als Stuckateur erworben hatte. Im selben Jahr konnte Mathias Günther aufgrund seines hohen Ansehens die Nachfolge Bergmüllers als Leiter der Augsburger katholischen Kunstakademie antreten.
Ab etwa 1770 begann der künstlerische Ruf Augsburgs wieder zu verblassen. Einige bekannte Künstler verstarben und es mangelte an Nachfolgern. Die mit dem Rückgang der Förderung einhergehende Verarmung führte zusätzlich zur Abwanderung vieler Künstler. Der Stadt fehlten die Mittel, um weiter mit aufstrebenden Städten wie München, Stuttgart, Mannheim, Berlin oder Wien Schritt halten zu können, Versuche zur Wiederbelebung des Kunstbetriebes scheiterten. Enttäuscht schied Günther 1784 aus dem Amt des Direktors der Akademie aus und zog sich in das Dorf Haid bei Wessobrunn zurück, wo er vier Jahre später verschied
Werk
In etwa 55 Schaffensjahren prägte Günther bis 1787 die Rokokomalerei im süddeutschen-bayerischen Raum bis nach Württemberg, Franken und Tirol, wo er 40 Kirchen ausstattete. Das nachgewiesene Gesamtwerk umfasst etwa 70 Fresken und 25 Tafelbilder.
Ungesichert, aber wahrscheinlich, ist seine Mitarbeit 1723/24 bei der Ausstattung des auch als Barockjuwel Tirols bezeichneten Innsbrucker Doms als Geselle des älteren Asam.
Sein erstes allein verantwortetes größeres Werk war das 1732 geschaffene Deckenfresko in der Pfarrkirche von Druisheim unweit von Donauwörth.
1740 malte er das Deckenfresko in der Vorhalle des Klosters Neustift bei Brixen, auf dem die Gründung des Stiftes dargestellt ist, sowie die Fresken im Schiff der Stiftskirche, die von dem Kunsthistoriker Georg Schrott als schönste Barockkirche Südtirols eingeschätzt wird. Hier erwies sich Günther bereits als Meister der illusionistischen Malerei, wie die dargestellten Scheinwölbungen eindrucksvoll zeigen. Unverkennbar ist der Einfluss des venezianischen Meisters Battista Tiepolo, den er in Würzburg kennengelernt hatte, wo Günther das Käppele ausstattete, während Tiepolo zeitgleich das berühmte Deckengemälde im Treppenhaus der bischöflichen Würzburger Residenz schuf.
Besonders deutlich wird der Einfluss des Venezianers in Günthers Spätwerk wie der 1779 ausgemalten Dorfkirche von Grins im Tiroler Inntal, wo Günther in tiepoloähnlicher Szenerie allegorische Motive der personifizierten Kirche auftreten lässt, die den vier damals bekannten Erdteilen Zuflucht bietet.
In Augsburg selbst finden sich nur vier Werke von Günthers Hand, unter anderem in der Antoniuskapelle und im Kongregationssaal der Jesuiten.
Günthers lebenslanger Verbundenheit mit Wessobrunn zeigt sich einerseits in der Freundschaft mit Übelhör, andererseits in der engen Zusammenarbeit mit den Stuckateuren Franz Xaver und Michael Feichtmayr, mit denen Günther häufig in Tirol tätig war.
Werkauswahl
Außer den oben genannten sind die folgenden Werke Günthers besonders erwähnenswert:
- Die Klosterkirche der Augustiner Chorherren in Indersdorf im Landkreis Dachau,
- Benediktinerkloster Amorbach im Odenwald
- Kloster Stift Wilten, Wilten, Innsbruck
- Schloss Sünching im Landkreis Regensburg in der Oberpfalz
- Benediktinerabteikirche St. Marinus und Anianus in Rott am Inn
- Kirchen in Abtei, Mittenwald, Schongau und Oberammergau
- Klosterkirche Mariä Geburt in Rottenbuch
- Wallfahrtskirchen auf dem Hohen Peißenberg und Maria Aich in Peißenberg
- Pfarrkirche St. Quirinus, Benediktinerkloster Tegernsee,
- Deckenfresko der Klosterkirche im Benediktinerstift Fiecht, Vomp
- Waalhaupten bei Kaufbeuren im Unterallgäu (dort war Günther 82-jährig noch tätig)
Literatur
Matthäus Günther 1705-1788. Festliches Rokoko für Kirchen, Klöster, Residenzen. Katalog, 1988
Personendaten | |
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NAME | Günther, Mathias |
KURZBESCHREIBUNG | Maler,SuckateurBrockRokoko |
GEBURTSDATUM | 7. September 1705 |
GEBURTSORT | Peißenberg |
STERBEDATUM | 30. September 1788 |
STERBEORT | Haid bei Wessobrunn |