New Orleans

Stadt im US-Bundesstaat Louisiana
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New Orleans ist die größte Stadt im Bundesstaat Louisiana in den USA. Die Stadt gilt als Industriezentrum mit einem großen Hafen, der den Fluss Mississippi mit dem Golf von Mexiko verbindet.

Stadtansicht von New Orleans

Geographische Daten

 
Lake Pontchartrain, USA

Die Stadt liegt im Mississippi-Delta und hat eine Fläche von 907,0 km². 467,6 km² sind Land, 439,4 km² sind Wasser (48,34 %).

Bei ihrer Gründung bebauten französische Siedler ein kleines, etwas höher gelegenes Stück Land, das heute als „French Quarter” bekannt ist. Das Gebiet des heutigen New Orleans ist erst seit 2500 Jahren aus vom Fluß angeschwemmten Sediment (Fluviatiles Sediment) entstanden. Es ist größtenteils ein mehrere hundert Meter tiefer Sumpf, welcher sich durch sein eigenes Gewicht verdichtet und wenn nicht weiteres Sediment abgelagert wird unter den Meeresspiegel sinkt. Seitdem der Mississippi von den Franzosen und anschließend vom U.S. Army Corps of Engineers eingedeicht wurde, sinkt das Gebiet von New Orleans um etwa acht Millimeter pro Jahr. In der Stadt liegen 70 % der Fläche bis zu 2 m unterhalb des Meeresspiegels, wobei der angrenzende 1839 km² große Brackwassersee Pontchartrain, über die Wasserstraße Rigolets Strait und der Lagune Lake Borgne mit dem Golf von Mexiko verbunden ist und somit einem temporären Anstieg des Wasserspiegels im Golf folgt. Wegen der tiefen Lage New Orleans und dem damit verbundenen sehr feuchten Bodens gibt es in der Stadt keine herkömmlichen Friedhöfe, weil Seuchen befürchtet werden. Seit 1830 werden die Toten in Mausoleen - diese "city of the dead" ist eine Touristenattraktion - beerdigt.[1]

Gegenüber dem Fluss im Süden liegt ein neun Meter hoher Deich und gegenüber dem See im Norden ein fünf bis sechs Meter hoher Deich. Dadurch hat der Stadtumriss die Form einer Sichel und New Orleans wird deshalb als „Die Sichelstadt“ (im engl. Original The Crescent City) bezeichnet.

In den 1910er Jahren legte A. Baldwin Wood die Stadt, die von Sümpfen umringt war, mit zahlreichen großen Pumpen trocken. Der auf der südlichen Seite des Mississipi gelegene nahe Naturpark Barataria Preserve in Marrero, Louisiana zeigt Reste der ursprünglichen Landschaft im Mississippi-Delta. Ein Drainagesystem von mehrern hundert Kilometern Länge durchzieht heute New Orleans und entwässert über 22 Pumpstationen die gesamte Stadt bei starkem Regen. Dabei kann eine Wassermenge pro Stunde in den See gepumpt werden, die einer Niederschlagsmenge von 30 mm entspricht. Durch die Trockenlegung konnte New Orleans um erhebliche Flächen erweitert werden.

Bevölkerung

Die Stadt selbst hatte etwa 490.000 Einwohner, im Großraum New Orleans ('Metropolitan Area') lebten etwa 1,3 Millionen Menschen. Aufgrund einer totalen Evakuierung aufgrund der Folgen des Hurrikanes "Katrina" beträgt die aktuelle Einwohnerzahl noch ca. 80.000. In den kommenden Tagen sollen alle verbliebenen Zivilisten aus der Stadt gebracht werden. Angesichts der dramatischen Verwüstungen in New Orleans ist die Zukunft der Stadt unklar.

Die Bevölkerungsdichte betrug 989 Einwohner/km². In der Stadt lebten 28,05 % Weiße, 67,25 % Afro-Amerikaner, 0,20 % „Native Americans“, 2,26 % Asiaten und 3,06 % Hispano-Amerikaner.

Trotz des französischen Namens der Stadt wird kaum noch französisch gesprochen; nur noch im Tourismusbereich wird das Französisch hervorgehoben. Nur sehr wenige der älteren Stadtbewohner sprechen überhaupt noch das sogenannte Cajun-Französisch als einzige Sprache. Vereinzelte Gemeinschaften, wo das Cajun Verkehrssprache ist, gibt es in Südwestlouisiana.

Klimatologie

New Orleans liegt im Einzugsgebiet von Hurrikanen. Bei Hurrikanen handelt es sich um tropische Stürme, die sich zwischen Mai und Oktober über dem Atlantischen Ozean bilden. Der bisher verheerendste Hurrikan "Katrina" traf die Stadt am 29. August 2005 und kostete wahrscheinlich tausenden Menschen das Leben. Er sorgte für die fast vollständige Verwüstung der Stadt, die so verheerend war, dass viele einen Wiederaufbau für unmöglich halten.

Geschichte

Während der Kolonialzeit wurde New Orleans unter dem französischen Namen La Nouvelle-Orléans (Neu-Orléans in Erinnerung an die Stadt Orléans in Frankreich) von dem Franzosen Jean Baptiste LeMoyne, Sieur de Bienville, 1718 gegründet. Sie wurde 1722 die Hauptstadt von Louisiana. 1763 ging die Kolonie im Rahmen des Abkommens von San Ildefonso als geheime Provision an das Spanische Königreich. Bis 1766 wurde aber kein spanischer Gouverneur eingesetzt. Einige der frühen französischen Siedler waren mit der spanischen Herrschaft nicht zufrieden und baten wiederholt darum, dass Louisiana wieder zurück an Frankreich ginge.

1795 gewährte Spanien den USA das „Recht auf Niederlassung“ und erlaubte den Amerikanern den Hafen der Stadt zu nutzen. 1801 ging Louisiana, nachdem Napoleon I. Spanien erobert hatte, wieder an Frankreich zurück. Zwei Jahre später (1803) verkaufte Napoleon Louisiana für 15 Millionen Dollar an die Vereinigten Staaten. Zu dieser Zeit hatte New Orleans ca. 10.000 Einwohner.

 
Historische Karte (um 1888)

Von seinen frühen Tagen an war New Orleans bekannt für seine kosmopolitische und polyglotte Bevölkerung und die zahlreichen Kulturen, die dort existierten. Die Stadt wuchs schnell mit Einflüssen aus Frankreich, Amerika und dem kreolischen Frankreich. Während des Krieges von 1812 versuchten die Briten die Stadt zu erobern, sie wurden aber von den von Andrew Jackson angeführten Truppen einige Meilen flussabwärts der Stadt am 8. Januar 1815 zurückgeschlagen (Schlacht von New Orleans).

Die Stadtbevölkerung verdoppelte sich in den 1830ern und 1840ern und New Orleans wurde die größte Stadt im amerikanischen Süden und außerhalb des "Atlantic Seaboards". bis 1849 war New Orleans die Hauptstadt des Staates Louisiana, später wieder von 1865 bis 1882. Der Hafen war vor allem für den Sklavenhandel wichtig, obwohl New Orleans gleichzeitig die Stadt mit den meisten farbigen Personen Nordamerikas war. Die Bedeutung der Stadt nahm zu, als die Regierung 1838 eine lokale Münze einrichteten, neben den beiden anderen Münzen im Süden in Charlotte und Dahlonega. Im Gegensatz zu den beiden anderen Münzen wurden in New Orleans neben Gold- auch Silber-Münzen geprägt, was zu der Stellung als wichtigste Prägeanstalt im Süden beigetragen haben könnte.

Im Amerikanischen Bürgerkrieg wurde es sehr früh von der Union kampflos erobert. Dadurch ist ein Großteil der historischen Gebäude erhalten geblieben. Auch heute bewahrt es den historischen Flair des Reichtums, der während des 19. Jahrhunderts hier herrschte. Ein wichtiger Anziehungspunkt im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert war der berühmte Rotlichtbezirk Storyville.

New Orleans im 20. Jahrhundert

Bis ins 21. Jahrhundert hinein war New Orleans vor allem für seine kreolische und seine Voodoo-Kultur bekannt, die mit dem Sklavenhandel aus Afrika nach Amerika gekommen war. Auch der Jazz erlebte hier vor allem in den 20ern seine große Blüte. Zur selben Zeit wurden zur Modernisierung des Stadtbilds die alten gusseisernen Balkone der Canal Street entfernt. In den 1960er Jahren wurde die Canal Streetcar Line durch Busse ersetzt. Beide Maßnahmen wurden in den 1990er Jahren wieder rückgängig gemacht.

1965 erlebte New Orleans seine bis dahin schlimmste Hurrikankatastrophe. Der Hurrikan Betsy setzte einen Großteil der Stadt unter Wasser und machte viele tausende Bewohner New Orleans und Louisianas obdachlos.

Zum Ende des Jahrhunderts begann der Tourismus in der Stadt zu boomen und entwickelte sich zu einem wichtigen wirtschaftlichen Zweig. Altstadtviertel wie das French Quarter betreiben heute fast ausschließlich Tourismus.

Hurrikankatastrophe

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Das überschwemmte New Orleans mit dem Superdome am 31. August 2005

Am 28. August 2005 wurde New Orleans vom Hurrikan Katrina heimgesucht und damit Opfer der bis dahin schwersten Naturkatastrophe auf US-amerikanischem Boden. Mit einer Stärke der Kategorie 4 (später 5) auf der Saffir-Simpson-Hurrikan-Skala war er einer der vier schwersten Hurrikane, die in den USA gemessen wurden. Neben den Schäden durch den Hurrikan selbst wurde die Stadt anschließend fast vollständig überschwemmt. Zuvor war vergeblich versucht worden, die erste Zwangsevakuierung in der Geschichte der USA durchzusetzen. Für zehntausende Menschen, die keine Gelegenheit hatten, die Stadt zu verlassen, wurden einige behelfsmäßige Notunterkünfte eingerichtet, unter anderem im Superdome, dem Stadion der Stadt mit einer Kapazität von 50.000 Personen. Etwa 30.000 Menschen nahmen diese Zuflucht in Anspruch.

Nachdem New Orleans von den Randausläufern des Hurrikans in Mitleidenschaft gezogen wurde, brachen mehrere Deiche, worauf das Wasser des Lake Pontchartrain die Stadt fast vollständig überschwemmte. Unterspülte Gebäude brachen zusammen und verschlimmerten die Situation deutlich. Der als Notunterkunft genutzte Superdome wurde mit Wasser, Müll und Schutt zugespült, war aber dennoch Ziel weiterer Flüchtlingsströme, da die Armee dort angeblich Wasser und Essen unter den Bedürftigen verteilen sollte. Gleichzeitig verschlechterten sich die Bedingungen durch Wasser- und Stromausfall im Innern des Stadions.

Als das Ausmaß der Überflutung deutlich wurde, beschloss die Regierung am 31. August, die Stadt – und damit auch den Superdome – komplett zu evakuieren. Ziel war zunächst der Astrodome von Houston, dessen Kapazitäten jedoch bereits nach einem Tag ausgeschöpft waren.

In der Stadt herrschen zur Zeit Unruhen und Plünderungen, worauf der Ausnahmezustand und Gesundheitsnotstand, ausgerufen wurden. In einigen Gebieten mussten Hilfsmaßnahmen und Evakuierungen zeitweise ausgesetzt werden, nachdem Hubschrauber beschossen und Rettungsmannschaften angegriffen wurden. Zur Zeit versuchen Soldaten und Polizisten die Ordnung wieder herzustellen und Krankenhäuser vor Plünderungen zu schützen. Der Bürgermeister beschimpfte in einer Livesendung die Bundesregierung wegen schleppender Hilfeleistung. Unter Tränen sagte er: "Die Stadt stirbt!"

Während der Ruf nach einem schnellen Wiederaufbau mit entsprechender staatlicher Unterstützung lauter wird, mehren sich auch Zweifel an der Sinnhaftigkeit. Experten diskutieren, ob New Orleans aufgegeben werden sollte, da in Zukunft mit einer Verschlechterung der Situation zu rechnen sei.

Sehenswürdigkeiten

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New Orleans’ Innenstadt

Sehr bekannt ist das French Quarter, das noch aus der französischen und spanischen Zeit stammt und an den Mississippi, die Rampart Street, die Canal Street und die Esplanade Avenue grenzt. Vor allem der Französische Markt, ein Platz wo die Choctaw Indianer mit dem "weißen Mann" handelten, war ein großer Anziehungspunkt für Touristen.

Es gibt noch zwei aktive Straßenbahnlinien, die Riverfront-Linie, auch bekannt als Ladies in Red, weil die Wagen rot lackiert sind. Sie läuft parallel zum Fluss von der Canal Street in das Französische Viertel. Außerdem gab es noch die Linie St. Charles (grüne Wagen), die New Orleans mit der Vorstadt Carrolton verbindet, sowie die -in den fünfziger Jahren eingestellte- `desire´ Linie. Nach letzterer benannte Tennesse Williams sein bekanntes Stück `a streetcar named desire´ = Endstation Sehnsucht.

 
New Orleans’ Straßenbahn (rot)

In der St. Charles Avenue befinden sich die Universitäten Tulane und die Loyola und zahlreiche herrschaftliche Villen aus dem 19. Jahrhundert.

Wegen des feuchten Bodens sind die Friedhöfe in New Orleans seit 1830 oberirdisch mit Krypten angelegt. Die Stadt entwickelte ihre eigene Art der Begräbnisse: Eine traditionelle Jazz-Funeral wird von einer Marching Band begleitet, die traurige, auf das Jenseits ausgerichtete Musik (Hymnen) auf dem Weg zur Beerdigung hin und fröhliche, weltliche Musik (Hot Jazz) auf dem Weg zurück spielt. Diese Tradition ist heute zur reinen Touristenattraktion verkommen.

New Orleans war immer ein Zentrum der Musik. Es vermischte europäischen Stil mit dem aus Lateinamerika und afroamerikanischen Kulturen. Vor allem der Jazz mit Blechbläsern hat seine Wurzeln in New Orleans. Jahrzehnte später wurde es bekannt für den Rhythm and Blues, der den Rock ’n’ Roll maßgeblich prägte.

 
New Orleans’ Friedhof

Außerdem ist die Stadt für ihr Essen bekannt. Die Spezialitäten reichen von Po’boy (von poor boy) und Muffaletta Sandwiches bis zu Golf-Austern und anderen Meerestieren. Zahlreiche kreolische Gerichte wie Etoufee, Jambalaya und Gumbo kann man ebenfalls in New Orleans zu sich nehmen. Die Montag-Abend-Spezialität sind rote Bohnen mit Reis. (Louis Armstrong hat seine Briefe oft mit „red beans and ricely yours“ unterschrieben).

Die bekannteste Feier in New Orleans ist das Mardi Gras (Fetter Dienstag), das in anderen Städten als Karneval bekannt ist.

Bedeutung gewonnen hat auch das Jazzfest Ende April bis Anfang Mai. Etwa zehn Tage lang werden in der ganzen Stadt, im öffentlichen Raum, in jeder Bar, Konzerte veranstaltet, die weit über das Genre des Jazz hinausgehen (Rock, Blues, Zydeco).

Berühmte Einwohner von New Orleans sind vor allem Musiker wie Fats Domino, Dr. John, Pete Fountain, Branford, Ellis und Wynton Marsalis, Master P., Schauspieler wie John Goodman, die Köche Paul Prudhomme und Emeril Lagasse und die Autorin Anne Rice.

Frühere berühmte Einwohner waren:

Söhne und Töchter der Stadt

Siehe auch: French Quarter, Louisiana, Memphis, Tennessee, Cajuns, New Orleans Saints

Wirtschaft

Verkehr

Der ÖPNV wird durch die Regional Transit Authority New Orleans, kurz RTA New Orleans betrieben. Außerdem gibt es noch einen Anschluss der Eisenbahngesellschaft Amtrak.


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